Eine bemerkenswerte Kooperation zwischen Profi- und Amateurastronomen ist das "Center for Backyard Astrophysics" (CBA) https://cbastro.org/background/about-the-cba/
Unter der Leitung von Joe Patterson, Professor an der Columbia University, beschäftigt sich eine Gruppe von Amateuren mit Messungen an (hauptsächlich) kataklysmischen Veränderlichen: https://de.wikipedia.org/wiki/…mische_Ver%C3%A4nderliche
Eines der vielen Zielobjekte des CBA ist V405 Aur, hierbei geht es unter anderem darum, die Rotationsperiode (!) des Weißen Zwergs in diesem Doppelsternsystem über Jahrzehnte hinweg genau zu verfolgen und aus evtl. Veränderungen der Periode Rückschlüsse zu ziehen. Die Rotationsperiode von um die 9 Minuten ist sehr stabil, darum genügt es, in jedem Jahr einige Messungen zu machen, so dass man jede einzelne Rotation des Sterns modellieren kann, weil sich zwischen den Messungen die Maxima- und Minima- Zeitpunkte nie mehr als ein Bruchteil der modellierten Periode verschieben können.
Warum kann man überhaupt die Rotation eines fernen Sterns mit Amateurinstrumenten messen?
V405 Aur gehört zu einer relativ seltenen Klasse von Sternen, den DQ-Herculis-Sternen. Das Magnetfeld des weißen Zwergs bewirkt bei DQ-Her Sternen, dass sich über den magnetischen Polen des weißen Zwergs "Vörhänge" aus überströmendem Plasma bilden, die zusammern mit dem WZ rotieren, so dass die Helligkeit des Systems mit der Rotationsperiode des WZ schwankt.
https://de.wikipedia.org/wiki/DQ-Herculis-Stern
In einer künstlerischen Darstellung sieht das dann so aus wie hier: http://www.vikdhillon.staff.sh…s_of_binary_stars/cv.html
Wenn man "von der Seite" auf so ein System blickt wie in der Animation oben kann man z.B. durch eine Bedeckung auch die Orbitalperiode des Systems messen, aber in diesem Beitrag soll es uns erstmal nur um die Rotationsperiode des WZ in der Mitte des Systems gehen.
In der Nacht 31.1.-> 1.2. war es hier bemerkenswert klar, und ich habe mit einem 8" Newton vom Balkon aus die folgende Lichtkurve aufgenommen (insgesamt ca 600 Aufnahmen a 16 Sekunden Belichtung, ohne Filter):
Ok, an den Rohdaten selbst sieht man noch nicht soo viel. Nun kann man sich Software zur Hilfe nehmen die Perioden in Lichtkurven aufspüren kann, z.B. das VStar Tool der AAVSO ( https://www.aavso.org/vstar ).
Auf der X-Achse wird diePeriode (hier in Tagen) angezeigt, die Y-Achse gibt an wie stark die betreffende Frequenz in den Messwerten ausgeprägt ist.
Man sieht einen Peak bei 0,00316 Tage pro Umdrehung (273 Sekunden) und einen weiteren bei der doppelten Periode. Tatsächlich haben Forscher herausgefunden dass man pro Umdrehung des WZ zwei Maxima der Lichtkurve sieht, so dass die längere Periode die tatsächliche Rotationsperiode ist.
Als Test kann man jetzt noch die Messdaten mit der so modellierten Periode "falten" und erhält diesen phase plot (die Rote Kurve ist das aus den Messwerten erstellte Modell, die grünen Dingers sind die Messwerte):
Passt!
Wichtig ist aber nicht die hierbei ermittelte Periode (die kann man durch längerfristige Beobachtung viel genauer bestimmen), sondern die Bestimmung der Minima und Maxima-Zeitpunkte, die man nun aus der Kombination der Messdaten mit einer guten Genauigkeit modellieren kann. Bei längerfristigen Rechnungen muss man dabei natürlich die Bewegung der Erde um die Sonne berücksichtigen, weil sich hierdurch unsere Entfernung zu V405 Aur, und damit die Lichtlaufzeit, ändert.
Das machen die Leute des CBA, die die Daten auswerten, dann aber lieber selbst, man kann in Reports an das CBA die JD Zeitstempel ohne Korrekur verwenden.
Über die Jahre haben sich bei CBA sehr ambitionierte Amateure versammelt (Fotos siehe hier: https://cbastro.org/network/gallery/ ), mit meinem 8" Newton auf einer mobilen Montierung bin ich klar am unteren Ende, die meisten "CBAler" haben ihre eigene stationäre Sternwarte und > 10" Öffnung. Aber einige Zielobjekte, wie z.B. V405 Aur, sind auch für Instrumente ab 8" Öffnung geeignet, wie man sieht.
Das macht schon Spaß, und außerdem hat man gleichzeitig einen kleinen Beitrag für die Wissenschaft geleistet!
CS
HBE
(Infos zur Messung oben: Omegon N203 8" f/5 Newton auf HEQ5-Pro SynScan, Klar-Filter, ZWO ASI 178mm Kamera, AIP4Win Software für die Auswertung, Vergleichsstern 000-BJX-620 auf AAVSO Karte X24035AS (V = 12.091), 16 s Aufnahmen , Dark und Flatfield Korrektur)
Clear Skies
HB