1,5x Barlow oder Drizzle?

  • Angeregt durch eine bereits 15 Jahre zurückliegende Diskussion in diesem Forum zur Frage <i>"2x Barlowlinse im 1,5x Modus überhaupt möglich?"</i> habe ich jetzt aus gegebenem Anlass erste praktische Versuche in dieser Richtung unternommen.


    Über einen Zeitraum von mehreren Jahren konnte ich an meinem "Schüsselteleskop" recht zufriedenstellende Ergebnisse bei der hochauflösenden Mond- und Planetenfotografie gewinnen unter Verwendung einer 2,2x Klee-Barlow und verschiedener Kameras mit einem Pixelraster von 3,75 µm, siehe Website. Mit dieser Kombination erreiche ich bei f/11 das beugungsbegrenzte Auflösungsvermögen meines f/5 Spiegels.


    Nach der kürzlichen Anschaffung einer ASI178MM Kamera mit 2,4 µm Pixelraster wollte ich nun auf eine 1,5x Barlow umstellen, um bei gleicher Auflösung ein größeres Gesichtsfeld zu erfassen, bzw. auch mit der höheren Lichtstärke von 7,5 der neuen Kombination noch kürzere Belichtungszeiten anwenden und damit auch höhere Bildraten für die Videografie erreichen zu können.


    Bei den ersten fotografischen Vorübungen mit einer ca. 400 m von unserem Haus entfernten Antennenanlage als Zielobjekt erwies sich das Fokussieren mit dem 1,5x Einschraubelement einer gängigen Barlow, in diesem Falle von TS (offenbar baugleich mit anderen Fabrikaten), als einigermaßen mühsam. Das mag teilweise an den Sichtbedingungen (Luftflimmern über aufgeheizten Dächern) gelegen haben. Darum habe ich die Versuche heute bei bedecktem Himmel wiederholt unter Inkaufnahme eines relativ geringen Bildkontrasts.


    Um aber herauszufinden, ob ich beim Einsatz des Barlow-Elements an der 1,5x Position mit Abstrichen in der Bildqualität rechnen muss, habe ich die Linse versuchsweise weggelassen und den Kamerachip unmittelbar im Fokus meines f/5 Spiegels platziert. Den Bildmaßstab der Barlow-Aufnahme habe ich dann mit der in AutoStakkert bereitstehenden 1,5x Drizzle-Funktion zurückgewonnen.


    Um den Einfluss von Unsicherheiten beim Fokussieren wenigstens grob zu eliminieren, habe ich jeweils fünf AVI-Videos mit und ohne Barlow aufgenommen, und vor jeder Aufnahme neu fokussiert. Die aus dem jeweils besten Video der beiden Aufnahmemodi gewonnenen Bilder habe ich in Fitswork gegenübergestellt:



    Der Bildvergleich scheint nach dieser ersten Versuchsreihe trotz des kleineren Abbildungsmaßstabs doch eher für die Aufnahmetechnik ohne Barlow zu sprechen, zumal diese auch ein größeres Gesichtsfeld bietet und kürzere Belichtungszeiten ermöglicht.


    Gruß, Jan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Niklo</i>welche Barlow verwendest Du genau?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Hallo Roland,


    das ist der abschraubbare Teil der 2x Barlow "TSB21" von TS.


    Hier ist noch das fehlende Bild:



    Oben mit Barlow bei f/7,5, unten ohne Barlow bei f/5 mit Nachvergrößerung über 1,5x Drizzle in AutoStakkert.


    Gruß, Jan

  • Hallo Jan,
    ich habe beim Drizzle mit Autostackert am Planeten eher nicht so gute Erfahrung gemacht. Solang Du mit der Barlow noch nicht in der Übervergrößerung bist, kann die Barlow mehr Auflösung gegenüber Drizzle (oder Resize) etwas bringen. Bei f/5 kannst Du mit der Kamera noch nicht die volle Auflösung nutzen und f/7,5 wäre schon etwas besser. Was bei der Barlow ein Problem ist, ist einerseits die Qualität der Barlow und vor allem das Seeing. Wenn das Seeing zu schlecht ist, dann kann die Barlow dazu führen, dass Du länger belichten musst, Du den Fokus nicht finden kannst und die Details durch zu lange Belichtungszeit verschwimmen.
    Zur TSB21 kann ich leider nichts sagen. Billige Barlows können durchaus das Bild verschlechtern. Ob es an der Barlow oder am Seeing liegt, kannst Du besser beurteilen. Welche Belichtungszeiten hast Du verwendet?
    Servus,
    Roland

