Mein erster Ringnebel

  • Hallo allerseits,


    Vor einigen Tagen hatte ich fast vergeblich versucht, den Ringnebel in der Leier mit meinem 115/800mm Refraktor visuell zu betrachten; da war zwar eine ausgedehnte Ringstruktur im Okular zu erkennen, aber eher nur beim indirekten Sehen zu ahnen. Frust kam schon auf, als ich im Karkoschka lesen durfte, dass ein 12x50 Fernglas zum Erkennen ausreichen sollte.
    Also sollten meine nicht mehr ganz jungen Augen fotografische Unterstützung bekommen.
    Ein erster Versuch am Sonnabend war nicht ganz so erfolgreich, weil ich nur grob nach Libelle am Stativ und Peilung über die Stundenachse eingenordet hatte und beim Nachführen wohl die eine oder andere Erschütterung ausgelöst hatte.


    Gestern klappte alles besser. Aufgenommen habe ich mit einer 600d an einem 72/432mm TS-Refraktor, Schärfekontrolle über ein Tablet und visuelle Nachführung mit 12,5mm Doppelfadenkreuz und 3x Barlow an einem antiken 600/910mm Apollo/Kenko-Refraktor als Leitrohr.
    Mit 152s Belichtungszeit bei ISO 200 ergab das dieses Foto:









    größere Version: https://www.dropbox.com/s/p373…lo3/IMG_0120_R_f.jpg?dl=1


    Der helle Stern links unten ist gamma Lyr, der helle rechts oben beta Lyr. Es sind Sterne bis 15mag erkennbar. Das Foto ist nur mit Neat Image leicht entrauscht, ansonsten ist keine weitere Bearbeitung erfolgt.


    Und besonders gefreut hat mich die Tatsache, dass im Ring etwas Struktur und Farbe und auch der Zentralstern deutlich erkennbar ist. Das sieht man hier im Ausschnitt etwas besser; der ist leicht nachgeschärft:









    Bei einem Vergleich mit der Abbildung von M57 in der 4. Ausgabe des Karkoschka von 2004 muss sich dieses Ergebnis wohl nicht verstecken. Klar, mit Guiding durchs Leitrohr und mannigfaltigem Stacken lassen sich ganz andere Ergebnisse erzielen, aber ich wollte halt die Ausrüstung benutzen, die mir hier zuhause zur Verfügung steht. Jedenfalls habe ich jetzt Lust auf mehr …



    Viele Grüße
    Manfred

  • Hallo Manfred,


    das man M57 mit einem Fernglas bei gerade mal 12 facher Vergrößerung sehen können soll, halte ich schon für sehr ambitioniert, es sei denn man hat Adleraugen mit zuschaltbarer Zoomfunktion. Bei der geringen Vergrößerung bleibt M57 doch eher noch Sternförmig. M57 kann ich mit meinem 5" Mak aber schon einwandfrei und ohne Probleme eindeutig als schwarz weißen Rauchring erkennen. Mit deinem 115mm Refraktor sollte der Ringnebel normal auch schon gut zu sehen sein.


    Also nicht gerade so sondern eindeutig und direkt.
    Auf die Himmelsqualität kommt es natürlich auch ein wenig an...

  • Martin,


    vielen Dank für Deine Rückmeldung, die hat mich doch etwas beruhigt. Daraufhin habe ich gestern noch einmal mein Zeiss 12x50 Fernglas genommen und versucht, den Ringnebel zu orten. Inzwischen kenne ich die Stelle ziemlich genau, aber bis auf da-ist-vielleicht-ein-ganz-schwacher-Stern war nichts zu sehen. Der Grund dafür wurde etwas weiter nördlich klar: die schwächeren Sterne im kleinen Wagen waren visuell kaum auszumachen, indirekt nur ganz, ganz schwach.


    Habe mal versucht, das Foto im RAW-Format zu bearbeiten und nach rein visuellem Eindruck diverse Regler betätigt. Und so kam etwas mehr Farbe ins Bild, die im Vergleich mit anderen Fotos durchaus realistisch ist:









    größer: https://www.dropbox.com/s/yxsu…G_0120_b_CR_LR_R.jpg?dl=1



    Grüße
    Manfred

  • Sehr cool! Mit Doppelfadenkreuz von Hand nachgeführt, da werden Erinnerungen wach. Und die Sterne beweisen: Du warst ziemlich erfolgreich! Offenbar erfahren die 60/910er dieser Tage eine Mini-Renaissance. Meinen "normalen" Nachführ-Refraktor habe ich im Vogelsberg gelassen. Die letzten beiden Tage herrschte in Frankfurt annehmbares Wetter, dazu kein Mond, also wollte ich was machen. Kurzerhand wurde der 60/910 Japan Refraktor reaktiviert (mein erstes Teleskop überhaupt, geschenkt bekommen Weihnachten 1985, hat Halley gesehen). Der Zahn der Zeit hat anscheinend nur äußerliche Spuren hinterlassen, das Teil hat seinen Job super erledigt. Allerdings hab ich eine CMOS-Cam die Nachführarbeit verrichten lassen.




