Kaufberatung für ein Teleskop-Set als Geschenk

  • Hallo liebes Forum,


    mein Vater wird demnächst 70 Jahre alt. Für Astronomie hat er sich schon immer interessiert. Das Dachgeschoss seines Hauses ist seit einiger Zeit fertig ausgebaut, und er erwähnt öfters, dass "da ja gut ein Teleskop hinpassen" würde. Also wollen wir ihm eins schenken.


    Das Haus ist in einer kleinen (10k Einwohner) Gemeinde in Süddeutschland. Das Dachgeschoss hat 2 Dachfenster und eines zur Seite raus, wo aber auch der Blick in den Himmel nicht verdeckt ist. Eine gewisse Lichtverschmutzung herrscht aber.


    Nun die Frage: Was für eine Investition macht überhaupt Sinn? Kann man generell sagen "unter 300 Euro muss man gar nicht erst anfangen"?
    Gibt es Teleskope, die direkt auch Fotos aufnehmen bzw. an den PC angeschlossen werden können?
    Ist eine elektrische Steuerung sinnvoll?


    Also zusammengefasst: Wenn vom Budget z.B. bis 700 Euro alles drin ist, sollte man das auch komplett ausreizen?


    Gibt es empfehlenswerte Startersets? Wie gesagt, bisher ist nichts an Equipment oder Literatur vorhanden. In dem Zimmer steht ein Computer.


    Danke schonmal,
    Friedrich

  • Hallo Friedrich,


    erst mal willkommen hier auf Astrotreff.


    Zu deinen Fragen-


    - aus bzw. durch ein offenes Fenster mit einem Teleskop beobachten ist nicht sehr sinnvoll. Einmal ist das Blickfeld eingeschränkt da der Bewegungsbereich es Tubus ja durch die Größe des Fensters begrenzt wird. Das größere Übel dabei ist aber das lokale Seeining, also deutliche Luftbewegungen dadurch, das warme Luft aus dem Raum durch das Fenster ausströmt und kältere Luft von außen dafür nach innen strömt. Dadurch wird die Abbildung einer Optik erheblich gestört, allenfalls Übersichtsbeobachtungen mit niedriger Vergrößerung sind halbwegs möglich.


    Zum "Invest"- im Bereich bis 300€ gibt es nicht so viel an vernünftigen Angeboten. Ein Optik benötigt eine Montierung, beim Ansatz Fenster bleibend käme eine kleine azimutale Montierung wie etwa die AZ4-1 auf dieser Seite (klick mich) oder die auch da zu findende Vixen Mini-Porta in Frage.


    Darauf z.B. dieses SkyWatcher Startravel 80T- da wären 2 einfache Okulare im Beipack enthalten. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Gibt es Teleskope, die direkt auch Fotos aufnehmen bzw. an den PC angeschlossen werden können? Ist eine elektrische Steuerung sinnvoll? <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Das würde das Budget bei Weitem sprengen. Für Fotografie muss das Teleskop exakt entsprechend der Erdrotation nachgeführt werden, dafür ist eine motorisierte parallaktische Montierung nötig und die kleinste dafür gerade noch so taugliche kostet allein so ca. 450-500€. Dazu käme dann noch diverses nötiges Zubehör wie Adapter und Spannungsversorgung. Zum anschließen an einem PC sind ähnliche Voraussetzungen nötig, dazu eine passende CCD/CMOS-Kamera. Ein "Livebild" zeigt nicht viel, auch da sind zumindest Belichtungszeiten im Bereich 20-30s nötig. Für lichtschwächere Objekte genügt das aber auch noch nicht.


    Gruß
    Stefan

  • Hallo!


    Mit einem Teleskop sollte man nie aus einem Raum heraus (durch Fenster, Balkontüren, …) beobachten!
    Der Grund dafür ist, dass eigentlich immer ein Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen vorhanden ist und dadurch Luftbewegungen entstehen, die zu einem total verschwommenen Bild führen.


    Somit: Das Teleskop muss immer so stehen, dass es die selbe Temperatur wie die Luft draußen hat!
    Durch ein Dachfenster zu beobachten klappt also nur, wenn man den Raum darunter nicht beheizt und die Fenster vor dem Beobachten so lange geöffnet lässt, dass die Luft im Raum die selbe Temperatur wie die Luft draußen hat!


    Sinnvolle Teleskope gibt es ab etwa 300 Euro, aber man braucht ja auch Okulare dazu, so dass man sagen kann, dass ein Einstieg sinnvoll ab etwa 500 Euro möglich ist.
    Alles was billiger ist ist eher Kinderspielzeug mit dem man kaum etwas erkennt oder nur für den Mond geeignet.


    Ja, es gibt Teleskope mit denen man gleich fotografieren kann (sinnvolle ab rund 1500 Euro) und auch welche mit direkter Live-Bildverbindung zum PC (inkl. Kamera und PC-Verbindung ab etwa 3000 Euro).


    Eine elektrische Steuerung ist durchaus sinnvoll, aber auch hier bist du mit einem brauchbaren Teleskop sicher im vierstelligen Eurobereich.


    Fazit:
    Sollte der Raum beim Beobachten auf die Temperatur draußen gebracht werden können, kann man von dort beobachten. Sonst macht das keinen Sinn!
    Dann bleibt nur: Raus ins Freie!


    Und ja, ab etwa 300 Euro + 200 Euro für Okulare gibt es Anfängersets die Sinn machen, aber noch ohne Strom und ohne Fotomöglichkeit - das liegt finanziell alle deutlich höher!


    Vielleicht wäre zu Beginn auch ein Großfernglas ein guter Einstieg (15x70 oder 20x80), die gibt es ab etwa 100-300 Euro, sind mit Stativ für Anfänger gut geeignet, auf Grund der geringen Vergrößerung kann man auch mal aus einem Fenster beobachten - auch wenn ein leichter Temperaturunterschied besteht und wenn die Astronomie doch nichts für einen ist, kann man damit auch Natur, Tiere, … beobachten.


    Grüße, Mario

    https://astronom.at

    8'' Skywatcher Flextube Dobson, 16'' Spacewalk Telescopes Infinity** Dobson, 60/330 TS Apo (Reiseteleskop), Coronado PST Umbau, Binoansatz Binotron 27, Nachtsichtgerät, ...

