Milchstraße ist zu schwach bei Langzeitbelichtung

  • Hi Leute,


    ich befasse mich seit neuesten mit der Fotografie von Galaxien, Milchstraße etc. Ich habe im Sommer mir eine neue Kamera gekauft (Canon EOS 77D) und habe in einer sternenklaren Sommernacht einfach mal die Kamera aufgestellt und in den Himmel gerichtet. Mit 17mm, Blende 3,5 und bei ISO 6400 habe ich 16sec. belichtet. Das Ergebnis fand ich recht gut. Man konnte die Milchstraße wunderbar erkennen und die Sterne waren noch rund, nur das Rauschen war schon zu erkennen (wie gesagt einfach in den Himmel, nix ausgerichtet, nix bearbeitet einfach Klick) [http://bilder.guido-d.de/milchstrasse/milch.jpg]. Jetzt habe ich mir vor kurzen eine Nachführung (nano.Tracker) gekauft und wollte es noch einmal mit weniger ISO und längerer Belichtungszeit testen. Also habe ich mir ein halbwegs dunkle Stelle gesucht und habe bei meiner Kamera ISO 800 eingestellt und das ganze 18sec. belichtet. Leider war das Ergebnis ernüchtern, die Milchstraße ist schwächer zusehen aber dafür mehr Lichtpunkte (ich weiß nicht ob das alles Sterne sind)[http://bilder.guido-d.de/milchstrasse/milch1.jpg]. Wo könnte das Problem liegen? Den Orionnebel habe ich wunderbar hinbekommen (mit 50mm und nur 60sec. belichtet bei ISO 800).


    Über Vorschläge wäre ich dankbar


    Grüße Guido


    PS: Kennt jemand im Umkreis von Regensburg einen schönen dunklen Ort? (Bin mit Auto mobil) Ich bin erst vor kurzem hergezogen und kenne mich noch nicht so richtig aus.

  • Hallo,


    meinst du wirklich 18 und 16 Sekunden oder hast du dich vielleicht vertippt? Wenn du wirklich 18 und 16 meinst ist das Problem dass 18 Sekunden quasi genauso lange sind wie 16 Sekunden. Und da du den ISO herunter gestellt hast siehst du zwar weniger Rauschen aber eben auch weniger Milchstraße. Versuche mal 60 Sekunden oder 2 Minuten. Bei einem Weitwinkelobjektiv sollten selbst mit einem einfachen Tracker lange Belichtungszeiten möglich sein.


    Gruß
    Armin

  • Hallo, ich bin auch noch neu hier, aber ich finde das sieht doch super aus!
    Und die Helligkeit verwundert gar nicht: Eine Halbierung der iso Geschwindigkeit heißt, dass der Sensor nur noch die Hälfte an Licht aufnimmt. Wenn du von 6400 auf 800 stellst, hast du die Lichtmenge 3 mal halbiert. Das heißt du musst die Belichtungszeit drei mal verdoppeln (von 16: 32-64-128sec), um die gleiche Lichtmenge wie in deinem ersten Bild zu bekommen. 2 sec mehr reichen da nicht aus...
    Alternativ geht auch die Blende 3 Schritte weiter zu öffnen (1 Blende verdoppelt/halbiert die Lichtmenge), aber das wird in deinem Fall wahrscheinlich nicht gehen.
    Oder einfach ein paar Aufnahmen zusammenstacken :)


    eine schnelle googlesuche wirft das hier raus https://gwegner.de/know-how/bl…ngszeit-einfach-erklaert/
    der wird nicht zu allzu technisch, die Wikipediaartikel sind teilweise etwas verwirrend...
    Grüße aus Kiel

  • Hallo !
    Einspruch euer Ehren [:D] Der Sensor sammelt in einer gegebenen Zeit immer die gleiche Anzahl Photonen. Völlig egal wie hoch die ISO Zahl nun ist. Das Signal des Sensors wird lediglich in der Kamera verstärkt. Dabei wird allerdings auch das Rauschen des Sensors mit verstärkt.


