Teleskop in TV-Sendung im ZDF

  • Hallo miteinander,


    am gestrigen 8.1.2019 kam um 22:45 Uhr im ZDF die Sendung "Leschs Kosmos" mit dem Titel "Zurück zum Mond - aber warum?" Da ist bei Laufzeit 26:33 min zu sehen, wie Prof. Lesch durch ein Teleskop schaut, das im Studio steht.
    Unter folgendem Link kann die Sendung in der ZDF-Mediathek angesehen werden.
    Zurück zum Mond


    Mich verwundert die Konstruktion des Teleskops (auch der Unterbau scheint etwas schwach dimensioniert zu sein) und warum Prof. Lesch seitlich hineinzublicken scheint, wo doch der OAZ nach hinten geht und scheinbar ohne Okular einfach endet. Kennt jemand diesen Teleskoptyp oder Hersteller?


    Ich habe die Frage mal hier im Refraktorforum eingestellt, da ich anhand des hinten liegenden OAZ einen Refraktor vermute. Warum aber dann die dreiarmige Spinne auf der Tauschutzkappe? Ist es doch ein Maksutov-Cassegrain mit festem Hauptspiegel?
    Oder ist es eine Fantasiekonstruktion?


    Vielleicht kann da jemand Licht ins Dunkel bringen.


    Vielen Dank und CS
    Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    für mich ist das Teleskop genau wie die anderen Geräte drum herum eine Animation ohne irgendeinem realen Vorbild, bei dem Refraktor und Newton miteinander vermischt wurden. [:)]


    Viele Grüße
    Dominik

  • Hallo,


    Also, wenn man sich die Sekundärspiegelhalterung, die Fokusräder ohne Auszugsrohr und Leschs mutmaßliche Einblickposition anschaut, könnte das eine Nasmyth-Cassegrain-Konstruktion mit Hauptspiegelfokussierung sein. Das Achsenkreuz ist aber wirklich verdächtig klein. Vielleicht hat man eine Minimontierung benutzt, damit die Studiocrew nicht so viel schleppen muss.[;)] Das Fernrohr selbst sieht für mich authentisch aus.


    Gruß Gil


    P.S. Dazu passt auch der schwarze Knubbel auf halber Tubushöhe, der zur Verstellung des Tertiärspiegels gehören könnte.

  • Hallo Gil,


    so etwas in der Art hatte ich mir auch vorgestellt. Eine "Sonderform" von Spiegelteleskop.
    Die Namen sind mir da aber nicht geläufig.
    Aber laut Wiki kommt Dein "Vorschlag" hin.


    Nasmyth-Teleskop
    https://de.wikipedia.org/wiki/Nasmyth-Teleskop


    OK, die Montierung sieht etwas schlapp aus ;-).

    Gruß und CS

    Mathias

    :alien: .


    | Refraktor FH 120/600 | Refraktor FH 120/1000 | Celestron C8 SC XLT 203/2000 | iOptron AZ Pro GoTo | EQ-6 R | ZWO ASI224 |

  • Hi,


    Leschs Einblickposition rührt einfach daher, dass der Produzent ihm gesagt hat, er solle sich vor dem Greenscreen so hinstellen, als würde er durch ein Teleskop schauen. Ihr glaubt doch nicht wirklich, dass die sich bei der Produktion gesagt haben: "Hey, welches Teleskop könnten wir einfügen, bei dem jeder Laie erkennt, dass es ein Teleskop ist?" - "Nehmen wir doch ein Nasmyth!" [:D]


    In meinen Augen ist das Teleskop weder echt noch authentisch. Im Falle eines Nasmyths: Sucher auf der falschen Seite, Hauptspiegelfokussierung, typischer Refraktor OAZ am Tubusende, fehlende Befestigung der Fangspiegelstreben etc.


