Vorstellung & diverse Anfängerfragen

  • Guten Abend,


    mein Name ist Christoph, 20 (beinahe 21) Jahre alt, Student. Astronomie und was alles damit zu tun hat hat mich schon immer interessiert. Vom großformatigen Bildband über das VLT in Chile bis zu Büchern über die Entstehung und Eigenschaften von schwarzen Löchern, kann man bei mir so manches finden. Und wer kennt nicht das Gefühl in einer dunklen Winternacht plötzlich gezwungen zu werden in den Himmel zu gucken und darüber beinahe die Zeit zu vergessen?
    Bei einer solchen Veranlagung ist die Amateurastronomie ja eigentlich der einzig logische nächste Schritt.
    Ich hatte bereits die Möglichkeit vor etwa zwei Jahren mit einem geschätzt 30 Jahre alten 114mm Lidl-Newton meines Onkels ein bisschen zu experimentieren. Aufgrund des, zu dem Zeitpunkt, nicht weiter vorhandenen Wissens über den Sternhimmel und Positionen von Objekten, blieb mir als einzige Möglichkeit zwar nur der Mond, aber der kann einen auch in kleinen Teleskopen schon sehr beeindrucken. Aber was erzähle ich da, das wisst ihr ja nun auch alle [;)]


    Das erst mal als Einleitung und als Erklärung meiner Motivation.
    Dementsprechend habe ich vor drei Wochen etwa begonnen mir hier im Forum einige Sachen anzulesen, die ein Anfänger wissen sollte. Zu dem war ich am Samstag auch in Essen auf der ATT und konnte da auch schon einige konkretere Eindrücke der Geräte gewinnen.
    Um meine aktuelle Situation kurz zu beschreiben:


    Bereits vorhanden:
    - Stellarium
    - Oculum Sternkarte (zusammen mit Stellarium schon einige erfolgreiche Trockenübungen zum Auffinden von Objekten absolviert)
    - Karkoschka
    - Astronomisches Jahrbuch 2010
    - Die Messier-Objekte (Auf der ATT gefunden und auch den dazugehörigen Vortrag angehört [:)])


    Dank der vielen Tipps hier im Forum für Einsteiger werde ich mir wohl zunächst auch einen 8" Dobson anschaffen. Aber da kommt schon die erste Frage auf. Ich hatte erstmal den 8" von Skywatcher ins Auge gefasst. Was mir da aber auffiel ist die Art der Montierung, speziell bezogen auf die Höhenachse. Und zwar sieht man da auf Bildern immer nur so ne Art schwarzen Drehgriff aus dem Holz rausgucken mit dem man wohl den Drehwiderstand einstellen kann. Rein optisch würde mir ein System wie bei den Lightbridges von Meade mit "richtigen" Höhenrädern mehr zusagen. Kann mir da jemand sagen wie die Montierung bei den Skywatchern aufgebaut ist? Ich habe auf der ATT leider dieses Modell nicht finden können (nur die Skwatcher Dobsons mit GOTO). Falls jemand vielleicht sogar Detailfotos der Aufhängung liefern könnte, wäre ich sehr glücklich.


    Daran schließt sich gleich die zweite Frage an. Da ich mir das Modell von Meade auf der ATT angucken konnte und das von der Verarbeitung und dem Design durchaus ansprechend (z.B. zerlegbarkeit für Transport, falls ich dann mal ausziehe und kein (großes) Auto mehr habe) fand, habe ich das Teleskop auch in die Liste der Möglichkeiten aufgenommen. Ich wollte mir aber prinzipiell die Möglichkeit auf das spätere Umrüsten auf eine parallaktische Montierung nicht verbauen (ja, ich weiß dass man da dann arm wird [8D]). Ein Mitarbeiter von Meade sagte mir auf der ATT, dass das nur sehr schwer realisierbar sei (aufgrund des Schwerpunktes der ja sehr knapp am Gitterrohrteil sitzt). Deswegen die Frage: Hat da jemand mit Erfahrung ob so was theoretisch machbar wäre? Und generell: Wie ist eure Meinung bezüglich Volltubus vs. Gitterrohrtubus bei 8" Teleskopen?