    Das Rauschen kann man verringern in dem man viele Aufnahmen stackt. Dabei verringert sich das Rauschen (ungefähr) um die Wurzel der Anzahl der Aufnahmen. 4 Bilder = halbes Rauschen, 16 Bilder = 1/4, 16 Bilder, 64 Bilder = 1/8 usw. Umso weniger Rauschen desto besser kann ich die Bilder strecken, desto feinere Details sehe ich im Bild.


    ABER ... es ist nicht egal mit welcher ISO ich aufnehme. Das Rauschen wird durch höhere ISO Zahlen in einem Maße stärker, dass ich durch mehr Belichtungszeit (=mehr Aufnahmen) ausgleichen muss. Bei hohen ISO Werten, verliere ich aber den Wettlauf und komme schlechter Weg als bei niedrigen ISO Werten. Das bedeutet 1 x 40s bei ISO400 wird weniger Rauschen als 4 x 10s bei ISO1600. Ziel ist also eine möglichst lange Belichtung bei möglichst geringer ISO. Wers nicht glaubt möge hier nachschauen. Welcher ISO Wert für welche Kamera der sinnvollste Kompromiss ist kann man z.B. hier nachschauen.


    Das bedeutet nun aber auch, dass es nicht verwunderlich ist, dass auf Deinem Bild bei geringerer ISO Zahl aber kaum längerer Belichtungszeit erstmal nicht so viel zu sehen ist wie bei dem mit höherer ISO Zahl. Das Signal wurde in der Kamera bereits stark verstärkt. Du kannst das ganz mit der Bildverarbeitung auch mit dem Bild mit geringerer ISO nachvollziehen. Sinnvoll ist es, mit der geringeren ISO Zahl länger zu belichten (was dank Nachführung ja jetzt auch geht) und diese Bilder dann zu stacken.


    Sicher kann man auch einfach die Blende weiter öffnen, aber nicht jedes Objektiv liefert bei offener Blende die gleiche Leistung, sprich Abbildung und schärfe. Daher muss man schauen bei welcher Blende das Ergebnis 'noch' gut ist und ansonsten Abblenden. Meist ist das Abblenden um zwei oder gar mehr Stufen nötig, damit die Sterne auch am Rand und vor allem in den Ecken noch gut aussehen. Kommt aber stark auf das Objektiv und dessen Qualität an.


    Viele Grüße
    Michael

  • Hi Sternfreunde


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Eine Halbierung der iso Geschwindigkeit heißt, dass der Sensor nur noch die Hälfte an Licht aufnimmt.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Der Sensor nimmt immer gleich viel Licht auf, ISO rauf oder runter bedeutet nur mehr oder weniger Verstärkung!!


    (==&gt;) Guido:
    ansonsten kann ich nur empfehlen, bei solch kleiner Brennweite wirklich (je nach Deinem Himmel) 1-5 Minuten zu belichten.


    lg
    tom

  • Hallo,


    erstmal Sorry ich habe mich wirklich vertippt. Ich hatte 108 Sekunden belichtet. Ich weiß, dass wenn ich mit der ISO runter gehe ich länger belichten muss, auch wenn ich mit der Blende runter (also höhere F-Zahl) gehe muss ich länger belichten.

  • Hallo Guido,


    ok, aber es 'fehlen' dann immer noch 20s (wenn man mal voraussetzt das der Sensor linear ist). Man kann die beiden Aufnahmen nicht wirklich gut vergleichen da die Randbedingungen ja verschieden sind. Der Himmel ist beim ersten Bild aufgehellt (Lichtverschmutzung), bei zweiten Bild ist er schön dunkel. Schon dadurch ändert sich der Bildeindruck. Wiederhole das Experiment noch mal an gleicher Stelle mit gleichem Objektiv und Blende und Du wirst sehen, dass der Unterschied nicht sehr große ist. 16s bei ISO6400 entsprechen ja 128s bei ISO800 (zumindest rechnerisch).


