Skywatcher Heritage 130P Flextube Testbericht

  • Den häufigen Fragen hier im Forum nach günstigen und trotzdem brauchbaren Einsteigerteleskopen folgend hatte ich im Dezember 2006 den Orion 4,5" StarBlast getestet. Einige Zeit später hat Orion den größeren Bruder StarBlast 150/750 nachgelegt. Zum Jahr der Astronomie hat Synta weitere Einsteigerdobsons herausgebracht, die unter dem Celestron und Skywatcher Label vertrieben werden. Für ein Geschenk wählte ich den größeren Skywatcher Heritage 130P Flextube aus, der neben etwas mehr Öffnung mit f/5 ein okularfreundlicheres Öffnungsverhältnis als der 4,5 Zoll f/4 Starblast bietet. Da es vielleicht von allgemeinem Interesse ist, was man für 149,- Euro bekommt, möchte ich meine Erkenntnisse hier veröffentlichen.



    Der "Halbstarke" kam komplett montiert und recht ordentlich vorjustiert aus der Kiste. Zum Lieferumfang gehören ein Leuchtpunktsucher, 2 einfache sog. "Super" Okulare: ein 25mm = 26x und ein 10 mm= 65x, und eine gut verständliche jedoch englische Gebrauchsanleitung. Man muss nur noch den Tubus mit seiner Prismenschiene an die Einarmbefestigung schrauben, ihn ausziehen und kann sofort beobachten.



    Im zusammengeschobenem Zustand misst er 34x34x56 cm hoch und kann am Griff bequem transportiert werden.


    <b>Vorweg mein Fazit in Stichworten:</b>
    - Attraktiv für Kinder und Jugendliche durch einfache intuitiv zu lernende dobsonmäßige Bedienung. Auch für Kinfder gut transportierbar
    - Nicht sehr wertige, aber funktionelle mechanische Ausführung, Recht ordentliche Nachführpräzision bis ca. 120-fach, Einarmgabel neigt zu Schwingungen, bleibt jedoch deutlich stabiler als die sonst in diesem Preissegment üblichen parallaktisch montierten Klappergerüste.
    - Bis ca. 65x brauchbare, darüber eher bescheidene Bildqualität,
    - Vorhandener, aber zu geringer Streulichtschutz
    - Spiegel Mittenmarkierung vorhanden, Justierhilfe fehlt jedoch
    - Kein Werkzeug mitgeliefert
    - Gutes Preis/ Leistungsverhältnis, wenn die Optik besser wäre
    In Summe kein hochwertiges aber dennoch brauchbares leicht zu bedienendes Gerät für den kleinen Geldbeutel, das schöne Einblicke in die praktische Astronomie ermöglichen kann. Ist die Leidenschaft und Basteltrieb einmal geweckt, sollte man einige Nachbesserungen selbst vornehmen können. Die optische Qualität erfüllt die beworbene Spezifikation nicht, andere Eigenschaften halte ich für Einsteiger jedoch für wichtiger.


    <b>Gemessene Maße und Gewichte:</b>
    - Hauptspiegel: Durchmesser: 129,6 mm, optisch wirksam: 127 mm. Brennweite: 650 mm, ergibt ein Öffnungsverhältnis von f/5,1. Spiegeldicke: 18 mm. Gewicht 573 g. 2,52 g/cm^3, Glas mit grünlicher Färbung.
    - Fangspiegel: Kleine Achse 39,5 mm, Dicke 7,5 mm.
    - Tubus aus Blech mit aufgeklebter schwarzer Schriftfolie: Länge 612 mm+ 17 mm für die Justierschrauben, Das Oberteil besteht aus zwei 15 mm Stangen, die zum Transport und Lagerung in Führungen nach unten geschoben werden können, zusammengeschoben mit Deckel ist der Tubus noch 390 mm lang. Netto Tubus Innendurchmesser 150 mm. Gewicht OTA: 3,2 kg (ohne Finder, ohne Okular).
    - Dobsonmontierung: Gewicht: 3,02 kg
    - Gesamtgewicht: 6,3 kg (komplett bestückt mit 60 g Finder und mitgeliefertem 25 mm Okular).
    - Okularhöhe über Grund: Im Zenit 710 mm, am Horizont 520 mm. Zum bequemeren Einblick ist der Okularauszug um 60° gegen die Horizontale geneigt.
    - Basis Dreieck: Ca 340x320 mm


