Bitte um Beratung: 8x30 für Natur

  • Ich bitte um eine Beratung zu einem Fernglas 8 mal 30 für Naturbeobachtung.


    Die Familie will dem Schwiegervater (84 Jahre, ziemlich rüstig) ein Fernglas schenken, eher 8 x 30 als 10 x 50, weil es soll klein und leicht sein für Wanderung, Bergsteigen und Naturbeobachtung (nicht Nachthimmel, Dobson 8 Zoll hat er), Preis um ca 400 Euro. Wegen Natur muß also die Randschärfe nicht so perfekt sein. Klar ist mir, ein Glas in der Fujinon- oder Swarovski-Qualität bekommt man nicht für den Preis, aber es soll eigentlich schon ziemlich gut sein, Natur und Berge scharf und möglichst ästhetisch abbilden.


    Bei meiner Suche bin auf 2 Gläser gestoßen:


    1) ZEISS Terra ED 8x32 schwarz ca 340 Euro


    hier klicken


    2) Leica Trinovid 8x20 BCA schwarz ca 390 €


    siehe hier



    1) ist größer, wiegt ca 510 Gramm 2) sehr klein ca 245 Gramm


    Ist meine Vermutung richtig, dass für Natur 8 x 20 auch ausreicht, das geringere Gewicht von 2 aber doch ein Vorteil ist ? Kann jemand zur Qualität der Optik im Vergleich was sagen ? Oder spricht die Verwacklungsgefahr und ein schlechterer Einblick gegen das Trinovid ? Lässt sich das Zeiss Terra besser halten und handhaben ? Welches der beiden würdet Ihr für den Zweck empfehlen ?


    Oder hat jemand ein ganz anderen Tip für ein sehr gutes Fernglas (Feldstecher klein und leicht) 8 x 30 in der Preisklasse


    Ich bitte um Beratung

  • Hallo Stephan,


    ich will mal versuchen meinen Senf dazu zu geben.


    Der wesentlich Unterschied zwischen den beiden Gläsern ist das Packmaß. Das 8x20 Trinovid ist ein Taschenfernglas, das sich extrem leicht und kompakt verstauen lässt. Ich habe den großen Bruder, das 8x20 Ultravid, und es ist mein meistgenutztes Glas. Aber nicht weil es optisch so gut ist (und es ist sehr gut), sondern weil ich es in einer Gürteltasche immer dabei haben kann, sobald ich mit meinem Hund in der Natur unterwegs bin. Dafür nehme ich auch gerne die unbestreitbaren Nachteile eines 8x20 Taschenglases in Kauf: geringe Lichtstärke in der Dämmerung (AP 2,5mm), kleineres Gesichtsfeld (110/1000m), sehr leicht und deshalb etwas weniger stabil zu halten als mein 8x42 und die doppelte Knickbrücke, mit der ich aber keine Probleme habe. Wobei ich das Trinovid mit dem Ultravid verglichen habe und das Ultravid sowohl optisch als auch haptisch überzeugender fand. Mein Händler hat das bestätigt, er verkauft mehr 8x20 Ultravids als Trinovids, trotz des höheren Preises.
    So einTaschenfernglas ist somit schon etwas speziell und nicht jeder wird damit glücklich werden.


    Ein 8x30 ist dagegen schon ein „richtiges“ Fernglas. Sprich es hat nur eine einfache Knickbrücke und wird in der Regel um den Hals oder über der Schulter am Gurt getragen. Deutlich schwerer und größer als ein 8x20, aber immer noch leicht und kompakt verglichen mit einem 8x42 oder einem 10x50.
    Das Terra 8x30 kenne ich nicht aus eigener Erfahrung, hatte aber mal das Terra 8x42. Das fand ich sehr schön für sein Geld. Die optische Qualität ist dem Preis angemessen, das Gesichtsfeld ist deutlich größer als beim 8x20 und hinreichend scharf im inneren Drittel des Feldes. Es liegt gut in der Hand und besteht aus Kunststoff mit einer dicken Gummiummantelung. Der Mitteltrieb ist groß, aber geht etwas schwer. Da ich oft Vögel beobachte und deshalb ständig neu fokussieren muss, hat mich das etwas gestört und ich habe mir deshalb ein anderes Glas gekauft. Das ist aber Geschmacksache. Mein Vater fand den Mitteltrieb toll, er beobachtet aber auch fast nur auf große Entfernung und muss deshalb kaum fokussieren.