    Die 77D sollte sich ähnlich verhalten wie die 80D da beide den gleichen Sensor verwenden. Auf der Seite die ich oben verlinkt habe wird als optimale ISO für die 80D ISO200 angegeben. Da hat sie dann eine beeindruckende Dynamik von 12,64. Das ist schon ziemlich gut und schützt die helleren Sterne ein Stück weit vor dem ausbrennen. Natürlich muss man schauen wie lange man Belichten kann bis die Sterne nicht mehr rund sind und sich daran orientieren. Was nützt hohe Dynamik und geringes Rauschen wenn die Sterne verzogen sind.


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo,


    wenn man das Bild einfach unbearbeitet und unskaliert aus der Kamera rauslässt, ist die ISO Einstellung natürlich wichtig, weil sie ja auch das "Stretchen" übernimmt. Ohne das ist ein low ISO Bild natürlich nicht vergleichbar, auch wenn die Bilduqalität der Rohdaten physikalisch gelichwertig wäre. Aus dem niedrigen ISO Bild lässt sich bestimmt mehr rauskitzeln. Aber um Bilder zu vergleichen müssten der Ausschnitt und die sonstigen Bedingungen halbwegs übereinstimmen. Aber es liegt auch ein ziemlicher Streu- oder Hintergrundschleier mit Gradient über dem Langzeitbild.


    Gruß
    Norbert

  • Hallo an alle,


    Danke für die Hilfe. Wenn es Wetter und Mond erlauben, werde ich noch einmal mit längerer Belichtungszeit probieren. Allerdings bin ich noch auf der Suche nach einem geeigneten Ort. Wie Ihr schon gemerkt habt ist die Lichtverschmutzung im ersten Bild recht hoch und im 2.Bild hatte ich nur Glück das kein Auto kam.


    Ich bin halt erst vor kurzem nach Regensburg gezogen und kenne mich hier noch nicht so gut aus, ich weiß nur das hier jedes Dorf in der Umgebung Nachts die Straßenbeleuchtung an hat [:(].


    Grüße

  • Installiere Goggle Earth (nicht verwechseln mit Google Maps) und folgendes Overlay:


    https://www.astromerk.de/licht…verschmutzungskarten.html


    Dann siehst du auf der Karte wo es in der Regensburger Umgebung dunkler wird.
    Die Farben Blau oder Schwarz kannst du in unmittelbarer Umgebung nicht erwarten, aber Grün ist schon recht gut.


    Ich habe meinen Beobachtungsplatz mit Hilfe dieses Overlays erfolgreich danach ausgesucht. Gut ist auch, wenn in südlicher Richtung keine Stadt den Horizont erhellt.

  • Hallo Dieter,


    Danke für den Tipp mit Google Earth. Aber ringsum Regensburg sieht es ja echt bescheiden aus und südlich fällt eigentlich immer eine Stadt in den Horizont :(. Mal schauen,wo ich eine schöne Stelle finde.

  • Hallo Guido,


    https://www.lightpollutionmap.…358692&layers=B0FFFFTFFFF


    Die Seite ist noch etwas besser. Man kann an jedem Ort in die Karte klicken und bekommt die dort herrschenden Werte angezeigt. SQM, Borle usw. Rechts oben mit dem gestreiften Symbol kan man rechts ein Menue aufrufen, da sind auch die farblichen Stufen unter "overlay legend" erklärt.


    Gruß Stefan

  • Hallo & Merci Stefan :)


    die verlinkte Seite ist wirklich gut.


    Bei der Overlay-Lösung muss man überdies dieses Overlay immer wieder ein- und ausschalten, um sich auf der Karte besser orientieren zu können.

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