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Niklo</i>
    <br />Bei f/5 kannst Du mit der Kamera noch nicht die volle Auflösung nutzen und f/7,5 wäre schon etwas besser.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Hallo Roland,


    Das Öffnungsverhältnis bzw. die "Blende" f/D sollte an das Pixelraster p angepasst sein. Meine besten Mond- und Planetenbiler habe im Bereich 2,4*p &lt; f/D &lt; 2,9*p gewonnen. Bei p = 2,4 µm ist man also mit f/7,5 ganz auf der sicheren Seite, bei f/5 ist 2*p schon knapp, man kommt aber mit 1,5x Drizzle auch auf 3*p.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Welche Belichtungszeiten hast Du verwendet?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Mit vorgeschaltetem 35 nm Baader Ha Filter lagen die Belichtungszeiten bei 1,3 ms mit und 0,76 ms ohne Barlow.


    Gruß, Jan

  • Hallo Jan,
    das Drizzle hab ich als theoretisch verbesserte Vergrößerungsfunktion kennengelernt. Bei mir hat Drizzle aber eher zu Artefakten und schlechterer Schärfbarkeit geführt. Ich habe mit autostackert das Summenbild ereugt und mit Registax6 geschärft. Wenn ich das Resize von Registax6 verwendet habe, dann war es meist auf dem Niveau von Drizzle, manchmal etwas besser und manchmal etwas besser.
    Du könntest bei einem Test mal dieselbe Belichtungszeit nehmen. Das Bild wird dann mit 1,5x Barlow zwar dunkler, abre die Schärfe sollte erhalten bleiben, bei gutem Seeing solltest Du sogar mehr Details festhalten können wie bei Drizzle/Resize.
    Wenn es trotzdem nicht mindestens die Schärfe von Drizzle erreicht, dann tippe ich auf eine "schlechte" Barlow.
    Servus,
    Roland

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Niklo</i>
    <br />Ich habe mit autostackert das Summenbild ereugt und mit Registax6 geschärft.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Dann war das Summenbild vermutlich nicht bereits gedrizzelt. Drizzeln ist aber mit seiner durch das Seeing bewirkten echten Interpolation zwischen den Bildelementen des Kamerachips nur dann von Vorteil, wenn das Kameraraster und nicht das Seeing auflösungsbestimmend ist, und wenn das Drizzeln Bestandteil des Stackprozesses ist.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wenn ich das Resize von Registax6 verwendet habe, dann war es meist auf dem Niveau von Drizzle.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Das war dann wohl eher bei mittelmäßigem Seeing der Fall, wenn Drizzeln nicht vorteilhaft zur Wirkung kam.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Du könntest bei einem Test mal dieselbe Belichtungszeit nehmen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">1,6 ms Belichtungszeit sind als Maßnahme zur Eliminierung des Seeings bereits sehr kurz, da sind gewiss kaum noch Verbesserungen zu erwarten.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wenn es trotzdem nicht mindestens die Schärfe von Drizzle erreicht, dann tippe ich auf eine "schlechte" Barlow.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Oder das für 2x gerechnete Barlowelement wurde bei 1,5x an einer ungünstigen Position eingestzt. Das war ja Thema der von mir anfangs zitierten älteren Forumsdiskussion.


    Gruß, Jan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Jan_Fremerey</i>
    <br />1,6 ms Belichtungszeit sind als Maßnahme zur Eliminierung des Seeings bereits sehr kurz, da sind gewiss kaum noch Verbesserungen zu erwarten.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Hallo Roland,


    eine Verkürzung der Belichtungszeit auf 5 ms bewirkt schon Erstaunliches bei der Zurückdrängung des Seeings, wie Du aus diesem Beitrag erfahren kannst.


    Gruß, Jan

  • Hallo Jan,
    wenn man das Seeing als Grund für die Bildverschlechterung ausschließt, dann halte ich die Barlow für schlecht!
    Du kannst gerne mit dern 2x Barlow unverändert testen. Ich gehe davon aus, dass die auch bei 2x das Bild verschlechtert und ich erwarte, dass eine gute Barlow Dir das Bild nicht verschlchtert und möglicherweise so gar mehr herauszuholen ist. Das war zumindest meine Erfahrung mit meiner Kamera.
    Servus,
    Roland

  • Hallo,


    ich hatte beim Drizzeln auch immer mit Artefakten zu kämpfen und habe letzten Endes darauf verzichtet.


