Zwei Dobsons, Durch- und Ansichten

  • Am Abend des 24.08.2019 traf ich mich mit Alex aus der Region zu einem Beobachtungsabend.




    Hier bei mir im Garten. Er hatte seinen 12" Dobson mitgebracht und ich war natürlich sehr aufgeregt und


    wollte sehen, wie der so unterwegs ist im Vergleich zu meinem Achtzöller.


    Nach einem Kennenlerntee ging es bald raus auf die Wiese, wir bauten ein beeindruckendes Instrumentarium auf,


    dazu einen Schlafplatz unterm Sternenhimmel für meine Tochter (Astro-Rüstsatz Kind) und später auch für mich.


    Es sollte viel später werden, aber dazu später mehr.


    Mangels Notizen läuft dieser Bericht übrigens unter Anekdote.


    Nach dem Ausladen und Aufbauen versuchte ich vergeblich, die Fassung zu bewahren ob der schieren Größe


    von Alex' Teleskop. Irgendwie hatte ich mir vorgestellt, ein 12er sei genauso groß wie ein 8er, und der Größen-


    unterschied läge irgendwo anders. Tat er nicht. Das Teil ist einfach riesig.


    Es ging also los an Jupiter und Saturn, die beide schon recht tief hingen, Saturn noch kurz vor der Kulmination,


    dennoch tief. Das Kind guckte nochmal durch, dann gings in Bett.


    Richtig los ging es eigentlich dann mit Messier 13. Wow, hing der fett im Okular! Echt eine neue Erfahrung, deutlich


    waren diese Ärmchen zu erkennen, die man sonst nur von Bildern kennt. Und wie hell der war. Irre.


    Zudem war der Dobson mit einem Guidingsystem ausgestattet, das anzeigte, in welche Richtung man zum gesuchten


    Objekt schubsen muss. Eingeben, hinschubsen, Objekt im Okular.


    Also das war schon beeindruckend. Wir schubsten uns so durch den Abend, wechselten die Teleskope, die Okulare,


    der Fernglassessel wurde ausprobiert. Meine zwei weiteren Gäste verließen uns bald, denn wir waren in Astrogespräche


    vertieft und in Geschichten über vergangene Beobachtungsnächte.


    Der Abend schritt voran, das SQM zeigte ziemlich gute Werte um die 21,5 bis 21,6, glaube ich, und Alex war darüber


    ganz happy und klagte mir sein Leid über Nachbars Streulicht. Auch bei mir geht es nicht ohne 16 Quadratmeter


    LKW-Plane, aber dahinter sitzt man wenigstens unter dunklem Himmel.


    Ich durfte mal einen 2" UHC Filter an mein Übersichtsokular schrauben und selig reiste mein Auge zur Knochenhand,


    diesem Seidenschal am Himmel mit dem unpassendsten Namen, und feine Filamente zeichneten sich ab, während


    die umliegenden Sterne schön dastanden, anders als sonst in meinem harten OIII,


    in 1,25" das Feld verengend und alles grünlich veralgend.


    Nach erhellenden Momenten am Zwölfzöller, die ich nur zu gerne ein andermal fortsetzen möchte, kam überraschend


    mein Herz zur Ruhe, denn der Achtzöller zeigte mir doch mit ein wenig Konzentration, wie soll ich es ausrücken,


    irgendwie nicht wirklich weniger als der Zwölfer. Woran das lag, kann ich nicht erklären. Waren die Himmelsbedingungen


    der limitierende Faktor? Das Bild war heller, aber nicht unbedingt detailreicher. Oder erinnerte ich mich einfach an das davor


    gesehene Bild im Zwölfer?


    Hatte ich am Abend noch das Grausen, ich würde meinen Dobson gleich nicht mehr mögen, so saß ich, je später der Abend,


    zunehmend zufriedener am Okular, und gemeinsam gingen unsere Spiegel gegen den Mond, Alex sah eine nahende Sternbedeckung,


    die wir dann gemeinsam verfolgten. Ich nahm das Messfeldokular und hielt uns mit sich verringernden Abständen auf dem Laufenden.


    Als das Sternlein weg war, maß ich noch die Distanz zwischen den beiden Kaps des Sinus Iridum und kam beim späteren Auswerten auf


    220,1km, während der Durchmesser mit 236km angegeben wird. Wobei sich die Bucht ja innerhalb der Kaps weitet, also was gilt nun?


    Es war spät geworden, denn der Mond bannte uns, wie es immer ist. Wir brachten das Equipment meines Gastes zum Auto, leise fuhr


    er davon, und aus dem Schlafsack sah ich die Milchstrasse sich im Mondlicht auflösen und nach Osten kippen, während der Orion


    sich schon zeigte, knapp über den Baumkronen.


