Ein trauriger Celestron C11

  • Hallo,


    diejenigen, welche meine Beiträge in den letzten Tagen mitverfolgt haben, wissen, dass ich mich im Moment um einen Astro-Nachlass kümmere.


    Nun geht es um einen echt traurigen Celestron C11, bzw. um seine Überreste. Ich fand ihn so in einer Kiste, wollte ihn anheben und erschrack als mir die Schmidtplatte entgegen kam. Zum Glück habe ich sie gehalten und so bleibt das Paar Spiegel/Schmidtplatte beisammen. Offensichtlich ist es so, dass die Schmidtplatte dem Hauptspiegel oder umgekehrt zugeordnet wurde. Die Platte hat eine Nummer, die sich auf dem Spiegel wiederfindet.


    Ganz offensichtlich fehlt der Fokussiermechanismus und einige Schrauben. Der Tubus war mit der Adresse des Verstorbenen gekennzeichnet. Ich vermute, dass der Fokussierer irgendwann defekt war, das Teil "irgendwohin" einschickt wurde und es so zurückkam. Vielleicht erschien die Reparatur unmöglich oder zu teuer.


    Gibt es diese Original-Fokussierer noch zu kaufen? Mein Eindruck aus den Berichten in diesem Forum ist eher, dass die Ersatzteile wie Schmidtplatte etc. schwer erhältlich sind.


    Nun las ich in diesem Forum, dass man den Spiegel festsetzen kann um dann mit einem "normalen" Fokussierer weiterzuarbeiten. An welcher Position muss er festgesetzt werden? Hat da jemand Erfahrung?


    Ich denke ich werde den Hauptspiegel (mit dem Geburtsdatum Mai 1998) mal mit aller gebotenen Vorsicht baden um zu sehen, was sich unter den Spinnweben verbirgt.

    Beim Fangspiegel wölbt sich die äußere Kunststoffkappe. Hier habe ich im Netz gefunden, dass diese durchaus brechen kann und dann der Fangspiegel nicht mehr zentrierbar ist. In dieser Kappe ist laut diesen Informationen ein Zapfenlager, um das der Fangspiegel schwenken kann. Ich habe die Schrauben etwas gelöst um die Spannung auf den Zapfen zu reduzieren.
    Hier ist meine Frage, wie ich dieses Konstrukt auseinander bekomme. Ich sehe auf der Innenseite zwei Klebepunkte auf dem Gewinde. Diese wegschneiden und die Kunststoffteile auseinanderdrehen?


    Nun die Bilder dazu. Über Eure geschätzte Meinung und Beiträge freue ich mich sehr!


