Erfahrungsbericht Unterschied 2,5", 3" und 5"

  • Hallo Nachtschwärmer,


    Wollte einmal meine begrenzten Eindrücke aus 2009/2010 zum Unterschied zwischen einem 3" und einem 5" Refraktor bei ähnlichem Öffnungsverhältnis wiedergeben. Am Rande dann noch einen Vergleich zu einem schnelleren 2,5" Refraktor. Der 3" mußte vor einiger Zeit dem 5" fiskalisch zum Opfer fallen. Eine Parallelbeobachtung war somit leider nicht drin. Stütze mich im folgenden also auf meine Beobachtungsberichte.


    Alle Geräte wurden unter identischen Bedingungen eingesetzt (südlicher Ruhrgebietsrand). Einen Test am dunklen Landhimmel habe ich mit keinem der Geräte durchführen können. Der 2,5" ist recht neu und noch wenig getestet - Aussagen sind also noch wenig belastbar. Am längsten habe ich den 3" im Einsatz gehabt.


    Verwendete Refraktoren (APOs):
    2,5" Refraktor: 60mm Öffnung und 355mm Brennweite (f/5,9). Lichtsammelvermögen 73fach.
    3" Refraktor: 78mm Öffnung und 630mm Brennweite (f/8). Lichtsammelvermögen 124fach.
    5" Refraktor: 120mm Öffnung und 900mm Brennweite (f/7,5). Lichtsammelvermögen 293fach.



    Planeten - Beispiel Saturn:
    2,5" Refraktor: (Saturn bei 18,9" Scheibchendurchmesser) Bei 100fach zeichnet sich der Ring in fast Kantenstellung gut vor der Planetenoberfläche ab. Die geringe Ringöffnung ist nicht sichtbar, dafür aber Titan.


    3" Refraktor: (Saturn bei 19,4" Scheibchendurchmesser) Bei 180fach (leere Vergrößerung) ist der Ring ist in nahezu Kantenstellung scharf und kontrastreich abgehoben vor Saturn zu sehen, ebenso die geringe Ringöffnung. 2 Monde sichtbar.


    5" Refraktor: (Saturn bei 19,5" Scheibchendurchmesser) brilliert kontrastreich. Die Monde Titan (8,3m), Rhea (9,6m), Dione (10,3m) und Iapetus (11,0m) sind zu sehen. Tethys (10,1m) nicht gefunden (laut CalSky sehr knapp unterhalb des Ringes). Encelade war hinter dem Saturn. Alle anderen Monde übersteigen die Leistungsfähigkeit von 5". Auf dem Saturn zeigen sich zwei dunkler gefärbte Wolkenbänder, eines oberhalb, das andere unterhalb des Ringes. Die Cassini-Teilung war im Außenbereich des Ringes zu erahnen (an der Grenze zur Wahrnehmung). Thethys bei späterer Gelegenheit gesichtet.




    Planeten - Beispiel Mars:
    2,5" Refraktor: (Mars bei 7" Scheibchendurchmesser) Bei 100fach keine Details. Bei größerem Scheibchendurchmesser (besserem Seeing?) Polkappensichtung zu erwarten.


    3" Refraktor: (Mars bei 8" Scheibchendurchmesser) Sich deutlich abhebende Polkappe mit einem direkt unterhalb gelegenen, dunklen Streifen zu erkennen. Bei 14" Scheibschendurchmesser (Marsopposition 2010): Polkappe gut zu sehen. Ab 90fach Syrtis Major zu erkennen. Oberhalb von Syrtis Major Forsetzung zu Utopia Planitia. Eine zweite Polkappe ist nicht auszumachen.


    5" Refraktor: (Mars bei 11,3" Scheibchendurchmesser) Die Polappe tritt deutlich und scharf abgegrenzt hervor. Acidalia Plantia und am rechten Rand Syrtis Major als dunklere Farbabstufung zu sehen. Bei 260fach Polkappe und Acidalia Plantia bei nur 8,2" Scheibchendurchmesser sehr deutlich zu sehen.




