Leibnitz Berge - Wer kann helfen?

  • Hallo Mondspezialisten,


    Gestern, am Abend des 19. März 2019, ca 21:00 Uhr konnte man am
    Südlichen Horizont des Mondes unter anderem zwei auffällige
    Erhebungen beobachten, dahinter, zwischen den beiden und etwas
    nach "links" versetzt eine dritte, durch eine Schattenlinie vom
    Vordergrundberg getrennt.
    Ungefähr in der Verbindungslinie Tycho-Maginus, ganz leicht nach Osten versetzt ("rechts").


    Waren das die Leibnitz-Berge?


    Beobachtet mit
    Skylux 70/700 getunt, Hyperion 10mm, Amiciprisma.


    Es ist unheimlich schwer, darüber Informationen zu finden.
    Wenn es aber so gewesen sein sollte, kann ich die bei der nächsten Sichtung identifizieren und von meiner Lunar100 Liste abhaken.


    Vielen Dank im Voraus,


    CS,


    Henning

  • Hi Henning,


    guck dir das mal an.............ich bin begeistert.


    https://virtual-moon-atlas.de.uptodown.com/windows


    Frank

  • Hallo Henning,


    schau mal hier, das könnte helfen:


    http://www.gym-vaterstetten.de/faecher/astro/Mond/Pole.htm


    Die Leibnitz-Berge gibt es offiziell nicht mehr (IAU).


    Grüße, Gerd

    Es schaute mich an - und ich schaute Es an.
    Und errötend wich Es zurück - das Universum.


    Bresser 102/460 | Tasco 76/1200 | Tasco 60/1200 | Tasco 60/900 | Tasco 60/700 | Tasco 50/600 | Minolta Bino 10x42 | Kasai s'Gucki 2.3x40

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Reverend_Coyote</i>
    <br />
    Die Leibnitz-Berge gibt es offiziell nicht mehr (IAU).
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Gerd,


    Danke für den Link. Ist mir auch im anderen Forum vorgeschlagen worden.


    Aber zu meiner Frage: Wie heissen die denn dann offiziell?
    In der Lunar100 Liste heissen sie Leibnitz-Berge.
    Unter welcher Bezeichnung finde ich sie?


    CS,
    Henning

  • Hallo Henning,


    die ehemaligen Leibnitz-Berge sind die Wälle von irgendwelchen Kratern, in Projektion gesehen. Es handelt sich dabei nicht um eine Gebirgskette. Von welchen Kratern weiß ich aber jetzt auch nicht.


    Es gibt noch mehr solcher ehemals als Gebirge angesehene Formationen, zB. die Hercynischen Berge. In dem Buch "Mapping and Naming the Moon: A History of Lunar Cartography and Nomenclature" von E.A. Whitaker ist mehr zu diesem Themenkomplex zu finden.


    Grüße, Gerd

    Es schaute mich an - und ich schaute Es an.
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  • Auf der Suche nach den Leibnitz-Bergen, Abschlussgedanken.


    Weil ich den Beobachtungserfolg als gering einschätzte, baute ich lediglich den kleinen
    Refraktor auf. Auch hielten mich familiäre Abendpläne vom Dobson ab.
    Als sich am Mondhorizont jedoch Berge abzeichneten, wurde mein Interesse ernsthafter und die Lunar100-Liste, die bei Mondbeobachtungen immer in meinem Hinterkopf rumgeistert, liess mich den Versuch wagen, schonmal theoretisch die Leibnitz-Berge zu finden, um sie dann bei nächster Gelegenheit sicher visuell bestätigen zu können.


    Mithilfe des schwarzen und blauen Forums wurden Tips, Links, Bilder und Infos zusammengetragen und nach und nach bestätigte sich, welche Berge ich da gesehen hatte. Berge noch westlich vom Mondsüdpol, während die Leibnitz-Berge sogar noch weiter östlich von diesem liegen.
    Gesehen hatte ich M3, M4 und M5. Genauere Bezeichnungen fanden sich nicht.
    Der Mond schaukelt. Durch die Libration und durch den scheinbaren Bogen, den er am Himmel macht. Süden ist nicht "unten". Es ist viel verwirrender und "zwischen 4 und 5 Uhr am Mondrand" gilt eben nur für eine bestimmte Uhrzeit. Das alles macht Lagebeschreibungen sehr schwierig und das Auffinden der Mondformationen so spannend.
    Letztlich kann ich mich nur per "Kraterhopping" von einer bekannten Formation voranhangeln,
    je weiter ich an den Rand des sichtbaren Teils des Mondes gelange, umso verzerrter wird das Bild. Einen Monat später ist dann wieder alles durch die Schaukelei anders, ehemals horizontnah liegt nun weiter inlands oder ist hinterm Horizont verschwunden.