  • Hallo Friedrich,


    vorweg, mein Name ist Armin und ich bin Händler.


    Stefan und Mario haben Dir schon einige wichtige Sachen erklärt. Ein Set, welches ich Einsteigern im unteren Preissegment ganz gerne verkaufe, ist das Skywatcher Skytravel 102 f/4,9 mit AZ5 Montierung. Die Benutzung ist sehr intuitiv. Mit einem Gesamtgewicht von 7,5kg kann man es gut einpacken und auch mal mitnehmen. Im Set sind bereits zwei Okulare mit 10 und 25mm enthalten. Ein 6x30 Sucherfernrohr erleichtert das Auffinden der ersten Objekte. Dazu schenkt Ihr dem künftigen Sternegucker am besten gleich eine Sternkarte. Im Deep-Sky-Reiseführer aus dem Okulum-Verlag sind viele Objekte verzeichnet, die mit diesem Set bereits erreichbar sind. Auch sehr gut für den Einstieg ist der Atlas für Himmelsbeobachter von Erich Karkoschka.


    Ich möchte mir hier keine Schleichwerbung vorwerfen lassen.


    Deswegen hier also kein Link und kein Preis.


    Viele Grüße


    Armin Erndt

  • Hallo zusammen, vielen Dank schonmal für die ausführlichen Antworten. Das mit dem "Fenster offen lassen bis die Temperatur gleich ist" sollte eigentlich machbar sein.
    Das mit dem "direkt an den PC anschließen" hab ich mal rausgestrichen.
    (==&gt;)Starjunkie: danke für den Hinweis auf das Skywatcher -Set. Auf einer Shop-Seite ist für dieses Teleskop das hier beschrieben:
    "ein bewährtes Instrument für Weitfeldbeobachtungen von Kometen, Sternwolken, Sternhaufen, Nebel, hellen Galaxien sowie Planeten, Mond und Sonne (mit geeigneter sicherer Filterung!)."
    Das klingt genau nach dem Einsatzbereich für meinen Vater. Auch was man an Bewertungen liest, wirkt das ein bisschen wie ein Allrounder, was sicherlich sinnvoll ist.


    Nun ist das Skytravel 120A ja eher am unteren Preisende angesiedelt. Was wären denn da die nächst-höhere Klasse?


    Wenn ich das richtig verstehe, kommt eben nun die Montierung dazu. Starjunkie hat die AZ5 empfohlen. Wo ist denn da der Unterschied z.B. zur EQ-3-2? Da bin ich bisher noch nicht so richtig durchgestiegen.


    Und was benötigt man noch an Zubehör?


    Also das Gesamtbudget beträgt ca. 1000 Euro.


    Ich merke schon, in dieses Hobby kann man allein schon durch Recherchen unglaublich viel Zeit investieren...


    Viele Grüße
    Friedrich

  • Hallo Freidrich, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Auch was man an Bewertungen liest, wirkt das ein bisschen wie ein Allrounder, was sicherlich sinnvoll ist.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Nicht ganz richtig. Das Skywatcher Skytravel 102 f/4,9 und auch der von mir erwähnte Skytravel 80 sind eher für Weitfeldbeobachtungen gut geeignet. Bei höheren Vergrößerungen zeigen beide einen durchas ausgeprägten Farbfehler, wobei der 102 diesen deutlicher zeigen wird. Solch schnelle Achromaten sind bis 60-fach noch ganz gut, aber bei mehr Vergrößerung tritt der Farbfehler zunehmend in Erscheinung.


    Wenn es bei dem Blick durch das offene Fenster bleiben soll wäre das noch tragbar, auch bei gut ausgekühltem Raum wird der Luftaustausch höhere Vergrößerungen sichtbar stören. Wenn man dann also nur mit realtiv wenig Vergrößung beobachtet kann auch so ein schnller Achromat genutzt werden. <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Starjunkie hat die AZ5 empfohlen. Wo ist denn da der Unterschied z.B. zur EQ-3-2?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Die AZ5 ist eine azimutale Montierung, die EQ-3-2 oder NEQ-3 dagegen eine parallaktische. Für "durch ein Dachfenster beobachten" würde ich keine parallaktische Montierung nutzen, da ist eine azimutale mehr geeignet. Man kann eine parallaktische auch azimutal betreiben, dazu muss die Polachse senkrecht gestellt werden. Normalerweise wird die parallel zur Erdachse ausgerichtet (für München z.B. ca. 48", für Kiel 54°), dadurch stehen beide Achsen schräg im Raum und beim schwenken wird dadurch ein größerer freier Bewegungsbereich nötig.<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Also das Gesamtbudget beträgt ca. 1000 Euro.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Das würde dann auch eine farbreinere Optik erlauben, also keinen Achromaten, sondern einen ED-Refraktor wie z.B. diesen SkyWatcher Evostar-80ED ds-pro OTA. Dazu die ixen Mini-Porta Montierung incl. Alu-Stativ. Mit dem ED-Refraktor ist dann die Abbildung auch bei höherer Vergrößerung so bis 150-fach deutlich besser.


    Gruß
    Stefan

  • Hm... Ob man da zum 80ED nicht doch die Vixen Porta II nehmen sollte... ich hab eine hier, die ist bei meinem 72/432 Lacerta in Ordnung, bei hohen Vergrößerungen neigt sie langsam zu leichtem Zittern beim Scharfstellen, das ist aber ok... ich würde eine "Mini" vielleicht eher mit Vorbehalt wählen - ich kenne die kleine Variante aber leider nicht.


    lg
    Niki

  • Vielen Dank wieder für die Antworten.
    (==&gt;)Stefan-h, verstehe ich dich richtig, dass z.B. der 102 für Beobachtung aus dem Raum hinaus brauchbar wäre, das Evostar-80ED aber nicht mehr?


    Es kristallisiert sich so ein bisschen der Evostar-80ED raus. Bei der Vixen-Mini-Porta finde ich keine wirklichen Vergleiche zur Porta II. die Mini trägt maximal 3kg, was wiegt denn der 80ED?


