Planetenbeobachtungen mit 254/1000 Newton

  • Hallo liebe Planetenbeobachter/innen,


    um meine Deep Sky Beobachtungen zu verbessern habe ich mir vor kurzem eine ZWO ASI 120mm mono Kamera zum guiden gekauft. Allerdings habe ich mitbekommen, dass sich dieser Typ von Kamera sehr gut zum Beobachten von Planeten eignet. Ich habe bereits erste Versuche unternommen Saturn und Jupiter zu fotografieren unter Verwendung der gaengigen Technik (Aufnahme eines Videos mit auf die Helligkeit des Objekts angepasster framerate in z.B. firecapture und stacken der Einzelframes mit Autostakkert). Allerdings sind meine Ergebnisse wahrscheinlich wegen der geringen Brennweite und fehlenden 1.25" Farbfilter nicht zufriedenstellend. Welche Barlowlinse empfielt es sich fuer mein Setup anzuschaffen? Ich habe viele beeindruckende Bilder bei ca. 4000-5000mm Brennweite gesehen, die z.B. mit C9 oder C11 Cassegrains aufgenommen wurden. Bedeutet das, dass eine x4 bzw. x5 Barlow Linse (APOchromatisch) die folglich richtige Wahl ist, oder funktioniert die Rechnung in der Praxis nicht so einfach. Natuerlich wird die Beobachtung bei der geringen Pixelskala klar Seeing limitiert. Zu den Filtern, es gibt auf dem Markt relativ billige Sets aus Farbfiltern und die teureren Interferenzfilter (150-250€). Lohnt es sich in die teureren und besseren (u.a. hoehere Transmission) Farbfilter zu investieren, wenn man Planetenbeobachtung eher als eine Nebensache sieht aber das Setup auch gerne mal zum fotografieren von PNs bei hoher Brennweite und vielen Einzelbildern verwenden moechte?
    Wuerde mich freuen, wenn Ihr mir da weiterhelfen und ein paar Empfehlungen aussprechen koenntet.


    LG und CS,
    Jan

  • Hallo Jan,


    um das Nyquist-Kriterium zu erfüllen wäre wenigstens eine 3x-Barlow nötig, Jupiter würde damit auf ca. 173 × 173 Pixel abgelichtet.


    Ruf dir mal dieses Tool auf- https://astrofotografie.hohman…lagen/optik.berechnen.php


    Da kannst du die Daten eingeben und bekommst dann auch angezeigt, wie groß die kleine Murmel erscheint. Barlowfaktor wählen <b>Linse</b>, Vorgabe ist da (keine). Kamera wird zwar bei Aufruf eine andere angezeigt, aber die Pixelgröße mit 3,75µm passt für deine ASI120. Für andere Kameras kann man auch Pixelanzahl und -größe bei der
    Kamera frei eintragen, dann noch neu berechnen anklicken


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Jan,
    es gibt eine Faustformel zum Berechnen des günstigen Öffnungsverhältnisses. Bei SW Kamera wäre der Faktor etwa 3 und bei Farbkameras etwa 5 mit dem man die Pixelgröße multiplizieren kann um das günstige Öffnungsverhältnis bzw die Blendenzahl abzuschätzen.
    In Deinem Fall wären es 3,75*3 = 11,25
    (Öffnungsverhältnis f/11,25)
    In Deinem Fall wäre es demnach eine 3x Barlow. Dann wärst Du bei f/12


    Ein anderes Forumsmitglied hat mit etwas weniger Brennweite gute Ergebnisse erzielt. (Ich glaube es war ein anderer Jan) Aber bei 2000 mm Brennweite hättest Du nur f/8 und das ist von f/11,25 schon ein gutes Stück weg. Ich persönlich würde eher auf eine 3x Barlow gehen, aber wenn Du eine 2x Barlow hättest, dann wäre es einen Versuch wert.
    (Es wäre interessant was die besseren Ergebnisse erzielt. Die 2x Barlow oder die 3x Barlow. Ich persönlich würde bei meinen kleinen Öffnungen eher mehr Brennweite benutzen. Bei größerer Öffnung macht sich aber das Seeing öfters schlimmer bemerkbar weswegen vielleicht eine 2x Barlow manchmal besser sein könnte)