    Die Fotos mit nicht so großer Brennweite, wie Du hier eins zeigst, haben für mich einen ganz eigenen Reiz. Vielleicht ist es der "Feldstecher-Eindruck", vielleicht etwas anderes. Ich weiß es nicht genau. Jedenfalls finde ich sie einfach schön. Danke für's Zeigen, hat mich gefreut.

  • Hallo Manfred,


    schön, dass Du da so hartnäckig geblieben bist und es nochmal mit dem 12x50 probiert hast.
    Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass ich in meiner Anfangszeit mit einem Refraktor mal gefühlt eine halbe Stunde nach der richtigen Stelle für den PN gesucht und dann entnervt meinem Freund die Suche überlassen habe. Inzwischen habe ich den Ringnebel schon so oft und mit so vielen verschiedenen Öffnungen beobachtet, dass es mir heute unerklärlich ist, warum ich damals so lange suchen musste. Also alles eine Frage der Übung.
    Und weil ich gerne die Grenzen nach unten teste, habe ich den PN mit all meinen Ferngläsern besucht, aber Achtung, alle Beobachtungen bei mir sind Stativ-gestützt. Im 10x50 Fernglas ist er deutlich direkt und leicht flächig zu erkennen, im 8x20 Fernglas wirkt er direkt stellar und indirekt ist er noch eindeutiger. Man kann sich schön orientieren an zwei Sternen nördlich von ihm mit denen er ein flaches Dreieck bildet.
    Also lass Dich nicht von den Sichtbarkeitsangaben im Karkoschka einschüchtern [;)]. Den Ring habe ich allerdings auch im Großfernflas noch nicht erhaschen können, im 16x70 Fernglas zeigte sich nur ein homogen helles Scheibchen.
    Am schönsten finde ich den PN in Deiner 4,5" Öffnungsklasse in Übersichtsvergrößerung.


    Also, bleib dran am Teleskop und am Fernglas [:)]


    Viele Grüße


    Rene


    PS: Ich sehe gerade, die Aufnahme Fadenkreuz-<b>handnachgeführt</b>! Ja, das kann sich sehen lassen.

  • Hallo nugget und Rene,


    vielen Dank für Euer positives feedback; es freut mich sehr, dass Euch das Foto gefällt.


    Einen Punkt möchte ich korrigieren: die Optik habe ich nicht per Hand im klassischen Sinne nachgeführt, sondern es lief bei der GP-Montierung der Nachführmotor, mit dem Fadenkreuz habe ich die Nachführung visuell kontrolliert und bei Bedarf per Hand an der Steuerbox korrigiert.


    Demnächst hoffe ich an der Nordsee auf klare Nächte, vielleicht sehe ich dann dort mehr. Auf jeden Fall freue ich mich aber über mein erstes Ergebnis ... und auch über die Resonanz dazu.


    Viele Grüße
    Manfred

  • Dachte mir schon, dass Du nicht an ner biegsamen Welle 2,5 Minuten lang langsam herumgedreht hast. Dafür wäre das Foto dann doch ZU GUT gewesen! Mit den Augen zu schauen und von Hand die Korrekturknöfchen zu drücken, geht 100% als "von Hand nachgeführt" durch! :)

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: mmpgb</i>
    <br />Einen Punkt möchte ich korrigieren: die Optik habe ich nicht per Hand im klassischen Sinne nachgeführt, sondern es lief bei der GP-Montierung der Nachführmotor, mit dem Fadenkreuz habe ich die Nachführung visuell kontrolliert und bei Bedarf per Hand an der Steuerbox korrigiert.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    ...ach schade. Ich habe das mal gemacht - Fadenkreuzokular + Handnachführung an einer Vixen Porta. Da war aber eine Weitwinkelaufnahme mit einem 18 mm Objektiv. Leider hat mich das damals so fasziniert, dass ich phasenweise dem Visuellen abgeschworen habe. Ich hoffe, das passiert Dir nicht Manfred.


    Viele Grüße


    Rene

  • Ich fand es damals als ich den Ringnebel das erste Mal mit dem Mak beobachtete nicht allzu schwer, den Ringnebel zu finden. Die Leier ist zwar ein recht kleines aber dafür deutlich zu sehendes und mit einem hellen Stern ausgestattes Sternbild.


    Handyapps wie Stellarium oder Mobile Observatory helfen mit ihrem Livemodus auch noch zusätzlich sich am Nachthimmel schnell zurecht zu finden.


    Nach meiner Erfahrung braucht es schon mindestens um die 25 fache Vergrößerung um M57 eindeutig als Donut erkennen zu können...