    Eine schöne Nacht. Danke Alex. Gerne wieder.




    CS,


    Henning


    PS: Die Ausrüstung noch aufgebaut, nahm ich die Folgenacht noch mit und saß, nun ein wenig einsam, aber wie eben jede Nacht


    anders schön ist, ebenfalls glücklich Draußen, beschäftigte mich mit Carolines Rose Cluster und vielen, kleinen, ziemlich gleich aussehenden


    Planetarischen Nebeln. Blauer Schneeball, Katzenauge, NGC(meine ich) 40 im Kepheus, den aus der Reihe tanzenden kleinen Hantelnebel.


    Das wären nochmal Zielobjekte für mehr Öffnung, nebenbei.

  • Hallo Henning!


    Ein wirklich netter Bericht von dir! Welchen Kennenlerntee servierst du?<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Irgendwie hatte ich mir vorgestellt, ein 12er sei genauso groß wie ein 8er, und der Größenunterschied läge irgendwo anders. Tat er nicht. Das Teil ist einfach riesig.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ich hatte mal die komplette ältere Starfinder-Volltubus-Serie (6", 8", 10", 12,5" und 16") in einem Ausstellungsraum eines Händlers nebeneinander stehen sehen. Eine beeindruckende Reihe, Versandgewicht 17kg bis 84kg. In den damaligen Prospekten schienen sie sich dabei kaum zu unterscheiden. Rein vom Gewicht wog da der 12,5"er (44kg) mehr als doppelt so viel wie der 8"er (20kg). Wenn man damit oft beobachtet, spart man sich die Muckibude.


    Auch bei nur moderatem Himmel sollte der Unterschied 8" zu 12" aber deutlich spürbar sein. Ich weiß noch gut, wie ich nach sechs Jahren mit meinem alten C8 zum ersten Mal NGC 7008 mit 12,5" sah. Was für ein Detailreichtum selbst hier im Stadtrand! Wow! [:0] Damit war die Liebe zu den Planetarischen Nebeln entfacht!


    Dennoch haben Volltubus-Dobsons im 8"- oder 10"-Format den Vorteil der guten Transportierbarkeit. Selbst ein Zehner passt beinahe auf jeden Rücksitz. Hier wird´s mit 12" Volltubus schwierig, da bleibt dann wohl im normalen PKW nur ein teilbarer Tubus, etwa ein Ninja, ein älterer Orion XT oder eine Selbstbaulösung.


    cs, volker.

    Deep Sky visuell, Mond und Sonne im Weißlicht mit 10" f/5 Dobson auf Selbstbau Birke-Multiplex  :dizzy:

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Specht</i>
    <br /> ... hier wird´s mit 12" Volltubus schwierig, da bleibt dann wohl im normalen PKW nur ein teilbarer Tubus, etwa ein Ninja, ein älterer Orion XT oder eine Selbstbaulösung.


    cs, volker.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Salü Volker,


    jaaaa, ein Ninja [:D][;)], haste recht. Ich möchte Volltubus nicht missen und der Ninja passt wunderbar in jedes Auto.


    Nebenbei, ich habe viele unmittelbare Vergleichsbeobachtungen mit 8" und eben diesem 12,5" Ninja gemacht. Der Unterschied ist schon enorm. Wenn ich 8" hätte und mein Kumpel 12", würde ich mir aber wahrscheinlich auch etwas anderes einreden [:o)].


    Viele Grüße


    Rene

  • Hallo Henning,


    Ein schöner Bericht. Vielen Dank dafür.
    Ich kann Deine Begeistereung gut nachvollziehen. Versuche mal auf eines der Teleskoptreffen zu kommen, die kommendes Wochenende und Ende September stattfinden. Da ist die Spielbreite der Teleskope noch größer und man bekommt viele interessante Objekte vorgeführt.


    Zum Unterschied 8“ zu 12“: im 8“er siehst Du nicht weniger Objekte als im 12“er und sie erscheinen prinzipiell auch nicht dunkler als im größeren Teleskop. Aber der „Dicke“ zeigt die Objekte bei gleicher Austrittspupille größer und etwas detailreicher. Und bei gleicher Vergrößerung sind sie etwas heller, was bei ganz lichtschwachen Objekten und Details den Unterschied zwischen sehen und nicht-sehen ausmachen kann.


    Eine Bitte: Du hast in Deinem Posting jede Zeile mit einer Leerzeile abgetrennt. Das macht das Posting schwer zu lesen. Schreibe bitte mit ganz normalem Zeilenabstand und verwende Leerzeilen nur zur inhaltlichen Abgrenzung.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo,
    Zu Euren Ausführungen:


    Ich glaube, es war Ingwertee.


