Hallo Freunde,
gestern hatte ich mir noch etwas Deepsky vorgenommen, denn der strahlende Sonnenschein versprach eine klare Nacht.
Die Ausgangssperre im Lockdown läßt ja längere Zeit keine Beobachtungen mehr zu, wenn man keine Sternwarte im Garten hat.
Erst wollte ich zur Hohloh fahren, aber es war mir doch zu kalt oben am Berg in knapp 1000 m NN.
Es hat mir auch so gereicht, denn am halb so hohen Tochtermannsberg, an einer windgeschützten Stelle, waren es 3 Grad und später -2 Grad.
Den 28er Dobson hatte ich schon am Nachmittag in den Kombi gepackt, damit er sich temperaturmäßig anpasen kann.
Nach einem guten Essen (danke Moni) fuhr ich nach Hofstetten, baute den Dobson auf, justierte auf die Schnelle am Polarstern
(geht in Sekunden Dank Justiermotoren) und konnte gleich in die Vollen gehen!
Jetzt zu den Bedingungen:
28" Dobson f/3,1 mit Paracorr.
Zeit 21 Uhr bis 24 Uhr
Temperatur siehe weiter oben, auf jedenfall kalt!
SQM 21,45, Seeing nicht schlecht, manchmal gut.
Wind mäßig aber saukalt. Beobachtet ohne BDSC.
Erstes Objekt war der Eskimonebel, NGC2392.
Das seeing ließ das 8mm Ethos zu, also V=310x.
Boah! Schon im Aufsuchopkular, dem 26er Nagler, richtig türkis!
Im 8mm dann unglaublich viele Details, deutlich das Gesicht und die Parka sichtbar. Etwas störend der helle Zentralstern. [8D]
Eine höhere Vergrößerung zeigte nicht mehr Details.
Dann schon einmal den Orionnebel M42 eingestellt, der im 17er Ethos richtig blendete!
Da sage mal jemand, man könne nachts keine Farben sehen: nein, zarte Grüntöne und warme Brauntöne war sehr deutlich sichtbar!
Das Trapez war schön aufgelöst, E und F aber erst mit dem 10mm zu sehen. Das sollte gegen Mitternacht noch viel besser werden.
Dann kamen der Flammennebel, Alnitak und der Pferdekopf dran.
Die passen zusammen ebenso ins Gesichtsfeld.
Nimmt man den H-Beta-Filter, wird Alnitak so abgedunkelt, dass man den Flammennebel und gleichzeitig den Pferdekopf sehen kann.
So schön! Mir kamen Tränen die Augen... ich merkte aber schnell, dass es am blöden Wind lag.
Gleich weiter zum Gespenst mit den durchdringenden Augen! M 78 [:p]
Dieser Gasnebel wirkt in der großen Tüte richtig plastisch. Fantastisch!
Gleich weiter zum Rosettennebel, auch wenn der mit meinem Gesichtsfeld von knapp einem Grad nur im Detail sichtbar war.
Im O III-Filter sah ich helle, detailierte Nebelschwaden und im 10mm Ethos deutlich die Elefantenrüssel.
Etwas höher über dem Orion kam nun M1 an die Reihe. Den finde ich im Schlaf... zum Glück war ich aber hellwach!
Er war sehr hell, sehr detailreich und sehr beeindruckend.
Ich vergrößerte auf 410x und konnte in den Momenten guten Seeings zwei Sternchen aufblitzen sehen. [:p]
Endlich habe ich mal wieder den Pulsar gesehen! Das ist mit bisher nur beim HTT mit Rolands 24-Zöller und mit Kais 33-Zöller gelungen.
Weil zeitweise gutes Seeing herrschte, konnte ich mich an Fuzzies wagen, die höhere Vergrößerungen brauchen.
Also bin ich schnell zum NGC2371/72 gegangen, der sich aber etwas bitten ließ!
Ohne Sternarte und BDSC musste ich etwas herumrühren, bis ich ihn endlich hatte.
Dann aber mit 410fach konnte ich sehr schön die Doppelstruktur und den Zentralstern sehen.
Mir kroch schon langsam die Kälte in die Klamotten... besonders in meine zu dünnen Handschuhe! [:0]
Weiter ging es zum intergalaktischen Wanderer NGC2419. Das ist ein 260 000 LJ entfernter Kugelhaufen.
Er wirkte gemottelt und hin und wieder meinte ich einzelne Sternchen aufblitzen zu sehen.
NGC2419 sieht etwa so aus wie M13 im 5-Zöller.
Jetzt stand der Christmas-Tree schon höher. Zeit, den Konusnebel NGC2264 zu suchen.
Im 10mm Ethos war er recht einfach zu sehen, eine Kante wirkte dabei etwas heller.
Der ganze Bereich erschien aufgehellt, so dass der dunkle Konus gut sichtbar war.
Zum Schluss kam noch ein schweres Objekt dran: der Doppelquasar im UMA.
Auch den fand ich schnell über die 10m6 Galaxie NGC3079 und ein Viereck aus 14m Sternchen.
Der Quasar war relativ einfach zu sehen, weil die Position über das Viereck sehr einfach zu finden ist.
In Momenten guten Seeings ploppte er ab und zu doppelt auf.
Ich meine, das war erst das dritte oder vierte Mal, dass ich ihn trennen konnte.
Ganz zum Schluss stellte ich noch einmal M42 ein: ohne Worte! Ich war sprachlos [:p]
Zum allerletzten Schluss noch ein Blick auf Sirius: GRELL... und dann flackerte der Sirius plötzlich. Nix mit Sirius B [:(]
Mit klammen Fingern wurde der Dobson wieder ins Aute gepackt (Dauer etwa 10 Minuten) und es ging heimwärts.
Das letzte Mal Spechteln... wer weiß, wann man wieder rausfahren darf!
cs
Timm