    VG und CS
    Thomas








  • Hallo Thomas
    Erst mal Glückwunsch zum Fundstück, und das in mehrfacher Hinsicht.
    ...das Teleskop selber...das alle Glasbauteile noch heil sind, und das du die Schmidtplatte gerettet hast.
    Damit hast du auf jeden Fall die Möglichkeit ein funktionierendes C11 fertigzustellen.
    Wenn du dich selber an die Arbeit machen möchtest dann mit viel Ruhe und Geduld.
    Ob die Fokusiereinheit zu bekommen ist kann ich nicht sagen, aber da gibt es vielleicht noch Meldungen zu.
    Aber eine "normalen" Fokusierer zu verwenden ist machbar aber eher nicht ratsam.
    Das habe ich mal mit einem defekten Maksutov gemacht, das war eine lange Fummellei bis man eine sinnvolle Position gefunden hat, und dann war
    der Fokusweg sehr beschränkt, was die Einsatzmöglichkeit von div. Anbauteilen fast unmöglich machte.
    Durch die Hauptspiegelverstellung hat der Fokusweg sagen wir mal ein anderes Übersetzungsverhältniss.
    ...wenig Spiegelverstellung gibt recht viel Fokuswegverstellung..
    Beim Fangspiegel ist es vielleicht machbar die Klebepunkte mit einem feinen Bastelmesser zu schwächen und dann gefühlvoll die Teile zu lösen.
    Am besten nutzt man bei solchen arbeiten Baumwollhandschuhe, das verhindert Fingerabdrücke am Spiegel.
    Ach aufpassen mit den Spiegelkannten.
    Selbst leichtes drücken an die Glaskante mit eine Metalkante wie Messer oder Schraubenzieher erzeugen ganz schnell Muschelbrüche.
    Mit einem Drück und Knippwerkzeug aus Holz passiert das nicht so schnell.
    Für die spätere notwendige Justage wäre es auch gut einen künstlichen Stern zur Verfügung zu haben.
    Wichtig noch zu Beginn ist alle Positionen der Glasbauteile zueinander zu Markieren (mit der Hoffnung das sie noch nicht verstellt wurden)
    Aber selbst wenn sich später herausstellt das sie nicht mehr zueinander passen lässt sich das wieder beheben.
    Das Problem habe ich bei einem 8"SC auch schon gehabt.
    Also es gibt da auf jeden Fall Lösungen für die bevorstehenden Aufgaben.
    Ich denke es kommen hier noch einige gute Hinweise zur Restaurierung des C11
    Viel Erfolg....
    Beste Grße
    Andreas

  • Hi Thomas,


    da fehlt die Buchse mit dem Lager und dem Handgriff, der die Buchse mit dem Innengewinde, die sich am Ausleger des Hauptspiegels befindet, aufnimmt. Das Teil wird mit drei Schrauben hinten an der Hauptspiegelzelle von aussen befestigt. Wenn das Teil fehlt, koennte es mit einer Drehbank neu erstellt werden. Ein bisschen Frickelei, aber damit laesst sich der Hauptspiegel dann grob verfahren. Fuer die Feinfokussierung kann dann noch ein Crayfordfokussierer hinten angeschraubt werden.


    Ich denke, ein erfahrener Teleskopbauer koennte das wieder hinbekommen. Waere schoen, das Geraet wieder hinzubekommen.

  • Hallo Thomas,


    das ist ein tolles Fundstück. Die Optik zu reinigen und wieder richtig zu montieren sollte abgesehen vom Aufwand prinzipiell kein Problem sein.


    Ich habe einen Crayford hinten an meinem C8, das funktioniert wunderbar für die Feineinstellung. Aber wenn ich beispielsweise von visuell auf fotografisch umstelle, muss ich dennoch am HS nachfokussieren. Den HS komplett festzusetzen ist also nur eine Option, wenn Du Dich auf eine der beiden Arbeitsweisen festlegen willst. Und selbst dann muss man erst mal durch ausprobieren ermitteln, wo die optimale HS-Position ist, dass der Crayford mit seinem relativ kurzen Fahrweg brauchbar arbeiten kann.


    Das Teleskop ist ja nicht so alt und mit Baader Planetarium haben wir einen sehr fähigen deutschen Generalimporteur. Frag da doch mal nach ob ein einzelner Fokussierer lieferbar ist, auch wenn er eventuell in den USA bestellte werden muss. Wer weiß vielleicht kennen die dieses Teleskop ja sogar schon und können Dir etwas über die Reparaturhistorie verraten. Ich würde da deshalb als erstes anfragen. Die Seriennummer des Teleskops und des Spiegelsatzes angeben!


    Viel Erfolg und bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus, Jürgen und Andreas,


    Danke für Eure Einschätzung. Eine gute Woche stand das C11 in der Garage und ich hatte nach dem Vorfall mit der Schmidtplatte nicht viel Hoffnung. Erst als ich gestern Abend die Optik vollständig demontierte keimte diese auf. Der Vorschlag die Firma Baader zu kontaktieren ist sehr gut; der Sternfreund hatte auch einige Bestellungen bei Baader gemacht.