    Die dritte Frage (bzw. Fragenkomplex [:D]) bezieht sich auf die Okulare. Nachdem was ich bisher so gelesen habe, ist es unter Umständen sinnvoll die bei den Teleskopen beigelegten Okulare bereits im Vorfeld gegen andere/bessere auszutauschen.
    Als Übersichtsokular würde mir etwa ein Omegon SWA 32mm vorschweben (Wie sieht das da mit dem Augenabstand aus? Ich bin Brillenträger mit einer Hornhautverkrümmung, keiner Kurz- oder Weitsichtigkeit). Ist das Okular denn so weit sinnvoll? Ein Vorteil wäre hier ja ein sehr schön großes Gesichtsfeld von 70°.
    Bei der Serie dieser Okularen ist angegeben, dass die einzelnen Okulare zueinander homofokal wären. Wie sinnvoll wäre das? Würde es sich lohnen die (ersten) Okulare aus dem Set zusammenzustellen? Welche Zusammenstellungen von Brennweiten haben sich bewährt?


    Desweiteren wären da noch ein paar kleine Fragen:
    - Was gibt es bei Filtern zu beachten? UHC oder OIII? 1,25" oder 2"? Ist für den Mond ein variabler Polfilter sinnvoll?
    - Was für Hilfsmittel zum Kalibrieren sind notwendig (Theorie der Durchführung der Justage habe ich bereits gelesen)? Reicht das günstigste Kollimationsokular, oder sollte man da etwas mehr ausgeben?


    So weit so gut, ne Menge geschrieben und sicher auch ne Menge dabei vergessen. Das werde ich dann sicher später noch nachliefern [;)]


    Vielen Dank bereits im Voraus für die hilfreichen Antworten, die dieses Forum sicherlich zu bieten hat.
    Und vielen Dank auch fürs Durchlesen [8D]


    MfG und CS
    Christoph

  • Hallo Christoph,


    willkommen beim Astrotreff.


    Auch die Skywatcherdobson haben richtige Höhenräder. Aber die laufen auf je zwei Rollen hinter den Seitenwänden und sind somit nicht sichtbar. Die Handgriffe sichern nur den Tubus und auf einer Seite kann damit der Andruck an die Seitenwand stufenlos eingestellt werden.
    Schau einfach mal ins Manual: http://www.skywatchertelescope…ction_Manuals/Dob2002.pdf


    Ein Volltubus mit 1200 mm Brennweite passt auf die Rückbank der meisten PKWs (Länge knapp 115 cm). Der kann problemlos parallaktisch montiert werden.


    Da du nur ein 2"-Okular brauchst, bringt Homofokalität nichts. Bei den 1,25"-Okularen würde ich dir als Brillenträger andere Okulare mit grösserem Augenabstand empfehlen.
    Siehe dazu http://www.svenwienstein.de/HT…ur_den_8_zoll_dobson.html


    Wegen der Nebelfilter sieh dir http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=102426 an.
    Für den Mond ist ein Doppelpolfilter ideal, aber auch deutlich teurer als ein Graufilter mit fester Transmission.


    Zum Justieren reicht ein Cheshire, falls eine zweite Person die Justageschrauben am Hauptspiegel bedienen kann. Ansonsten ist die HS-Justage mit einem Laser einfacher zu erledigen.


    Gruss Heinz

  • Hi Christoph,
    mit zylindrischen Augenfehlern kannst Du ohne Brille kaum vernünftig scharf stellen. Ich kenne nur die extra erhältliche Dioptrix-Lösung für einige (sauteure) Televue-Okulare. Insoweit ist ein Augenabstand von 15mm aufwärts quasi Pflicht, damit Platz für die Brille bleibt.
    Der Augenabstand macht meines Wissens vor allem bei den kurzbrennweitigen Okularen ein Problem und nicht bei Okularbrennweiten von 20mm aufwärts. (Hat mit 2" nix zu tun.)