    Und damit sind wir bei des Pudels Kern angelangt: der Geschmacksache. Die beiden Gläser sind von der Konzeption sehr unterschiedlich und die Frage ist halt, welches von den beiden Konzepten gefällt dem eigentlichen Nutzer, deinem Schwiegervater, besser? Lieber das kleine, kompakte „immer dabei“-Glas oder ein robusteres, gut zu haltendes Glas mit mehr Lichtstärke und Gesichtsfeld? Diese Frage kann er eigentlich nur selbst beantworten, deshalb wäre es sehr sinnvoll, ihn in die Entscheidung mit einzubeziehen.
    Ich sage immer: ein Fernglas ist wie eine Brille. Es muss passen! Und ob es passt oder nicht muss man ausprobieren. Oder zunächst mit einem einfachen Fernglas Erfahrung sammeln und sich daraufhin entscheiden.
    Wenn es aber partout ein Schuss ins Blaue oder eine Überraschung werden soll, rate ich eher zum 8x30. Das Glas ist einfach universeller und einfacher nutzbar und immer noch sehr schön kompakt und leicht. Damit macht man für ein Wanderglas eigentlich nichts falsch.


    Wenn Du weitere Fragen hast, immer raus damit. [:)]


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,


    vielen herzlichen Dank, das nenn ich mal eine perfekte Beratung.


    Ich tendiere jetzt zum Zeiss, weil ich befürchte, dass die doppelte Knickbrücke und das leichtere Verwackeln den Schwiegervater eher stört. Für das Zeiss spricht auch das grössere Gesichtsfeld, dass es immer noch klein und leicht ist und das bessere Dämmerungssehen. Auch die etwas schwergängigere Fokussierung ist wohl nicht so schlimm, weil der Schwiegervater eher Berge in gleichbleibender Entfernung als Vögel in unterschiedlicher Nähe sehen will.


    Muß mich jetzt noch mit der Restfamilie abstimmen.


    Jedenfalls Danke für diese kompetente Beratung !

  • Hallo Stephan,


    kurz und knapp:


    https://orniwelt.de/serien/fer…-steiner-skyhawk-3.0-8x32


    Habe durch dieses Glas gesehen und war sehr angetan - und ich bin da schon pingelig bei Optiken. Kostete früher 400 Euro meine ich...


    Zeiss Terra ED hab ich auch mal durchgesehen und war überhaupt nicht begeistert - unscharf. Weiß aber nicht mehr ob es ein 32er war oder 42er oder so.


    Schöne Grüße
    Norman

  • Hallo Stephan,


    ich hatte im Spätsommer so gute 10 Gläser in der Größenklasse in der Hand, weil ich auch ein 8x30 ungefähr für die Natur gesucht habe. Ich war auch bereit, so viel Geld in die Hand zu nehmen, wie du jetzt.


    Vom Leica <s>Trinovid</s> nee, es war ein Ultravid! zum Beispiel schwärmen viele, deshalb habe ich mich irre gefreut, dass mein Händler es gebraucht dahatte. Meine persönliche Enttäuschung war dann voll groß, weil es SO handlich und leicht ist, dass ich es nicht still halten konnte und die Gucklöcher so "winzig" im Vergleich zu 8x30 sind, dass ich es (trotz dass ich ja generell ein sehr kleiner und zierlicher Mensch bin) nicht an die Augen halten konnte.