    <b>Die Details:</b>
    Der Fangspiegel (s. Bild von vorn) ist auf dem Halter per doppelseitigem Spiegelklebeband aufgeklebt und wird mit einer Zug und 3 Druckschrauben justiert Die Fangspiegeleinheit hängt an einer 6 mm Stange am Tubus. Zum Justieren sind ein Schraubendreher und Inbusschlüssel notwendig, die nicht mitgeliefert werden.


    Die Hauptspiegelfassung hat das nötige Spiel zum Spiegel, die Halteklammen sind aus Gummi und waren nicht zu fest angezogen. Die Mittenmarkierung ist vorhanden, eine Justierhilfe wird jedoch leider nicht mitgeliefert. Das halte ich für ein großes Manko, denn nicht jeder Anfänger kennt den Trick mit der transparenten Filmdose.



    Das Justieren des Hauptspiegels erfolgt werkzeuglos mittels der 3 Rändel gegen Federkraft. Die noch vorhandenen Konterschrauben halte ich für überflüssig, wenn auf ausreichend Spannung geachtet wird. Die Justierung ist ausreichend stabil und bleibt bis auf kleine Nuancen bei wiederholtem zusammen- und auseinanderschieben des Tubus erhalten.


    Die Befestigung des Tubuses erfolgt per Prismenschiene an den Einarm. Sehr praktisch: Die Position kann je nach Okulargewicht in weitem Bereich variiert werden und so bleibt der Tubus immer im Gleichgewicht.


    Scharf gestellt wird mittels einfachem 1,25" Schraubfokusierer aus Plastik. Er hat reichlich Spiel, erledigt jedoch seinen Job für nicht zu schwere Okulare. Auch mein 4,8 mm Nagler ließ sich feinfühlig genug einstellen. Der Fokusierweg ist mit ca. 20 mm etwas knapp. Ich kam mit den mitgelieferten Okularen, einigen Plössls, Panoptik und allen Nagler Typ 6 in den Fokus. Weit innen fokusierende Okulare kann man durch etwas Einschieben des FlexTubus in die Bildebene bringen.


    Bei der Einarm Dobsonmontierung arbeitet im Azimut das Teflon gegen die Holzbeschichtung recht einwandfrei, wenn man die Teflonscheibe am Zentralbolzen entfernt. Ausgeliefert wurde mit montierter Teflonscheibe, womit das Azimutlager sehr leichtgängig läuft, jedoch durch den ungenügenden Druck auf die 3 Füße kippelt.


    Die Höhenlagerung (Zugbolzen gegen Teflonscheibe) kann durch den Handknauf in der Gängigkeit eingestellt werden. Ein kleiner Konstruktionsfehler (Nut ohne Absatz) führt zu einem schief sitzenden Bolzen und damit zu schwankendem Anpressdruck.


    Die gesamte Konstruktion neigt etwas zu Schwingungen und Zurückweichen beim loslassen (Backlash). Hauptverantwortlich dafür ist die Einarmgabel und zu geringerem Teil die 2 Tubusstangen. Die Nachführpräzision würde ich etwa auf Niveau der 8" Fernost Dobsons einordnen, Der 4,5" Starblast ist steifer montiert, die nach den modernren Regeln optimierten Selbstbaudobsons liegen meilenweit vorn.


    Entgegen der Produktbilder ist eine Gegenlichtblende verbaut, die jedoch in den Ausmaßen deutlich zu kurz geraten ist. So fällt Streulicht an der Blende vorbei direkt in’s Okular (siehe Bild). Auch die Fangspiegelkante ist nicht geschwärzt und leuchtet hell reflektierend direkt in’s Auge. Hier sollte man einen größeren Streulichtlappen einbauen und die vom OAZ sichtbaren Teil der Fangspiegelflanke mit Mattlack oder wasserfestem Filzstift schwärzen.


