Gab es ölgefügte Achromaten ?

  • Hallo Optik-Spezies,


    ölgefügte Objektive sind ja meist 2- oder 3linsige Apochromaten. Gab es eigentlich auch ölgefügte Achromaten ?


    LG Michael, der hiermit wahrscheinlich wieder mal für schmerzverzerrte Gesichter bei den Optik-Profis gesorgt hat[B)]


    <font color="limegreen">Betreff 'Saudumme Frage' spezifiziert. (mintaka)</font id="limegreen">

  • Hallo,


    dann schliesse ich mich mal an und frage, wo der Vorteil von Öl ist und warum man die Linsen nicht verkittet?
    Was für Öl wird verwendet? Immersionsöl?


    Gruss Heinz

  • Huhu,
    das Öl muss schon zu den Linsen und deren Krümmung passen. Einfach Luft durch Öl ersetzen wird nicht klappen. Die Brechung ist ja etwas anders, wenn eine Grenzschicht sich nicht zwischen Glas und Luft (n=1), sondern zwischen Glas und Öl (n=?) befindet. Immersionsöl ist (soviel ich weiß) nur der Oberbegriff für Öl, das man zur Brechzahlanpassung nimmt.
    Grüße
    Karl

  • Hallo Karl,


    meine Frage war ja nicht, ob man den Luftspalt mit Öl ersetzen kann, sondern warum man an Stelle von Öl keinen Kitt gleicher Brechzahl verwendet?
    Ich kenne Immersionsöl aus der Mikroskopie, wo es zwischen Deckglas und Objektiv kommt, um höchste Auflösungen zu erzielen. Das Öl hat die Brechzahl von normalem Glas.

  • Hallo Heinz,
    wird dieser Kitt denn über die ganze Fläche auf die Oberflächen aufgetragen? Ich bin da etwas überfragt.
    Zum Immersionsöl: Die beiden Linsen eines Achromaten haben ja unterschiedliche Brechzahlen (Kron- und Flintglas). Entsprechend wird es sich bei so einem Öl um einen "Kompromiss" handeln müssen. Vielleicht spielt es auch nicht die große Rolle, Zweck ist ja das Reduzieren der Reflexionen. Dafür, welche Brechzahltoleranzen bei so einem Öl akzeptabel sind, habe ich gar kein Gefühl.
    Grüße
    Karl

  • Hallo,


    Optisch ist es egal ob Kitt oder Öl.


    Aber mechanisch ist es ein großer Unterschied.
    Wenn man größere Linsen verkittet, bekommt man wegen der unterschiedlichen Wärmedehnung eine Art Bimetall.
    Oder das Ding verabschiedet sich mit Glasbruch.


    Besonders ED-Gläser oder CaF2 glänzen mit einem besonders hohen Ausdehungskoeefizient.
    Als mittlere Linse in einem Triplett kann sich das ED-Glas "frei schwimmen", kann aber nicht verkippen.
    Das war seinerzeit das besondere an einem Zeiss APQ.
    Nachteilig ist nur, daß man durch die gleichen Innenradien nicht mehr viele Freiheitsgrade hat.
    Die Glasauswahl für die Partnergläser ist eingeschränkt.
    Nun gut, Ölwechsel alle 1000 Beobachtungsstunden, aber was solls.[:D]


    ps.
    Zur Ausgangsfrage:
    "Gab es eigentlich auch ölgefügte Achromaten ?"


    Ich meine, die Ölfügung war eine Erfindung im Zusammenhang mit dem APQ.
    Bei zweilinsigen Achromaten hätte man noch weniger Freiheitsgrade beim optischen Entwurf.


    Viele Grüße
    Kai

  • Guten Abend,


    bei Zeiss wurden die Objektive C 50/540 und C 63/840 verkittet. Bei größeren Öffnungen funktioniert das nicht mehr wegen der Wärmeausdehnung, wie Kai schon schrieb.


    Bereits der Halbapo nach Wolfgang Busch (Selbstbauschleifsatz) hatte eine Ölfügung.
    Im Aufsatz von Dr. Pudenz zur Entstehung des APQ ist ausgeführt, daß man bei den Patentrecherchen schon auf frühere Ansätze mit Ölfügungen in Amerika gestoßen ist.


