Nutzen zusätzlicher lichtverschmutzter Lightframes

  • Hallo allesamt,


    ich habe wiederum eine kleine Anfängerfrage: Ich habe kürzlich den Orion fotographiert. Dabei stand er zuerst über einer weit entfernten Stadt und stieg dann höher und weiter westlich über ein Bergmassiv. Wenn ich die einzelnen Lightframes nun mit Autostretch anschaue sehe ich, dass die ersten ca. 64 Bilder doch deutlich mehr lichtverschmutzt sind als die folgenden 82 Stück (30s, ISO 2000). Sie sind nicht seehr schlecht, aber doch sieht man einen deutlichen Unterschied mit gesättigterem Himmelshintergrund und dadurch auch weniger Kontrast bzgl dem Orionnebel.


    Nun meine Frage: Soll ich diese Bilder aussortieren, da sie das gestackte Endbild relevant schädigen? Oder wird das Signal-Rausch-Verhältnis trotzdem im Endbild eher besser wenn ich 64 Bilder mehr drinn habe?


    Ich meine das eher so als Grundsatzfrage; geht ein dunkler Himmel über alles oder zählen dann doch die Anzahl Frames mehr? Wie macht ihr das, was habt ihr da für Erfahrungen?


    Grüsse an alle
    Chris

  • Hallo Chris,


    klar ist ein dunkler Himmel immer zu bevorzugen. Leider aber geht das oftmals nicht wegen der Umstände.
    Ich würde beides versuchen. Mit der EBV geht so einiges was man erst merkt wenn man es austestet.
    Dennoch denke ich, je mehr Bilder desto besser. Meine persönliche Meinung ist:
    Am Kontrast kann man besser arbeiten als am Rauschen des Bildes.
    Teste es bitte selber.


    LG
    Armin

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank für die Antworten! Ich seh ein dass das eine sehr allgemein formulierte Frage ist mit wohl zu vielen Variabeln. Ich werde mal beide Varianten stacken und dann direkt vergleichen, poste die Rohstacks dann sonst hier für alle dies interessieren könnte.


    Grüsse Chris

  • Hallo Chris,


    wie schon gesagt wurde, geht nichts über ausprobieren.
    In diesem speziellen Fall sollte man dabei neben dem fundamentalen Effekt der Rauschreduktion noch etwas beachten:
    Beim Mischen von Bildern mit deutlich unterschiedlichem Hintergrund wird der Gesamthintergrund leicht sehr inhomogen und ist dadurch schwer zu korrigieren. Da kann es besser sein, Gruppen von Bildern mit ähnlichem Hintergrund zusammenzufassen und den Hintergrund der Gruppenstacks separat zu korrigieren bevor man die Gruppen kombiniert.

  • Hallo Chris,


    letzte Woche hatte ich noch eine Nacht lang M33 aufgenommen und war doch etwas überrascht wie stark verrauscht die Aufnahmen bei Halbmond im Vergleich zu 4 Tage vorher waren, obwohl der Hintergrund noch nicht so wahnsinnig hell war.
    Deshalb habe ich mal die Theorie bemüht, um rauszufinden, ob ich die Aufnahmen gleich verwerfen kann. Weil das Ergebnis doch recht überschaubar und leicht anwendbar aussieht, will ich es hier mal vorstellen:


    Betrachtet wird das Ergebnis der Addition zweier Bilder mit vergleichbaren Signalen s1 und s2, die sich zu 2 * s addieren.
    Ausgangspunkt ist der bekannte natürliche Zusammenhang zwischen Signal s und Rauschen n:


    n = sqrt(s)


    Das Rauschen n1 und n2 addiert sich (bei gleichem Gewicht) zu n = sqrt(n1² + n2²).
    Für n1 == n2 (also 2 gleichwertige Bilder) ergibt sich für das resultierende SNR daraus das bekannte


    s/n = 2s / sqrt(n1² + n2²) = 2/sqrt(2) * s1/n1.


    Unterscheiden sich die Bilder im Gesamtrauschen um den Faktor k, also


    n2 = k * n1

    ergibt sich für das SNR

    s/n = 2s / sqrt(n1² + k² * n2²) = 2/sqrt(1+k²) * s1/n1

    Damit sich eine Verbesserung gegenüber Bild 1 allein ergibt, muss 2/sqrt(1+k²) > 1 werden, also

    4 > 1 + k² bzw. k² < 3.

    Wenn das unterschiedliche Rauschen beider Bilder durch zusätzlichen Untergrund u2 bedingt ist, sind zwar nicht die Gesamt-, aber die Nutzsignale s1 und s2 gleich.
    n2 bleibt aber erhalten, auch nachdem u2 abgezogen wurde.
    Wieder gilt:

    n2 = sqrt(s2 + u2) bzw. n2² = s2 + u2.

    Mit n2 = k*n1 und n1 = sqrt(s1) = sqrt(s2) schreibt sich

    n2 = k * sqrt(s1) bzw. n2² = k² * s1.

    Zusammen ergibt sich:

    s2 + u2 = k² * s1 oder k² = (s2 + u2)/s1 = 1 + u2/s.

    Für den Grenzwert k² = 3 folgt dann

    u2 = 2*s.

    D.h., dort wo die Intensität des (zusätzlichen) Untergrunds u2 gerade doppelt so hoch ist wie das Nutzsignal s, ergibt sich kein Gewinn, in Bereichen mit geringerem Signal sogar ein Verlust.
    Dabei ist s natürlich aus den Bereichen zunehmen, wo noch Verbesserungsbedarf besteht.


    Das Ganze gilt jetzt für den Fall, dass in Bild 1 nur das Signal rauscht. Falls auch Bild 1 einen Untergrund hat, der im Vergleich zu u2 nicht sehr klein ist (oder weitere merkliche Rauschquellen), fällt die Grenze für u2 weniger kritisch aus. Das müsste man dann in die Rechnung mit aufnehmen.


    Ich hoffe, ich hab mich nicht irgendwo vertan, vielleicht kann's ja mal jemand nachrechnen.

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