    Soweit erstmal, es war ein großer Spass bis hier. Danke allen Mitlesern und Informanten,
    ich habe grossen Respekt vor den Fotografen und Mondkartenzeichnern.


    CS,
    Henning

  • Hallo Henning,


    hier findest Du ein gutes Foto der Leibnitz-Berge:
    https://www2.lpod.org/wiki/November_13,_2006


    Auch der "Consolidated Lunar Atlas" zeigt diese Region sehr gut:
    https://www.lpi.usra.edu/resources/cla/info/h9/


    Ich find sie auch sehr eindrucksvoll, besonders wenn wir dem Mond ein wenig "unters Kinn" schauen können wie in diesen Tagen (die Libration zeigt uns die Südpolregion).


    Viele Grüße
    Wolfgang

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: vollmann</i>
    <br />hier findest Du ein gutes Foto der Leibnitz-Berge:
    https://www2.lpod.org/wiki/November_13,_2006


    Auch der "Consolidated Lunar Atlas" zeigt diese Region sehr gut:
    https://www.lpi.usra.edu/resources/cla/info/h9/


    Ich find sie auch sehr eindrucksvoll, besonders wenn wir dem Mond ein wenig "unters Kinn" schauen können wie in diesen Tagen (die Libration zeigt uns die Südpolregion).


    Wolfgang


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Wolfgang,


    Danke für die Links.
    Das Foto zeigt allerdings die Berge M1 (hell, im Vordergrund), M3, M4 und M5. Diese gehören nach allen mir vorliegenden Informationen nicht zu den Leibnitz-Bergen. Sie liegen westlich des Pols, die Leibnitz-Berge aber östlich von diesem.


    Das Atlas-Bild hingegen zeigt die Leibnitz-Berge im rechten Teil des Bildes, M4 und M5 sind die beiden ersten Berge direkt am Horizont unten links im Bild. Ich vermute, der dicke Buckel mit dem Krater darauf etwas weiter rechts könnte Leibnitz Beta sein, schon östlich vom, aber noch nah am Mondsüdpol.
    Darauf folgt der grosse, schwarz-weisse Krater Scott und zwei weitere Leibnitz-Berge. Leibnitz Delta, den östlichsten, finde ich auf dem Foto nicht.


    Du bemerkst, das intensive Studium und die vergangene Nacht haben mich zumindest selbstbewusster gemacht.
    Ein Bericht folgt noch.


    CS,


    Henning

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">


    Du bemerkst, das intensive Studium und die vergangene Nacht haben mich zumindest selbstbewusster gemacht.
    Ein Bericht folgt noch.


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Bin schon gespannt auf Deinen Bericht!


    Ewen Whitaker's Karte von 1954 hab ich jetzt auch noch gefunden:
    https://planetarymapping.wordp…th-pole-of-the-moon-1954/


    Viele Grüße
    Wolfgang

  • Der Abend des 22.März 2019 ab 22:41 Uhr, Mondlibration Süd, abnehmend 95% beleuchtet.


    Dicke Tropfen sitzen auf den Schutzhüllen meiner Papiere, während sich die offenen Seiten lustig im feuchten Licht des Mondes zu wellen beginnen und traurig an der Kante meines Beistelltischchens herabhängen.


    Es ist nach 01:00 Uhr und meine Finger sind so kalt, dass ich es nur noch mit Mühe schaffe, die Feststellschräubchen beim Okularwechsel zu drehen. Ohnehin tue ich das nur, um noch mal das letzte Quentchen klare Sicht rauszuholen, denn mein Arbeitsokular ist unaufwärmbar beschlagen und so gehe ich mit meinem alten Seben Zoom und 2x Barlow bei 300fach noch mal ganz nah ran, bevor der Hochnebel endgültig die Mondoberfläche verbirgt.


    Nach den Tagen der Recherche gelingt mir zu Beginn des Abends fast zu einfach die sichere Deutung der Südpolregion und das Auffinden dieser sich mir entziehenden Leibnitz-Berge.