    Während ich auf die Freigabe des folgenden Bildes wartete habe ich mal Baader angeschrieben. Von Starlight gibt es für das C11 einen Fein-Fokussierer, aber der ist für fast 400 Eur dann doch ein finanzielles Risiko.


    Könnt Ihr mir auch sagen welche Funktion diese Gewindestange am Blendrohr hat? Gegenüberliegend befindet sich auch ein Loch, aber dort ist keine Stange vorhanden.


    VG und CS
    Thomas


  • Hallo Thomas,


    der Starlight-Fokusierer wird Dir nichts nützen. Er ersetzt nur den Fokussierknopf, Dir fehlt aber die Gewindestange hinter den Knopf, die in das Gegenstück am Spiegel eingreift. Und das Kugellager, von dem sie gehalten wird. Der Knopf selber ist dann nur noch ein Griff, der außen auf dieser Stange sitzt. Der SI-Feinfokussierer ersetzt diesen Knopf, sitzt aber auf der originalen Gewindestange.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Update: Ich habe bei meiner Recherche auf der Baader Seite diese Umbauanleitung gefunden:


    https://www.celestron.de/ce_de…lestron_11_telescopes.pdf


    Dort ist auf Seite 3 unten ein Bild komplett ohne Fokusser. Dieses Bild kann ich mit den vorhandenen Teilen darstellen. Denke, dann könnte der Fokusser, bzw. der getauschte alte Fokusser funktionieren. Bei dem Modell von StarLight ist die Lagerung bereits integriert. Sofern ich die Anleitung richtig verstehe, wird dieser einfach auf die Gewindestange des Spiegels aufgeschraubt. Das Treiben des Spiegels geschieht dann über das Aussengewinde.


    VG und CS
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    oh, wieder etwas gelernt. Ich dachte immer der SI-Knopfautomat sitzt auf der originalen Lagerung der Fokussierwelle auf. Sorry, my bad. Wenn er das komplette Kugellager mitbringt, erklärt das natürlich auch den hohen Preis dieses Ersatzknopfautomaten.


    Ich denke die Chance das fehlende Teil bei Baader zu bekommen stehen gar nicht schlecht. Ich würde auf jeden Fall da mal anfragen, falls sich hier niemand meldet, der das alte Teil noch liegen hat. Ich zumindest kenne niemanden, der den originalen Knopf mal durch das SI-Teil ersetzt hat, weil er natürlich nicht gegen das Spiegelshifting beim SCT hilft. Ein Crayford dagegen schon.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Thomas,


    ich habe ein paar Bilder des Mechanismus eines 14" Meade LX200 archiviert gefunden. Auch wenn die Konstruktion etwas anders ist (Maennlein und Weiblein vertauscht - Gewindestange am Ausleger, Gewindebuchse am Drehknopf), illustriert es das Prinzip. Das grosse Zahnrad unterm Spiegel kannst Du ignorieren - das ist das Meade Mirror-Lock zum Feststellen des Spiegels, das das C11 nicht hat.







  • Hallo Jürgen,


    Danke für diese Fotos. Das Prinzip scheint das Gleiche zu sein. Der Ausleger des Spiegel hat wie bei dir ein Bolzengewinde (männlich)und schaut durch das Loch in der Rückwand. Ich brauche nun die Mutter (das Weibchen) dazu, eine vernünftige Zentrierung und die Sicherstellung, dass die Mutter sich nur radial und nicht axial verschiebt. Für die ersten Tests sollte auch ein Provisorium genügen :)


    Viele Grüße und CS,


    Thomas

  • Ah, dann sind Hahn und Henne doch nicht vertauscht - das habe ich wohl falsch interpretiert. Die Buchse hat ein Tellerlager, das auf einem meiner Bilder zu sehen ist.