    Was für Zubehör würdet ihr denn einem Einsteiger dazu schenken? Starjunkie hat schon 2 Bücher empfohlen, habt ihr noch weitere Vorschläge?
    mfg
    Friedrich

  • Hallo Freidrich, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">verstehe ich dich richtig, dass z.B. der 102 für Beobachtung aus dem Raum hinaus brauchbar wäre, das Evostar-80ED aber nicht mehr?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Nein, das hast du falsch verstanden. Das bezog sich auf den StarTravel 80 bzw. den 102. Beides sind ja Achromaten und der größere würde den Farbfehler deutlicher zeigen. Aus dem Fenster raus beobachten würde aber hohe Vergrößerungen eh nur sehr eingeschränkt ermöglichen und für diesen Fall wäre auch der 102 nutzbar.


    Der Evostar-80ED erlaubt mehr Vergrößerung bzw. bildet dabei besser ab als die Achromaten. Sollte das Budget es hergeben wäre auch da ein ED mit etwas mehr Öffnung vorzuziehen.


    Gruß
    Stefan

  • Ah ok.
    Dann mal eine weitere Frage: Kann mit dem 80ED auch mit geringerer Vergrößerung geschaut werden? Also ist eine geringe Vergrößerung möglich um aus dem FEnster zu schauen, aber mehr Vergrößerung einstellbar, falls er aufs Feld fährt? Oder haben solche Teleskope eine Feste Vergrößerung?

  • Hallo Friedrich,


    Die Vergrößerung eines Teleskopes hängt von der Auswahl der Okulare ab.
    Es gibt eine kleinste sinnvolle Vergrößerung und eine größte sinnvolle Vergrößerung.
    Die kleinste Vergrößerung wäre bei dem von Stefan genannten Teleskop bei Öffnung/7 = ca. 11 fach (80/7) und die größte bei Öffnung*2 =160 Fach (80*2)
    Das Teleskop hat eine Brennweite von 600 mm. Wenn du also z. B. mit 100 fach vergrößern möchtest benötigst du ein Okular mit 6er Brennweite.
    Somit kannst du die Vergrößerung mit verschiedenen Okularen selber wählen.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Friedrich559</i>
    <br />Hallo liebes Forum,


    mein Vater wird demnächst 70 Jahre alt. Für Astronomie hat er sich schon immer interessiert. Das Dachgeschoss seines Hauses ist seit einiger Zeit fertig ausgebaut, und er erwähnt öfters, dass "da ja gut ein Teleskop hinpassen" würde. Also wollen wir ihm eins schenken.


    Das Haus ist in einer kleinen (10k Einwohner) Gemeinde in Süddeutschland. Das Dachgeschoss hat 2 Dachfenster und eines zur Seite raus, wo aber auch der Blick in den Himmel nicht verdeckt ist. Eine gewisse Lichtverschmutzung herrscht aber.


    Nun die Frage: Was für eine Investition macht überhaupt Sinn? Kann man generell sagen "unter 300 Euro muss man gar nicht erst anfangen"?
    Gibt es Teleskope, die direkt auch Fotos aufnehmen bzw. an den PC angeschlossen werden können?
    Ist eine elektrische Steuerung sinnvoll?


    Also zusammengefasst: Wenn vom Budget z.B. bis 700 Euro alles drin ist, sollte man das auch komplett ausreizen?


    Gibt es empfehlenswerte Startersets? Wie gesagt, bisher ist nichts an Equipment oder Literatur vorhanden. In dem Zimmer steht ein Computer.


    Danke schonmal,
    Friedrich



    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">




    Guten Morgen lieber Friedrich ...


    ganz kurze Frage: "muss" es ein Neugerät sein oder ginge auch ein in gutem Zustand befindliches Gebrauchtes?
    Falls gebraucht, schau Dir z.B. mal dies hier an: https://www.ebay-kleinanzeigen…e-neu-/988647989-187-7130


    Da bekämest Du bzw. Dein Vater ein grundsolides und vor allen STABIL stehendes Gerät, das mit seinen 114mm Öffnung schon viel Freude machen kann. Und Du hättest noch einen 100er übrig für z.B. zwei gebrauchte Okulare und einen Justierlaser.


    Neu kaufen ist in der Regel einfach nur - teurer und bringt effektiv kaum einen Gewinn.


    Falls dazu Fragen - immer her damit [;)]


    Greetz Hannes


    EDIT mal eben 10 min in den Kleinanzeigen geguckzt ...



    Für 400€ (vielleicht kann man da noch etwas heraushandeln)


    https://www.ebay-kleinanzeigen…behoer/989486582-187-2919


    Auch ein 114er Vixen Newton (vielleicht kann man da noch etwas heraushandeln)


    https://www.ebay-kleinanzeigen…-r114s/989345393-242-2674


    Noch einer


    https://www.ebay-kleinanzeigen…r-top-/989587696-187-7437


    Und noch einer


    https://www.ebay-kleinanzeigen…r-114s/987496885-187-2010




    Ein weiterer



    https://www.ebay-kleinanzeigen…-900mm/983294784-242-1925


    Und ein schöner 80er


    https://www.ebay-kleinanzeigen…zustand/925507857-242-138




    Jenachdem wo Du wohnst ... meist ist es an SelbstabholerInnen



    ===


    Von sowas DRINGLICHST die Finger weg lassen, weil Wabbelschrott


    https://www.ebay-kleinanzeigen…-920mm/985542487-242-3073


    ===



    Das ist nur mal eine schnelle Auswahl - in der Regel kann man da auch noch einige € raushandeln


    Wie gesagt - wenn Fragen - her damit



    Greetz Hannes

  • Hallo Friedrich,
    guten Morgen :)