    Zwar reicht meine handabgepauste Whitakerskizze nur bis zum Südpol und östlich von diesem, und dementsprechend hat mir meine Faulheit die Anreise weiter westlich mal wieder unnötig schwer gemacht, doch erkenne ich schnell die M-Berge wieder, von denen ich mich über den Krater Malapert zu Leibnitz Beta und daneben den Krater Scott vorarbeite. Immer über die Vordergrundkrater verifizierend, weiter zu Demanax, und kurze Zeit später und etwas den Anblick geniessend, erlaube ich mir zu behaupten, das Geheimnis der Leibnitz-Berge gelüftet zu haben.
    Wirklich, nach Stunden der Trockenübungen auf Papier und Bildschirm und endlosem Vergleichen von Karten und Fotos, endlich bin ich am Ziel.
    Nun, da der Abend noch Potenzial verspricht, schlage ich die Lunar100 Liste nach Mondalter auf und bemerke mein zweites Versäumnis: Ich weiss nicht, welchen Mondtag wir haben. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass ich die Liste selbst gleich im Haus vergessen hatte und erst noch holen musste.
    Kurz denke ich nach , komme zum falschen Ergebnis und nehme kurzerhand die Vorschläge für die Tage 2-4, ausserdem versuche ich Drygalski, der aber nach eingehender Betrachtung hinterm Horizont zu liegen scheint oder aber zu platt in der Sonne. Den erlaube ich mir jedenfalls nicht, warum auch, meinen heutigen Erfolg habe ich ja schon.
    Dann Rheita Valley, ein dynamischer Name, und imposant ist es anzusehen.
    Mein Weg zu den Formationen geht so:
    Liste nach Mondalter, dann Detailinfo in der eigentlichen Liste,
    dann Stichwortsuche im Rükl, Kartenblatt aufschlagen, finden, fertig.
    So besuche ich wild zusammengewürfelt Petavius als Wegweiser, weil ich ihn bereits abgehakt hatte, das Mare Australe, welches ich mir, halb im Schatten liegend, erlaube, die Langrenus Rays, Proclus, Messier und Messier A, Taruntius, die Cauchy Region mit ihren Rillen und so weiter, und die Atlas dark halo craters, also den Krater Atlas mit seinen dunklen Flecken.
    An der Janssen Rille beisse ich mir fast die Zähne aus und hier ist es auch, wo ich nochmal auf 300fach gehe, bevor der Nebel dicht macht.
    Mit äusserster Mühe erkenne ich zweimal die feine Rille beim Krater, den ich von Cauchy ausgehend nordwestlich noch auf der Rüklkarte entdeckte, schwanke aber auf dem Weg zurück ins Haus, ob ich mir den Eintrag in die Liste nicht besser zu einem späteren Zeitpunkt bei sichererer Sichtung erlauben soll.
    Diese Zeilen verfassend bemerke ich erst meinen Fehler:
    Die ganze Zeit habe ich mich an Jansen mit seiner popeligen Rille abgemüht, sie sogar gesehen, während sich Krater JanSSen unweit des Rheita Valley wahrscheinlich in besserer Beleuchtung und mit viel einfacherer Rille ob meines Irrtums ins Fäustchen lachte.
    Wahrscheinlich war mein Blick sogar über ihn gestreift, als ich vom Rheita Valley ausgehend über die Doppelkrater Steinheil/Watt ins Mare Australe vorgedrungen war. Gut, dass ich jetzt darüber lachen kann.
    Zufrieden, auch meiner leichten Unwissenheit geschuldet, packte ich noch schnell zusammen, verzweifelte fast am Reissverschluss meines Teleskopzeltes, und ging ins Haus. Was für ein Ausflug.


    Ich danke hier nochmal allen Mitlesern und Tippgebern, es ist so, ohne
    all die Hinweise hätte ich es nicht geschafft und mir wäre ein grossartiger Abend und viele Stunden der intensiven Auseinandersetzung mit der Südpolregion unseres Mondes verwehrt geblieben.


    CS,


    Henning

  • Moin Henning!


    Vielen Dank für diesen anregenden Beobachtungsbericht. Der liest sich für mich richtig spannend und macht mir großen Appetit, den Mond endlich auch mal in Ruhe und ausgiebig und etwas systematisch zu begucken und nicht nur als Testobjekt für Optiktests zu mißbrauchen oder als nutzlose Leuchte zu verteufeln.



    Viele Grüße von


    Marcus

  • Guten abend Henning,
    was Du schreibst ist spannend, auf der Mondzeichnung Deiner Beschreibung von rechts nach links folgend, zu suchen,
    ist für mich entspannend. Genauso wie die so schöne Art Deiner
    deutschen Schreibkultur.
    Danke
    Viele Grüße
    Marwin

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