    Planetarische Nebel - Beipiel M57 "Ringnebel in der Leier":
    2,5" Refraktor: Bei 100fach Ringform auszumachen.


    3" Refraktor: Schon bei 50fach tritt der Ring deutlich hervor, auch die etwas ausgefranste Struktur des Ringes ist zu sehen. Bei 180fach großer Unterschied zwischen direktem und indirektem Sehen feststellbar. Bei indirektem Sehen springt der Ring förmlich ins Auge, in den Raum ragenden Strukturen sind auszumachen. Optimale Vergrößerung ca. 50fach mit UHC Filter. OIII bringt dunkles Bild.


    5" Refraktor: Bei 260fach schwebt der Ring gut abgehoben im Raum - auch ohne Filter. Das Ringzentrum ist deutlich abgegrenzt und der Ring an gegenüberliegenden Seiten unscharf begrenzt. Hier liegen die Ausfansungen die man von Fotos kennt. Schön abgehobenes, dunkles Zentrum mit UHC und auch OIII.




    Offene Sternhaufen - Beispiel M38 mit NGC1907:
    2,5" Refraktor: Schöner Haufeneindruck mit großen Gesichtsfeld. M36 mit im Gesichtsfeld. Weniger Sterne als von 3" gewohnt. NGC1907 außerhalb der Möglichkeiten.


    3" Refraktor: Bei 20fach in einem Bildfeld mit M36. Mehr Mitglieder als bei 2,5". Wirkt brillanter. NGC1907 auch bei höheren Vergrößerungen nicht gesichtet.


    5" Refraktor: M38 beeindruckend und komplett im Gesichtsfeld. NGC1907 in unmittelbarer Nachbarschaft (und gerade noch im selben Gesichtsfeld bei 80fach). NGC1907 ist erheblich dunkler und viel kleiner als M38. Vereinzelt blitzen drei oder vier Sterne aus dem nebligen Flecken hervor. M38 wird ideal durch NGC1907 ergänzt. Der Kontrast ist ein Hingucker.




    Emissionsnebel - Beispiel M42 "Orionnebel":
    2,5" Refraktor: noch nicht beobachtet.


    3" Refraktor: Bei gutem Seeing dunkler "Engel" deutlich und weit ausgedehnt vor M42. Am M42 seitigen Rand der "Dunkelwolke" heller Gassaum. Trapez (A-D) zu sehen. Der Orionnebel zeigt weit ausgreifende "Schwingen". Mit UHC ist der Kontrast zum Hintergrund besser. Beeindruckend. Mit OIII Filter is M42 stärker vom Hintergrund abgehoben, verliert aber auch deutlich an Helligkeit.


    5" Refraktor: Beeindruckender Detailreichtum. Im 31mm Okular hell und großflächig. Meine den "Bogen" gegenüber dem hellen H2-Gebieten bei M42 gesehen zu haben (vermutlich Illusion?). Im Trapez die Komponenetn A-E zu erkennen. Komponente F nicht gesehen. Die Wasserstoffregion zeigt vielfältige Details. Vorgelagerten Dunkelwoken kommen gut heraus.




    Kugelsternhaufen - Beispiel M13:
    2,5" Refraktor: noch nicht beobachtet.


    3" Refraktor: Deutlich zum Kern hin verdichtet. Wenige Einzelsterne sind auflösbar.


    5" Refraktor: Läßt sich weit bis in den Kern auflösen. Vollständig aufgelöst wäre übertrieben, aber es sind zahllose Sterne. Bei 180 & 260fach sehr dunkel, aber noch gut zu differenzieren.




    Galaxien - Beispiel M65
    2,5" Refraktor: noch nicht beobachtet.


    3" Refraktor: Als diffuser Fleck zu erkennen. Besser bei hoher Vergrößerung (105fach) als bei 50fach. Bei 50fach M65 & M66 in einem Gesichtsfeld.


