Alb-verzückt, 16 Zoll und schlimme Ideen ;)

  • Hallihallo ihr Lieben,


    es war mal wieder Stammtischler-Schwäbische-Alb-Treffen angesagt an diesem Wochenende bei allerbestem Wetter und der Notwendigkeit, Sonnenschirme aufzustellen - traumhaft! Mit meinem Refraktor und ausreichend Proviant im Gepäck ging es Samstagmittag in Richtung Truppenübungsplatz, wo wir uns nach meiner Ankunft erst einmal gestärkt und dann mein "Ich-habe-kein-Stativ"-Problemchen gelöst haben. So sah unsere Wiese bei beginnendem Abend aus. Mein Refraktor hat die Durchschnittslänge der sonst eher 1,5 m bis 2 m langen Röhren drastisch gesenkt [:P]:



    Kaum, dass die Sonne unterm Horizon verschwunden war (eigentlich sogar noch davor!), ging es schon los: "Wo ist'n der Jupiter? Wer hat ihn zuerst? 1, 2, 3, alle an die Ferngläser!"



    mit freundlicher Genehmigung der Jupitersuchenden, eine muss ja hinter der Kamera stehen ;)


    Ich sag' mal so: Ich war die vorletzte oder letzte [:D] Dafür die erste, deren Adleraugen Saturn erspäht haben.


    Eigentlich wollte ich den Sagittarius weiter abgrasen, aber dort war irgendeine Art "Schmutzsäule" in der Atmosphäre, da war nichts zu holen. Stattdessen bin ich zu Perseus gewandert und habe dort nach langer Zeit endlich mal wieder eine Galaxie gesichtet, die Perseus Lenticular Galaxy:



    Was hat diese Beobachtungsnacht sonst noch besonders und einzigartig gemacht? Einmal die so ungezwungene, herzliche und soo hilfsbereite und neugierige Gesellschaft meiner Stammtischler, mit unzähligen Witzen und lustigen Anekdoten.
    Dann die beiden 12'' und 16'' großen Dobsons - ich hatte so welche noch nie live und in Farbe gesehen, geschweige denn mal durchgeguckt! Noch ehe ich also mit meinem Refraktor „an die Arbeit“ ging, besuchte ich den Wildentenhaufen und M 13 mit den beiden Brummern. Sprachlos. Oder doch lieber „Aaaaaaalter! BOAH!“ – ich war megamäßig geflasht, zwei so unfassbar riesige und komplett aufgelöste Sternenparadiese! Einfach nur Hammer.


    Als nächstes habe ich den Pfeilspitzsternhaufen, den ich eine Woche zuvor mit 6‘‘ und 4‘‘ schon beobachtet hatte, volles Rohr im 16er sehen und zeichnen wollen. Dazu musste ich auf meinen Stuhl klettern, der eine weiche Sitzfläche hat. Es fühlte sich an, wie zwei Gläser Wein intus [:D], aber mit meinen Zeichensachen und der Rotlichtlampe bewaffnet, ging es los. 16 Zoll, 1,90 m hoch oben, 182-fache Vergrößerung und eine über und über mit Sternen besetzte Pfeilspitze strahlt mir entgegen. Das zu zeichnen, war eine echte Herausforderung und hat viel länger gedauert als üblich:




    Schon ein Unterschied, nicht wahr? [;)]


    Wenn ich euch jetzt sage, dass ich dem Öffnungswahn verfallen bin und meinen 6-Zöller gegen einen „Nur-für-den-Garten-10-Zöller“ tauschen will … dann … wundert euch das nicht, gell? Die Sache mit der Transportabilität erfüllt ja inzwischen mein Refraktor – in dem ich übrigens sowohl den großen roten Fleck auf dem Jupiter als auch den Schattenwurf einer seiner Monde sehen konnte, ziemlich spannende Sichtung war das!


    Bis kurz vor 1 Uhr bin ich beinahe ununterbrochen durch den ganzen Perseus gewandert, habe zwischendurch die Ferngläser der anderen durchprobiert, ganz viele Fragen gestellt, viel gelernt und durch die ganze Action auch haufenweise Proviant verputzt.


