Den häufigen Fragen hier im Forum nach günstigen und trotzdem brauchbaren Einsteigerteleskopen folgend hatte ich im Dezember 2006 den Orion 4,5" StarBlast getestet. Einige Zeit später hat Orion den größeren Bruder StarBlast 150/750 nachgelegt. Zum Jahr der Astronomie hat Synta weitere Einsteigerdobsons herausgebracht, die unter dem Celestron und Skywatcher Label vertrieben werden. Für ein Geschenk wählte ich den größeren Skywatcher Heritage 130P Flextube aus, der neben etwas mehr Öffnung mit f/5 ein okularfreundlicheres Öffnungsverhältnis als der 4,5 Zoll f/4 Starblast bietet. Da es vielleicht von allgemeinem Interesse ist, was man für 149,- Euro bekommt, möchte ich meine Erkenntnisse hier veröffentlichen.
Der "Halbstarke" kam komplett montiert und recht ordentlich vorjustiert aus der Kiste. Zum Lieferumfang gehören ein Leuchtpunktsucher, 2 einfache sog. "Super" Okulare: ein 25mm = 26x und ein 10 mm= 65x, und eine gut verständliche jedoch englische Gebrauchsanleitung. Man muss nur noch den Tubus mit seiner Prismenschiene an die Einarmbefestigung schrauben, ihn ausziehen und kann sofort beobachten.
Im zusammengeschobenem Zustand misst er 34x34x56 cm hoch und kann am Griff bequem transportiert werden.
<b>Vorweg mein Fazit in Stichworten:</b>
- Attraktiv für Kinder und Jugendliche durch einfache intuitiv zu lernende dobsonmäßige Bedienung. Auch für Kinfder gut transportierbar
- Nicht sehr wertige, aber funktionelle mechanische Ausführung, Recht ordentliche Nachführpräzision bis ca. 120-fach, Einarmgabel neigt zu Schwingungen, bleibt jedoch deutlich stabiler als die sonst in diesem Preissegment üblichen parallaktisch montierten Klappergerüste.
- Bis ca. 65x brauchbare, darüber eher bescheidene Bildqualität,
- Vorhandener, aber zu geringer Streulichtschutz
- Spiegel Mittenmarkierung vorhanden, Justierhilfe fehlt jedoch
- Kein Werkzeug mitgeliefert
- Gutes Preis/ Leistungsverhältnis, wenn die Optik besser wäre
In Summe kein hochwertiges aber dennoch brauchbares leicht zu bedienendes Gerät für den kleinen Geldbeutel, das schöne Einblicke in die praktische Astronomie ermöglichen kann. Ist die Leidenschaft und Basteltrieb einmal geweckt, sollte man einige Nachbesserungen selbst vornehmen können. Die optische Qualität erfüllt die beworbene Spezifikation nicht, andere Eigenschaften halte ich für Einsteiger jedoch für wichtiger.
<b>Gemessene Maße und Gewichte:</b>
- Hauptspiegel: Durchmesser: 129,6 mm, optisch wirksam: 127 mm. Brennweite: 650 mm, ergibt ein Öffnungsverhältnis von f/5,1. Spiegeldicke: 18 mm. Gewicht 573 g. 2,52 g/cm^3, Glas mit grünlicher Färbung.
- Fangspiegel: Kleine Achse 39,5 mm, Dicke 7,5 mm.
- Tubus aus Blech mit aufgeklebter schwarzer Schriftfolie: Länge 612 mm+ 17 mm für die Justierschrauben, Das Oberteil besteht aus zwei 15 mm Stangen, die zum Transport und Lagerung in Führungen nach unten geschoben werden können, zusammengeschoben mit Deckel ist der Tubus noch 390 mm lang. Netto Tubus Innendurchmesser 150 mm. Gewicht OTA: 3,2 kg (ohne Finder, ohne Okular).
- Dobsonmontierung: Gewicht: 3,02 kg
- Gesamtgewicht: 6,3 kg (komplett bestückt mit 60 g Finder und mitgeliefertem 25 mm Okular).
- Okularhöhe über Grund: Im Zenit 710 mm, am Horizont 520 mm. Zum bequemeren Einblick ist der Okularauszug um 60° gegen die Horizontale geneigt.
- Basis Dreieck: Ca 340x320 mm
<b>Die Details:</b>
Der Fangspiegel (s. Bild von vorn) ist auf dem Halter per doppelseitigem Spiegelklebeband aufgeklebt und wird mit einer Zug und 3 Druckschrauben justiert Die Fangspiegeleinheit hängt an einer 6 mm Stange am Tubus. Zum Justieren sind ein Schraubendreher und Inbusschlüssel notwendig, die nicht mitgeliefert werden.
Die Hauptspiegelfassung hat das nötige Spiel zum Spiegel, die Halteklammen sind aus Gummi und waren nicht zu fest angezogen. Die Mittenmarkierung ist vorhanden, eine Justierhilfe wird jedoch leider nicht mitgeliefert. Das halte ich für ein großes Manko, denn nicht jeder Anfänger kennt den Trick mit der transparenten Filmdose.
Das Justieren des Hauptspiegels erfolgt werkzeuglos mittels der 3 Rändel gegen Federkraft. Die noch vorhandenen Konterschrauben halte ich für überflüssig, wenn auf ausreichend Spannung geachtet wird. Die Justierung ist ausreichend stabil und bleibt bis auf kleine Nuancen bei wiederholtem zusammen- und auseinanderschieben des Tubus erhalten.