    Die "Super 25" und "Super 10" Okulare sind vermutlich Kellner Bauart mit einfacher Vergütung und 53° scheinbarem Gesichtsfeld (gemessen nach "griechischer Methode"). Mit dem Einblick kam ich gut zurecht, Mittenschärfe ok., die Randschärfe fand ich akzeptabel. Sie zeigten deutlich mehr Reflexe am Mond als mein TeleVue Plöösl. Was daran "Super" sein soll, konnte ich nicht ermitteln[:D].


    Der Rotpunkt Peilsucher funktioniert, ist jedoch auch bei schwächster Einstellung noch deutlich zu hell. Dieses Manko kenne ich von praktisch allen Fernost Rotpunkt Peilsuchern. Trotzdem würde ich ihn gegenüber den einfachen optischen Suchern den Vorzug geben, da man damit leichter Objekte auffinden kann.


    Den Hauptspiegel habe ich einem Foucaulttest unterzogen.



    Er offenbarte einen Zentralberg mit anschließender Zone und leichte Rauhigkeiten. Insgesamt ergab sich eine Unterkorrektur mit Konischer Konstante CC= -0,39. Bei fotografischer Auswertung mit 11 Stützwerten erhielt ich einen Strehl von 0,38, womit der Spiegel die Latte zur Beugungsgrenze (Strehl = 0,81) klar gerissen hat (siehe FigureXP Auswertung).


    Am Sterntest am echten Stern mit dem 10 mm Okular ist die Unterkorrektur durch Vergleich der intra-und extrafokalen Zerstreuungsscheiben massiv sichtbar, im Fokus bleibt der Stern bei dieser Vergrößerung (65x) trotzdem noch recht klein. Mit meinem 4,8 mm Nagler (135x) war die sphärische Aberration auch im Fokus sichtbar. Trotzdem zeigte der Kleine Dobson eine stark zerklüftete Kraterlandschaft auf dem Mond, die das Herz des angehenden Sternfreundes öffnen sollte. Am Saturn sah ich die zwei dunkleren Äquatorbänder mit dem Ring als dicke scharf abgegrenzte Linie davor. Die Cassiniteilung konnte ich bei dieser geringen Ringöffnung nicht ausmachen. Westlich und östlich rahmten die Monde Titan und Rhea die Szenerie ein. An Deep Sky Beobachtungen war unter Großstadthimmel bei mehr als Habmond nicht zu denken.


    Kann so ein Spiegel wie spezifiziert noch als "beugungsbegrenzte Parabol Optik" durchgehen? Was meint ihr? Bleibe vielleicht noch zu klären, ob dies ein Ausrutscher war, oder die Spezifikation grundsätzlich zu hoch gegriffen ist.

  • Hallo Stathis,
    schöner Testbericht!
    Zum "parabolischen" Spiegel kann ich nur sagen: es steht bei mehreren Händlern und auch bei Skywatcher selbst (http://www.skywatchertelescope.net) so. Also haben die Skywatcher-Leute wohl diese Info gestreut und die Händler dann in die Artikelbeschreibung reingesetzt.

  • Moin Stathis!


    Sehr schöner Bericht - endlich mal so einer, wie er eigentlich sein sollte! Mehr davon!


    Zwei kleine Anmerkungen:
    - Dieser rudimentäre Streulichtschutz wurde erst mit den letzten Produktionslinien eingeführt. Erste Modelle hatten ihn nicht.
    - Die Okulare sind vom Bautyp "reversed Kellner", also 3-Linser mit achromatischer Feldlinse. Festgestellt mit der "Winnie-Methode"... (heißt: auseinandergeschraubt und nachgeguckt!) [:D]


    Aber wirklich vernichtend ist der Foucaulttest! Meine Güte, das hätte ich aber wirklich nicht gedacht, daß da so eine Scherbe drin verarbeitet ist. Mir hat es öfters mal in den Fingern gezuckt, mir so ein kompaktes, transportables Scope mit doch relativ großer Öffnung zuzulegen, obwohl ich den Preis früher schon für etwas zu hoch hielt. Nach diesem Spiegeltest hier hat sich die Sache für mich aber erledigt.

