Drei „first light“ der besonderen Art auf der Silvretta (07. Bis 10.Juli 2010)
<i>Ort: Bielerhöhe bei 2034 ü.NN
Datum: Mittwoch 07. Juli und Donnerstag 08. Juli
Wetter: klar, trocken, fst 7+, milde +1° Cels.
Ausrüstung: 16 Zoll f 4,2 Dobson
Okulare: 20mm, 13mm, 9mm, 7mm und 5mm und gelegentlich mal 3,5mm
Filter: UHC und OIII
Kommentare: illustre Runde mit Reiner M., Ronald S., Uwe G., Klaus V., Thomas J., Michael und Matthias K….und zwei „tollwütige“ Füchse.</i>
<i> „Die ausgeschütteten Endorphine wirken immer noch!“</i>
Es waren für mich zwei Beobachtungsnächte der ganz besonderen Art.
Zuallererst mein persönlicher „first light“ unter Alpenhimmel, dazu „first light“ meines neuen „gebrauchten“ 16er Selbstbau-Dobson -erstanden bei einem Abendessen in Fischbachau in Obb.- und last but not least „first light“ eines echten „dicken Brummer“. Hierzu wird uns der Inhaber und Erbauer hoffentlich ausgiebig berichten, an Bildmaterial sollte es m.E. nicht mangeln.
Die Planung verlief wenige Tage vorher relativ kurzfristig per Mail. Hierzu meinen pers. Dank an Uwe, dass ich in dieser illustren Runde aufgenommen wurde. Meinen pers. Dank gilt auch an den Teilnehmern, die mich wahrscheinlich ungefragt dulden mussten…(hahahaha…)
<i>Die illustre Runde (nicht im Bild Matthias K.)</i>
Am Mittwoch ging es dann nach Feierabend um 16 Uhr über die A95, Garmisch-Partenkirchen, Inntalautobahn, Landeck direkt zur Bielerhöhe. Die Hinfahrt war wunderschön. Kristallklarer Himmel und traumhaftes Alpenpanorama, und die Fahrzeit verging wie im Fluge. Um ca. 19 Uhr war ich auch schon an Gasthof Piz Buin angekommen.
<i>Gasthof Piz Buin.</i>
Auf der Terrasse des Gasthofes hatte sich die illustre Runde bereits zu einem Hopfengetränk zusammengefunden. Es dauerte nicht lange und wir waren auch schon beim Abendessen. Um 20:30 war dann großes Halbfinale Spiel Deutschland gegen Spanien. Da die italienische Nationalelf bereits in der Vorrunde ausgeschieden war, gönnte ich mir im Alleingang die Dämmerung am bekannten Großparkplatz.
<i>Italien ist bereits in der Vorrunde ausgeschieden.</i>
<i>Venus bei beindruckender Kulisse.</i>
Irgendwann war das Fußpilzspiel auch zu Ende und die illustre Runde kehrte zu Ihren Lichtsammeltonnen zurück. War wohl nix mit Deutschland im Finale, schade!
Gegen 23:30 war die astronomische Dämmerung zu Ende und der Himmel fing an zu brennen….
<i>Milchstraße am Horizont.</i>
Es dauerte nicht lange und es wurde fleißig gearbeitet. Die Teleskope schwenkten in allen Himmelsrichtungen. Bei mir dauerte es ein wenig bis ich endlich zum beobachten kam. Der Sternhimmel war einfach nur beindruckend! Ich saß eine Zeit lang auf meinen Stuhl und ließ dieses Naturschauspiel auf mich einwirken. Es war atemberaubend!
<i>Teleskope am Werk.</i>
Als ich mich endlich wieder gefasst hatte, ging es auch bei mir los. Es wurden Kugelsternhaufen und PN’s am Horizont abgegrast.
Kugelsternhaufen M4 war eine echte Augenweide. Knackscharf, kontrastreich und bis zum Zentrum hin aufgelöst.
Die Objekte purzelten ab jetzt einfach so ins Okular rein. Sämtliche Kugelsternhaufen aus dem Deepsky Reiseatlas (DSRA) waren echte Leuchttürme im Okular des 16er. Trotz Sternmeer im Okular gaben sich die zahlreichen Kugelsternhaufen bei schwacher Vergrößerung deutlich als Nebelfleck zu erkennen. Ich kam teilweise nicht nach, diese mit NGC Nummer zu identifizieren. Es waren zu viele! Die Horizontsicht und Transparenz war hervorragend!
Aus den zahlreichen Beobachtungen in der Region Adler/Schütze/Schild/Skorpion möchte ich nur einige wenige pers. Highlights aus der ersten Beobachtungsnacht hervorheben:
PN N6369: im 7 mm Okular (V=240) zeigt sich ein heller PN, es ist eindeutig eine Ringstruktur erkennbar, im Zentrum ist der PN etwas dunkler, ein Feldstern südlich. Die Ringstruktur wird erst bei hoher Vergrößerung erkennbar. Es ist kein zentraler Stern erkennbar. Sehenswertes Objekt bei guter Horizontsicht!
Kugelsternhaufen N6528 und N6522 im Doppelpack: im 13er (V=130) sind KS 6528 und 6522 beide im Gesichtsfeld. N6522 ist der hellere KS.
Kugelsternhaufen M28 ist einfach nur atemberaubend. In meinen Notizen zu dieser Beobachtung steht nur „Wow!“. Es hat mir einfach nur die Sprache verschlagen!
Kugelsternhaufen M22 im 13mm Nagler: ich notiere „Wow hoch 2“
M17 „Schwannebel“ ist an Detailreichtum nicht mehr zu beschreiben. Der Schwan ist von einem Schleier umhüllt. Der Schwan scheint vom Winde verweht zu sein, als wäre der Nebel von einem Ventilator angeblasen und würde dadurch seine Bestandteile an der Umgebung abgeben. Der Nebel wirkt so plastisch und stark strukturiert. Atemberaubend!