Die Befestigung des Tubuses erfolgt per Prismenschiene an den Einarm. Sehr praktisch: Die Position kann je nach Okulargewicht in weitem Bereich variiert werden und so bleibt der Tubus immer im Gleichgewicht.
Scharf gestellt wird mittels einfachem 1,25" Schraubfokusierer aus Plastik. Er hat reichlich Spiel, erledigt jedoch seinen Job für nicht zu schwere Okulare. Auch mein 4,8 mm Nagler ließ sich feinfühlig genug einstellen. Der Fokusierweg ist mit ca. 20 mm etwas knapp. Ich kam mit den mitgelieferten Okularen, einigen Plössls, Panoptik und allen Nagler Typ 6 in den Fokus. Weit innen fokusierende Okulare kann man durch etwas Einschieben des FlexTubus in die Bildebene bringen.
Bei der Einarm Dobsonmontierung arbeitet im Azimut das Teflon gegen die Holzbeschichtung recht einwandfrei, wenn man die Teflonscheibe am Zentralbolzen entfernt. Ausgeliefert wurde mit montierter Teflonscheibe, womit das Azimutlager sehr leichtgängig läuft, jedoch durch den ungenügenden Druck auf die 3 Füße kippelt.
Die Höhenlagerung (Zugbolzen gegen Teflonscheibe) kann durch den Handknauf in der Gängigkeit eingestellt werden. Ein kleiner Konstruktionsfehler (Nut ohne Absatz) führt zu einem schief sitzenden Bolzen und damit zu schwankendem Anpressdruck.
Die gesamte Konstruktion neigt etwas zu Schwingungen und Zurückweichen beim loslassen (Backlash). Hauptverantwortlich dafür ist die Einarmgabel und zu geringerem Teil die 2 Tubusstangen. Die Nachführpräzision würde ich etwa auf Niveau der 8" Fernost Dobsons einordnen, Der 4,5" Starblast ist steifer montiert, die nach den modernren Regeln optimierten Selbstbaudobsons liegen meilenweit vorn.
Entgegen der Produktbilder ist eine Gegenlichtblende verbaut, die jedoch in den Ausmaßen deutlich zu kurz geraten ist. So fällt Streulicht an der Blende vorbei direkt in’s Okular (siehe Bild). Auch die Fangspiegelkante ist nicht geschwärzt und leuchtet hell reflektierend direkt in’s Auge. Hier sollte man einen größeren Streulichtlappen einbauen und die vom OAZ sichtbaren Teil der Fangspiegelflanke mit Mattlack oder wasserfestem Filzstift schwärzen.
Die "Super 25" und "Super 10" Okulare sind vermutlich Kellner Bauart mit einfacher Vergütung und 53° scheinbarem Gesichtsfeld (gemessen nach "griechischer Methode"). Mit dem Einblick kam ich gut zurecht, Mittenschärfe ok., die Randschärfe fand ich akzeptabel. Sie zeigten deutlich mehr Reflexe am Mond als mein TeleVue Plöösl. Was daran "Super" sein soll, konnte ich nicht ermitteln[:D].
Der Rotpunkt Peilsucher funktioniert, ist jedoch auch bei schwächster Einstellung noch deutlich zu hell. Dieses Manko kenne ich von praktisch allen Fernost Rotpunkt Peilsuchern. Trotzdem würde ich ihn gegenüber den einfachen optischen Suchern den Vorzug geben, da man damit leichter Objekte auffinden kann.
Den Hauptspiegel habe ich einem Foucaulttest unterzogen.
Er offenbarte einen Zentralberg mit anschließender Zone und leichte Rauhigkeiten. Insgesamt ergab sich eine Unterkorrektur mit Konischer Konstante CC= -0,39. Bei fotografischer Auswertung mit 11 Stützwerten erhielt ich einen Strehl von 0,38, womit der Spiegel die Latte zur Beugungsgrenze (Strehl = 0,81) klar gerissen hat (siehe FigureXP Auswertung).
Am Sterntest am echten Stern mit dem 10 mm Okular ist die Unterkorrektur durch Vergleich der intra-und extrafokalen Zerstreuungsscheiben massiv sichtbar, im Fokus bleibt der Stern bei dieser Vergrößerung (65x) trotzdem noch recht klein. Mit meinem 4,8 mm Nagler (135x) war die sphärische Aberration auch im Fokus sichtbar. Trotzdem zeigte der Kleine Dobson eine stark zerklüftete Kraterlandschaft auf dem Mond, die das Herz des angehenden Sternfreundes öffnen sollte. Am Saturn sah ich die zwei dunkleren Äquatorbänder mit dem Ring als dicke scharf abgegrenzte Linie davor. Die Cassiniteilung konnte ich bei dieser geringen Ringöffnung nicht ausmachen. Westlich und östlich rahmten die Monde Titan und Rhea die Szenerie ein. An Deep Sky Beobachtungen war unter Großstadthimmel bei mehr als Habmond nicht zu denken.
Kann so ein Spiegel wie spezifiziert noch als "beugungsbegrenzte Parabol Optik" durchgehen? Was meint ihr? Bleibe vielleicht noch zu klären, ob dies ein Ausrutscher war, oder die Spezifikation grundsätzlich zu hoch gegriffen ist.