  • Hallo Stathis,
    Vielen Dank für den hochinteressanten Testbericht, der zeigt, das Werbung eben lügt! Deine Messungen können sozusagen als negative Referenz dienen. Er macht Lust, sich mit Foucaulttests zu beschäftigen. Und trotzdem hat mich z.B. der Vorgänger von diesem von dir gemessenen Heritage, der Skywatcher 130/650 mit Volltubus, zu dem Hobby gebracht und ich beobachte immer noch gerne damit. Man kann vermuten, dass der Heritage den früheren Einsteigernewton 76/700 ablösen wird, da er als Tischdobson einfacher aufzustellen und zu bedienen ist. Und für das wenige Geld kann man wahrscheinlich einfach keine bessere Optik erwarten.
    Vielen Dank nochmal und CS
    Werner

  • Hallo Stathis ,


    ich kann den Hauptspiegel-Test bestätigen , auch mein Gerät hatte einen dicken sphärischen
    Fehler . Gerät ging gleich zurück an den Händler !
    Grüße
    C.S.

  • Hi Stathis,


    schöner Testbericht, vielen Dank dafür!
    Ich finde zwar auch dass der Strehlwert nicht zur Aussage "beugungsbegrenzt" (wie schwammig der Begriff so und so schon sein mag) passt. Jedoch möchte ich andererseits zu bedenken geben dass in diesem Preissegment (150 Euro *inklusive* "Montierung") ansonsten hauptsächlich Ferngläser oder Spektive als Alternative zur Verfügung stehen. Und bei diesen wäre der Strehlwert vermutlich keinesfalls besser wenn man sie testen würde, nur bemerkt man das idR nicht da nur kleine Vergrösserungen zur Anwendung kommen...


    Viele Grüsse,
    Dominik

  • Hi,
    na das ist ja nicht so toll, wenn sich das mit dem Spiegel durch die ganze Serie ziehen sollte.


    Ich hatte schon darüber nachgedacht, mein restliches "Equipment" einzustampfen, und mir so ein doch sehr mobiles Teil zuzulegen.


    Aber wie soll man sich als Laie, im Bezug auf Spiegelvermessung, sicher sein, nicht einen noch schlechteren Spiegel zu bekommen?


    Die Auswahl an gut verwendbaren, transportabelen Geräten, die man noch in einen Rucksack stecken könnte, geht gegen null. Schade!


    mfg
    Kai

  • Hallo Stathis,
    schön, dass Du hier einen fachkundigen Kurztest eines Exemplars dieses Teleskops veröffentlicht hast.
    Das Problem mit dem unzureichenden Streulichtschutz war mir schon aufgrund der Abbildungen aufgefallen. Interessant, dass der Haupt-Schwachpunkt bei deinem Exemplar der Primärspiegel ist, das hatte ich so nicht erwartet.
    Anfängern fällt das von dir beschriebene Manko mit den beiliegenden Okularen garantiert nicht auf. Man merkt es erst später mit etwas Erfahrung und höher vergrössernden Okularen.


    So gesehen kann man argumentieren, das Teleskop sei ja für Anfänger gut genug. Das sehe ich aber nicht so.


    Skywatcher selbst und wohl auch praktisch alle Händler bieten dieses Gerät mit dem Attribut "Parabolspiegel" an; teils habe ich auch "beugungsbegrenzt" gelesen.
    Beide Kriterien sind hier sicher nicht erfüllt.
    Aus meiner Sicht ist ganz klar eine kostenlose Nachbesserung (hier wohl eher Umtausch) durch den Verkäufer fällig.


    =&gt;Dominik: Wenn ein Teleskop vom Verkäufer mit "beugungsbegrenzt" und "Parabolspiegel" beworben wird, erwarte ich, dass diese Kriterien erfüllt werden. Sollte dieses Teil ein Ausrutscher sein, ist das zumindest ein Zeichen mangelnder Qualitätskontrolle. Falls dieses Exemplar gar ein typisches sein sollte, geht das schon in Richtung vorsätzliche Werbung mit unzutreffenden Eigenschaften, dagegen könnten dann wohl zumindest Mitbewerber jusistisch vorgehen.


