Hallo Deep Sky Freunde,
dass neben dem Talent und der Grundempfindlichkeit der Augen die Erfahrung beim Beobachten schwacher Deep Sky Objekte eine große Rolle spielt, ist hinlänglich bekannt. Der Alte Hase sieht mit 8 Zoll oft mehr als das Greenhorn mit 12". Aber welchen Einfluss hat der augenblickliche "Trainingszustand"?
Mir ist in den letzten Jahren immer wieder aufgefallen, dass ich nach längeren Beobachtungspausen wesentlich früher an meine Grenzen stoße. Ich brauche länger, um Details zu erfassen - in Grenzfällen bin ich unsicherer, ob das, was da ab und zu aufblitzt, echte weitgereiste Photonen sind. Ich ertappe mich bei der Suche nach Alibi Schuldigen: Spiegelschicht kaputt? Okular verschmotzt? Schlechtes Wetter? Spontan gestiegene Lichtverschmutzung? Etwa so, wie die Ernüchterung beim Rennradfahren nach der Winterpause: An jeder kleinen Steigung denkt man, dass die Bremse schleift, oder dass jemand heimlich Blei in die Schuhe gegossen hat.
Ganz anders bei regelmäßiger Beobachtung in einer Schönwetterperiode: Aufbauen, einjustieren, aufsuchen, herausvergrößern - alles wird zur geschmeidigen Routine. Derartig motiviert lande ich in solchen Phasen häufiger bei den Grenzobjekten. Die Sicherheit steigt enorm, ob z.B. der 17 mag Hintergrundsfuzzy 2MASX J...007 "oben links im Okular" tatsächlich da ist, auch wenn er nur 5% der Zeit unter Augenverbiegen aufblitzt. Man fühlt regelrecht, wie jedes aufgeschlagene Photon das Glücksgefühl steigert.
Habt ihr auch solche "Deep-Sky-Dissbalancen"? oder muss ich zum Psychologen?