    Als bekennender Fenster-Sternseher mit inzwischen etwas Erfahrung hätte ich ein paar Gegenfragen. Denn "Fensterln" in Ermangelung eines Balkons ist nicht unmöglich (auch mir wurde anfangs unbedingt abgeraten), es kann sogar Vorteile haben! Es ist allerdings eine besondere Beobachtungssituation, die einen auf kleine bis mittlere Öffnungen einschränkt und evt. kleine Um- oder Aufbauten bzw. Anpassungen am Fenster oder seiner Umgebung nötig macht, was vielleicht nicht jeder mag. Aber wenn man sich derart individuell einigermaßen darauf einrichtet, dann geht es überraschend gut! Und vor allem, es geht wunderbar oft, auch zwischendurch, finde ich. Wolkenlücken, Wetterwechsel, kurz noch klarer Himmel bevor der Dunst oder Nebel aufsteigt, die oft besonders klare Luft nach einem Regen nutzen, noch schnell einen Blick in den Himmel oder auf den Mond, oder einen majestätischen Planeten, bevor man zu Bett geht, - alles kein Problem, ein paar Handgriffe und ich bin startklar. Wieviele schöne Beobachtungen wären mir sonst durch die Lappen gegangen, weil mit einer großen Ausrüstung rauszufahren den Aufwand nicht gelohnt hätte... Also, vielleicht helfen folgende Überlegungen weiter:

    0. Wollt Ihr Euren Vater unbedingt mit einem Komplettpaket zum Einstieg überraschen, oder kann er in die Entscheidung mit einbezogen werden? Ein überraschendes Geschenk ist natürlich eine schöne Idee, aber die Angelegenheit ist halt auch etwas speziell, und es geht ja darum dass Dein Vater mit den Gerätschaften klarkommt. Wenn irgend möglich, wäre es eigentlich am besten, ihn zunächst mit Einsteiger-Literatur zur Teleskopwahl auszustatten, evt. was aus der Stadtbib leihen, da gibt es meistens genug davon, damit er einen Überblick bekommt was ihm gefallen könnte. Und mit diesem Vorwissen könnte er über die eigenen Vorstellungen und die eingeschränkten Beobachtungsmöglichkeiten am Fenster dann genauer nachdenken, und z.B. mal zu einer Sternwarte fahren und sich dort von den Leuten etwas zeigen lassen. Wenn man weiß was man will, kann man auch bessere und gezielte Fragen stellen. Evt. gibt's auch einen einigermaßen gut sortierten Händler in der Nähe, wo man sich beraten lassen kann, und selber Durchschauen und Hand anlegen. Wenn das alles eher nicht in Frage kommt, oder von Fensterbeobachtung gleich abgeraten wird, hier ein paar weitere Fragen, die zu überlegen sich vielleicht lohnen:


    1. Wie tickt Dein Vater? Wenn ich mal exemplarisch und wertneutral die Extreme nenne, wo würdest Du ihn einordnen: eher geduldig und systematisch oder legt er mehr Wert auf Beobachtungserfolge ohne viel Aufwand? Ist er z.B. handwerklich geschickt und experimentierfreudig beim Sägen, Bohren, Schrauben und Dübeln, hat er vielleicht eine kleine Werkbank für Arbeiten an Holz und Metall, oder ist er eher ein Genießertyp, oder hat er vielleicht zwei linke Hände, oder einfach keine Lust, groß Zeit und Aufwand zu investieren und bevorzugt lieber eine fertige Lösung von der Stange? Wie gut sieht er, muß er mit, oder kann er auch ohne Brille beobachten? Wo wohnt er, unter dunklem Landhimmel, oder in der lichtverschmutzen Stadt? Will und kann er das Teleskop auch mal nach draußen transportieren?


    2. Zum Beobachtungsplatz im Haus: Hat das Zimmer nur Dach- oder auch Seitenfenster, und gibt es Fenster in Richtung Süden? Dachfenster sind im Prinzip nicht so ideal. Oft lassen sie sich nicht weit aufklappen, oder ragen beim Aufklappen zu weit ins Innere, was den Beobachtungsradius einengt. Ein Seitenfenster lässt sich meist viel weiter öffnen ohne dass der Fensterflügel stört und hat zudem den großen Vorteil, dass man es mit - möglichst dicken, schweren und blickdichten - Vorhängen ausstatten kann, die man mit Wäscheklammern dicht um den möglichst weit herausragenden Teleskoptubus herumpackt. Je dicker, schwerer und dichter der Stoff, desto besser isoliert er, und schirmt Luftzug und leichte Windstöße und auch Störlicht aus der Nachbarschaft ab. Wichtig ist, dass sie bis auf die Fensterbank herunterreichen, sie abdecken, und auch sonst überall möglichst dicht abschließen. Wenn man sich eine geschickte Anbringung des gut ausgewählten Stoffs überlegt, reduziert sich die ungünstige Thermik bei nicht ausgekühltem Zimmer ganz erheblich und das Bild bleibt dann viel besser scharf und ruhig, weil es (so gut wie) keine Ausgleichsströmung zwischen Innen- und Außen mehr gibt, die sonst zuviel störendes Gewaber erzeugt.


    Als angenehmer Nebeneffekt bleibt das Zimmer dabei auch (länger) einigermaßen warm, was das Beobachten etwas gemütlicher macht. Etwas nachteilig ist, dass man zum manuellen Peilen und Aufsuchen der Objekte jedesmal die sonst mit Wäscheklammern ums Teleskop fixierten Vorhänge zurückschlagen muß und dann wieder für kurze Zeit beim Aufsuchen das lästige Zimmer-Seeing einsetzt. Mit einer kleinen Goto-Montierung läßt sich aber auch das vermeiden :)


    Die südliche Ausrichtung ist wichtig, weil man die meisten Beobachtungsobjekte dort am besten sehen kann, Südost oder Südwest gehen auch, Nord ist eher uninteressant. Unter dem Seitenfenster sollte am besten eine Grünfläche sein, über die der Blick geht - über dicht bebauten asphaltierten Flächen, Dächern oder Straßen ist die Luft sehr unruhig, Wiesen und Gärten, Felder und Wälder sind für das Seeing besser. Stein und Beton erwärmen sich am Tag und strahlen die Wärme nachts noch lange ab, daher ist es für ruhige Luft ums Haus etwas besser, wenn es sich zufällig um ein Holzhaus handeln sollte..?