    Momentan stehen Saturn und Jupiter aber relativ tief was dazu führt, das zusammen mit der Atmosphärischen Dispersion und dem oft schlechteren Seeing am Horizont leider nicht so fein aufgelöste Bilder zeigen wird. Ein Versuch ist es aber auf jeden Fall Wert. Du musst übrigens nicht mit Filter filmen. Das ist beim Spiegelteleskop mit SW Kamera nur dann wichtig, wenn Du Farbaufnahmen machen möchtest. Es kann auch für sehr spezielle Hervorherbungen wichtig sein (Venus im UV Licht) oder wenn man z.B. beim Mond das bessere Seeing im langwelligen Bereich nutzen will.
    Ein wichtiger Punkt bei Mond und Planetenaufnahmen ist die Justage. Die muss wirklich sehr exakt sein.
    Weiters muss der Tubus so gut wie möglich auf Umgebungbstemperatur gebracht sein und zwar so, dass es möglichst wenig Tubusseeing gibt. Bei waagrecht stehendem Tubus gibt es einen Unterschied zwischen der oberen Hälfte des Tubus und der unteren. Das ist ziemlich übel und kostet sehr viel Leistung.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Jan,


    zu der Frage nach den Filtern: Bei den "billigen" Filtern handelt es sich vermutlich um Filter für visuelle Beobachtungen, das sind in der Regel Langpassfilter, welche den Durchlass in nur einer Richtung begrenzen. Die Interferenzfilter(CCD-Filter) sind Bandpassfilter, die den Durchlass auf eine bestimmte Bandbreite begrenzen. Vergleiche mal hierzu Transmissionskurven. Während ein grüner Langpassfilter auch rotes Licht mir durchlässt, macht einer grüner Bandpass-Filter erst auf, wo ein roter Bandpassfilter wieder zumacht. Das heisst, dass die unterschiedlichen Informationen, die das Licht der unterschiedlichen Farben trägt, nicht vermischt werden - weshalb diese Filter in der Fotografie verwendet werden, um RGB-Aufnahmen zu machen, bzw. damit diese Technik überhaupt funktioniert.


    Bei Aufnahmen ohne Farbfilter brauchst Du einen IR/UV-Sperrfilter, da deine Kamera keinen solchen eingebaut hat.


    Bei Aufnahmen ohne Farbfilter mit einer SW-Kamera wird beim momentanen tiefen Stand der Planeten die atmosphärische Dispersion den Bildern arg zusetzen. Anders als bei einer Farbkamera kann man bei SW-Aufnahmen die Farblayer nicht mittels Bildverabreitung zurechtrücken.


    Viele Grüße


    Oskar

  • Hallo Jan,
    kann den Kollegen nur zustimmen, bei den derzeitig niedrigen Planetenständen wirst Du von Deutschland aus nicht froh bei hochaufgelösten Planetenaufnahmen. Hab mit meinem 8"f6.5 heuer nichts vernünftiges zusammengebracht und 12"f5 bzw. 14"f4.5 gar nicht erst probiert.
    Am besten wären Deine Chancen mit Bandfilter R oder Passfiltern RG610 oder IR685. Für Farbkomposit brauchst du den kompletten Satz RGB Bandfilter. Am günstigsten sind die Filter vom Hersteller Baader. Den RGB Satz bekommst Du auch häufig gebraucht im Forum. Der RG610 Passfilter ist sehr günstig und für Mars auch visuell einzusetzen.


    Ich selbst arbeite meist mit 3x Barlow von televue, jedenfalls bei Saturn und Jupiter. Die televue Barlow kannst du mit Hülsen verlängern bis 4.5x. Diese Barlow gibt es oft gebraucht oder bei televue Sonderauktionen diverser Händler.


    Bei Deiner f4 Optik ist eine vernünftige Feinjustage heikel und Vorrausetzung für brauchbare Ergebnisse bei Planeten.


    Etwas Übung wirst Du brauchen, so aus dem Stegreif hat das keiner von uns geschafft.


    Viel Spaß,
    Robert

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