    Gruß Lars

  • Einige Glaeser lassen sich schlecht polieren und auch schlecht vergueten. In beiden Faellen hilft die Oelfuegung. Gerade CaF2 ist so ein Glas. Zusammen mit dem hohen thermischen Expansionskoeffizienten sind das dann schon drei Gruende.


    Da Achromaten aus Kron- und Flintglaesern bestehen, lassen sie sich gut polieren und auch vergueten. Auch liegen ihre Expansionskoeffizienten naeher zusammen. So lassen sich die kleineren Exemplare verkitten (allerdings mit dem Verlust von Freiheitsgraden zur optischen Korrektur), oder es wird halt der Luftspalt benutzt. Von einem oelgefuegten Achromaten habe ich noch nie gehoert.


    Es gibt da noch einen Exoten: Den Achromaten nach Littrow. Der hat einen Luftspalt der Dicke Null, und die Innenradien sind gleich. Die Linsen liegen einfach ganzflaechig aufeinander. Das sollte Vorteile in der Herstellbarkeit bringen, und auch Unempfindlichkeit gegen Dejustage. Die Linsen lassen sich per Beobachtung der Newtonringe zentrieren. Andererseits eine Kombination von Nachteilen, da man die Freiheitsgrade (Luftspaltdicke, Innenradiendifferenz) verliert, aber dennoch zwei Glasluftflaechen mehr im System hat. Deshalb hat sich das wohl nicht durchgesetzt. Luton Instruments in England baute sowas, ich habe einen 117/1750er Refrakor dieser Art. Vielleicht sollte ich mal eine Oelfuegung ausprobieren, um die zweimal 4% an Reflexionsverlusten loszuwerden.


    Beim Fuegemedium spielt die Brechzahl uebrigens eine untergeordnete Rolle, solange die Radien im Glas etwa gleich sind. Es sollte halt irgendwas um 1.5 sein, so passt es gut zu BK7. Natuerlich passt es dann nicht so gut zum Flint, das (SF5) so um 1.7 hat. Zum Eindaemmen der Reflexionsverluste ist ein Brechzahlunterschied von 0.1 oder 0.2 immer noch deutlich besser als ein Unterschied von 1.5 bei der Glasluftflaeche.

  • Hallo Miteinander,
    langsam komme ich wieder in die Gänge. Zufällig habe ich gerade einen ölgefügten Achromaten als 6" f/12,5 in Arbeit. Die beiden inneren Flächen sind noch nicht voll auspoliert. Dh., sie erscheinen noch nicht so ganz voll transparent. Aber sobald diese mit Immersionsöl gefügt sind merkt man nix mehr von Trübung. Spaßeshalber werde ich erst die Korrektur der SA durch poliertechnische Bearbeitung <u>einer</u> Außenfläche vervollständigen und dann mal testen ob es den inneren Flächen tatsächlich noch an Politur fehlt und ob man dort so etwas wie Reflexionen sehen kann.


    Mittlerweile kann ich mit MgF2 reflexmindernd vakuumbeschichten. Nach meinen Vorstellungen wird das aber nur auf den beiden Außenflächen notwendig werden.


    Gruß Kurt

  • Hallo,
    ich habe eine Objektiv AK 127/1300 von Lichtenknecker. Das Ding habe ich mal billig gekauft, da es sich vom Rand her entkittet hat. Das Objektiv hatte ich dann etwa ein 3/4-Jahr in Isoprop liegen um es zu entkitten. Dann habe ich es mit Salatöl gefügt (nach Änderung der Fassung, da die zu große Toleranzen hatte). Das hat sich nicht bewährt, irgendwie ist Öl aus dem Spalt rausgekrochen. Dann habe ich es mit Immersionsöl gefügt, das hat etwa ein Jahr funtioniert. Es hätte sicher auch noch länger funktioniert, ich habe das Ding dann aber wieder auseinander genommen, da es unterkorrigiert ist (als das Objektiv noch verkittet war, hatte ich es auf 80mm abgeblendet - um die sich entkittenden Bereiche auszublenden, da habe ich den Öffnungsfehler nicht bemerkt). Jetzt wartet es darauf, dass ich die inneren Radien umschleife (Unterkorrektur lässt sich leider nicht durch Vergrößerung des Linsenabstandes korrigieren), um das Ding zu verbessern.
    (==&gt;) Jürgen
    Wenn ich mich richtig an die Vorlesungen meines inzwischen schon sehr lange zurückliegenden Physikstudiums erinnere, gibt es beim Übergang eines Wellenfeldes an Grenzflächen Nahfeldeffekte. Linsen mit absolut gleichen Radien dürften doch mit einem Abstand, geringer als eine halbe Wellenlänge aufeinanderliegen. Kommt es da überhaupt zu Reflexionen? Ich könnte da zwar selbst mal nachgucken, bin aber seit etwa 30 Jahren nicht mehr als Physiker tätig, deshalb die Frage mal an Dich als Profi.