    Ein Fenster mit Fensterbrett hat gegenüber einem Dachfenster noch einen zweiten Vorteil: man kann sich eine kleine Montierung mit einem stabilen Tischstativ so zurichten, dass die kurzen Stativbein draußen auf dem Fensterbrett und drinnen auf einem schmalem festen Tisch oder Regalbrett unter dem Fensterbrett stehen. Damit gelangt der Dreh- und Schwenkpunkt des Teleskops möglichst weit nach auswärts über die Fensterbrüstung, was den Beobachtungsradius erheblich vergrößert und die ungünstige Thermik für die Optik verbessert, die dadurch so weit wie möglich nach draußen schaut. Ist Dein Vater handwerklich interessiert, kann er sich für die Monti auch eine kleine Plattform, eine verbreiterte und stabile ebene Standfläche wie einen kleinen Tisch über dem Fenstersims ausdenken und bauen, oder eine mit Schraubzwingen reversibel zu befestigende Halterung basteln, sobald er weiß, welche(s) Teleskop(e) und Montierung(en) er will...


    3. Zur Montierung: Möchte Dein Vater einfach möglichst unkompliziert, frei und spontan mit niedriger Vergrößerung am Himmel spazierensehen, oder möchte er lieber mit höherer Vergrößerung und/oder bei automatisch nachgeführtem Teleskop beobachten, was zum Ausgleich der Erddrehung für Mond und Planeten sehr zu empfehlen ist? Eine parallaktische Montierung würde ich für zuhause aus dem Fenster ausschließen, weil deren Rektaszensionsache auf den Polarstern ausgerichtet werden muß, was in einem Zimmer meistens nicht geht (ja..., ich weiß, aber Scheinern dauert und ist für Anfänger kaum zu empfehlen). Im ersten Fall wäre eine handgeschobene azimutale Montierung am bequemsten aufzubauen und zu "händeln", im zweiten Fall eine kleine azimutale elektronische GoTo sehr geschickt, weil sie nicht nur nachführt, sondern auch die Objekte findet, sobald sie korrekt eingerichtet ist. Das Einrichten ist kein Hexenwerk, verlangt aber eine grobe Orientierung am Himmel, damit man wenigstens einen Referenzstern beim Ausrichten richtig zuordnet (sog. One-Star-Alignment, reicht für visuelle Zwecke bei genügend waagerechter und stabiler Aufstellung der Monti aus). Außerdem muss man sich mit der Bedienung der Elektronik vertraut machen. Wenn man dagegen von Hand schiebt und peilt, sind Sternkarte und Rotlicht unabdingbar, sonst findet man wenig bzw. kann es nicht zuordnen.


    4. Zum Teleskop. Aus dem bereits Gesagten ergibt sich m.E., dass Newton-Teleskope mit Front- und noch dazu seitlichem Einblick für Astronomie aus dem Fenster heraus so ziemlich das aller-ungeeigneteste sind, was es überhaupt gibt. Man kann den Newton wegen des Einblicks nicht weit aus dem Fenster hängen und der Spiegel bleibt trotzdem immer hinten im wärmeren Innenraum, wo er aufgrund des Temperaturgradienten zur Außenluft schlecht bis gar nicht zur Ruhe kommt. Der Drehpunkt liegt außerdem niedrig und damit unnötig weiter weg von der Fensteröffnung, was den Beobachtungsradius extrem einschränkt. Deshalb würde ich unbedingt auf Teleskope mit Heckeinblick setzen, die nicht groß Auskühlen müssen. Das schließt erstens Newtons für Fensterbeobachtung m.E. kategorisch aus (hielte ich für einen unüberlegten Beratungsfehler), und es limitiert zweitens die Größe von Katadioptern wie MAKs und SCs auf maximal ca. 150mm Öffnung, weil z.B. MAKs mit ihrer dicken Frontlinse sonst stundenlang nicht zur Ruhe kommen.


    Mit einem Refraktor ist das alles kein Problem, und obendrein kann man den auch für Tagbeachtung von Vögeln, sonstigen Tieren oder Flugzeugen gut einsetzen. Ich würde daher einen Refraktor mit 80 bis maximal ca. 120mm Öffnung empfehlen, bei dem der Tubus allerdings nicht allzu lang sein darf, wenn es nicht zu schwer und zu voluminös beim Schwenken werden soll. Also entwerder eine Kombination aus kurzem bis mittlerem Achromaten für Weitfeld plus einem Katadiopter für Planeten und Mond. Oder, wenn es unbedingt nur ein Gerät sein soll, ein visuell farbreiner ED-Apo - aber dann wird das Budget nicht für mehr als 80mm reichen. Interessant wäre vielleicht eines der neuen Lanthan-Doubletts, die man teils für weniger als 500 bekommt. Es sei denn auch Gebrauchtkauf käme infrage, da kann man z.B. einen bekannt guten und relativ leichten Skywatcher ED 100/900 durchaus schon mal für 400 finden.


    Zu solchen leichteren Teleskopen passt einen kleiner aber genügend stabiler azimutalen Kopf wie z.B. der TS-AZT6, evt. mit zusätzlichem kleinen Ausgleichsgewicht, den man auf ein stabiles Fotostativ mit kurzen flach abspreizbaren Beinen setzen kann, damit kommt man gut über den Fensterrahmen. Feintriebe fehlen dort, sind m.E. aber nicht unbedingt nötig. Sollte man jedoch mal ausprobieren, mancher tut sich bei höherer Vergrößerung damit doch leichter, dann wäre die genannte Porta o.ä. Alternativen interessant. Oder man gönnt sich eine kleine GoTo wie z.B. die Az-GTi, die sich ebenso auf so ein gut spreizbares kurzbeiniges Stativ setzen lässt. Wenn die Möglichkeit ohne Motoren und Lautstärke zu schwenken wichtig ist, sollte man bei der aber ausprobieren, ob der manuelle Schwenkmodus genügend feinfühlig geht. (Oder vielleicht selbst mechanisch verbessert werden kann, irgendwo hat das mal jemand beschrieben).


    Die Okularausstattung wäre dann noch ein eigenes Thema, Zoom mit bequem veränderlicher Vergrößerung oder Festbrennweiten mit mehr Sehfeld, oder beides, oder evt. sogar ein Bino-Ansatz (für Mond und Planeten sehr zu empfehlen), Einblick mit oder ohne Brille...


