Guten Tag allerseits,
unter der nervigen Wolkendecke sitzend, habe ich mir meine Daten von Sh2-261 (Lower's Nebel) noch einmal vorgenommen, die ich vor genau einem Jahr aufgenommen hatte. Das Ziel war, eine natürlichere Farbgebung als damals hinzubekommen. Das ist mir auch diesmal nicht recht gelungen. Aus den RGB Daten ist unter meinem Himmel nicht genug an "echter RGB Farbe" herauszuholen, um es gewinnbringend in einer RGB-Schmalbandkomposition einzusetzen. Trotzdem gefällt mir die aktuelle Version besser. Zudem konnte ich die Dunkelnebel in Sh2-261 prägnanter darstellen als 2020. Eigentlich finde ich aber die Schwarzweißversion am besten. Sie besteht aus Strukturen des Ha und OIII mit RGB Sternen.
Abgesehen von ein paar Fragen, die sich im Zusammenhang mit den nachfolgenden Bildern stellen, wäre ich interessiert, was ihr von den Aufnahmen haltet.
Das nachfolgende Thema ist hier im Deep Sky Bereich vielleicht Off-Topic. Für den Fall gebt mir bitte Hinweise, wohin ich damit gehen sollte...;)
Ich hatte in 2 Sessionen aufgenommen (am 19. und 21.01.2020). In der ersten Nacht habe ich das Ziel nicht gut getroffen, das war vor NINA und die Aufnahme erfolgte wohl unbeaufsichtigt. Bei der Bearbeitung des endgültigen Ausschnittes entdeckte ich ein schwaches Lineament, dass in der Abfolge meiner RGB Filter gefärbt war:
Das Bild ist gegenüber den vorherigen um 180° gedreht, Ausrichtung ist 14,3°. Keine Ahnung, wie das Lineament die Ausreißereliminierung beim Stacken "überlebt" hatte.
Um mich der Sache zu nähern, fertigte ich einen Gesamtstack meiner verfügbaren Daten und verwendete den "Maximum" Algorithmus in APP. Dabei fanden sich 2 Objekte (in den Aufnahmen mit O1 und O2 bezeichnet) in 2 Aufnahmesessionen (S1 und S2). Aufnahmerichtung ist ebenfalls 14,3°.
(über die roten Punkte im unteren Bildteil muss ich auch noch nachdenken, bin noch nicht dazu gekommen [:I])
Vergrößert sehen die Objekte O1 und O2 so aus:
Es gibt Lücken durch Guidingfehler (Windböen?) und Wolken. Aber in den Einzelaufnahmen waren die Anfangs- und Endpunkte der Lineamente gut zu identifizieren.
Ich habe mir einige Zeit genommen, um mit meinen bescheidenen Möglichkeiten Daten zu den Objekten zu erhalten. Ich habe die Einzelaufnahmen genauesten inspiziert und die ersten und letzten Aufnahmen der Objekte ausgewertet. Über die Aufnahmezeiten und eine Abstandsvermessung in PS wurden die Bewegungsgeschwindigkeiten der Bahnsegmente bestimmt. Ebenfalls in PS habe ich die Winkel der Bewegungsbahnen vermessen. Folgende Messergebnisse:
Objekt 1 bewegt sich in der ersten Nacht mit 21,34"/h nach 76,5°. In der zweiten Nacht dann mit 19,69"/h nach 73,0°. In den Tagen dazwischen bewegt es sich mit 18,11"/h nach 75,0°.
Objekt 2 bewegt sich in der ersten Nacht mit 29,44"/h nach 72,3°. In der zweiten Nacht dann mit 28,34"/h nach 71,2°. In den Tagen dazwischen bewegt es sich mit 28,62"/h nach 71,2°.
Objekt 2 ist bzgl. Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit einigermaßen konstant, wenn man die Ungenauigkeiten meiner Vermessung berücksichtigt.
Objekt 1 zeigt aber Unterschiede in der Geschwindigkeits- und Richtungsunterschiede, die ich für signifikant halte.
Mir stellen sich folgende Fragen:
Handelt es sich um Asteroiden oder ggf. Kleinplaneten? Wie kann man das feststellen? Passt die Bewegungsrichtung dazu?
Wie kann man die Unterschiede in Bewegungsrichtung und -geschwindigkeit von Objekt 1 erklären?
Schließlich habe ich noch eine "abgeknickte" Erscheinung im Grünkanal zu bieten, die nur 1 Pixel breit ist und nur in einer einzigen Aufnahme vorkommt. Kann das der Effekt kosmischer Strahlung sein (cosmic ray hit)?
Die Bilder und Daten kann ich gern zur Verfügung stellen, wenn jemand Interesse hat.
Bestimmt haben die alten Hasen unter euch so etwas schon gesehen und/oder können es erklären. Ich bin gespannt auf das Feed Back!
Schönen Sonntag noch
Peter