    Viele Grüße
    Dominik

  • Hallo miteinander,


    vielen Dank für die interessanten Antworten. Irgendwie scheint da beim ZDF jemand eine Mischung von Einzelteilen zusammengefrickelt zu haben, die so nicht wirklich zueinander passen, egal ob virtuell oder real. Von einer Sendung, in der ein renommierter Professor auftritt, hätte ich mir da mehr erwartet. Nun ja, ist halt so. Aber ich konnte zumindest noch etwas über die Kategorie Nasmyth-Teleskop lernen.


    Das von Micha gepostete Bild bzw. der Link dazu ist echt zum Brüllen. Muss interessant sein, in den Dreck auf dem hinten liegenden Hügel zu starren... Man kann eben nicht alles glauben, was man im Fernsehen sieht.


    CS
    Jürgen

  • Hallo,


    das Ding muß wohl noch irgendwo im Fundus herumgestanden haben. Es kann ja nicht so schwierig sein, sich für die Sendung kurz ein "richtiges" Teleskop auszuleihen. Dafür muß man nicht extra ein Ding zusammenschustern, bei dem vorne und hinten nichts stimmt. Wenigstens bei Galileo waren die so schlau. Das richtige Ende aufs Ziel zu richten, wäre dann vielleicht schon zuviel verlangt.
    Naja, man muß die Fernsehleute nicht immer verstehen.


    Gruß


    Heiko

  • Interessant auch das kleine Gegengewicht. Auch das sonstige Interieur sieht mir mehr nach StarTrek als nach Wissenschaft aus.
    Machen wir uns nichts vor. Auch in 'Wissenschaftssendungen' werden Stories verkauft und damit stehen verkaufsfördernde Bilder im Vordergrund.


    Wenn mir so etwas in's Auge springt macht es mich immer wieder nachdenklich, wie es denn mit der Gewichtung zwischen Realität und schönen Bildern in den Bereichen aussieht, die ich nicht so gut einschätzen kann.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Das richtige Ende aufs Ziel zu richten, wäre dann vielleicht schon zuviel verlangt.
    Naja, man muß die Fernsehleute nicht immer verstehen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Auch bei einem einfacheren Teleskop haben Fernsehexperten ihre Besonderheiten.



    Lutz

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Arne</i>
    <br />Wenn mir so etwas in's Auge springt macht es mich immer wieder nachdenklich, wie es denn mit der Gewichtung zwischen Realität und schönen Bildern in den Bereichen aussieht, die ich nicht so gut einschätzen kann.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Hallo,


    das geht mir auch so. Unter den Doku-Kanälen ist mir besonders NTV negativ aufgefallen. Da habe ich schon Sendungen gesehen, die sich der vermtl. von jeglichem Sachverstand befreite Redakteur morgens auf dem Klo ausgedacht hat.
    In der Sendung 'Männerträume - Die Top 10' war ein Kapitel 'einmal in einem Jet fliegen'. Gezeigt wurde Jochen Schweizer beim Mitflug in einem Aero L-39 Albatros Jettrainer, der mit seiner einfachen Turbine ca. 750 km/h schafft. Der sinngemässe Kommentar zu den Bildern '<i>Wenn der Albatros seine beiden Nachbrenner zündet und auf doppelte Schallgeschwindigkeit beschleunigt ...</i>' [B)].
    Ähnlichen Unsinn gab es in den Sendungen, wo das weltbeste Flugzeug oder das weltbeste Schiff ermittelt werden sollten. Bei den Flugzeugen standen 5 Kandidaten zur Auswahl, u.a. Eurofighter, A-380, Extra 300 Kunstflieger, also alles Flieger mit vergleichbarem Einsatzprofil [:D].
    Eines der der fünf Beurteilungskriterien: Spannweite, je mehr desto besser. Komisch dass jeder Ingenieur immer, bei ansonsten gleichen Eigenschaften, die kleinere Spannweite bevorzugen würde.
    Bei den Schiffen war entsprechend ein besonders grosser Tiefgang ein zum Sieg führendes Kriterium.
    Bei so einem 'Qualitätsjournalismus' kann man die Flimmerkiste am besten auslassen. Zu Lernen gibt es da nichts, das ist reine Unterhaltung a la RTL.