    Der Vorbesitzer des 12"-Dobson hatte da wohl recht grob dranrumgeputzt,
    so dass der beim Herkuleshaufen durchaus wahrgenommene Unterschied, bei anderen Objekten dann aber weniger deutlich Ausgeprägte, sicher von meinen in der Jungenumkleide erworbenen Komplexen, danke nochmal dafür, Rene, wie unnötig, vielleicht aber auch vom Naheliegenden, also vom Putzen, kommen konnte. Auch am Himmel könnte es ja gelegen haben.
    Ich werde darüber nocheinmal nachdenken, in meinem Porsche.


    Darüberhinaus freue ich mich auf weitere Vergleichsnächte zum Erkenntnisgewinn.


    Die Zeilerei kommt wohl vom Rüberkopieren, ich werde das nächstes Mal besser machen.


    CS,
    Henning

  • Hi Henning,


    vielleicht ist dein Achter ja auch einfach nur überdurchschnittlich gut und perfekt optimiert? Z.B. könnte die Reflektivität des Zwölferspiegels durch Alterung nachgelassen haben. Oder eine mangelhafte Innentubusschwärzung verursacht Streulicht. Manchmal wurde auch von einem planetenbegeisterten Vorbesitzer ein kleinerer Fangspiegel eingebaut, der dann die Öffnung des Teleskops quasi verkleinert. Mancher Spiegel wird auch einfach zu oft unsanft geputzt.


    Hmm, auf Ingwertee hätte ich jetzt nicht getippt, eher so in Richtung schwarz und kräftig. Mein Geheimtipp: Vorher einen Espresso... [:)]


    beste grüße, volker.

    Deep Sky visuell, Mond und Sonne im Weißlicht mit 10" f/5 Dobson auf Selbstbau Birke-Multiplex  :dizzy:

  • Moin Henning,


    hier noch ein etwas verspäteter Dank für Deinen stimmungsvollen Bericht. Es hat mir wieder viel Spaß gemacht, den zu lesen.


    Wegen der sich herauszulesenden Anzeichen von Öffnungsfieber: ich bekämpfe das bisher erfolgreich mit dem Studieren der Wettervorhersagen. Dieses Jahr fand ich die hier bisher eher wenigen Beobachtungsgelegenheiten ziemlich dürftig und da versuche ich hinsichtlich des Gerätes mit klein-unproblematisch-schnellaufzubauen entgegenzuwirken, um so ziemlich jede akzeptable Gelegenheit zu nutzen. Und ich rede mir bisher erfolgreich ein, daß vom Gesamtpaket Leistung-Preis-Bequemlichkeit mein "nur" 10" optimal ist. Und wenn ich in dem letzten Jahr lese, was Du alles und wie Du das schon mit Deinem 8" siehst, dann denke ich, Du hast auch mit dem Teleskop unter Deinem Himmel noch ausreichend zu tun, mindestens eine Saison ;) . Zwischendurch gucke ich ja auch immer mal wieder mit kleineren Refraktoren und stelle für mich immer wieder fest, daß (diese) klein(er)en Teleskope oft unterschätzt werden, sofern diese Lütten denn eine ordentliche Qualität haben. Und das mit der Qualität scheint bei Deinem Gerät ja zu passen.



    Danke und viele Grüße von


    Marcus

  • Hallo Volker und Marcus,


    Es ist ja "nur" ein Sky-Watcher, und zufällig wird ein Spiegel bestimmt nicht gut. Natürlich habe ich bis auf einen Lüfter schon vieles optimiert. Der Dobson steht immer Draußen, ob das also nötig wäre ist mir nicht klar. Viel wird auch ausgemacht haben, dass ich bequem an meinem sitzen konnte, dass ich die Okulare kenne, usw.
    Im Laufe des Abends stellte ich einfach fest, dass mein System so gut auf mich eingerichtet ist, dass es sicher eine Weile bräuchte, um das mit einem anderen Instrument zu erreichen. Gerade bin ich dabei, mit eine Filtersteck- statt Schraublösung zu basteln, was das wieder für einen Rattenschwanz mit Fokuslage und OAZ-Rohr im Lichtweg nach sich zieht, Du meine Güte. Daran war übrigens der UHC meines Gastes schuld. 2" und weniger hart im Vergleich zu meinem OIII von Baader.
    Wenn das läuft, stelle ich es hier mal vor.
    Und wenn mir ein 12er über den Weg läuft, werde ich bestimmt trotzdem nicht nein sagen können. Ähem.


    CS,
    Henning

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