Adaptive Optik selbstgebaut :-)

  • Hallo,


    nachdem ich auf der Suche nach einem sehr dünnen Fangspiegel
    für meinen neuen "Ultra"-Lowrider (stell ich bald in nem anderen Thread vor) fündig geworden bin, habe ich die Scheibe mal interferometrisch untersucht, und dummerweise feststellen müssen, dass sie nicht ganz plan, sonder sphärisch war:




    Die Sphäre ist an sich sehr gut, zeigt keinerlei Asti oder ähnliches.
    Hat halt aber ca. 1 lambda "Tiefe" und ist somit nicht plan.



    Dummerweise passt aber die Dicke (nur 9mm!) und damit das Gewicht perfekt zum Scope, genauso wie der Durchmesser (115mm).



    Wollte das Dingchen also nicht aufgeben und ich habe mir, nachdem mir Alois und Kurt mal was von "adaptiver Optik" erzählt hatten, eine
    "statische" adaptive Mechanik drumherum gebastelt, in Form von 12 Kunststoffschrauben, die den dünnen Spiegel von unten verbiegen können. Mittig habe ich den Spiegel mit nur einem einzigen, aber dickeren Silikonkleks geklebt, wie auf dem folgenden Bild im Schlitz gut zu erkennen ist:







    Zu Beginn war das Ergebnis ernüchternd, aber nach einer leicht anderen Anordnung der Schrauben und einer nicht allzu steilen Lernkurve [:D] habe ich nach vielen Stunden Justage folgendes Ergebnis erzielen können:




    Habe sowohl vertikal als auch horizontale Interfergramme erstellt,
    weil eine Justage immer auch das jeweils andere Interferogramm
    beeinflusste. Wenn ein Bild gepasst hatte, war die andere 90Grad-Position wieder "verstellt", so dass ich länger gebraucht habe, um
    das Ganze so hinzubekommen.


    Da ich nach einigen Sterntests am Himmel etwas verwundert war, lautet meine Frage nun:


    Was wird das bessere Bild liefern. Wenn ich den Spiegel komplett unangetastet lasse (die leichte Sphäre ist wirklich ausserordentlich gut), oder diese leichten "Wellen" in den mehr oder weniger geraden Streifen in Kauf nehme, die auch bei nur drei oder vier eingestellten Streifen gut zu sehen sind?



    Der Einbauwinkel des Lowriderfangspiegels ist ziemlich steil, steiler als bei "normalen" Lowridern wie beispielsweise Tim sie baut, weil ich mit diesem 16-Zoll-Gerät bei f/4.5 auch im Zenit im gemütlichen Sitzen beobachten wollte...man wird halt älter [:D]


    Viele Grüße,


    Alfredo [:)]

  • Hallo Alfredo


    Aus der "Tiefe" und dem Spiegelradius kannst Du den Krümmungsradius berechnen .
    Den Krümmungsradius mit deiner Geometrie in "Winspot" eingeben und nachsehen ob eine Korrektur des FS überhaupt lohnt .


    Viele Grüße Rainer

  • Hallo Alfredo,
    Spannende Sache!


    Ich vermute, dass die Variante mit im wesentlichen geraden, wenn auch etwas welligen Linien den kleineren Gesamtfehler haben wird. Leichte bzw. unvollkommene Korrektur ist besser als keine Korrektur.


    Ein seitlich auslankender Fangspiegel mit endlichem Krümmungsradius führt Astigmatismus ein. Je kleiner der Winkel gegen die optische Achse, um so kleiner ist der Astifehler.


    P.s. was du hier machst, nennt sich "Aktive Optik". Von "Adaptiver Optik" spricht man erst, wenn die Korrekturen einige hundert bis über tausend mal pro Sekunde erfolgen. Die hohe Frequenz ist nötig, wenn man das atmosphärische Seeing korrigieren will.

  • Hallo Alfredo,


    ausgezeichnetes Versuchsergebnis! Jetzt musst du nur noch die 16 Schrauben gegen schnelle Aktuatoren austauschen und selbige mit einem Rechner verbinden. Dann wäre das System zur Kompensation der Seeingstörungen perfekt.[^]


    Gruß Kurt

  • Ich befürchte nur, dass die Schrauben bei Temperaturänderungen den Spiegel dann ändern, weil sie einen höhere Wärmeausdehnung als der Rest haben. Letztlich erinnert mich das ans Verbiegen des Yolos von Ralf, der so den Asti reindrückt. Der Trick dabei ist, dass man eine definierte "Kraft" ausübt unter der sich der Spiegel (wie eine Feder) dann verbiegt. Und das steuert man vermutlich mit Federn, die man über Stellschrauben andrückt, besser als mit den Schrauben direkt.

  • Kalle,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich befürchte nur, dass die Schrauben bei Temperaturänderungen den Spiegel dann ändern, weil sie einen höhere Wärmeausdehnung als der Rest haben.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    das muss man nicht befürchten, das ist ziemlich sicher.


    VG Jörg

  • Hallo Alfredo.


    Es ist ein tolles Experiment aber es wird nie ganz zufriedenstellend sein.
    Ich würde den Fangspiegel sofort absichern, weil sonst hast du
    ganz sicher den nächsten, der dir auf den Hauptspiegel fliegt.


    Beste Grüße
    Alois

  • Hallo Alfredo,


    man könnte den Spiegel so lassen wie er ist, und stattdessen zur Brennweitenverkürzung senkrecht zum Strahlengang einbauen und mit einem dritten Spiegelchen dann die Auslenkung machen. (Wie ein NTT JMI-Telescope). Du hättest dann eine leichte SA, aber sicher viel weniger schlimm als ein Asti.
    Wenn das Scope schon fast realisiert ist, dann vergiss diese Bemerkungen.


    Grüsse Emil

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Kalle66</i>
    Letztlich erinnert mich das ans Verbiegen des Yolos von Ralf, der so den Asti reindrückt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Guter Punkt, Kalle - der leicht sphärische Spiegel bei schiefem Einfall macht ja Astigmatismus. Wenn man also wie beim Yolo den Astigmatismus korrigiert, hat man ein perfektes System. Der Spiegel selbst muss ja nicht plan sein, sondern nur bei schiefem Einfall keinen Astigmatismus liefern (ein bisschen sphärischer Beitrag wäre ja egal).
    -&gt; Alfredo, schau doch mal, ob das eine Option ist für Dich.


    Viele Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

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