    Ich hoffe sehr, dass diese Optik wirklich nur ein negativer Ausrutscher ist, denn wie wir von anderen Teleskopen wissen, können es die Chinesen eigentlich deutlich besser!


    Diese Teleskopgrösse ist für Einsteiger extrem interessant. Im Bereich zwischen 100 und 200 mm Öffnung wird derzeit nur sehr wenig Bezahlbares angeboten.
    Um so wichtiger finde ich, dass erfahrene Amateurastronomen den Anbietern auf die Finger schauen und Qualitätsprobleme öffentlich machen.
    Preiskampf auf Biegen und Brechen ist nicht im Sinne der Kunden und auch nicht der Händler. Falls so ein Teleskop mit ordentlichem Spiegel dann nicht für 150 Euro angeboten werden kann, muss eben der Preis wenige Euro höher angesetzt werden. Leider habe ich speziell für dieses Teleskop zumindest bei einem Händler genau die gegenteilige Tendenz gesehen: Werbung mit Preisreduktion.


    Übrigens würde ich gern mal wissen, was die chinesischen Hersteller im Reklamationsfall machen. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass da irgendwelche Geräte nach China zurückgehen bzw. Kaufpreise an Händler erstattet werden.
    Vielleicht kann unser wachsames Auge letztlich sogar den deutschen Händlern ein ganz klein wenig helfen, bessere Qualität von ihren Lieferanten zu bekommen[^].


    Gruß,
    Martin

  • Hi Martin,


    ich hatte glaube ich oben recht deutlich schon geschrieben dass ich es ebenfalls nicht OK finde eine solche Optik als "beugungsbegrenzt" zu bewerben.
    Hier aber juristische Ideen vorzubringen dürfte eher nichts bringen. Allein schon der Begriff "beugungsbegrenzt" ist wissenschaftlich nicht greifbar genug.
    Für viel sinnvoller halte ich es dass jeder potentielle Kunde sich anhand von objektiven Berichten wie dem von Stathis ein eigenes Bild macht und über Kauf oder Nichtkauf entscheided.


    Viele Grüsse,
    DK

  • =&gt;Kai: <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Auswahl an gut verwendbaren, transportabelen Geräten, die man noch in einen Rucksack stecken könnte, geht gegen null. Schade!
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Das sehe ich auch so!
    Die wenigen Ausnahmen stammen aus mitteleuropäischer Kleinserien-Produktion und kosten um oder jenseits von 1000 Euro.


    Kurzfristig radikal ändern wird sich die Lage aber wohl kaum. Leichte und gute Reisedobsons kann man auf den vorhandenen Produktionsanlagen in Fernost mit den bisher üblichen Materialien (Stahlblech, Weichplastik, Zinkdruckguss, Pressspan) kaum bauen. Außerdem haben die chinesischen Hersteller offensichtlich nur wenig Ahnung von der praktischen Verwendung ihrer eigenen Produkte.


    Gruß,
    Martin

  • Danke für eure Ergänzungen und Einschätzungen.


    Das mit dem Spiegel an sich finde ich jetzt nicht gar so dramatisch. Hey, wir reden von einem 150,- Euro Gerät incl. einfachem aber durchaus brauchbarem Zubehör. Die typischen sphärischen 130/900, mit denen viele von uns über all die Jahre angefangen haben, bringen es auch nur auf einen Strehl von 0,63 und auch da war die optische Leistung das geringere Problem, sondern mehr diese unterirdischen Paraklapper-Gestelle darunter und Plastiksucher, sie nur suchen statt zu finden.


    Für mindestens genau so wichtig für einen Einsteiger finde ich Eigenschaften wie Transportfähigkeit, Bedienungsfreundlichkeit, Stabilität, Nachführpräzision usw. Mit leichten Nachbesserungen am Höhenlagerbolzen, größerer Streulichtblende, und Beigaben wie Justierkappe + Inbusschlüssel hätte man in dieser Hinsicht ein schönes Gerät, das man bedenkenlos empfehlen kann.