    Und die Milchstraße, Leute, die Milchstraße gestern Nacht … haaach, ein Traum. Einfach nur wunderschön. Wieder so auffällig, richtig milchig, lang, breit, hell, glitzrig, ziert den ganzen Himmel von der einen bis zur andren Seite. Ich habe sogar ein sogenanntes Gucki benutzt, das die eigenen Augen quasi doppelt so gut macht [:D] – auch ein tolles Spielzeug!


    Wieder einmal ein wunderschönes Wochenende voller Hobby, Geselligkeit, ruhiger Natur und viel Lernen und Sehen [:)] Wie schön, dass ich zu diesem wunderbaren Hobby und dank des Forums zu so einer schönen Truppe von Menschen gefunden habe!


    Viele Grüße
    Sarah

  • Hallo Sarah,


    netter Bericht! Nur Deine Milchstraßenbegeisterung wundert mich etwas, das muss der Kontrast zum Flughafen sein [:D]. Auf den Fotos oben sieht der Himmel ähnlich aus wie bei mir gestern, wo die Milchstraße Richtung Horizont einfach gar nicht mehr sichtbar und an sowas wie M33 nicht zu denken war. Aber die Begeisterung sei Dir gegönnt [:)].


    Ein 10Zöller ist für den Garten aber eigentlich zu schade. Da musst Du zumindest weiterhin bei den anderen mit den großen Geräten mitspechteln.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo Sarah,


    wie gewohnt ein sehr schöner Bericht ! Und wo du bei NGC 1023 vorbeigekommen bist: Ganz in der Nähe liegt die Galaxie NGC 891. Wenn du mal wieder in der Alb bist, in klarer und möglichst dunkler Nacht, und vielleicht wieder Fernrohre im Bereich von 12 bis 16 Zoll zur Hand hast: Dann wirst du diese großartige Galaxie in Kantenlage mit Staubband sehen, mit gefühltem 3D-Effekt zur recht sternreichen Umgebung der Milchstraße - das Sandwich hinter den Sternen, spektakulär [:p].


    Servus
    Ben

  • Hallo,
    wir waren gestern im Schwarzwald ebenfalls beobachten. Allerdings waren die Bedingungen aus unserer Sicht nicht wirklich ideal. Es waren wohl die Rauchschwaden der kalifornischen Brände, welche bei uns zu einer Trübung der Atmosphäre geführt haben. Die Sonne ging blutrot unter und unterhalb des großen Wagens zeigten sich keine Sterne mehr, ebenso blieben Schütze und Skorpion unsichtbar. Die Milchstraße ziemlich flau. Mit dem SQM habe ich Werte um 20.20 und 20.40 gemessen, obwohl dort laut LPM 21,44 möglich wären.
    Viele Grüße Franz

  • Hallo Sarah,


    mal wieder ein sehr schöner Bericht. Ein neues Detail bei deinen Sternhaufen Zeichnungen ist mir direkt aufgefallen. Ein dezentes Hintergrundleuchten bei den beiden NGC 7510 Zeichnungen. Ist das digital eingefügt oder mit Stift gezeichnet ? Das sieht auf jeden Fall hübscher aus damit, solltest du so beibehalten. [:)]


    Das mit den Rauchschwaden ist mir am Freitag auch massiv aufgefallen, aber dafür teilweise sehr gutes Seeing, war dann bei mir eine PN Nacht und ich hatte mein großes Instrument dabei.[8D]


    Liebe Grüße
    Mathias

  • Hallo Sarah


    Schöner Bericht und auch schöne Zeichnungen. Wie ich sehe, hast du im 16" deutlichere Farbunterschiede an den Sternen gesehen.


    Ich hab ja einen 10" Dobson, der sammelt schon ganz ordentlich Licht.
    Ich finde den Vergleich auf der folgenden Seite ganz interessant, was man mit welcher Öffnung sehen soll.


    https://steemit.com/science/(=…nomy-amateur-guide-part-3


    (Nachtrag: der link lässt sich wegen dem Sonderzeichen (at) nicht darstellen, daher ein direkter Link auf eines der Bilder)
    https://steemitimages.com/p/2g…=match&mode=fit&width=640


    Wenn man da nach unten scrollt, sieht man Objekte bei unterschiedlichen Öffnungen. Ich finde, da ist der 10" ein guter Kompromiss zwischen Handhabung und Leistung.
    Und Notfalls ist das Gerät doch noch mobil genug.

