Junge, kommt bald wieder ...

  • ... so sang Freddy Quinn, und so lauteten viele Bitten auf meinen Abschiedsbrief vor gut einem Jahr in diesem Forum.



    Liebe Sternfreunde,


    tatsächlich werde ich mich wieder voll und ganz der Astronomie zuwenden und arbeitete bereits intensiv an der <b>9. Auflage von "Astronomie in Theorie und Praxis"</b>, die wieder etliche Erweiterungen erhalten wird. Aber warum komme ich zurück zu meinen Wurzeln?


    Ich hatte 15 Jahre lang mein Kompendium ununterbrochen gepflegt und erweitert. Ohne Pause. Jeder Arbeitnehmer hat normalerweise 6 Wochen Urlaub im Jahr und ca. eine Woche Feiertage. Umgerechnet auf 15 Jahre sind das zwei Jahre, die ich "Urlaub vom Himmel" brauchte, wie die Presse schrieb. Auch meine Website habe ich wieder aufgebaut. Auf YouTube tun sich auch Neuerungen auf. Ich bin wieder da, der Junge von, na ja nicht ganz St.Pauli, aber im Nachbarstadtteil bin ich schon aufgewachsen. St.Pauli war somit automatisch oft unter meinen Sohlen. Und Freddy Quinn wohnt bei mir um die Ecke, na ja fast - im Nachbarort.


    Die Auszeit habe ich für die Mikroskopie genutzt. Das wollte ich schon immer und habe es nun voll durchziehen können. Es war auch ein Genuss. Aber das Mikroskop ist ein Instrument, die Astronomie eine Wissenschaft. Ich bin Astrophysiker, durch und durch. Es gibt in der Mikroskopie als Hobby vieles, was mir nicht gefällt, so z. B. das langwierige und teils sehr mühevolle Präparieren. Alle meine Eindrücke, Gefühle, Erfahrungen, Erfolge und Misserfolge habe ich - natürlich! - wieder in einem Buch niedergeschrieben. Das Buch steht zwar bei Amazon, ist aber nicht mehr erhältlich. Ob es eine 2. Auflage geben wird, ist noch offen.


    So, das war es für heute. Ich bin zurück und bei Amazon steht bereits, dass die 9. Auflage anno 2022 erscheinen soll.

  • Hallo Erik,


    als Du mitteiltest, dass Du aus der Astronomie aussteigst, hatte ich mich gefragt, ob Du dazu zurück findest. wenn man etwas sehr lange macht, dann fragt man sich vielleicht, ob es außer "more of the same" nicht doch noch etwas Anderes gibt, dass die Beschäftigung lohnt und Freude oder Sinn geben kann.
    Solche Phasen habe ich auch durchgemacht: vor einigen Jahren habe ich mich kaum noch mit der Astronomie oder E&T beschäftigt und war bei einer Rockband aktiv. Nach drei Jahren stellte sich dann heraus, dass ich für mich dabei eine Menge gelernt hatte, dass das jedoch auf Dauer auch nur "more of the same" würde und eine wirkliche Entwicklung nicht im Interesse meiner damaligen Bandkollegen lag. Die wollten halt einfach ihr Ding weiter durchziehen. OK, dann war ich irgendwann wieder raus. Ein Buch habe ich darüber allerdings nicht geschrieben ;)
    "Zurück" bei der Astronomie habe ich mich gefragt, was es dort denn an Neuem zu entdecken gäbe. Zwei Südhimmel-Exkursionen brachten visuell noch eine tolle Ergänzung, aber auch da hatte ich das Gefühl, dass der Drops so langsam aber sicher gelutscht ist. Was irgendwie schön und interessant am Himmel ist, habe ich ja im Prinzip jetzt gesehen.
    Als ich dann die 8. Auflage Deines tollen Kompendiums bekam, war ich sehr beeindruckt von der ausführlichen und auch für mich gut nachvollziehbaren Beschreibung dre fotografischen Möglichkeiten. Schon lange hatte ich vor, das lange nur geparkte Hobby Fotografie wieder aufzugreifen. Astrofotografie allerdings schien mir immer als eine Materialschlacht und sehr zeitintensiv. Zudem habe ich wenig Gelegenheit, unter wirklich gutem Himmel zu beobachten. Aber das Buch hatte die Neugier geweckt und so habe ich die neu zusammengestellte Fotoausrüstung auch benutzt, um Bilder vom Himmel zu machen. Das ist jetzt eine nette Möglichkeit, Neues zu probieren und etwas zu lernen. Und ich dachte schon, Astro ist es nicht mehr ;)
    Viel Freude mit der Astronomie weiterhin. Deine "Astronomie in Theorie und Praxis" ist m.E. eines der Bücher, die man wirklich als besonders nützlich oder (ge)wichtig wertschätzt. Da steckt noch viel an Stoff zum Nachdenken oder Ausprobieren drin.
    Danke für Dein tolles Buch und ich freue mich darüber, dass Du weitermachst.