    Ich selbst beobachte DeepSky und Weitfeld sehr gern mit dem leichten Nexstar SLT 102 Refraktor, der ist fertig montiert mit einem Griff ins Fenster gestellt. Oder ich nehme den Skywatcher 120/600, der noch einen Tick weitwinkliger geht und für DeepSky sichtbar mehr Licht liefert, mehr als jeder kleinere Apo, und sei der optisch noch so gut. Der Farbfehler ist mir bis ca. 60-fach sehr gut erträglich, mit 2" Okularen sind das beides schöne Weitfeldteleskope. Für höhere Vergrößerungen an Kugelsternhaufen oder Mond und Planeten wechsle ich auf das Celestron SC6, das dank Isoliertapetenmantel nicht groß Auskühlen muß und mit nur 3,5kg Tubusgewicht problemlos auf die genannten kleinen Montierungen passt. Wobei sich alle Teleskope auf der GoTo-Monti auch mit Bluetooth per App vom Tablet/Smartphone aus bequem steuern lassen. (Und für Videoastronomie brauche ich auch keinen Labtop oder eine mobile Stromversorgung, denn der PC steht neben dem Fenster. Damit lassen sich am Bildschirm in wenigen Sekunden bis höchstens ein, zwei Minuten Belichtungszeit - also quasi live - trotz der bescheidenen Öffnungen Strukturen sichtbar machen, die auch mit dem besten Riesen-Dobson unter Hochgebirgshimmel visuell nicht erreichbar sind, auch wenn dessen Auflösung und Lichsammelvermögen x-fach höher liegen...)


    Viel Erfolg,
    Mathias

  • Hallo Mathias,


    vielen Dank für die ausführliche Antwort!


    "Als bekennender Fenster-Sternseher mit inzwischen etwas Erfahrung hätte ich ein paar Gegenfragen. Denn "Fensterln" in Ermangelung eines Balkons ist nicht unmöglich (auch mir wurde anfangs unbedingt abgeraten), es kann sogar Vorteile haben!"
    Klingt gut!


    "Und vor allem, es geht wunderbar oft, auch zwischendurch, finde ich. Wolkenlücken, Wetterwechsel, kurz noch klarer Himmel bevor der Dunst oder Nebel aufsteigt, die oft besonders klare Luft nach einem Regen nutzen, noch schnell einen Blick in den Himmel oder auf den Mond, oder einen majestätischen Planeten, bevor man zu Bett geht, - alles kein Problem, ein paar Handgriffe und ich bin startklar."


    Auch das klingt wunderbar!


    "Wollt Ihr Euren Vater unbedingt mit einem Komplettpaket zum Einstieg überraschen?"
    Soll eine Überraschung werden.


    "1. Wie tickt Dein Vater?"
    Handwerklich geschickt, aber eine Lösung von der Stange wäre ihm glaube ich lieber. Wohnt in einem kleinen Dorf mit "mittlerer" Lichtverschmutzung. Ich glaube nicht, dass er das Teleskop oft nach draußen tansportieren würde.



    "2. Zum Beobachtungsplatz im Haus: Hat das Zimmer nur Dach- oder auch Seitenfenster"
    Es gibt ein Seitenfenster mit Fensterbrett nach Süden, freier Blick auf den Himmel, darunter ein Fußpilzplatz.



    "3. Zur Montierung: Möchte Dein Vater einfach möglichst unkompliziert, frei und spontan mit niedriger Vergrößerung am Himmel spazierensehen, oder möchte er lieber mit höherer Vergrößerung und/oder bei automatisch nachgeführtem Teleskop beobachten, was zum Ausgleich der Erddrehung für Mond und Planeten sehr zu empfehlen ist?"


    Er möchte ab und zu mal im Vorbeigehen den Himmel beobachten. Den Blutmond hätte er z.B. gerne mit Teleskop gesehen. Stundenlange Suchen müssen glaube ich nicht sein. Er mag aber auch technische Spielereien, und eine elektrische Steuerung wäre schon cool. Wobei eine Montierung mit GoTo sicher auch was für später wäre. Was kostet eine mit GoTo?


    "Wenn man dagegen von Hand schiebt und peilt, sind Sternkarte und Rotlicht unabdingbar, sonst findet man wenig bzw. kann es nicht zuordnen."
    Für was braucht man ein Rotlicht?


    "4.Mit einem Refraktor ist das alles kein Problem, und obendrein kann man den auch für Tagbeachtung von Vögeln, sonstigen Tieren oder Flugzeugen gut einsetzen. Ich würde daher einen Refraktor mit 80 bis maximal ca. 120mm Öffnung empfehlen, bei dem der Tubus allerdings nicht allzu lang sein darf, wenn es nicht zu schwer und zu voluminös beim Schwenken werden soll. Also entwerder eine Kombination aus kurzem bis mittlerem Achromaten für Weitfeld plus einem Katadiopter für Planeten und Mond. Oder, wenn es unbedingt nur ein Gerät sein soll, ein visuell farbreiner ED-Apo - aber dann wird das Budget nicht für mehr als 80mm reichen. Interessant wäre vielleicht eines der neuen Lanthan-Doubletts, die man teils für weniger als 500 bekommt. Es sei denn auch Gebrauchtkauf käme infrage, da kann man z.B. einen bekannt guten und relativ leichten Skywatcher ED 100/900 durchaus schon mal für 400 finden."


    Vielen Dank für deine Ausführungen, aber kannst du mir auch direkt eines empfehlen?
    Das GoTo-Zeug klingt ja schon sehr cool.
    Was ist denn z.B. hiervon zu halten:
    Skywatcher Teleskop AC 102/500 StarTravel AZ-GTe GoTo WiFi
    Oder: passt ein Skywatcher 120/600 auf eine AZ-GTe? Das Gerät scheint es nur mit AZ-3 zu geben.