    Ich hatte in meiner unter anderem ein Nikon Prostaff 7s 8x30 (VIEL günstiger, da war ich skeptisch). Schlussendlich war das günstigste Nikon (im Vergleich zu doppelt so teuren Minox-Gläsern) beim mehrtägigen Praxistest das beste, denn es war beim Durchgucken mit den Minoxen vergleichbar und mit 6,5° GF auch eine nette Sache.
    Kurz davor hatte ich ein Kowa 8x42 in der Hand, das ein gigantisches Sehfeld von 8° hatte, die kleinere Variante prahlt ähnlich. Da war die Randunschärfe aber schon dolle, das fand selbst ich als Laiin bei der Tagbeobachtung nicht ganz so prickelnd.
    Auf Nikon bin ich nicht ganz zufällig gestoßen, ein Sternfreund hat schon verschiedene Gläser durch und mir geraten, auch mal bei der Marke zu schauen, ob ich fündig werde. War dann auch so.


    Wie gesagt, wenn ihr die Möglichkeit habt, verschiedene zum Testen zu bekommen und innerhalb der Rückgabefrist den Beschenkten zwischen zwei, drei Modellen testen zu lassen, wenn er das mag, wäre das bestimmt sinnvoll. Ich weiß ja nicht, wie anspruchsvoll der Schwiegervater ist, was die Optik angeht, und wie erfahren er ist, deshalb ist meine eigene Erfahrung jetzt vielleicht hilfreich - oder auch nicht [:D]


    Gute Nerven bei der Auswahl ;) Und viel Freude beim Verschenken!
    Liebe Grüße
    Sarah

  • Ich nutze seit über 10 Jahren ein Zeiss 10x25B T*- ich meine es ist ein Victory. Wie sehr gut von Marcus beschrieben, lässt sich dieses kleine Glas in der Gürteltasche gut und geschützt mitnehmen. Ich nutze es auf Wanderungen, aber auch auf Konzerten und in der Oper – es ist sehr gut zum dunklen Anzug zu tragen #128521;. Die Abbildung des Fernglases ist tadellos – aber es halt „klein“.
    Ich kann mir für meine Wanderungen nicht vorstellen, ein größeres Glas mitzunehmen.
    Also müsst Ihr beurteilen, wie wichtig Euch die Mobilität ist.
    Eine gute Woche!
    Guido

  • Hallo nochmal,


    in der Klasse gibts natürlich viele Gläser und jeder hat seine Favoriten :)


    Mir fiel noch ein:


    https://orniwelt.de/serien/fer…las-meopta-meopro-8x32-hd


    Hab ich auch mal durchgesehen und war von dem Gesamteindruck begeistert. Das Bild war allerdings etwas dunkler als in einem Kowa


    https://www.amazon.de/Kowa-K0B…O4MWLRU?tag=astrotreff-21


    Allerdings hat dieses Kowa auch extra durchlässige Linsen.
    Dieses Kowa war allerdings allgemein unscharf, schwer scharfzustellen. Könnte sein, dass Sarah dieses meinte. Sarah, einfach "Kowa" schreiben ist natürlich nicht ausreichend. Die Marken habe oft ihre weniger wertigen Low-Budget und aber hochwertigen Highend-Segmente...


    Die Kleinstgläser mit 25mm Durchmesser und abwärts muss man mögen, ich hatte noch keines erlebt, welches keine (fiesen) Reflexe hat, inkl. meinem hochwertigen von Kowa (650 Euro). Allerdings gerade das kleine Leica Trinovid hat angeblich keine Probleme mit den Reflexen. Wundert mich persönlich zwar, aber ich glaube meiner Quelle. Allerdings ist das Sehfeld doch sehr klein...


    Ab 30 mm herum ist dies bauartbedingt nicht mehr problematisch.
    Guidos Einwand ist in Sachen Wanderung absolut richtig, deshalb entschied ich mich für ein Kleinstglas und lebe mit den Reflexen.
    Ein 32er Glas ist schon was anderes beim Wandern...


    Beste Grüße
    Norman

  • Hallo Norman, Sarah und Guido


    vielen Dank auch für Eure qualifizierte Beratung. Ich hab mir alle Eure Empfehlungen im Internet ausführlich angesehen.


    Der Familienrat hat sich inzwischen doch für das ZEISS Terra ED 8x32 entschieden, weil wir glauben, dass der gute alte Herr sich auch über das sehr schöne Design und den klingenden Namen freuen wird, und auch das ist wichtig für ein Weihnachtsgeschenk.


    Danke

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