Hallo Allerseits,
ich hatte mir einen 12,5-Zöller Parabolspiegel F4.5 mit Foucault-Methode hergestellt, den mir Kurt Schreckling freundlicherweise verspiegelt hatte.
Nun habe ich aber zwischenzeitlich auch ein PDI-Interferometer (Typ 2 von Michael Koch). Damit habe ich festgestellt, dass der Spiegel leider noch einen Rest-Asti hat, der den Strehl auf ca. 85% gedrückt hat. Es war nämlich so, dass der Spiegel ursprünglich noch viel mehr Asti hatte, jedoch konnte ich den mit Foucault nach der Jing-Jang_Methode nicht komplett beseitigen. Asti sieht man eben nicht so gut im Foucault.
Also beschloß ich, den Spiegel nachzuarbeiten. Dabei ist mir folgendes aufgefallen, was bisher noch nirgendwo diskutiert wurde und ggfs. von allgemeinem Interesse ist.
Zufällig hat der Spiegel nämlich auch etwas Koma, was die Messung mit dem PDI beeinflusst. Koma wird ja bei der Auswertung deaktiviert, weil später rauszentrierbar, jedoch beeinflußt es die Messungen in für mich überaschender Weise.
Dazu folgende PDI-Ergebnisse (mit OpenFringe 14.1 ermittelt) in Zernike-Darstellung:
Messung 0 Grad:
Messung 180 Grad:
Messung 90 Grad:
Messung 270 Grad:
Wie man sieht, unterscheiden sich die Messungen 0 Grad von 180 Grad und 90 Grad von 270 Grad.
So kann man auch die Summe von 0 Grad und 90 Grad mit der Summe von
180 Grad und 270 Grad vergleichen:
0 Grad + 90 Grad:
180 Grad und 270 Grad:
Auch die unterscheiden sich etwas, nicht viel, aber messbar. Ursache kann nur die Asymmetrie durch Koma-Fehler sein, weitere bipolare Asymmetrien gibt es ja (vermutlich?) nicht.
Addiere ich nun aber beide Summen, erhalte ich die Überlagerung für alle 4 Richtungen:
und der Strehlwert steigt nochmals etwas an (das ist kein Wunder, denn ich habe den Spiegel ja hinsichtlich der Überlagerung aller 4 Positionen optimiert).
Der Effekt ist eindeutig reproduzierbar.
Ich messe übrigens immer mit Zentral-"Kringelgrammen", das leuchtet den Spiegel besser aus und gibt stabilere Strehl-Messwerte je Einzel-Interferogramm. Geringere Streuung ist ja doch ein Qualitätsmerkmal wenn es auf gute Genauigkeit ankommt.
So sehen die I-Gramme dann üblicherweise aus:
Die zentrale Leuchtkeule des Lochs (ich verwende eher kleine Löcher) muss voll mittig das I-Gramm ausleuchten, dann ist es sehr kontrastreich. Für jede Position nehme ich dann 8 Bilder auf. Somit fließen 32 Interferogramme je Endergebnis ein.
Also, wenn Ihr Koma im Spiegel habt, solltet Ihr besser in 4 Positionen messen. Es kann auch nicht schaden generell in 4 Positionen zu messen, dann werden jedwede bipolare Asymmetrien herausgemittelt. Evtl. führt der Prüfstand auch solche Asymmetrien ein, ich kann es jedenfalls nicht ausschließen.
klare Grüße
John