    Viele Grüße
    Friedrich

  • Hallo Friedrich,


    Du möchtest Deinen Vater gerne zwangsbeglücken, das kann ich verstehen. Aber, wenn ich das richtig einschätze, kennst Du Dich noch nicht gut aus, und Du möchtest oder kannst auch nicht allzu viel Zeit investieren, um das für ihn am besten geeignete Teleskop zu finden. Der Besuch einer Sternwarte ist Dir vermutlich zu aufwendig. Die spezielle Beobachtungssituation aus dem Fenster kommt dazu. Unter diesen Bedinungen würde ich mich an Deiner Stelle nicht blindlings auf Empfehlungen anderer verlassen. Du solltest möglichst nichts kaufen, was nicht wenigstens Du selber vorher mal angeschaut oder vorgeführt bekommen hast und vor allem nichts, was Dein Vater nicht gegebenenfalls zurückgeben oder umtauschen könnte. Auf die Regel vom geschenkten Gaul, dem man nicht ins Maul sieht, sollte man hier nicht setzen, sonst läuft man Gefahr, dass er nachher nur nutzlos rumsteht.


    Du hast hier die Empfehlung bekommen, es mit einem kompakten azimutal montierten Refraktor vom Kaliber 80-120 mm zu versuchen. Diese haben in der Bauweise als einfachere Achromaten einen Farbfehler, der bei höheren Vergößerungen stört, bei niedrigen aber nicht und der mit größerer Teleskopöffnung zunimmt. Die Bauweise als (weitgehend) farbfreier (ED-)Apo ist dagegen teurer. Damit im Hinterkopf und mit einem Zollstock in der Tasche, sowie den Maßen des Fensters auf einem Zettel (auch die Höhe über dem Boden und die Tiefe von der Fernstbank außen bis innen zur Standfläche notieren) würde ich zu einem Händler gehen. Das Fernrohrland in Fellbach ist eine gute Adresse in Deiner Nähe. Wenn möglich vorher einen Termin abmachen, der idealerweise nicht gerade am Samstag liegt, wenn alles voll ist, sondern der eine ruhige ausführliche Demonstration und Beratung erlaubt.


    Dann könntest Du aus eigener Anschauung z.B. beurteilen, inwieweit z.B. der Farbfehler bei höherer Vergrößerung an einem Achromaten stört oder in Kauf genommen werden kann, oder ob bei einer azimutalen manuellen Monti Feintriebe zum Nachführen nötig sind oder nicht, und wie stabil und schwer sie sein sollte, um das Teleskop bei starker Vergrößerung nicht zu stark zittern zu lassen. Auch die erwartete Anfaß- und Fertigungsqualität spielt ja eine Rolle. Das alles sind jedoch Dinge, deren Notwendigkeit jeder subjektiv verschieden bewertet. Nicht zuletzt wird auch das wichtige Einblickverhalten in Okulare je nach eigener Physiognomie sehr verschieden beurteilt. Darüber zu reden oder zu schreiben ist das eine, aber sich davon selbst einen Eindruck zu verschaffen, wovon hier die Rede ist, ist etwas ganz anderes.


    Du kennst Deinen Vater am besten, und wenn Du ihn schon nicht dabei haben willst - was ich nachdrücklich trotzdem nochmal empfehlen würde ;) - dann bist Du m.E. am besten beraten, Dich bei einem einigermaßen gut sortierten Händler umzuschauen und dort auch zu kaufen, statt irgendwo auf's Geratewohl zu bestellen. Manchmal hat ein Händler zufällig auch günstige Retour- oder neuwertige Gebrauchtangebote im Laden, die gut geeignet sind. Wenn auch so ein Besuch Dich zuviel Zeit kostet, käme alternativ vielleicht eine Video-Beratung in Frage, wie sie z.B. die Firma "Teleskop-Spezialisten" anbietet, auch dort ist man in guten Händen.


    Schließlich fragst Du nochmal nach konkreten Geräte-Empfehlungen. Eine Reihe von Gerätschaften wurde ja schon konkret genannt. Geräte empfehlen, die ich nicht selber kenne, mag ich nicht. Ich kann Dich aber gerne noch auf zwei ED-Apo-Refraktoren hinweisen, die ich zwar nicht kenne, deren Papierform mir aber interessant scheint. Du solltest mit solchen Hinweisen jedoch kritisch umgehen, Papier, oder heute der Bildschirm, ist geduldig...:


    https://www.teleskop-spezialis…P-Okularauszug::1264.html


    https://www.teleskop-spezialis…-2-5-R-P-Auszug::489.html


    Bei beiden hält sich der Farbfehler visuell vermutlich in Grenzen und beide sollten z.B. von der weiter oben genannten kleinen AZT6 mit Ausgleichsgewicht auf einem kleinen aber stabilen Stativ getragen werden. Wobei der mit 100mm Öffnung vielleicht gerade noch in Dein Budget passen könnte, vorausgesetzt das Zubehör (Okulare, Zenitspiegel oder -prisma, Peilsucher, evt. Koffer/Tasche) wird nicht zu teuer. Evt. kann sich Dein Vater beim Zubehör anfangs auch einschränken - es kommen ja noch Geburtstage und andere Gelegenheiten. Manche Händler lassen auch über eine Rabatt von ca. 10% mit sich reden, oder machen gleich einen guten Paketpreis. Das ist dann Verhandlungssache.


    Viel Glück und Spass beim Recherchieren und selber Ausprobieren!
    Mathias

  • Guten Morgen Friedrich,


    wenn Du dann offensichtlich neu kaufen möchtest ... okay.


    Ich sehe, Du wohnst in Stuttgart (wie ich auch) ... dann kann ich Dir - zur Anschau - und natürlich auch (so das Richtige dabei ist, zum Kaufen) des Gerätes das Geschäft Fernrohland (im Gebäude von Photo-Universal) https://www.fernrohrland-online.de/ in Fellbach (Max-Planck-Strasse) empfehlen. Hier kannst Du die Geräte vor Ort ansehen, wirst nett beraten und hast - so es Probleme gibt - sicher auch einen Ansprechpartner. Wenn ich es richtig interpretiere, wohnst Du in Sillenbuch - das sind Luftlinie ca. 8km dorthin. Denn beim "stumpfen" via Netz bestellen ist man dem Versandhändler doch mehr oder weniger auf Gedeih und Verderb "ausgeliefert" (was nun nicht heissen soll, dass die Versandhändler da Schmuh treiben!) als - da hast Du das Glück - beim Händler quasi um die Ecke zu wohnen. Hier kann man dann doch mal eben schneller vorbeifahren wegen Beratung und ggf. Problemklärung.