    Wirklich ärgerlich finde ich eigentlich nur, dass der Hersteller die Optik mit parabolisch und sogar beugungsbegrenzt spezifiziert und alle Händler diesen Text übernehmen (vielleicht weil sie sogar müssen?). Frei nach dem Motto, schreiben wir, was der Kunde gerne lesen will, die Zielgruppe kann es eh nicht nachprüfen. Tja, falsch gedacht! Schlaue Einsteiger lassen sich von den Erfahreneren beraten und die wissen sehr wohl zu unterscheiden.


    Der Fangspiegel ist bereits mit Edding geschwärzt:



    Jetzt kommt noch eine größere Streulichtblende dran, eine durchbohrte transparente Fuji Filmdose und Inbus mit rein, eine Geschenkschleife drum herum und ab damit zum Geschenk Empfänger.

  • Moin Stathis!


    &gt; Hey, wir reden von einem 150,- Euro Gerät


    Das ist auch Geld, und zwar nicht zu wenig: Hätten wir noch DM-Zeiten, dann würde da wahrscheinlich "299,-" stehen. (Tut mir leid, ich rechne immer noch so.) Also, für den Preis erwarte ich schon etwas mehr! Für 99 EUR hätte ich nix gesagt, aber so...


    BTW: Früher haben viele von uns mit dem 114/900er Spiegel angefangen, entweder Quelle, Tasco oder Vixen. Deren Optiken kamen wenigstens aus Japan, wo man sich mehr Mühe gab.

  • Hallo Stathis,


    auch von mir beide Daumen hoch für den Bericht!
    En Detail hätt mich noch interessiert, wie justierstabil das ganze Gelerch ist, Lasertest genügt hier ja. Ich meine, es sollte ja möglich sein, mit dem Scope einigermaßen reproduktiv 3-4 mal zu gucken, bevor man sich in der Kollimierschrauberei verzettelt.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mit leichten Nachbesserungen am Höhenlagerbolzen, größerer Streulichtblende, und Beigaben wie Justierkappe + Inbusschlüssel hätte man in dieser Hinsicht ein schönes Gerät, das man bedenkenlos empfehlen kann.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Nun ja, das übliche PimpMyScope ist ja bei den chinesischen Geräten ja schon traditionell. Hauptsache ist ja aber immer, daß die Geräte schon out of the Box den Blutlecktest beim Einsteiger bestehen können.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...was der Kunde gerne lesen will, die Zielgruppe kann es eh nicht nachprüfen. Tja, falsch gedacht! Schlaue Einsteiger lassen sich von den Erfahreneren beraten und die wissen sehr wohl zu unterscheiden.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Gut gebrüllt Löwe! Hoffentlich haben dann auch mehr als die hälfte der potentiellen Einsteiger auch die Muse, sich solche Berichte zu Gemüte zu führen.

  • Also so wie ich Stathis verstehe ist er trotz nachvollziehbarer Kritik an den Werbeaussagen insgesamt ja doch einigermassen zufrieden mit dem Gerät und hält es für "verschenkungswürdig". Das kann ich wie oben schon gesagt auch verstehen, denn in der Praxis steht man ja immer vor der Frage nach Alternativen - und die sehe ich bei 150 Euro komplett und transportfähig auch nicht so wirklich. Gerne sagt man ja "kauf Dir ein Fernglas", nur mal ehrlich, der Strehlwert selbst eines &gt;500 Euro 7x50 würde den meisten Tränen in die Augen treiben. Und andersrum, bei 7mm AP sieht wohl auch ein Stern im hier besprochenen Dob glänzend aus...


    Viele Grüsse,
    DK

  • Hallo Stathis,


    vielen Dank für deinen aufschlußreichen Bericht [^]


    Mich würde interessieren ob dieser Spiegel ein "ausrutscher" ist,
    oder ob es da draußen noch mehr solcher Grottenteile gibt.


    Ich finde das Gerät für 149 Euro nicht gut. Der mechanische Aufbau
    des Teleskopes zeigt Schwächen, der Spiegel ist schlecht, die Streulicht-
    unterdrückung auch, die Okulare sind für f/5 nicht gut geeignet.