  • Martin,


    danke für Deine Hinweise. Ich muss gestehen, dass ich bei der Orientierung dort oben bedrucktes oder mit einer Lageskizze beschriebenes Papier bevorzuge, und so habe ich mir auch vorab die Position von M57 eingeprägt. Unterhalb von beta Lyr befinden sich noch zwei helle Sterne, und zusammen mit dem oberen bildne beta Lyr und M57 ein gleichschenkliges Dreieck. So lässt sich die Position von M57 mit dem Sucher schon recht präzise einstellen, und dann sollte der Ring auch im Okular sein. Aber dort war er, wie geschrieben, eher zu ahnen als zu sehen.


    Vielleicht ist es auch teilweise eine Alterserscheinung. Als ich in den 60er jahren anfing, mich am Himmel zu orientieren, da hat mich unter anderem das Sternbild nördliche Krone fasziniert - diese recht gleichmäßig geschwungene Linie mit deutlich sichtbaren Sternen. Inzwischen habe ich des Öfteren Mühe, mit Hilfe von Gemma die restlichen Sterne zu finden. Wie würde man hier im Norden mit dem leichten Unterton des Bedauerns sagen : "Tja, so is dat..."


    Grüße,
    Manfred

  • Hallo Manfred,


    bei PN's ruhig ein wenig höher vergrößern! Habe festgestellt, das viele PN's bei Übersichtsvergrößerung so klein sind, dass sie im Gesichtsfeld kaum auffallen und man meint, man hätte einen Stern vor sich. Mein nächstes Ziel unter anderem ist der zb der PN Pease1 im Kugelsterngaufen M15. Mal sehen, ob ich es schaffe, den zu finden und auch zu erkennen. Dafür muss der Himmel aber bestimmt eine 1A mit * Qualität haben.


    Was das Ausdrucken von Sternkarten etc betrifft, da bin ich wohl zu bequem, mir das aus dem Internet raus zu suchen und auszudrucken. Habe auch keine richtige Lust, so einen Haufen Papierkram mit mir herum zu tragen. Ausserdem können die Blätter im Dunkeln herunter fallen und bei hoher Luftfeuchtigkeit werden die Blätter nass. Ok, es gibt Plastikfolie wo man alles schön säuberlich und gut geschützt mitnehmen kann aber dennoch habe ich lieber alles schön digital auch wenn das, was die Dunkeladaption betrifft sicher nicht optimal ist. Aber da setzt jeder seine Prioritäten sicher anders...

  • Hallo Martin,
    es stimmt beides. M57 ist bei 12x noch fast sternförmig. Man kann ihn aber auch bei dieser geringen Vergrößerung sehen, wenn der Himmelshintergrund dunkel genug ist. Das scheint hier das Problem zu sein.


    Hallo Manfred,
    mir gefallen Deine Bilder von M57 gut, vor allem die, auf denen M57 ganz klein zu sehen ist. Der visuelle Eindruck ist stark von der Qualität des Himmels abhängig...
    Als erstes hab ich M57 im 114/900 Newton gesehen. Wie ich später den Vixen 80L bekommen habe, hab ich ihn auch da angeschaut und er war auch da wunderschön. Deepsky schaue ich aber meist bei sehr klarem Himmel. Das heißt die Milchstraße sollte schon mit blosen Augen im Sommer zu sehen sein. Wenn dann der M57 möglichst hoch steht, dann ist er auch im kleinen Fernrohr ein Genuß :)
    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland,


    sehen ja, als Sternchen aber ob man bei so kleinen Vergrößerungen auch den Donut erkennen kann? Ich habe da meine Zweifel. Ich werde das bei nächster Gelegenheit aber mal mit meinem 90/500 mm Refraktor austesten. Bei 500mm Brennweite komme ich mit meinem längsten Übersichtokular einem 2" 30 mm Okular auf 16 fache Vergrößerung. Mal sehen, ob ich mit dieser Kombi den Donut erkennen kann...

  • Hallo Martin,
    wurde denn irgendwo gesagt, dass man es bei der Vergrößerung als Ring oder Kringel erkennen soll? Ich denke auch, dass man da etwas mehr Vergrößerung braucht.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland,


    wenn der Ringnebel bei der Vergrößerung von 12 fach nicht als solcher erkennbar ist, braucht es aber auch nicht erwähnt zu werden. Meine Meinung...


    So werden nur falsche Vorstellungen suggeriert...

  • Hallo Roland,


    danke für Deine positive Rückmeldung Der Bildausschnitt mit dem relativ kleinen M57 ergibt sich zwangsläufig daraus, dass ich den 72/432mm Refraktor noch einigermaßen gut nachführen kann, bei z.B. 800mm wird das mit meinen Möglichkeiten schon schwieriger. Daher ist es angenehm zu lesen, dass auch andere hier im Forum diesen Bildausschnitt schätzen.


    Viele Grüße
    Manfred

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