  • Hallo Sarah,


    jaja, wenn man erst mal durch was Großes (oder ein tolles Okular ;-)) durchgesehen! Wart mal noch ein wenig, vielleicht soll's doch ein transportabler 16er werden - oder wenigstens 12" ...


    Einen 10er im Garten und 4er in der Alb - das ist eigentlich falsch gedacht. Bei mir ist es umgekehrt (also 8er im Feld und 4er in Flughafennähe). Der große macht einfach so viel Licht, daß die Ästhetik des dunklen Hintergrunds vollends hops geht. Lass es einfach wie es ist, wenn Dein Unterwegs Fernrohr das (der?) Borg bleibt. Ich selbst fiebere hin und wieder einem 16er entgegen, aber dann werde ich gesund/wach: ich komm ja kaum raus. Lohnt einfach nicht - so wie auch jetzt - viel zu milchig intransparent. In diesem Jahr war ich nur im März, April und Mai auf dem Feld. Ich hoffe auf das nächste Wochenende ... Der Erfahrung nach gibts vielleicht noch was im Oktober und dann ist wieder Durststrecke bis Februar oder März ...


    Ich freu mich dann aber um so mehr über solche Beobachtungsberichte wie von Dir und einigen andern :-)! Danke schön [:p]!


    CS,
    Walter

  • Hui, wieder so viele tolle Rückmeldungen!
    Dann mal der Reihe nach :)


    -> Cleo: Naja, bei mir in Plieningen habe ich zum ersten Mal nach 12 Monaten zu Neumond im August einen ganz zurückhaltenden, super schwachen Schimmer einer Milchstraße im Zenit erkennen können. Deshalb liege ich auf der Alb jedes Mal eine ganze Weile einfach nur auf dem Rücken auf meinem Kissen und starre von links nach rechts am Himmel entlang und lasse die Faszination wirken. Ja, stimmt schon, ein 10er nur für den Garten ist schade, aber ich habe da schon so eine Idee ... hehehe. Aber die lasse ich erstmal reifen, bevor sie spruchreif wird.


    -> Hey Ben! Der Galaxientipp ist schon notiert und im Atlas markiert, das nehme ich mir beim nächsten Mal auf jeden Fall vor. Ich liebe Galaxien, weil die Sichtungen dermaßen rar bei mir sind (daheim versuche ich es oft gar nicht erst), dass ich diese ultraschwachen, aber nicht zu leugnenden Aufhellungen total liebe!


    -> Franz, ja, so war es bei uns auch, unterm Großen Wagen war auch sehr aufgehellt und der Westen ebenfalls. Ich wollte ja eigentlich zum Sagittarius, aber wie bei dir war die ganze Gegend nichts ...


    -> Huhu Mathias! Das Hintergrundleuchten, du siehst es [:I][:I][:I] Hihi. Ja. Also auf Papier zeichne ich die seit einiger Zeit, auch um die Sterne herum. Mein Scanner zerrupft das dann gnadenlos, sodass ich digital nachbearbeite. Da entferne ich das grieselige Murks und spiele in Gimp mit so einer Funktion herum, sodass es am PC dann so aussieht wie auf Papier. Du hast Recht, seitdem sehen viele Zeichnungen viel mehr so aus wie mein Okularanblick.


