Einstieg DSLR - mal andersrum

  • Hallo zusammen!
    Meine Frau und ich haben gerade darüber gesprochen uns eine DSLR zuzulegen (anstehende Familienplanung, die entsprechend festgehalten werden soll (erste Schritte, Kinderzimmer usw) [:)]). Da kam von mir direkt der Vorschlag, eine astromodifizierte Kamera zu kaufen, um mir den Einstieg in die Astrofotografie zu ermöglichen. Die sollte entsprechend für mein Teleskop passen (127/1500 Mak auf NEQ-3) und im Alltag würde ich sie zb mit dem Astronomik OWB Filter verwenden.
    Für den Teleskopgebrauch: da möchte ich alles einfach mal antesten, also Mond, Planeten, Deepsky und gucken, wo ich lande und wie es geht. Wissentlich, dass z.B. Webcams für Planeten besser sind -> also vielleicht eine DSLR mit Videofunktion?
    Soll wirklich der Einstieg für einen (auch im Alltag) unerfahrenen Fotografie-Nutzer sein. Die meisten Beiträge fangen an mit "ich habe Canon xy"... Ich habe Skywatcher 127 Mak und möchte eine DSLR :P


    Nun durch Euren Erfahrungsschatz: welche Kamera (mit planetentauglicher Videofunktion? ) bzw welche Chipgröße für einen 127 Mak?
    Am liebsten Sony (sind da sehr affin), sonst Canon.


    Falls das wieder die Frage eines Anfängers nach der eierlegenden Wollmilchsau sein sollte, tut es mir ausgesprochen leid! Aber noch mal, es geht nicht um Perfektion. Es geht um einen Einstieg, da eh eine DSLR besorgt wird und ich ein Teleskop schon habe.


    CS Dominik

  • Hallo Dominik,


    ehrlich gesagt, für diesen Mak rentiert sich eine astromodifizierte DSLR in keiner Weise. Das langsame Öffnungsverhältnis von annähnernd f/12 erzwingt sehr lange Belichtungszeiten und das führt zusammen bei der hohen Brennweite zu keinen guten Ergebnissen bei Deepsky.


    Der Mak wäre brauchbar für Planetenaufnahmen, aber auch da ist eine DRL weniger brauchbar. Bei so gut wie allen DSLRs wird bei Video ein großer Teil des Chips ausgenutzt, aber Jupiter und Co belegen nur einen Bruchteil der dabei genutzten Pixel. Das Ergebnis- ein serh kleiner Planet mit viel nichts außen herum.


    Zielführender bei Planeten sind die gängigen kleinen CCD/CMOS Kameras, bei denen kann man auch über die Bediensoftware einen kleineren Bildausschnitt festlegen und damit reduziert sich die zu speichernde Datenmenge, das erleichtert die Nachverarbeitung. DSLRs speichern Videos auch oft in vom Hersteller genutzten Videoformaten und die sind nicht direkt mit den gängigen Programmen zu Nachverabeitung nutzbar.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo Dominik,


    die Ansprüche an eine DSLR sind, nach meiner Erfahrung, bei der Fotografie am Tage ganz andere als bei der Astrofotografie. Bei Tage ist ein guter Autofokus wichtig, der auch mal ein Objekt verfolgt und schnell scharf stellt. Auch können (je nach Kenntnistand) Motivprogramme hilfreich sein, schnelle Serienbilder etc. All das spielt in der Nacht gar keine Rolle. Da läuft die Kamera im manuellen Modus und der Autofokus nützt dann in der Regel auch nicht viel. Ob Dein MAK eine DSLR ausleuchtet kann ich nicht sagen, da ich so ein Instrument nicht besitze und noch nicht damit fotografiert habe. Aber z.B. Planeten gehen mit einer DSLR nicht gut, da man dann viele Bilder mit einem kleinen Sensor macht (die Planeten benötigen selten mehr als 300 Pixel) und daraus die scharfen Momente per Software aussortiert und Stackt. Außerdem sind für Mond und Planeten eh keine astromodifizierten Kameras nötig. Die braucht man wenn man Emissionsnebel wie z.B. den Nordamerikanebel oder dergleichen ablichten möchte. Dafür hat dein MAK aber eine viel zu hohe Brennweite, da würde sich dann eher ein Objektiv anbieten.


    Lange Rede kurzer Sinn, kauf Dir für die Fotos Deiner Liebsten eine gute DSLR und achte dabei nicht auf den astronomischen Einsatz. Du kannst mit der DSLR später prima Mondfotos machen, oder per Objektiv schöne Weitfeldbilder. Eine Montierung hast Du ja. Sollte es sich ergeben, dass Du doch eine Kamera mit entsprechender Empfindlichkeit im tiefen rot haben möchtest, kauf Dir eine gebrauchte, bereits modifizierte DSLR.


    Ich habe es selbst so gemacht und mit für die Astrofotografie eine gebrauchte EOS 1000DA gekauft mit der ich sehr glücklich bin. Die kann alles was ich nachts brauche und hat gerade mal 150€ gekostet. Für die Bilder meiner Familie habe ich eine gute tageslichttaugliche EOS. Wenn man beides in einem haben möchte muss man Kompromisse eingehen, die einem das Leben eher erschweren als erleichtern. Daher würde ich beides trennen und jeweils eine Kamera kaufen. Wenn es denn soweit ist.