    Wuerdest Du hier wohnen, wuerde ich mich gern darueber hermachen. Ein Zollgewindeschneidersatz waere vorhanden, auch eine Drehbank ... aber vielleicht findest Du ja jemanden oder hast selbst Zugang zu solchen Dingen. Gerade so ein schoenes schwarzes C11 - eventuell aus den spaeteren 80er Jahren? Als Vehrenberg sie in "Sterne und Weltraum" bewarb, in Gabeln in schwarzer Schrumpflackoptik ... ja, diese Gabeln, aber trotzdem Nostalgie pur. [;)]

  • Bin schon am ausmessen! Eventuell gibt das dann eine Arbeit für unsere Auszubildenden, gegen einen Obulus natürlich.


    Der Spiegel ist von 1998. Deswegen dachte ich das Thema gehört eher in dieses Forum und (noch) nicht zu den Klassiker. Bei diesem C11 ist ein Schwalbenschwanz dabei.


    Viele Grüße,
    Thomas


  • Ah, jetzt sehe ich auch, warum ich falsch lag. Die Gewindestange ist Maennlein und Weiblein zugleich! Das Innengewinde koennte eine Sicherungsschraube tragen, um versehentliches Ueberfokussieren zu vermeiden. Sodass die Stange nicht mit einem "Plonk" im Tubus landet und der Spiegel sich loesen kann. Diese Schraube wird dann vor Montage des Handknaufes appliziert und stoppt die Fokussierung, bevor das Gewinde sich komplett aus der Huelse hinausdrehen kann.


    Es mag nur gut sein, dass das C11 von 1998 ist und nicht beispielsweise von 1986. Damals, als die Celestrons schwarz wurden, war gerade Halley-Zeit und es wurde bei vielen Herstellern auf Teufel komm raus produziert. Es gab deswegen eine relativ hohe Gurkenrate.

  • Genau, deswegen würde ich gerne erst mal ohne große Investition durchschauen! Ich vermute, dass die Schmidtplatte Floatglas ist, so typisch grünlich am Zylinder.
    Und gleich eine Frage hinterher: Am Gewinde zähle ich mal 10, mal 11 Gänge pro 1cm. Ich vermute es ist ein 3/8"-24. Ein -28 gibt es nicht, oder etwa doch?


    Viele Grüße von Thomas

  • Hi Thomas,


    unter der Annahme, dass Celestron Standardgewinde verwendet hat, eher nicht.


    https://en.wikipedia.org/wiki/Unified_Thread_Standard


    3/8" hat entweder 16 (UNC), 24 (UNF) oder 32 (UNEF) TPI. Es gibt wohl eine Steigung von 28 TPI, aber das ist ein anderer Durchmesser. 1/4" oder #12 in UNF oder 7/16" in UNEF.


    Vielleicht mal ueber ein ganzes Zoll abzaehlen, um eine genauere TPI-Groesse zu bekommen.


    Und klar, Celestron koennte hier auch ein Spezialgewinde eingesetzt haben. Sinnvoll waere das aber nicht - wenn ein 3/8" wirklich feiner als 24TPI sein muss, dann haette es doch das UNEF mit 32 TPI getan. Eine Zwischengroesse macht da wenig Sinn.

  • Habt ihr Lust noch mehr von dem "traurigen C11" zu hören? Man kann viel über Optik und Teleskopbau lernen...


    Also, das Gewinde zur Spiegelverstellung hat 32 Gänge auf 2,54 cm... Danke Jürgen für den "Schubser", ein ganzes Zoll abzuzählen! Es ist ein 3/8"-32 UNEF


    Das nächste Rätsel erwartete mich am Hauptspiegel. Bei der Fragestellung, wie bade ich den jetzt (?) viel mir auf, dass ausgerechnet bei der Fabrikmarkierung der Einbaurichtung zwei Messingplättchen unterlegt sind. Also vermutete ich einen Spiegel mit deutlich einseitigem Rand. Dem ist aber nicht so. ziemlich gleich, vielleicht 0,5mm Unterschied auf 290mm Durchmesser.


