Hallo Allerseits,
wg.: aus der Nacht 6/7. März 2021; Süd Hessen
Irgendwie ist auf den März Verlass. Fast in jedem Jahr ergab sich im März eine anständige Deep Sky Beobachtungsnacht. Ganz Gegensatz zu den Monaten Oktober bis Januar, die mit den Jahren immer unzuverlässiger und vor allem verschlossener werden.
Am Freitag hab ich es schon gesehen - der Himmel ist glasklar, aber ich war noch müde von der Arbeit. Außerdem so ein unangenehm kalter Ostwind vor der Haustüre. Und außerdem hatte ich im Kopf den noch präsenten abnehmenden Mond der mir vermeintlich zu früh ins Gehege kommen würde. Dachte ich. Und morgen sollte es genau so gut werden und der Mond kommt erst um 2:00. Dachte ich. Er kam aber viel später hoch.
Es wurde Samstagmorgen - ein kristallklarer Sonnenaufgang zum Heulen (hab ich was verpasst?). Nur, über den Tag kamen breit schleiernde Zirren auf. So'n mist. Und die aktuellste Vorhersage für die kommende Nacht war nun auch: teilweise verzirrt.
Naja, hilft ja nix - könnt ja doch besser werden. Meteoblue ist da nie richtig irgendwie. Also habe ich tags das Auto gepackt. D.h. Geraffel runter getragen, rüber in die Garage. Das Teleskop ist dauerhaft dort, ein 8" Newton f/5. Aber die HEQ5 ist in der Wohnung und der ganze Rest. Das war wie ein Aufbruch für eine Expedition, viele Gänge. Zum Glück haben wir einen Fahrstuhl. Aber es dauert halt bis er kommt. Jedenfalls an Gängen:
erster Gang - der HEQ5 Kopf (10kg)
zweiter Gang - Stativ (5kg) + Gerümpel Koffer (3kg)
dritter - Okukoffer und Karten und Papierblock Körbchen
vierter - Wärme/Isokleidung und Moon Boots und ein Gegengewicht 5kg
In der Garage sind: Teleskop, Astro Stuhl, Campingtisch, Akkus, Fön, zweites 5kg Gegengewicht, und noch eine Rumpel Kiste.
Das war also mittags. Abends nach dem Abendbrot - der Himmel sieht gut aus. Nicht kristallklar wie gestern, aber versprechend. Dann also der letzte, fünfte, Gang runter mit Fernglas und Verpflegungskorb.
Das Auto war damit voll bis auf den letzten Platz, bzw. Fußraum. An ernsten Unfall darf ich gar nicht denken, was da durch die Gegend fliegen kann. Gesichert ist nur das Teleskop und das Stativ.
Das schreib ich für die Leute mit schönem Garten und im dunklen Dorf. die sich das alles sparen können ;-). Ihr habt es echt gut!
Die Fahrt zum Beobachtungsort irgendwo mitten im Odenwald auf irgendwas um 500 Höhenmetern dauert etwa eine Stunde fünfzehn für 65km. Dort angekommen auf einem freien Feld hat es wieder fast 40 min gedauert bis ich beobachtungsbereit war. In voller Montur und alles aufgebaut und vorbereitet, das dauert halt. Ist aber nötig, denn es war schon -1 Grad und mit leichtem Ostwind (gegen 21:00). So völlig wind-ungeschützt ist das schon eine Ansage.
Ein Blick zum Himmel zeigte, ja - hier und da vom Licht der vielen Städte ringsum aufgehellte Streifen, die Zirren, aber großflächig scheinbar auch frei von Zirren. Es war eben schon mal dunkler hier so insgesamt. Ja klar die Zirren streuen halt Licht herein.
Aber gut, nach einer langen Abstinenz nimmt man, was auf den Tisch kommt.
Los geht's also ....................
Zunächst ein Blick auf Mars, Plejaden und Aldebaran - frei Auge und dann mit Fernglas. Eine tolle Zusammenstellung. Der Mars wirkt in der Tat in der gegenwärtigen Helligkeit und Farbe Aldebaran aufs Haar. Ein schönes Bild!
Der Große Hund und das Achterdeck Schiff standen gut und da war ich schon lange nicht. Außerdem hat das oberste Ende vom Schiff an die tolle Zeit in Südafrika im April 2018 erinnert. Zunächst NGC 2438 (OK ist Einhorn, aber ich gehe immer von Sirius aus mit dem Star Hoppen zum NGC 2438). Der ist einfach klasse zuckerpudrig, und dann noch mit eingebettetem PN. Eines der schönsten Objekte. Mit UHC am schönten zu genießen. Ohne ist der PN nur sehr schwach zu erkennen. Und der OIII knipst zu viele Sternchen weg.
Da gibt es viel mehr in der Ecke an OS, aber ich bin dann wirklich runter zum Gr. Hund, und zwar NGC 2362. Den hatte ich schon so lange nicht mehr, daß jede Erinnerung verblasst ist. Also Übersichtsokular, den Aufsuchstern tau CMa und - wo? Ah es schimmert etwas rund um den Stern. Also 12mm rein (80x) und ja da klar tau CMa mittig gleißend hell und drum herum feinste Sternchen, recht eng, fast kreisscheibenförmig. "Hübsch! Seeehr hübsch! Machen sie weiter, Kollege, weiter..." (Zitat aus der Feuerzangenbowle ;-)).
Dann M93 im Achterdeck, ein netter empfehlenswerter OS, länglich gezogen, man kann sich manche Figuren hinein denken. Ich hatte den Eindruck eines liegenden "A".
Von da bin ich zum Krebs gesprungen zu M67, auch ein sehr schöner OS in den man sich was reindenken kann. Bei mir ist es das Klingonen Abzeichen, der Dreizackenstern (oder was immer es sein soll). Und höher an i Cnc an den ich am Balkon (mein üblicher Doppelsternbeobachtungsort) nicht rankomme. Wau - der war hübsch zwei farbig. Gelb der Hauptstern und bläulich wirkend die schwächere Komponente.
Danach erfolgte ein weiterer Sprung zum Gr. Bären der senkrecht am Himmel stand. Kurz zu M82/M81 nur für den Himmels Check. Hmmnaja, M81 hab ich schon mal besser gesehen: von den Spiralarmen keine Spur, man könnte sich die Ansätze einbilden. Darauf hin hab ich am Kasten einen fst Check vorgenommen, aber ich konnte partout keine Sterne schwächer als 5,8m erkennen (die nächst schwächeren von mir gekennzeichneten Sterne waren 6,3mag). Ich weiß aber an diesem Standort gehen auch 6,3mag in besten Bedingungen.
(Unterbrechung) - äh, jetzt habe ich so viel geschrieben, bin aber erst 1/2 Seite meiner Aufzeichnungen durch (2,5 A5 Seiten) - was mach ich jetzt? Vielleicht ein neuer Foreneintrag...