    5" Refraktor: In einem Gesichtsfeld mit M66. Flächig, diffus mit erhöhter Helligkeit zur Mitte hin.




    Mein Fazit:
    Der 2,5" harrt noch intensiver Nutzung. Zu früh etwas zu sagen. Der 3" bringt mit f/8 viel Freude an Planeten, Mond und auch Sternhaufen sowie planetarischen Nebeln. Galaxien bleiben flächiger Fliegenschiß, Kugelsternhaufen unaufgelöst (Ausnahme etwas Auflösung bei M13). Bei 5", f/8 deutlicher Zugewinn an Planeten und eine unglaubliche Steigerung in Bezug auf erreichbare DS Objekte. Bei 5" bleiben Galaxien ohne Struktur (zumindest beim "meinem" Himmel). Eine Reihe Kugelsternhaufen werden schon schön aufgelöst. Offene Sternhaufen, PN und Emissionsnebel machen wesentlich mehr her. Der Sprung von 3" zu 5" ist m.E. signifikant. Der 2,5" zu 3" Unterschied leitet sich hier durch das andere Öffnungsverhältnis ab. Die Teleskope sind so eigentlich nicht zu vergleichen.



    Mich würden auch Eure Erfahrungen bzgl. Unterschied 3" auf 4", 5" oder gar 6" interessieren. Die Frage taucht ab und zu im Forum auf ("Lohnt es sich denn von X" auf y" zu gehen?"). Vielleicht hilft es ja jemanden in seiner Kaufentscheidung.


    Wünsche klaren Himmel!
    Dirk

  • Hallo Dirk,


    ich habe einen 80/1500 Refraktor, die damit gemachten Beobachtungen reihen sich eigentlich gut passend in Deine Schilderungen ein, er liegt zwischem dem 3" und 5". Allerdings finde ich daß bei Galaxien durchaus Details zu sehen sind, z.B. unterschiedlich helle Bereiche in M31, deutliche Strukturen in M82. Ich beobachte vom Stadtrand Wuppertals, der Himmel hier könnte geringfügig (wenn überhaupt) besser sein.



    Viele Grüße Felix

  • Hallo Felix,


    Bei M81 und 5" habe ich mir im April folgendes notiert: Schmal, lang, marmoriert, hell, deutlich an den langen Seiten abgegrenzt. Im 3" im Jahr zuvor habe ich leider keine detaillierte Notiz gemacht. Mag an fehlender Beobachtererfahrung oder aber am helleren Himmel liegen. Bin hier noch nie über SOM-L von 19,65 hinaus gekommen, bzw. 5,0mag visuell. Daß 80mm bei dunklerem Himmel schaffen glaube ich gern.


    Bei M31 habe ich im 3" folgendes in 2009 notiert: Galaxie mit hellem Kern, zur Rand hin diffus werdend. Langgestreckt, großräumig, oval, flächig auszumachen. M31 reicht weit in den Raum hinein, Schleier im Abstand vom Kern sind zu erahnen. Ansonsten keine Strukturen zu erkennen. Mit 5" hatte ich noch nicht das Vergnügen.


    Vielleicht können wir mal zusammen spechteln gehen - wenn ich im Sommer 2011 aus Afrika zurück bin.
    CS
    Dirk

  • Hallo Dirk,


    M31 profitiert extrem von jedem bischen was der Himmel dunkler ist, viel besser als ca. 5mag ist es hier aber auch nie. Die Region zwischen Wuppertal und Pott sollten wir mal ins Auge fassen (Elfringhauser Schweiz / Felderbachtal), da ist der Himmel ziemlich gut und es ist glaube ich aus beiden Richtungen gut erreichbar. Ich fahr da schonmal rum, bis nächstes Jahr werde ich hoffentlich eine schöne Beoachtungsstelle gefunden haben. Wollte da schon länger mal mit dem 8"f6 mein Unwesen treiben.



    Viele Grüße Felix

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