    Später war der Fangspiegel zur Begutachtung dran. Ich traute kaum meinen Augen: Perfekt aufgeklebt, sehr gleichmäßiger Spalt! Aber zuerst schob ich es auf meine Gleitsichtbrille, die auch gerade Linien etwas verbiegen kann, aber nachgemessen ist die Randhöhe des Spiegels um einen Millimeter unterschiedlich. Auf der einen Seite 11mm und auf der anderen 10mm.


    Jetzt könnte man sich so einen Fangspiegel als Plankonvex-Linse vorstellen, wo natürlich nur die konvexe Seite poliert wird. Aber auf 79mm Durchmesser 1mm Höhenversatz zu erzeugen...da saß diese Linse, pardon, Spiegel, wohl direkt am Rand der Bearbeitungskalotte (solche Teile werden üblicherweise auf speziellen Mehrfach-Träger hergestellt).


    Sicherlich ist es kein Problem, dass der Fangspiegel einen Keilfehler hat. Dafür kann man das Ding ja mit den drei Schrauben justieren. Was aber ist, wenn dieser Keilfehler bei der Montage nicht bemerkt wurde und die Fangspiegelzentrierung, auf "neutral" gestellt, ein "Mistbild" erzeugt hat? Dann geht der Monteur her und unterlegt an dieser Stelle den Hauptspiegel... Katastrophe! Dann ist der Strahlengang nach der Reflektion schief und gelangt irgendwie durch den auch schiefstehenden Fangspiegel ins Okular. Ob dieses Bild so jemals i.O. sein wird?


    Es könnte natürlich auch so sein, und das wäre sinnvoll, dass schrittweise die Kollimation geprüft wird. Also: Hautspiegel rein und prüfen, ob dieser auch zentrisch zurückspiegelt, dann nächster Schritt, Fanspiegel rein und diesen justieren. Ich weiß nicht, ob bei den Teleskopbauer so vorgegangen wird?


    Könnte das ein Grund der "Gurken" sein, von denen man im Netz lesen kann? Die nicht einmal in der Lage sind das Orion - Trapez vollständig zu trennen?


    Naja, wir werden sehen. Noch traue ich mich nicht die Unterlegteile des Hauptspiegels zu entfernen. Vielleicht habe ich ja irgendetwas übersehen?


    Falls jemand noch Bilder/ Ansichten eines zerlegten C11 haben möchte... dieser hier ist es im Moment.


    Viele Grüße und CS
    Thomas

  • Hi Thomas,



    danke fuer Dein Update!


    Ich wuerde die Plaettchen am Hauptspiegel belassen. Wahrscheinlich stellen sie sicher, dass die optische Achse mit der Blendrohrachse, auf der der Spiegel verschoben wird, fluchtet. Es gibt ja sonst keine Justiermoeglichkeiten.


    Der Keilfehler von 1mm ueber 80mm klingt wirklich astronomisch. Auch bei Kalottenpolitur sollte das nicht sein, da ja die Rohlinge am Rand der Kalotte schraeg aufliegen, da die Steckplaetze der Kalottenkurve folgen.


    Vermutlich wurde der Hauptspiegel erst mit den beiden "Shims" (wie die Plaettchen im Angelsaechsischen heissen) auf einer optischen Bank so festgesetzt, dass die optische Achse hinreichend nahe an der Blendrohrachse ist.


    Normalerweise wird dann die Schmidtplatte mit dem Fangspiegel eingesetzt und auf der optischen Achse zentriert. Deshalb muss man ja die Schmidtplatte immer im korrekten Winkel einbauen. Teils erfolgt auch noch eine Handretusche des Fangspiegels (zumindest laut Werbung), und ich weiss nicht, wann das erfolgt.