    Alternativen? Ein 114/900mm Newton mit sphärischem Spiegel. Der kann
    bei dieser Öffnung inclusive Fangspiegel theoretsch beugungsbegreenzt
    abbilden. Diesen Typ gibt es auf kleiner Mackelmontierung derzeit bei
    einem großen Versender aus München für 129.- bzw 145.-
    Den 114/900mm gab es ebenfalls schon auf Dobsonmontierung, ich habe
    den mal bei einem amerikanischen Versender für wenn ich mich micht täusche
    179 USD gesehen, sollte also hier auch für unter 150 Euro machbar sein.


    Wenn die Herstellungskosten so knapp bemessen sind daß es beim Hersteller
    nicht für eine Parabolisierung des Spiegels reicht, dann ist man als
    Sternfrund mit einem ausreichend lngbrennweitigen Kugelspiegel doch
    viel besser bedient.
    Die Einsteigerokulare funktionieren an einem f/8 sowiso besser als
    an einem f/5 Teleskop.
    Ich kann Winnie nur zustimmen:
    Der japanische 114/900mm mit dem ich vor über 30 Jhren eingestiegen bin
    hatte eine gute Optik. Und sogar einen ordentlichen Metallauszug.
    Aber die Montierung war etwas zu schwach, der Sucher mit Platsiklinse
    ein schlechter Witz, die Huygens-Okulare such. Eben ein Low-cost Newton,
    nicht vergleichbar mit einem Vixen auf NP, aber wenigstens konnte man
    den Newton gebrauchen.


    MfG,Karsten

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wirklich ärgerlich finde ich eigentlich nur, dass der Hersteller die Optik mit parabolisch und sogar beugungsbegrenzt spezifiziert und alle Händler diesen Text übernehmen (vielleicht weil sie sogar müssen?).<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Darum gehts mir hauptsächlich! Warum sollte die opische Qualität des Spiegels für den Einsteiger nicht ausreichend sein? Aber 150€ sind auch Geld, und die kommen bei der Massenfertigung auf ihrer Kosten! Aber dann was von parabolisch und/oder beugungsbegrenzt zu schreiben, ist schon böse. [}:)]


    Mein 130mmm Newton hat auch einen Kugelspiegel, aber selbst einige fortgeschrittenere Hobby-Astros haben gemeint, das die Abbildung gut ist.


    Bei f/8 ist eh alles egal.


    Aber Skywatcher ist doch keine "schelchte" Firma, die sollten da echt nachbessern. Die haben doch noch weitere 130/650mm Newtons im Sortiment, sehen die auch so aus?


    mfg
    Kai

  • Am Besten, man schleift sich seinen Spiegel selbst oder kauft vom Spezialisten! Martin, verkaufst du mir deinen 18cm f/5 ? Bin mir sicher der ist besser wie die Fernost Massenware! Will mir nach unserem Gespräch in der VSW München auch einen Reise-Gitterdobson bauen!
    Viele Grüsse
    Werner


    PS: kann dich anders nicht erreichen, nehme an, du liest das Forum! Meine email ist dl6mda at yahoo.de

  • Hallo Kai,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mein 130mmm Newton hat auch einen Kugelspiegel, aber selbst einige fortgeschrittenere Hobby-Astros haben gemeint, das die Abbildung gut ist.


    Bei f/8 ist eh alles egal. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    das ist ein weit verbreiteter Irrtum!
    Es kommt auch auf die Größe der öffnung an. Ein fehlerfreier 114/900mm
    Kugelspiegel ist beugungsbegrenzt wenn die Mitte des Spiegels durch
    den Fangspiegel davor aus der Rechnung rausfällt.
    Ein 200mm f/8 ist weit davon entfernt beugungsbegrenzt zu sein.
    Es ist so ähnlich wie beim Farbfehler eines Achromaten wo man auch
    die Öffnung und nicht nur das Öffnungsverhältnis berücksichtigen muß.


    CS,Karsten

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Demolition-Man</i>
    <br />(==&gt;)Karsten
    Hast natürlich recht! Bei "kleinen" Geräten ist f/8 ist fast jeder Beziehung unkritisch.


    Hab schon oft gelesen: Das eigentlich jedes Gerät über 114mm parabolisch sein sollte. Aber 130mm/1000mm geht auch noch.