    Jan, die Version mit Barlow zeigt ein deutlich weicheres Bild als ohne. Ich nehme an, dass die TS Barlow aus Standard-Kron- und Flintglas besteht. Sie ist meines Wissens nach nie als aus Sondergläsern aufgebaut beworben worden. Auch der Preis spricht gegen aufwändigere Gläser. Die kurze Bauweise und die damit verbundene kurze Brennweite ist höchster Leistung ebenfalls nicht förderlich. Sie mag bei "ordnungsgemäßem" Einsatz bei f/5 ja noch zufriedenstellend funktionieren. Aber f/5 UND nicht-optimaler Arbeitsabstand können dann schon zu viel sein, besonders wenn mit den kleinen 2,4µm Pixeln gearbeitet wird.


    Ich habe diese Barlow auch im Einsatz, an meinem f/12 Tetra-Schiefspiegler. Mit dem f/12 Strahlenkegel kommt sie offenbar gut zurecht. Mir sind jedenfalls keine offensichtlichen Schwächen an einer Kamera mit 3,75µm Pixeln aufgefallen.


    Vielleicht kann ein Optikrechner etwas dazu sagen.



    Viele Grüße,


    Guntram
    <u></u><u></u><u></u>

  • Hallo Jan,


    Ich hatte diese einfache TS-Barlow mit dem abschraubbarem Element auch einmal. Sie hat bei mir sowohl visuell als auch fotografisch zu einer deutlichen Verschlechterung der Bildqualität geführt. Ich habe sie dann durch eine telezentrische Meade TeleXtender Barlow ersetzt und die Bildqualität war deutlich besser.
    Ich will damit nicht sagen, dass alle Exemplare dieser TS-Barlow schlechte Qualität haben. Aber meine war definitiv eine Gurke. Vielleicht solltest Du die Barlow noch einmal daraufhin untersuchen, z.B. Indem Du sie mit einer eindeutig hochwertigen Linse vergleichst. Nur um auszuschließen, dass die Ergebnisse Deiner Versuche eventuell darauf zurück zu führen sind.


    Bis dann:
    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Guntram,
    man könnte die Barlow einfach testweise als 2x Barlow nutzen. Ich vermute, dass man auch da ein "weiches" unscharfes Bild bekommen würde. Vermutlich würde Deine Barlow ein gutes Bild zeigen. Bei den sehr günstigen optischen Komponenten hab ich oft schlechte Modelle bekommen. Die Qualitätsschwankungen in den schlechten Bereich sind da sehr häufig zu sehen. Bei meinem alten 114/900 Newton war eine Barlow dabei, die visuell komplett unbrauchbar war.
    Die günstige TS Barlow ist vermutlich nicht ganz so dramatisch schlecht, aber eben schlecht genug. Man könnte damit mal visuell einen Sterntest machen um zu sehen was für optische Fehler damit ins Spiel kommen.
    Servus,
    Roland

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Niklo</i>
    man könnte die Barlow einfach testweise als 2x Barlow nutzen ... Man könnte damit mal visuell einen Sterntest machen ...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Roland,


    Im Rahmen meiner oben schon zitierten Messungen an Doppelsternen konnte ich das TS-Barlowelement in der 2x Stellung mit der 2,2x Klee vergleichen und feststellen, dass die beiden Linsen an meinem 10" f/5 Spiegel auch in den Ecken des 1/3" Kamerachips auflösungsbegrenzt abbilden und keinen Unterschied erkennen lassen.


    Gruß, Jan

  • Hallo Jan,
    es würd mich jetzt trotzdem am selben Objekt (Antennen) interessieren wie da das Bild ausschaut. Auf jeden Fall bringt die Barlow bei 1,5x deutlich Unschärfe ins Bild. Woher das kommt, kann ich nicht sagen. Wenn schlechts Fokusieren und Seeing von Dir ausgeschlossen werden, dann bleibt nur noch die Barlow in der 1,5x Stellung übrig oder es hat doch etwas anderes nicht gepasst.
    Servus,
    Roland

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Niklo</i>
    dann bleibt nur noch die Barlow in der 1,5x Stellung übrig<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Roland,


    das war meine anfängliche Vermutung im Hinblick auf die ältere Diskussion hier. Trotzdem will ich gerne bei Gelegenheit den Versuch nochmal wiederholen, dann ggf. auch in 2x Stellung der TS-Barlow.


    Gruß, Jan

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: kimbuuu</i>
    <br />Gerade die Barlows, die das Öffnungsverhältnis verändern und somit die Belichtungszeiten erhöhen, sollte man bei DeepSky völlig außer Acht lassen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Hakan,


    diese Auffassung kann ich zumindest aus eigener Erfahrung nicht bestätigen, siehe hier. Sie würde ja vor allem auch die Eignung von Refraktoren für Deep Sky generell in Frage stellen.


    Gruß, Jan

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