    Schliesslich wird aber das gesamte System justiert, was ausschliesslich ueber den Fangspiegel geschieht. Vermutlich haben sie in der Fertigungsstaette einen grossen Kollimator mit kuenstlichem Stern dafuer. Und natuerlich wird sich das Geraet auf dem Weg zum Kundne wieder dejustiert haben. Aber eine Kollimationsanleitung lag in Form der Betriebsanleitung bei, auch auf Deutsch. Ich glaube nicht, dass jemand so ein teures C11 zerlegt, weil es "nichts taugt", ohne zunaechst die Kollimation ausprobiert zu haben.


    Koennte es sein, dass das C11 mal einen Schmidtplattenbruch hatte und der Vorbesitzer beim Einbau der Ersatzplatte auf Schwierigkeiten stiess?


    Das ist alles ein bisschen Sherlock Holmes, weil wir die Vorgeschichte des traurigen C11 nicht kennen.


    Wie kannst Du es wieder gluecklich machen?


    Wenn ich in der Situation waere, wuerde ich das Geraet erstmal nach bestmoeglichem Wissen wieder zusammenbauen - also unter Ausnutzung vorhandener Markierungen, oder auch Stellen, wo man sieht, dass dort z.B. ein Korkstueckchen gesessen hatte. So gut wie moeglich rekonstruieren. Groesstes Gewerk ist hier erstmal die Fokussierung, damit der Spiegel stabil ist. Vielleicht kannst Du den Spiegel irgendwie im Innern festsetzen, indem Du einen "Dummy" baust, der den Spiegel am Ausleger haelt und eventuell noch ein grobes Fokussieren durch Verschieben gestattet? "Fein" fokussieren koenntest Du dann mit dem Okular in der Steckhuelse: Schieben und festklemmen.


    Dann koenntest Du das System am Stern kollimieren und Dir ein Bild davon machen, wie gut oder schlecht die Optik wirklich ist. Zeigt sich, dass trotz perfekter Kollimation beispielsweise das Trapez nicht getrennt wird, dann ist was faul. Sieht es dagegen gut aus, und beispielsweise Castor A+B werden locker getrennt, dann lohnt sich die Investition in eine neue Spiegelfokussierung.

  • Hallo Jürgen,


    Danke für Deinen fachkundigen Rat! Ich belasse es so, klar. Die Shims nehme ich nicht weg. Weswegen das Gerät dermaßen zerlegt war ist echt ein Rätsel ohne Antwort. Dass es einen Schmidtplattenbruch gab kann ich bereits ausschließen. Denn alle optischen Elemente (Haupt- und Fangspiegel, sowie Schmidtplatte) tragen die gleiche Nummer: 5663.


    Das Drehteil und ein Widerlager für die Schärfeeinstellung habe ich bereits aufgezeichnet. Ich suche nur noch den Dreher. Einen Gewindeschneider 3/8"-32 UNEF gibt es bereit für 6-8 Euro (falls sich Baader nicht meldet) und Günter (G2-Astro) hat mir bereits ebenso wertvolle Tipps zukommen lassen.


    Irgendwann werde ich diesen Thread umbenennen: "ein glücklicher C11 mit Optik 5663"


    Ich halte Euch auf dem Laufenden!


    CS, Thomas

  • Hi Thomas,


    ich hoffe mit Dir auf ein Happy End. Falls du keinen lokalen Dreher findest ... guck mal in meine Signatur. Wobei ich aber nur Hobbyfrickler bin und in England sitze. Wenn Du einen Profi kennst, vielleicht noch mit CNC, dann bist Du da besser aufgehoben als mit meinen Machwerken. [;)]

  • Hallo Jürgen,


    Deinen Spruch bewundere ich schon die ganze Zeit!


    Habe selbst mal Drehen (im Metallgrundkurs) gelernt und könnte auf unseren firmeneigenen Werkzeugbau zugreifen, was aber [badisch/württembergisch] ein "G'schmäckle" hätte. Also habe ich heute bei einer Dreherei, die mit dem ersten "Online-Konfigurator" für Drehteile wirbt, angefragt.