    -> So, Konrad, die fleißiges Schreiberbienchen - ich lese echt gerne von dir! Japp, im 16er-Dobson zeigten manche Sterne auf einmal Farbe, da war ich auch so "Huch! Der ist ja auf einmal orange, wie kann das denn sein!" Aaaaach, wenn ich das Bild aus deiner Verlinkung anschaue, dann fange ich direkt an, nach etwas Größerem zu lechzen ... das war Wasser auf meinen Mühlen. In meinem Hirn rattert es auch immer wieder mal, aber ich bin noch weit entfernt von einer Entscheidung irgendeiner Art. Aber ich sammle Infos, und sammle, und vergesse nichts :D


    -> Ja, Walter, interessant, dass auch du genau die andere Sichtweise ansprichst. Mein Gedanke war ja: Ich hatte den 6er zuerst, weil ich ein transportables Gerät wollte. Das kann nun eben der 4er, der nach ein paar Vergleichen dem 6er völlig ebenbürtig ist und manche Sachen schlichtweg besser kann. Dann dachte ich: Mensch, dann ein dicker Brummer, den ich ja nur stramme 4 Meter bis zur Gartenmitte schleppen muss ... Aber wie ich oben schon sagte, ich hecke da eine Idee aus, die mal wieder die eierlegende Wollmilchsau sein könnte ... mal abwarten.


    Danke für eure vielen Antworten, ich freue mich jedes Mal darüber :)


    LG
    Sarah

  • Ich weiß nicht in wie weit meine persönliche Erfahrung unter meinem Haushimmel mit gut 5,5mag weiterhilft, aber für mich war die große Öffnung gerade wichtig um nicht rausfahren zu müssen. Klar geht das ganze mit den 16" nochmals deutlich besser wenn ich eine halbe Stunde weiter in die Eifel rausfahre, aber so krieg ich 3m vom Abstellplatz schon eine ganze Menge mit.


    Allerdings kann ich nicht beurteilen,wie sich das Ganze unter deutlich schlechterem Himmel verhâlt. Aber Öffnung sollte auch unter schlechterem Himmel helfen...


    Wichtig am großen Teleskop finde ich aber auch die Transportabilität, über 8" max 10" würde ich wohl keinen Volltubus holen, mein vorheriger 12" Volltubus war da schon hinsichtlich Transport eher Mist. ..


    Gruß Horst

    Taurus T400 pro , Skywatcher ST120/600, Lunt LS50THa, diverse Ferngläser von 5x25 bis 20x80

  • Hi Horst,


    für 5,5 mag muss ich 45min raus fahren. Sarah gehts wohl ähnlich ;) ...


    Cs,
    Walter


    Re Sarah - jetzt sind wir Groupies aber alle furchtbar gespannt und können schlecht schlafen :D ...

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: stardust3</i>
    <br />Hi Horst,


    für 5,5 mag muss ich 45min raus fahren. Sarah gehts wohl ähnlich ;) ...


    Cs,
    Walter


    Re Sarah - jetzt sind wir Groupies aber alle furchtbar gespannt und können schlecht schlafen :D ...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wie ich oben schon erwähnte, ich weiß nicht in wie weit meine (gute)Haushimmelerfahrung da weiter hilft. Aber ihr scheint hinsichtlich Lichtverschmutzung ja wirklich die A....karte gezogen zu haben.Umso wichtiger die Transportabilität im Auge zu behalten, falls das Öffnungsfieber zuschlägt...


    Gruß Horst

    Taurus T400 pro , Skywatcher ST120/600, Lunt LS50THa, diverse Ferngläser von 5x25 bis 20x80

  • Hi Horst,


    das ist ja mega spannend!
    Wenn ich dann also 10 Zoll bei meinem 4m5-Standardhimmel mit 6 Zoll bei 6mag-Albhimmel vergleiche, kommt auch beinahe dieselbe Grenzgröße heraus!
    Wobei es bei mir daheim um Neumond herum durchaus bis 5m2 und etwas mehr reicht.


    Interssant, interessant - ich kann also mit Brummer theoretisch daheim so viel erkennen wie bisher mit der kleinen Röhre auf der Alb - vorausgesetzt, der 10er sammelt nicht hauptsächlich Stadtschmock ein und zeigt mir den hochvergrößert [:D]


    LG
    Sarah

  • Soweit ich das richtig verstehe gilt das ganze für punktförmige Objekte. Bei flächigen Nebeln wäre ich vorsichtiger. Aber daran sieht man, das man zumindest in gewisser Weise guten Himmel mit Öffnung kompensieren kann...


    Gruß Horst

    Taurus T400 pro , Skywatcher ST120/600, Lunt LS50THa, diverse Ferngläser von 5x25 bis 20x80

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!