    Clear skies
    Tom

  • Hallo Erik und Tom,


    ich bin der Meinung, echte Liebe und Leidenschaft vergeht nie...




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    Das könnte ich einfach so stehen und wirken lassen für Lesende und Lesenderinnen ;)


    Aber da ich nicht unbedingt zu den wortkargen gehören, noch ein paar Zeilen dazu:


    Gerade die Hobbyastronomie finde ich so unglaublich vielfältig. Die Objekte alleine schon - fast jährlich gibt es spannende Neuentdeckungen, die man teils sogar mit Amateurmitteln nachempfinden kann.


    Ich denke da etwa an Andromedas Parachute - vor wenigen Jahren nicht entdeckt - und heute ein Objekt für mittlere Teleskope, wo man Einsteins Theorien live erleben kann. Andere neue Blazare, Quasare, Erdkreuzer live im Okular etc. Das wird mir nicht langweilig.


    Und wenn der Atlas durch sein sollte, gibts immer noch wikisky, DSS etc., wo man selber nach Interessantem Suchen kann, was noch kein Atlas kennt - und dennoch mit eigenen Mitteln Chancen auf Sichtung bietet.


    Und hat man das Gefühl alles gesehen zu haben, kann man zeichnen! Das setzt nochmal neue Herausforderungen und Freude und liefert Quell der Entspannung.


    Mehr und mehr kommt bei mir handwerkliches dazu. Alleine das Draußensein, das brauche ich immer, das wird nicht langweilig. Und immer geht der Blick in den Himmel, tags wie nachts. Mit und ohne Optik.


    Und der Austausch im Forum ist für mich auch eine Hobbykomponente geworden, die Teleskoptreffen sind ja so häufig nicht.


    Kurzum Erik,


    schön, dass Du wahre Leidenschaft hast :)


    CS!
    Norman

  • Hallo Tom und hallo Norman,


    ich danke für Eure Willkomensgrüße.


    In der Mikroskopie bin ich (fast nur) Menschen begegnet, die das Objekt solange präparieren, bis es ihren Vorstellungen entspricht. Dann wird es photographiert und veröffentlicht.


    Ich bin Wissenschaftler und will die Sterne erkunden. Stellt Euch vor, ich mache eine Theorie um Sternaufbau und präpariere den Stern solange, bis meine Theorie passt. Erstens geht das nicht, technisch völlig unmöglich, und zweitens hätte man dann nichts mehr zu forschen, nur noch den Himmel präparieren.


    Bei uns läuft es doch anders herum. Der Gasnebel ist gegeben, wir können ihn nicht ändern. Trotzdem wollen wir tolle Bilder erzeugen und lassen uns so allerlei Tricks einfallen (EBV, HSO, LRGB, stundenlange Belichtungszeiten, dunkle Regionen suchen, größe Öffnungen, Darks, Flats, und so weiter). Und was wir, besser ihr, dabei erzeugt, davon hätte ein Berufsastronom zu meiner Studentenzeit geträumt. Das war damals Science fiction.


    Denken wir an die Veränderlichenbeobachter, auch hier im Forum vertreten, oder die Spektroskopiker: alle diese Amateurastronomen sind ganz vorne in der weltweiten Forschung dabei. Nun gut, das Mosaiksteinchen ist sehr klein, eher Goldstaub. Aber immerhin. Manchmal gelingt auch ein Glücktreffer: ein Komet oder ein Kleinplanet entdeckt, eine Nova oder ein Veränderlicher entdeckt, oder auch mal was ganz Besonderes (z.B. AR Scorpii).


    Astronomie ist eine Wissenschaft, unschlagbar, wenn es um Spannung und Faszination geht, vielschichtig, abwechslungsreich. Mikroskopie ist ein Verfahren, ein Instrument wie das Teleskop. Ich habe da die Wissenschaft vermisst und musste viel zu viel Zeit in Vorarbeiten stecken, die mich gar nicht interessieren. Aber es war notwendig, diese Erfahrung gemacht zu haben. Natülrich behalte ich mein Mikroskop und werde von Zeit zu Zeit mal einen Blick ins "Kleingedruckte" der Natur werfen. Aber es bleibt eben das Kleingedruckte, die großen Dramen spielen sich für mich im Kosmos ab.


    Ich bin froh, wieder unter Euch zu sein. Aktuell gebe ich Vollgas, die 9. Auflage fertig zu stellen. Aber je weiter sich das Werk entwickelt, umso schwieriger werden die neuen Themen. Und umso länger brauche ich. Eines konnte ich während meiner Auszeit aber sammeln: Ideen.

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