    Für Planeten und Mond kannst Du auch eine kleine Planetencam wie etwa die ASI120 oder ASI224 (gebraucht) kaufen, damit gehen Planeten und Mond deutlich besser als mit einer DSLR. Bei einer DSLR wirst Du kaum Videos ohne Kompression aus der Kamera bekommen, die sind für die Weiterverarbeitung nicht gut zu gebrauchen.


    Viele Grüße
    Michael

  • Danke für Eure ausführlichen Nachrichten!


    Hmm, das macht also überhaupt keinen Sinn? Mir geht's auch echt um die ersten Schritte sowohl in DSLR als auch in der Astrofotografie. Ich dachte mir, um beide Themen besser zu verstehen und ein Gefühl dafür zu bekommen (Belichtungszeiten, ISO etc), sei das eine gute Idee. Mir widerstrebt nur der Gedanke, eine Kamera nur für Astronomie zu kaufen (also eine ccd), wo ich noch gar nicht weiß, ob mir das liegt.


    Im Netz habe ich zb das Bild hier gefunden, welches wohl mit einem 127 Mak und einer DSLR gemacht wurde und finde es schon echt hammer! Also das würde immer Erwartungen für den Anfang deutlich übertreffen:
    https://stargazerslounge.com/t…first-m27-skymax-127-mak/


    Sonst würde ich zb eine Canon 750d oder 1300d besorgen. Die gefallen mir für den Alltag und vom Preis her sehr gut. Falls irgendwann ein 80/f6 APO dazu kommt, würden die Kameras doch wieder gut passen und ich könnte sie noch modifizieren lassen?


    Danke wie immer für Eure Hilfe!
    CS Dominik

  • Hi Dominik,


    klar, wenn die Montierung möglichst exakt eingenordet ist und auch gut läuft, also selbst keine großen Nachführfehler produziert, dann kann man damit schon Bilder machen.


    Nur dafür eine modifizierte Kamera anschaffen halte ich für unsinnig. Außer du schraubst die Kamera direkt auf die EQ-3 und machst mit vorhandenen Objektiven Aufnahmen.


    Das Hauptproblem bei deinem Mak ist das Öffnungsverhältnis, du fotografierst mit Blende 12 und brauchst damit viermal so lang wie mit ein f/6 Teleskop. Für das verlinkte Foto hat der Kollege 40min belichtet, eine f/6 Optik würde also für das gleiche Ergebnis lediglich 10min benötigen. Und damit das Bild auch annähernd punktförmige Sterne zeigt musst du länger als 40min absolut exakt nachführen. Kleine Abweichungen führen bei der hohen Brennweite sehr schnell zu Eiersternen.


    Gruß
    Stefan

  • Danke noch mal Stefan!
    Das bekräftigt mich dann aber tatsächlich noch mal, dass dann mit der DSLR auszuprobieren. Denn wie gesagt, eine kaufen möchte ich ohnehin und da werde ich die Alltagsfotografie entscheiden lassen, ob 750d oder 1300d. Und dann kann ich damit einfach mal am Teleskop spielen und mich mit der Technik vertraut machen, um dann die richtigen Dinge zu besorgen (Cams für den Mak, Apo für die DSLR oder zusätzlich eine CCD).
    Falls doch noch zusätzlich eine CCD drin wäre: so eine ASI120 oder ASI224 -> würde man die dann in SW mit RGB Filtern nehmen oder in Farbe? Vermutlich in Farbe für den Anfang, oder?


    Vielen Dank nochmal!
    CS Dominik

  • Hallo Dominik,


    Es spricht nichts dagegen mit einer unmodifizierten DSLR Bilder wie von M27 zu machen. Modifizierte Kameras sind nur besser bei Objekten mit H-Alpha (tiefrot) Anteil.
    Was die Kollegen hier sagen ist einfach das ein Mak mit F12 nicht unbedingt das optimale Gerät für Deepsky ist. Helle Objekte kriegt man ganz gut hin aber bei lichtschwachen Objekten wird es schwierig.
    Einige interssante Objekte (z.B. Andromeda, Orion Nebel) sind einfach zu groß für deine Brennweite und du kriegst sie nicht im Ganzen auf den Chip.
    Du brauchst halt einfach länger um Photonen zu sammeln und dadurch wird die Nachführung komplizierter da sie länger fehlerfrei arbeiten muss.
    Ich würde auch nie 40min am Stück belichten sondern das mit 4 Bildern a 10min belichten und dann stacken.


    Bei DSLR übrigens immer mit RAW Format fotogafieren.[:D]


    Vielleicht gibt es ja einen Brennweitenreduzierer der dein Teleskop ein bisschen schneller macht. Ich habe keine Erfahrung wie gut das bei Maks funktioniert.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: r10130</i>
    <br />... anstehende Familienplanung, die entsprechend festgehalten werden soll (erste Schritte, Kinderzimmer usw) [:)]). ...


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Erst mal was umsetzen und nicht wieder laaaange vorher beraten lassen. ... oder was meinst Du mit Dem Festhalten der anstehenden Familienplanung? [;)] [:D]

  • (==&gt;)Peter: war ja klar, dass die Anmerkung kommt. Weiß immer noch nicht, wie man das gescheit ausdrücken kann, aber die Kamera ist bestimmt nicht "dafür" gedacht ;)


    Aber eeeewig laaaang beraten lassen liegt in meiner Natur und damit werde ich euch leider auch in Zukunft nerven müssen, sofern ihr denn noch antwortet ;) Aber: es hatte bis jetzt auch immer zu sehr guten Resultaten geführt, mit denen ich sehr zufrieden bin. Daher nochmals vielen Dank!
    CS Dominik

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