PN 7009 „Saturnnebel“. Der PN schimmert grünlich und bekommt bereits bei schwacher Vergrößerung Flügel! Ich notiere auf meinen Notizen einen „Smiley“. Einfach nur Geil!
Gegen 2 Uhr erhalten wir Besuch von einem Fuchs. Er huscht zwischen den Teleskopen und steigt sogar in Autos ein. Es wird ein Kopfgeld ausgesetzt!
Es werden noch ein paar weitere Standardobjekte (M75, M72, M30) besucht und bei Dämmerungsbeginn abgebaut. Es war eine geile Nacht!
<b>Zweite Nacht:</b>
Analog der ersten Nacht wird um ca. 21 Uhr aufgebaut und warten in aller Gemütlichkeit das Ende der Dämmerung ab.
<i>Venus am Himmel.</i>
Dämmerungsende lässt auch nicht lange auf sich warten und um 23 Uhr geht es schon mit hellen Kerzen los wie Ringnebel und M13.
<i>Milchstrasse</i>
Noch beindruckt von der vorherigen Nacht, werfe ich meine Beobachtungslisten über Bord und ich beobachte galaktischen Nebel wie Lagunennebel (M8), Trifidnebel (M20), Adlernebel (M16) und Schwannebel (M17). Der Anblick unter diesen Himmel ist einfach nur atemberaubend. Es werden weiterhin Endorphine ausgeschüttet!
Crescentnebel (N6888) und der Cirrusnebel (N6960/6992) im Sternbild Schwan müssen auch noch daran glauben. N6888 hat mich in dieser Nacht zu tiefst beindruckt, weil noch so viele zusätzliche Strukturen und Details herausgearbeitet werden konnten als es mir bisher möglich war.
Reiner M. fertigt in dieser Nacht eine Zeichnung des Nebels mit 18 Zoll Gerät. Ich bin auf das Endergebnis gespannt wie ein Schnitzel!
Auch die übrigen Beobachter zeichnen sehr eifrig. Ich bin auch auf Ihre Ergebnisse gespannt!
In dieser Nacht habe ich auch ein wenig gearbeitet aber nicht gezeichnet.
Anbei meine pers. Highlights für diese unvergessliche zweite Nacht.
Barnards Galaxie (N6822): Eine Zwerggalaxie in der lokalen Gruppe. Diese Galaxie hatte ich am Sudelfeld unter mag 6,4+ Himmel und 12 Zoll Gerät schon mehrmals versucht und wiederholt „als nicht gesehen“ geloggt. In dieser Nacht mit 16 Zoll und alpinen Himmel ein Kinderspiel. Weil es mir zu einfach vorkommt, lass ich mir die Sichtung durch Ronald bestätigen. Hier kommt auch gleich sein Tipp den UHC-Filter aufzusetzen und nach den HII-Regionen im Norden Ausschau zu halten. Bingo! Anbei meine Notizen zu dieser Nacht: großflächige Aufhellung, fast ein leichtes Schimmern, schwach milchig. Mit schwacher Vergrößerung und großem Feld ist das Objekt m.E. am einfachsten zu identifizieren. Mit UHC/OIII Filter lassen sich nördlich HII Regionen herausarbeiten. In dieser Nacht sicher drei Stück. Nicht weit (0,5 grad ?) befindet sich der PN N6818.
PN N6781 im Sternbild Adler: ich notiere wieder nur „Wow!“. Es hat mir wieder die Sprache verschlagen. -Scheisse, so kann ich nicht weitermachen!
Galaxie N7331 im Pegasus: hier werden zahlreiche Begleiter sichtbar. Ich erkenne mit Unterstützung des NSOG N7337, N7335, N7340 und N7336. Alle samt einfach und gut zu sehen!
Stephans Quintett wird zum Sextett!
Eher unvermittelt drifte ich von N7331 zum Quintett durch einfaches sweepen! Das Quintett springt regelrecht ins Auge. Ich zähle 1,2,3,4,5 Galaxien und es blitzt immer wieder eine sechste Galaxie im Okular auf. Sieht aus wie ein Stern ist aber zu aufgebläht. Wieder mit Unterstützung des NSOG identifiziere ich das Objekt eindeutig als N7320C (Größe 0,4‘ x 0,6‘; FH 14,2 mag / SB 16,0 mag). Ist das ein geiler Himmel und ein geiles Teleskop!
Jones 1 (PN im PEG): mit 20mm Nagler und OIII => einfach! Objekt ist leicht direkt zu halten. Ring mit zwei Verdichtungen an den beiden ggü. liegenden Seiten. Der Ring ist an einer Seite leicht geöffnet. Geil!
Als letztes pers. Highlight noch die „PN und KS Kombo“ eingestellt, N6712 uns IC 1295. Beide Objekte sind gleichzeitig im 20er Nagler sichtbar. Der KS sehr hell und auffällig, der PN eher schwach, zwar großflächig aber trotzdem leicht zu übersehen. Schraubt man jetzt den OIII Filter rein passiert folgendes: der PN wird auffällig hell und der KS wird nun deutlich abgeschwächt aber trotzdem sichtbar. Eine schöne Spielerei!
Die Morgendämmerung zeigt sich wieder. Es wird noch ein letzte Stärkung eingenommen und danach wird abgebaut.
<i>Lagebesprechung</i>
Zwei Nächte unter dunklem Himmel und in guter Gesellschaft sind zu ende. Die Anreise hat sich allemal gelohnt. Ich bin hier bestimmt nicht zum letzten Mal gewesen!