NGC 6888 - Sichelnebel in bicolor

  • Hallo allerseits,


    auch den Sichelnebel hatte ich im Sommer 2018 mit einem etwas mageren Ergebnis aufgenommen und eine Wiederholung reizte mich schon. Dafür konnte ich ein paar klare Stunden mit viel Mondlicht nutzen und an drei Abenden 7 bzw. 26 x 300 s H-alpha und 24 x 300 s [OIII] gewinnen, wie gehabt am 130er x0,75 mit der ASI1600mmc.


    Der Nebel ist wie ich finde in der Bearbeitung und der Farbgebung recht schwierig. Die hellen Bereiche in den Rändern neigen farblich zum verschmieren.
    Für den Sauerstoff fehlt es hier eindeutig an Belichtungszeit. Die äußere Hülle im Nordwesten ist ähnlich schwach wie beim Hantelnebel und zeigt den geschlossenen Verlauf erst bei tieferer Belichtung.
    Insgesamt ist das Objekt eben viel schwächer als der helle Teil des Hantelnebels, so daß mit der kleinen Öffnung nicht dieselbe Auflösung darstellbar ist - zumindet nicht in der kurzen Zeit (165 min H-alpha und 120 min [OIII]).
    Trotzdem bin ich erstmal zufrieden mit dem Fortschritt und hoffe für die Farben eine halbwegs akzeptable Lösung gefunden zu haben.
    Die Auflösung ist hier 50% (bei astrobin in 80%):




    Gruß Lars

  • Hallo Lars,


    die Aufnahme ist prima geworden! Die Farbe Orange entsteht ja durch die Beimengung von Ha im Grünen. Hast Du schon mal R=Ha, G,B=O3 ausprobiert?
    Interessant ist auch noch darüber ein L aus Ha+20% O3 zu überlagern.


    VG
    Christian

  • Hallo Leute,


    erstmal vielen Dank fürs positive Feedback ;)


    Inzwischen habe ich noch weiteres OIII aufnehmen können, so daß es jetzt 64 x 300 s sind. Die zweite Serie entstand am 23.10. und hat meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Der Himmel war einfach nicht so gut wie bei den Aufnahmen für den Hantelnebel, d.h. es war dunstig. An der schlechteren Sichtbarkeit der Milchstraße und an der fehlenden Helligkeit der Sterne war das deutlich zu sehen. Vielleicht hätte ich eher H-alpha belichten sollen.
    Hier als erstes das gesamte Bildfeld mit 33% der Auflösung:



    Nimmt man sich den Sichelnebel als Motiv vor, stellt sich natürlich automatisch die Frage nach der Seifenblase. Bei der Kombi 766 mm mit der ASI1600mmc hat man einfach das Problem, das beide Objekte etwas zu weit auseiander liegen. Die spannenden H-alpha-Wolken in der Gegend liegen nördlich und westlich von NGC6888 - möchte man diese mit dem Ausschnitt erreichen, so wandert die Blase aus dem Bildfeld. Peter hat ja ein Panorama als Lösung gewählt. Bei meinem Kompromiß sitzt die Blase nun recht dicht am Rand.


    Bearbeitungsmäßig habe ich mich voll auf die Sichel konzentriert und dieSeifenblase bleibt unscheinbar. Bei Gelegenheit versuche ich noch einen Ausschnitt nur damit.


    Zu den Farben (>> Christian):
    Die Kanalzuordnung ist hier tatsächlich R = Halpha und G = B = OIII. Das Orange kommt durch den Einsatz einer Anpassungsebene zustande, die in Affinity Photo "HSL" und in Photoshop sicherlich anders heisst. Damit wird das Ergebnisspektrum gegen das Ausgangsspektrum verschoben. Es werden also die Farben nur "übersetzt" und nicht die Kanäle gemischt (inwieweit das ähnliche Ergebnisse wie die Kanalmischung ergibt wäre zu überlegen). Diese Technik habe ich bei allen Bicolors eingesetzt. Rot kann so in Richtung Orange verschoben werden und leuchtet kräftiger, siehe als gutes Beispiel den Hantelnebel. Gleichzeitig wandert Grün in Richtung Blau und so entsteht ein großer Farbkontrast.
    Die Luminanz ist getrennt bearbeitet aus beiden Kanälen zu 50%, damit auch die schwachen OIII-Anteile durchkommen. Zuerst hatte ich versucht ohne Luminanzkanal auszukommen, aber das sah nicht überzeugend aus.


    Vom Ergebnis (mit 165 min H-alpha und 320 min OIII) ein Ausschnitt mit 50% Auflösung:



    Die schwache OIII-Hülle ist im Nordwesten zwar nicht geschlossen, aber das Signal ist doch recht deutlich gestärkt.
    Alles in allem ein wirklich interessantes Objekt mit eigenartigen Details. Ich hoffe im nächsten Jahr mit eine Detailstudie mit längerer Brennweite versuchen zu können.


    Gruß Lars

  • Hallo Lars,


    weiß zwar nicht, wo du wohnst, aber offenbar hast du am 23. dein OIII durch die gleichen blöden Schleierwolken fotografiert, wie ich [:(!]. Auch wenn du haderst - der PN ist im Bild! Und in einem größeres Bildfeld geraten schnell auch die schönen Strukturen im Sichelnebel und das dortige Wechselspiel zwischen Ha- und OIII in den Hintergrund.


    Nach meinen vielen Stunden mit NGC6888 in diesem Jahr fasziniert mich am meisten, dass die Verteilung und räumliche Struktur der beiden Stoffe an NGC6888 so unterschiedlich ist. Das kommt bei deiner Aufnahme schön heraus.


    Die Verschiebung nach Orange gefällt mir allerdings nicht so gut - aber da sind wir wieder bei den leidigen Geschmacksfragen [;)]



    EDIT: sehe gerade: Usedom! Ich Ascheberg (Westf.). Dann hatte jeder seine eigenen blöden Schleierwolken [:D][8D][:D]

  • Servus Peter,


    danke für den Kommentar. Am 23. zogen vereinzelt Schleier durch und es war wie so oft in diesem Jahr einfach zu viel Feuchtigkeit in der Luft. Im Vergleich zu früheren Jahren gibt es mehr Wetterlagen mit südwestlichen bis südlicher und sogar südöstlicher Anströmung, bei der feuchte und warme Luft vorherrscht. Direkt an der Küste wird leider auch viel Licht in den Himmel gebracht und im Dunst gestreut.
    (Nebenbei: Bin gestern Abend auf dem Heimweg durch die Feldberger Seenlandschaft gefahren und habe auf freier Strecke mal angehalten um den Himmel zu bestaunen. Die Gegend beginnt nur etwa 100 km entfernt und es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.)


    Auf jeden Fall bin ich ganz froh, die paar Gelegenheiten für diesen Nebel genutzt zu haben. Die Verteilung von H-alpha und OIII hat es wirklich in sich. Und erst durch die 2. Serie hat sich quasi ein schwacher OIII-Schleier über den Nebel gelegt. Schön zu wissen, daß man ja immer mal Daten hinzufügen kann.
    Bei der Seifenblase ist mir schnell klargeworden, warum sie so spät entdeckt wurde ;)


    Gruß Lars

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