Fotometrie des SX Phe-Sterns GSC 191-1230

  • Servus zusammen,


    klare Vollmondnächte sind für DeepSky-Beobachter ja normalerweise Nächte zum Ausschlafen, Bilder bearbeiten usw. Aber man kann auch etwas interessantes mit seiner Ausrüstung machen: Sterne fotometrieren.
    Ich suche mir dafür immer schnell veränderliche Sterne aus. Mira-Sterne haben zwar eine große Amplitude, aber es dauert halt ein Jahr, bis man eine (wetterbedingt lückenhafte) Lichtkurve bekommt.
    Besonders spannend finde ich die SX Phe-Sterne: recht ordentliche Amplitude (~0.5 mag), und sehr kurze Perioden im Bereich von wenigen Stunden.
    Am Samstag habe ich mir den Stern GSC 191-1230 vorgenommen. Dessen Variabilität scheint noch nicht lange bekannt zu sein, da er keine "reguläre" Veränderlichen-Bezeichnung hat.
    Auffinden ist denkbar einfach: er steht knapp nordwestlich von Procyon. Bei mir waren sowohl der Veränderliche als auch Procyon im Gesichtsfeld, also musste ich mir keine großen Gedanken übers Einstellen machen.
    Da dieser Stern eine sehr kurze Periode hat (1h 12min laut Katalog), musste ich mit hoher Zeitauflösung fotometrieren. Das bedeutet kurze Belichtungszeiten: bei diesem etwa 13mag hellen Stern lag die bei meiner Ausrüstung bei 17 sec. Anschließend folgte eine 7sec Pause, sowie das Warten von 3 sec nach dem Spiegel-Hochklappen. Damit hatte ich alle 27 sec eine Messung.


    Insgesamt habe ich 360 Aufnahmen gemacht. Nach Kalibrierung in Fitswork, und Auswertung mit SIPS kam dann folgende Lichtkurve heraus:


    Wie Ihr seht, hatte ich Glück: in 2h 45min bekam ich 3 Maxima mit.
    Optik war meine FFC 190/760mm f/4, Kamera die EOS 6D(mod) bei ISO 2.500


    Meine 3 Maxima ergaben eine Periode von 1h 08min, also etwas kürzer als der bisher bekannte. Auch die Amplitude war mit 0.5 mag etwas größer als angegeben. Leider konnte ich die Helligkeit noch nicht normieren: mein Vergleichsstern hat leider keine angegebene V-Helligkeit gehabt. Der Helligkeitsanstieg von einer halben Größenklasse vollzog sich jedoch in 5.5 min - da kann man quasi zuschauen, wie der Stern heller wird.


    Sehr gut passt das extrapolierte Maximum: das zuletzt bekannte lag mehrere Jahre zurück. Mit meinem ermittelten Maximumszeitpunkt gab es nur einen Unterschied von 13.5 min, und das nach mehreren Jahren !
    Somit waren meine ermittelten Werte:
    Max = 2458566,349 (JHD)
    Periode = 1h 08m
    Amplitude = 0.5 mag


    Viel Spaß beim Nachlesen.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Stefan,


    sehr interessant ! Und bei etwa 13 mag Helligkeit ...


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Der Helligkeitsanstieg von einer halben Größenklasse vollzog sich jedoch in 5.5 min - da kann man quasi zuschauen, wie der Stern heller wird.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    ... sollte das auch visuell im 10-Zöller gut verfolgbar sein: Prokyon aus dem Gesichtsfeld nehmen, und wenn man da 10 Minuten hinschaut, könnte schon abschätzbar sein, in welcher Phase sich der Stern gerade befindet. Und dann den steilen Anstieg und das spitze Maximum mit dem anfangs auch steilen Abstieg abpassen.


    Servus
    Ben

  • Hallo Ben,


    mit der modernen Ausrüstung, die quasi jeder Astrofotograf benutzt, sind solche Fotometrie-ergebnise nicht mal allzu schwer. Auch Sterne die schwächer sind als 13m habe ich schon fotometriert. Selbst schwächer als 14m geht da problemlos.
    Wichtig sind nur 2 Dinge:
    - man mus so belichten, dass der Veränderliche als auch sein Vergleichsstern nicht mehr als 70% der Sättigung des Sensors (bei CMOS) erreichen, ansonsten wird der Sensor nicht-linear, und man misst Mist
    - für schnell Veränderliche braucht man eine hohe zeitliche Auflösung, die man durch kurze Belichtungszeiten erreicht. Ich arbeite mit ISO 2.500 ud f/4, da komme ich bei 12mag mit 10sec, 13mag mit 17 sec, und 14mag mit 25-30 sec Belichtungszeit aus. Und jede Belichtung ist ein Messpunkt.


    Ob ich diese Veränderung auch visuell sehen würde: ein erfahrener Veränderlichen-Beobachter bestimmt, aber ich wahrscheinlich nicht. Ich mach's lieber mit der Kamera :)


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Stefan,


    interessante Lichtkurve, auch die Unterschiedlichkeit der Minima/Maxima. Habe gestern in einer kurzen Wolkenlücke mal versucht, den Stern mit DSLR und 135mm Tele einzufangen. Sehe an der vermutlichen Position 2 etwa gleichhelle Sterne. Kannst du bitte ein Bild der Serie zeigen, damit ich den richtigen Stern identifizieren kann.