    Mit dieser Art der Online-Konfiguration habe ich schon gute Erfahrungen in Holzwerkstoffen für meinen Dobson gemacht. Es sind einfache geometrische Formen darstellbar, die dann gefräst oder eben wie hier gedreht werden. Mal sehen wie hoch das Angebot ausfällt...


    Viele Grüße und bitte gesund bleiben!


    Thomas

  • So, ich bin ein Stückchen weiter,


    nachdem ich die Messinghülse konstruiert habe und via Internet bei Drehereien anfragte, war mir das dann auch zu teuer. Ich muss dazu sagen, dass ich die Stundensätze kenne und schon das Vorbereiten der Maschine einiges kostet. Das ist also kein Vorwurf an die Preise!


    Die Firma Baader hat zwischenzeitlich geantwortet, doch leider kommen die Teile aus Fernost und die Lieferzeiten sind bei einem solchen Teil recht groß.


    Dann stieß ich zum zweitenmal auf ein Angebot, das sich wie folgt nennt:


    "Fokussiermotor Retrofit Kit für 11" RASA"


    Die 11" haben mich neugierig gemacht und bei näherer Betrachtung entpuppte sich dieses reguläre Angebot als Rückbaufokussierer um einen Motor anzuschließen. Das heißt, man entfernt vom RASA 11" den teuren Feathertouch und baut den alten Fokussierer ein. Die Bilder waren vielversprechend und so bestellte ich das Ding für 46 Euro (inkl. Versand)


    Das Wagnis ist aufgegangen: ein Fokussierer (ohne Abdeckplatte und Kunststoffknopf), aber mit Kugellager und passendem 3/8"-32 Gewinde. Zoll-Schrauben zur Befestigung habe ich schon besorgt, die Abdeckplatte, welche den Fokussierer an seiner Drehung verhindert (durch Niederspannen) ist jetzt nur noch eine kleine Aufgabe. Dann geht es an den Zusammenbau!


    Ob meine HEQ5 zumindest testweise den C11 hält? Ich bin gespannt welche Abbildung der C11 zeigen wird.


    Viele Grüße und CS
    Thomas

  • Hi Thomas,


    das sind ja erfreuliche Resultate! Auf jeden Fall ein grosses Stueck weiter.


    Testweise sollte das C11 von einer HEQ5 gehalten werden. Es wurde hier in UK sogar mal regulaer auf einer EQ5 (ohne H) angeboten! Wobei es natuerlich eher auf eine EQ6 gehoert. Auf der HEQ5 wirds wackeln, aber zum testen reichts. Eventuell reicht das Gegengewicht nicht - dann muesste ein weiteres provisorisches Gegengewicht, notfalls eine Tuete mit Kieselsteinen, dafuer herhalten.

  • Liebe Mitlesende, hallo Jürgen,


    also wenn das C11 mal auf einer EQ5 angeboten wurde, dann dürfte meine HEQ5 keinen Schaden nehmen. Wobei ich schon Bedenken, der Lager wegen, habe, denn die brauche ich noch für ein paar Astrofotos!


    Die Abdeckplatte für den Fokussierer habe ich nun auch gefunden: Eine Unterlagscheibe aus Messing für M30, also 31x56x4. Die bekommt 3 Löcher mit 3x120° und der Fokussierer sitzt.


    Nächstes Thema ist die Losmandy-Schiene, welche zu diesem C11 gehört. Als "Vixen-Style" Aufnahmebesitzer ist das ein Problem. Für diese Verbindung habe ich nun eine Universalaufnahme, welche beide Formate spannen kann, im Zulauf ... und der Vorrat an Kleinteilen (badisch = Kruuscht) vermehrt sich wieder einmal. :)


    BTW: ... ich liebäugle persönlich mit einer GM811g, so als Allrounder, aber das gehört wohl nicht in diesen Thread... dennoch Kommentare zur Kombi C11 und Losmandy GM811G?


    VG und CS
    Thomas

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