    Gruss Heinz

  • Ich finde es schade, wie durch dieses virtuelle Computergefrickel die Realitaet kaputtgemacht wird.


    Als ich vor ein paar Tagen vom Ableben von Gustav Tammann (Schweizer Kosmologe) erfuhr, musste ich wieder an eine Dokumentation von 1987 denken. "Meine Heimat sind die Sterne". Da hatten sie Gustav Tammann auf einem Beobachtungstrip nach La Silla begleitet und interviewt. Dazwischen richtig lange Szenen, wie sie mit Bildverstaerkertechnik die Milchstrasse filmen, unterlegt mit Holsts's "Planet's Suite". Das war aesthetisch, das Interview hatte Tiefgang und diese Doku hat mich darin bestaerkt, auch Astronom werden zu wollen. Aehnlich gut war "Querschnitte" mit Volker Arzt.


    Dann in den 1990ern wurden meiner Meinung nach die Wissenschaftssendungen auf Menschen mit einer Aufmerksamkeitsspanne von 30 Sekunden zurechtgestutzt. Mit der Exaktheit nahm man es nicht mehr so genau. Flippige Computersimulationen aneinandergereiht, zapplige Kamerafuehrung ... vielleicht bin ich ja einfach mit Ende 40 zu alt dafuer, aber irgendwie machen mir solche Sendungen ueberhaupt keinen Spass.


    Wenn jetzt schon Teleskope virtuell reinkopiert werden, "entworfen" von Leuten, die noch nie ein Teleskop gesehen zu haben scheinen, dann ist das nur noch bedenklich. Das hat irgendwie kein Niveau, schon gar nicht im oeffentlich-rechtlichen Fernsehen.


    Hier in England hatte ich 13 Jahre lang kein Fernsehen, und ich habe nicht das Gefuehl, was verpasst zu haben. Dank Heirat haben wir wieder so eine Hirnsaege an der Wand, und was da manchmal als "Dokumentation" aus dem Breitbandnetz quillt, ist hanebuechen. 10% gut, 50% mit einzelnen Fehlern, 40% Schrott. Gerade auf dem amerikanischen Discovery-Channel mischen sich "Dokus" mit Verschwoerungstheorien unter serioese Dokus, ohne dass der Laie eine Grenze ziehen kann. Wahrscheinlich kommt Astrologie als Naechstes. [:o)]

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Eines der der fünf Beurteilungskriterien: Spannweite, je mehr desto besser. Komisch dass jeder Ingenieur immer, bei ansonsten gleichen Eigenschaften, die kleinere Spannweite bevorzugen würde.
    Bei den Schiffen war entsprechend ein besonders grosser Tiefgang ein zum Sieg führendes Kriterium.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Die Redakteure legen da wohl die Regeln der allseits beliebten Quartettkartenspiele aus ihrer Kindheit zugrunde. Da siegte dann bei z.B. Rennautos schon mal der Radabstand über die Höchstgeschwindigkeit oder die Motorstärke ...


    Gruß


    Heiko

  • Leider werden auch diese "Wissenschaftssendungen" immer trauriger. Aber es spiegelt entsetzlichweise den Trend des Homo Sapiens wider - je reißerischer umso besser (für´s Kohle scheffeln). Viel heiße Luft gut verpackt - jedem gefällt es, das nenn ich Sensationsgier.
    Wo wird das noch hinführen...?

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich finde es schade, wie durch dieses virtuelle Computergefrickel.. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Dann ist wenigstens die Ehre des Prof. Lesch gerettet, weil er ja gar nicht wissen konnte, wodurch ihn die Moderatoren virtuell schauen lassen [:D]


    Und mit dem Gerät dahinter wird vermutlich die Montierung remote gesteuert. Das geht dann virtuell ganz ohne Rumgefummel mit den Kabeln.

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