    C.S. Frank

  • Hallo Frank,


    interessant mit Deinem Lichtenknecker AK. Zeigt es doch, dass frueher nicht immer alles besser war. Ich hoffe, dass Deine Objektivrettung klappt.


    Zur Frage mit den Ringen bei aufliegenden Linsen des gleichen Radius: Ich habe ja so ein Littrow-Objektiv und ich sehe die Beugungsringe. Ich vermute, dass die Radien doch eine kleine Differenz haben, die durch Fertigungstoleranzen erklaerbar sind. Die Ringe sind sehr praktisch, um das Ding zu zentrieren.

  • Hallo Jürgen,
    die Newtonringe hat ja schon Fraunhofer zur Objektivjustierung benutzt (Interferometer oder ausreichend große Kollimatoren waren wohl noch nicht so in Mode gekommen ;) ). Littrow-Objektive haben eigentlich gleiche Radien, aber einen geringen Luftspalt (weshalb die auch störende Reflexe haben sollen). Es gibt da aber sicher auch Varianten davon. Die Amerikaner haben wohl modifizierte Littrows mit großem Luftabstand gebaut.
    Mit dem Nahfeldeffekt habe ich mich wohl geirrt, ich hatte da bestimmt Goos-Hänchen im Hinterkopf, der Effekt ist aber nur für Totalreflexion beschrieben. Naja, ist halt alles zu lange her, man wird langsam senil.
    Wenn Dein Littrow leicht unterschiedliche Radien hat, und Du den mit Öl fügst, wird sich wahrscheinlich die Abbildung etwas ändern, da dann die Ölschicht auf Grund unterschiedlicher Radien, optisch wirksam ist. Die Frage ist, ob das merklich ist. Es könnte auch sein, dass das Öl aus dem Spalt läuft, wenn der positive Radius etwas kürzer ist, und dadurch der Spalt zum Rand größer wird.
    Verkitten geht bei unterschiedlichen Radien gar nicht. So große Durchmesser zu verkitten ist auch problematisch (wie die großen LK-Objektive zeigen). Wenn ich mich recht erinnere, gab es in den 80-zigern bei Zeiss-Jena für Optikrechner eine Richtlinie, dass Kittglieder in der Regel nur bis 80mm gerechnet werden sollen. Ob moderne Kitte größere Durchmesser schaffen weis ich nicht.
    Den LK werde ich schon wieder hinkratzen. Am liebsten würde ich nur einen Radius ändern, ich habe aber dafür keine Schleifschale. Ich wüsste auch nicht, wie ich auf meiner Drehe so eine Schale basteln könnte. Da werde ich wohl beide Linsen gegeneinander schleifen müssen.
    Man könnte auch eine Fläche asphärisch deformieren, das wäre aber ne ziemliche Pröbelei, mal sehen, was ich mache.


    C.S. Frank

  • Zeiss Jena hatte Anfang der 1990er Jahre neue ölgefügte Achromaten in Planung. Die zweilinsigen, ölgefügten C-Objektive wurden als CQ-Objektive bezeichnet. Es sollte wohl das CQ 80/840 und CQ 100/1000 gefertigt werden. Dann kam allerdings die Abwicklung der Astroabteilung. [V] Ich weiß von der Existenz eines CQ 80/840 Funktionsmusters.

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