    Stimmts jetzt? ;)


    mfg
    Kai


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">

  • Hallo Stathis,


    schöner Bericht. Die Optiken scheinen tatsächlich etwas zu streuen.
    Wie der Zufall will war ich grade mit dem Teil in Australien.
    Mein Spiegel schien OK zu sein. Es wäre interessant den auch mal
    zu testen. Soll ich ihn mal mit in die Sternwarte bringen?


    Hier ein paar Ergebnisse aus Australien:









    mehr unter
    http://www.astrode.de/aust/australienbeo2.htm


    Viele Grüße


    Bernd
    Gährken

  • Tolle Bilder für die Öffnung!


    Ich finde, dass die Frage, wie sehr die Dinger streuen, durch eine andere Entwicklung noch virulenter wird: Es gibt auch einen 130mm f/5 Skywatcher Newton mit 2" Crayford für unter 200 Drachmen. Gewicht 2.5kg. Auch einen Komakorrektor gibt es dafür. Sowas wäre für eine Astroreiseaktion, wie sie Bernd hier vorgemacht hat, ja überaus geeignet! Ich denke, dass in allen drei Skywatcher 130mm f/5 Newtons die gleiche Scherbe steckt. In sofern wäre es doch schön zu wissen, wie stark die Spiegel streuen, und es wäre sehr schön zu erfahren, wie Bernds Spiegel so ist.


    Hartwig

  • Hallo!


    Ich wurde erst jetzt auf diesen Thread aufmerksam.


    Stathis, danke für diesen Testbericht Marke kurz&gut. More, please!


    Bernd, deine Bilder sind wirklich fantastisch. Da hast du alles herausgeholt. Dabei heißt es immer, 130mm sei zu klein für gute Planetenbilder. Und dann lichtest du den Rhea-Schatten ab!


    Zum Teleskop selbst: Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass sogar die Branchengiganten es nicht schaffen, so simple Dinge wie einen ordentlichen Streulichtschutz hinzukriegen.


    Gruß,
    Guntram

  • hallo,


    Danke an Stathis für diesen nüchternen Testbericht!


    Als kleiner Händler-Mitarbeiter mache ich immer wieder Sterntests mit Stichproben verschiedener Scopes,
    aber dieses Exemplar schlägt wohl dem Fass den Boden aus. Will mich jetzt gar nicht ausbreiten, denn aus
    qualitativ beurteilten Stichproben lassen sich nicht Gesamtaussagen herleiten. Dafür habe ich veranlasst dass ein
    entsprechendes Feedback direkt zu Synta nach China geht, denn die haben sehr wohl offene Ohren wenn es um den
    Ruf ihrer Produkte geht. Und sie sollen sehen dass die Sternfreunde in Europa nicht schlafen, das fördert die Qualität ;)


    Ein von mir letztens getesteter Skywatcher 130/650 mit 2" OAZ zeigte einen jedenfalls beugungsbegrenzten Sterntest. Fotografisch
    kann man ja sehr viel nacharbeiten, sogar mit Gurken gelingen gute Aufnahmen, wie letztens mit einem schwerstens "verbogenen" TeleVue mit Strehl um 0,5 offenbar wurde. Visuell hat man keinen Photoshop eingebaut, da zählt eben nur die Performance des Teleskopes.


    lg Tommy


    PS: Beim Einloggen ist mir ein Fehler passiert, da war offenbar noch ein anderes Konto angelegt. Mein Account Name ist tommy nawratil.

  • Lieber Tommy,
    Auch wenn das von Stathis gemessene Teil ein "Ausreisser" war, kann es keinesfalls schaden, bei den Herstellern in Fernost ab und zu ein feedback zu geben.... gut gemacht! Gerade die Grösse zwischen grösser 4" und kleiner 8" Zoll (=Reiseteleskope) gab es bis vor einem Jahr fast nix an schnellen Reflektoren! (Refraktoren schon, aber halt in einem anderen Preissegment). Das ändert sich jetzt gerade und deshalb vielleicht das Interesse an diesem thread.
    CS von Wern

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!