Farbfehler Unterschied f/6 und f/10?

  • Hallo,


    meine Frage ist eigentlich recht schnell erklärt:


    Welchen Unterschied macht es ob ich


    - einen 100/600 Refraktor (f/6) mit einem 6mm Okular betreibe (100x)
    - einen 100/1000 Refraktor (f/10) mit einem 10mm Okular betreibe (100x) ?


    Beide haben doch die gleiche Öffnung und die gleiche Vergrößerung, also haben sie den gleichen Farbfehler, oder? Warum sollte ich dann nicht die kompakte f/6 Variante wählen?


    clear skies,
    Sven

  • Hallo Sven,


    in der Regel ist es so das längere Brennweiten die Farbfehler minimieren, ein f/6 FH. dürfte also deutlich mehr Farbe zeigen als ein f/10 FH!
    Im Prinzip lässt sich das auch auf ED's und Apo's übertragen.


    Andreas

  • Hallo Sven,


    weil der Farbfehler bei f/6 eben doch größer ist, wenn die Teleskope ansonsten übereinstimmen (gleiche Gläser etc.)


    Wie kommt's? Stell Dir der Einfachkeit halber vor, Du hast eine Einzellinse. Der blaue Fokus liegt dann näher an der Linse als der rote, und zwar um einen gewissen Teil der Brennweite. In der mittleren/besten Fokusebene sind rot und blau dann beide defokussiert und die defokussierten Punktbilder haben eine gewisse Größe. Jetzt zeichne es Dir auf: die Größe dieser Spots (in mm) ist in der Tat vom Öffnungsverhältnis unabhängig. Aber bei 1000 mm Brennweite ist das Zwischenbild des betrachteten Objekts größer, so dass der Farbfehler relativ dazu weniger ins Gewicht fällt.


    Für Achromate, Apochromate etc. funktioniert diese Argumentation genauso, nur eben nicht mit rot und blau, sondern anderen Wellenlängen. Man kann auch über die Tiefenschärfe argumentieren, aber ich finde es so wie hier anschaulicher.


    Viele Grüße


    Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Hallo,


    wie stark würde der Farbfehler beim f/6 im Gegensatz zum f/10 ausfallen?
    Ist ein f/6 ED Doublet mit einem ED Element (Omegon ED 80/500) einem Fraunhofer mit f/10 oder f/12 vorzuziehen?

  • Das kann man so generell nicht sagen, es kommt auch auf das ED-Glas an und wie gut es verarbeitet ist.
    Zwei ED's die ich hatte (f/6 u. F/7) waren nicht so dolle, ein f/7,5 war deutlich besser, man muss es im Einzellfall bewerten.


    Andreas

  • Hallo Sven,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">- einen 100/600 Refraktor (f/6) mit einem 6mm Okular betreibe (100x)
    - einen 100/1000 Refraktor (f/10) mit einem 10mm Okular betreibe (100x) ?


    Beide haben doch die gleiche Öffnung und die gleiche Vergrößerung, also haben sie den gleichen Farbfehler, oder? Warum sollte ich dann nicht die kompakte f/6 Variante wählen?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    der große Unterschied besteht in der Wellenoptischen Schärfentiefe.
    Diese steigt mit dem Quadrat der Öffnungszahl (Kehrwert des Öffnungsverhältnisses).
    Bei einer Öffnungszahl von 10 ist die Wellenoptische Schärfentiefe also (10/6)^2 = 2,8 mal größer gegenüber F6
    Der Farblängsfehler absolut betrachtet steigt linear mit der Brennweite.
    Ist also bei 1000mm Brennweite absolut betrachtet um Faktor 1,7 größer als bei 600mm Brennweite.
    Entscheidend ist aber das Verhältnis von Wellenoptischer Schärfentiefe zum Farblängsfehler.
    Dieses verbessert sich mit steigender Öffnungszahl.
    Da in unserem Fall die Wellenoptische Schärfentiefe um Faktor 2,8 gestiegen ist und der Farblängsfehler absolut nur um Faktor 1,7 steht unterm Strich in dem Beispiel Faktor 2,8/1,7 = 1,7.
    Der Farbfehler ist also unterm Strich bei 100 F10 um Faktor 1,7 kleiner als bei 100 F6.
    Vorausgesetzt natürlich das das sekundäre Spektrum der verwendeten Glaspaarung in beiden Fällen das gleiche ist.


    Was die Vergrößerung und den sich daraus ergebenden subjektiv wahrgenommenen Farbfehler betrifft kann man sagen das bei einer AP größer 1mm das menschliche Auge den Farbfehler nicht mehr vollständig auflösen kann.
    Er erscheint daher bei APs größer 1 subjektiv kleiner.
    Bei einer AP von 2 wird er nur noch halb so groß empfunden wie bei einer AP von 1.
    Aber Achtung diese Rechnung gilt nur für APs größer als 1.
    Für APs kleiner als 1 ergibt sich dann keine Veränderung mehr da bei AP1 ja bereits der Farbfehler vollständig aufgelöst wird.
    Für unser Beispiel ergibt sich dann folgende Situation.
    Subjektiv wird der Farbfehler des 100F6 bei 100/1,7= 60 facher Vergrößerung und der des 100F10 bei 100 facher Vergrößerung als gleich groß empfunden.


    Grüße Gerd

  • Hallo Gerd,


    vielen Dank für diese ausführliche, jedoch dennoch ernüchternde Antwort. Ich möchte mir nämlich gerne ein kleines und kompaktes Reise-Spechtel-Planeten-Mond-Teleskop zulegen. Ich liebäugele bereits mit dem Omegon ED 80/500. Der Vorteil daran ist eben das Gewicht von nur 2,8kg und der kurzen Transportlänge von 39cm.
    Würde für die oben genannten Zwecke ein Skywatcher Evostar ED 100/900 Refraktor die bessere Wahl sein (Planeten, Sonnensystem, Spechteln)?


    cs,
    Sven

  • Hallo Sven,
    es gibt durchaus kurze sehr farbreine Geräte, zu erschwinglichen Preisen. Die zweilinsigen Lacerta etwa und die ähnlichen Geräte von TS, letztere sind gar leichter und etwas günstiger.
    Als Reise- und Schnellguckgerät sollte es schon f6 sein.


    CS
    Norman

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