    Ein Graufilter macht bei 8" am Mond durchaus Sinn. Wer's mag auch variabel.


    Zu Nebelfilter läuft ja schon parallel ein Posting.


    Zu parfokalen Lage sach ich nur: Schön, wenn's passt. Beim Wechsel von 2" auf 1,25"-Okularen hat man ja einen Reduzieradapter. Wenn der die richtige "Flanschdicke" hat, ist alles palleti. Schau mal in den "Wissensspeicher", da ist die relative Lage zu einigen Okularen angegeben. Kritisch sind nur Okulare, die soweit aus dem Rahmen fallen, dass man sie gar nicht mehr scharf eingestellt kriegt. Berühmt-berüchtigt sind die Speers-Waler dafür.


    Gruß

  • Hallo Christoph,
    Willkommen im Astrotreff!


    Du hast dir ja schon ziemlich ausführlich Gedanken gemacht. Nun wird's aber Zeit, auch mal praktisch anzufangen!


    Wenn der Transport für dich ok ist, schaff dir den 8" Dobson erst mal mit Festtubus an. In dieser Größe bringen die Lightbridge's noch keine echten Vorteile. Das schwerste Teil ist wohl sowieso die Rockerbox aus Spanplatten.


    "Richtige" Reiseteleskope wiegen nur einen Bruchteil dieser Einsteigerdobsons, werden aber nur von kleinen Firmen hergestellt und kosten ein Mehrfaches eines 8" Skywatcher-Dobs. Schau mal bei Uli Vedder, so muß ein Reiseteleskop aussehen!


    Es muss nicht unbedingt ein Neugerät sein. Vielleicht bekommst Du günstig ein Gebrauchtes.


    Wie stark ist deine Hornhautverkrümmung?
    Generell gilt: Je größer die Austrittspupille, umso stärker macht sich der Augenfehler bemerkbar. Mit niedriger Vergrößerung wirst Du also mit Brille beobachten müssen. Bei hohen Vergrößerungen wirst Du sie nicht unbedingt brauchen. Ewiges Auf-und Absetzen kann aber auch nerven.


    Über Okularwahl kann man Bücher schreiben.
    Für ein Einsteigerteleskop 8" f/6 würde ich heute als Erstausstattung günstige Weitwinkel-Okulare empfehlen. Homofokale Okus bringen auf jeden Fall einen Komfortgewinn. Häufig angeboten werden 5-Linser mit Erfle-ähnlichem Aufbau und ca. 65-70° scheinbarem Bildfeld.


    Als Übersichtsokular ist ein 32 mm 2" eine sinnvolle Wahl.
    Dann eine mittlere Brennweite um 15-20 mm für große lichtschwache Objekte.
    Für beste Detailwahrnehmung an kleineren lichtschwachen Objekten ist 9-12 mm Brennweite zu empfehlen. Wenn Du mal versuchen willst, Stephans Quintett zu sehen oder Staubfilamente in M82, ist dieses Okular optimal.
    Schließlich ist ein 4-5 mm Okular für Planeten, Kugelsternhaufen und kleine helle Planetarische Nebel sinnvoll.


    Mit einem UHC-Filter kannst Du Gasnebel besser sichtbar machen, den halte ich für nützlicher als einen Mondfilter.


    Ach ja, der Sucher sollte ein gut dimmbarer Leuchtkreissucher sein, z.B. Telrad oder Rigel. Einfache Leuchtpunktsucher sind nicht so gut und meistens auch nicht genug dimmbar.
    Für schwierige Objekte in sternarmer Umgebung kann ein optischer 8x50 Sucher besser sein, ist aber für Anfänger schwerer zu benutzen.


    Bevor Du dir eigenes Zubehör anschaffst, geh besser ein paarmal mt erfahrenen Beobachtern mit. Praktische Erfahrung kann durch Beratung im Astrotreff nicht vollständig ersetzt werden!


    Gruß und Klaren Himmel,
    Martin

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