  • servus zusammen,


    ich habe die Helligkeitswerte nun kalibriert, sodass die Lichtkurve nun so aussieht:
    .
    Die Amplitude beträgt danach beinahe 0.6 mag, was deutlich größer ist als der Katalog-Wert.


    (==&gt;)Hans: ja, an der Stelle sind zwei eng beieinander liegende Sterne. der Veränderliche ist der deutlich blaue Stern, hier ein Screenshot samt Markierung von mir:
    .


    Schon beachtlich, dass Du den Stern mit 135mm Brennweite fotometrieren willst, denn die beiden Sterne sind dicht beieinander. Hoffentlich geht's.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Stefan,


    danke für den WIKISKY-Screenshot. Aber eine Einzelaufnahme von dir wäre mir lieber gewesen. Seltsamerweise zeigt mir GUIDE9 den gelben Stern rechts unterhalb des von dir markierten als GSC 191-1230 = 3UC192-083821 an ?


    Nein, mit 135mm werde ich den kaum fotometrieren können, jedenfalls nicht mit hoher zeitlicher Auflösung. Die Aufnahmen dienten nur der Identifikation. Werde es mal mit 640mm BW versuchen. Wenn mal wieder klarer Himmel ist, seufz.


    edit: habe gerade in Simbad und VizieR geschnüffelt. GUIDE hat recht. Der blaue Stern links oben ist GSC 0191-1282.

  • Hallo Hans,


    das mit Guide ist ja interessant.
    Denn bei mir habe ich den blauen Stern fotometriert, und dann kam obige Lichtkurve heraus.
    Ich hatte ursprünglich auch den gelben Stern als denjenigen, um den es ging, aufs Korn genommen. Nachdem SPIS die Daten endlich verarbeitet hatte, kam eine glatte Linie heraus. Erst als ich dann - einer inneren Eingebung folgend - den blauen Stern fotometrierte (das Umschwenken dauerte, da SIPS die Daten schon processed hatte, nur ein paar Sekunden), war die oben gezeigte Lichtkurve da.
    Vielleicht liege ich ja falsch, oder der tatsächlich veränderliche Stern ist nicht GSC 191-1230, sondern 0191-1282? Wenn Dir eine Messung gelingt, wäre ich sehr am Ergebnis interessiert.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Stefan,


    schon richtig, der blaue Stern ist der Veränderliche. Aber der heißt GSC 0191-1282, wie die Kataloge sagen.
    Und hier ist der Stern bei der AAVSO: http://www.aavso.org/vsx/index.php?view=detail.top&oid=84142
    Und hier im All Sky Automated Survey: http://www.astrouw.edu.pl/asas…=details&id=073758+0552.3
    Dort kann man sich auch eine MAP anzeigen lassen, die die Sache eindeutig klärt: http://www.astrouw.edu.pl/cgi-…0,16.0,0.0,9.99,5,0,asas3

  • Hallo Stefan,


    das hatte ich ganz vergessen, aber ich hab den Stern ja neulich bei Geigersau im 9,5"-Fünfling drin gehabt. Ich hab meinen Bericht ergänzt:


    "Außerdem hat mich Stefan's Bericht im Astrotreff dazu ermuntert, nach dem interessanten Veränderlichen GSC 191-1230 zu schauen. Er ist zwar nur rund 13 mag hell, verändert aber seine Helligkeit innerhalb einer Periode von nur 68 Minuten um eine halbe Größenklasse - das sollte visuell mit dem Fünfling zu erkennen sein ! Was das Aufsuchen stark vereinfacht: Das Teil liegt nicht einmal ein Grad vom hellen Stern Prokyon weg, und ich hatte mir die Position vorab genau skizziert. GSC 191-1230 war bei 100x zusammen mit einem nahen Nachbarsternchen gut zu erkennen. Ich habe ihm jetzt nicht über längere Zeit am Okular zugeschaut - dafür gab es zu viele andere Ziele -, sondern bin stichprobenartig vorbei gekommen. Und tatsächlich, beim zweiten Mal konnte ich einen Unterschied sehen: Jetzt war er deutlich heller als der Nachbarstern, beim ersten Mal war er nur bisserl heller gewesen. Unschwer zu erkennen - schee :)".


    Servus
    Ben

  • servus Ben,


    danke für Deinen Bericht! Mit dem zweiten Stern daneben scheint es tatsächlich einfacher zu sein, die Veränderlichkeit visuell nachzuverfolgen. Obwohl ich mir da mangels Erfahrung immer noch schwer tun würde. Umso interessanter Deine Erfolgsmeldung.


    CDS
    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Stefan,


    ein naher und ähnlich heller Vergleichsstern ist immer sehr hilfreich. Das ist mir von vielen Supernova-Beobachtungen sehr vertraut; da gibt's die relativen Veränderungen der Helligkeit halt nicht innerhalb einer halben Stunde, sondern im Vergleich von Tagen oder Wochen. Toll war ja vor gut zwei Jahren der Blazar CTA-102, der sich bisweilen auch - soweit ich es richtig in Erinnerung habe - innerhalb eines Tages um eine ganze Größenklasse verändert hat, und im Maximum 11 mag erreichte.


    Servus
    Ben

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