    Grüße Hannes

  • Hallo zusammen,
    also, wie häufig empfohlen, war ich heute beim Fernrohrland :)
    Auch der hat mir im Grunde ähnliches gesagt wie ihr schon alle. Er empfiehlt keine Brennweiten &lt;100cm, da sei der Farbfehler zu groß, wie seht ihr das? Vom Schwenken her fände ich das "aus dem Fenster raus" aber ja eher unpraktisch, wie auch Mathias schon geschrieben hat...
    z.B. wurde mir ans Herz gelegt: https://www.fernrohrland-onlin…search&searchparam=810325
    oder das hier: https://www.fernrohrland-onlin…search&searchparam=510233
    Nun sehe ich, die EQ-5 ist ja eine parallaktische Montierung, was im Dachgeschoss ja unpraktisch ist. Das Bresser sitzt auch auf einer parallaktischen Montierung. Sind die Refraktoren von 1m Länge einfach zu wuchtig für azimuthale Montierungen?


    Und je mehr ich drüber nachdenke lande ich dann doch beim ED80 oder TS ED102, farbreiner als Achromaten, und kürzer / kompakter. Muss ja auch irgendwie in seinen Rückzugsort "passen".


    letzte Fragen...: Mondfilter ja/nein? Was für Okulare (sind ja nicht immer dabei)?


    Gruß
    Friedrich

  • Hallo Friedrich,


    schade, dass bei dem Besuch nicht so viel herumkam. Vermutlich sind die auf Fensterbeobachtung nicht eingestellt - keine Ahnung woran das liegt ;-). Die empfohlenen Geräte haben als achromatische Refraktoren zwar fraglos ein ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis, sind m.E. jedoch für diesen Verwendungszweck ungeeignet, weil viel zu sperrig und unhandlich, wie Du ja auch schon bemerkt hast.


    Ich wiederhole mich, auch wenn es sehr verschieden große Fenster gibt: eine voluminöse ausladende Montierung ist im Fenster nach meiner Erfahrung ebenso hinderlich wie ein zu großer Tubus. Es geht beengt zu, schnell stößt man irgendwo an, also sollte alles so kompakt und leicht wie gerade noch möglich bzw. nötig sein. Damit man den zugänglichen Himmelausschnitt vergrößert, und die bildverschlechternde Thermik bei zu großem Temperaturunterschied nach draußen mit Vorhängen reduzieren kann, sollte man das Teleskop azimutal montiert ins Fenster stellen. Der Drehpunkt der Monti sollte dazu so weit Richtung auswärts stehen wie möglich. D.h. so, dass das Teleskop einerseits noch stabil steht und man es beim Hantieren nicht wortwörtlich versehentlich zum Fenster hinauswirft, aber andererseits auch in "Querlage" zur Hauswand noch das Okular erreicht werden kann, ohne dass man sich zu weit aus dem Fenster lehnen muss.


    Außerdem muß er so hoch liegen, dass man möglichst nahe bis an den Zenit schwenken kann ohne dass das Okular dann zu tief steht und ohne dass der Tubus an einem Bein anschlägt, aber wiederum nicht so hoch, dass es bei den beengten Platzverhältnissen zu kippelig wird. Das Stativ sollte deshalb relativ kurze Beine haben, die man aber für mehr Standfestigkeit weit genug abspreizen können mußs, so dass möglichst zwei davon außen auf dem Fensterbrett zu stehen kommen, ein variabler Beinanschlag hilft. Ich hatte zuerst an ein stabiles Holz-Ministativ gedacht, da das aber nicht die nötige Höhe mitbrachte, habe ich ein zu diesem baugleiches genommen:


    https://www.teleskop-express.d…e-145-mm-bis-1670-mm.html


    Den kompakten und leichten, aber genügend stabilen Montierungskopf den ich gerne verwende, hatte ich schon genannt. Weil mir der angebotene Gewichtsausgleich per Stange zu ausladend und teuer war, habe ich ein ca 2,2kg schweres Ausgleichsgewicht besorgt, dass ich mit einer M12x85mm Schraube direkt an das Friktionsstellrad anschraube. Das höhere Gewicht bei vorteilhaft kurzem Hebel drückt zwar die mögliche Zuladung, diese ist aber mit ca. 5,7kg noch hoch genug für einen rund 4kg schweren Refraktor plus Zubehör. Wichtig ist, das ganze in der Prismenklemme gut auszutarieren, damit man das Teleskop mit einem Finger dorthin schieben kann wohin man möchte, und es dann da stehenbleibt. Dabei muß man natürlich sehr gut aufpassen, dass man bei gelösten Klemmen und Okularwechsel etc. stets überlegt vorgeht, und die sichere Handhabung üben, damit das Teleskop nicht irgendwann aus dem Gleichgewicht gerät und schlagartig abkippt und irgendjemandem weiter unten womöglich dann vor die Füße oder sonst wohin fällt...


    Bei den Okularen würde ich zunächst auf 2" verzichten, das kann man später immer noch machen und mich mit mit 2 oder 3 Stück mit ca. 60° subjektivem Sehfeld bescheiden, plus einer Barlow.(z.B. Baader Q-Turret). Nötig ist in jedem Fall ein Übersichtsokular, bei 1,25" mit maximaler Feldblende, d.h. irgendwas die ca 25mm Brennwweite. Dazu kombiniert man entweder ein 8-24mm Zoom (Baader ist gut, aber etwas teurer, eines von Seben/Celestron/Meade optisch minimal schwächer, aber viel günstiger) oder stattdessen zwei weitere Festbrennweiten. Z.B. 7-8mm plus 11-13mm, halt so ausgewählt, dass sich eine gute Staffelung mit der Barlow ergibt, die man serienmäßig mit 1,3x bzw. 2,25x verkürzender Wirkung betreiben kann.


    Gruß,
    Mathias

  • Hallo Friedrich,



    gerade bei Beobachtungen von schrägen Dachfenster und auch normalem Fenster eignen sich diese kleinen Maksutovs besser, als ein Newton der zu weit von Fenster wegstehen muss, um noch gut an den Einblick zu kommen!
    Sie zeigen so gute Sternabbildungen wie ein langer 90mm Refraktor und sogar besser als ein kurzer 120mm FH und das Farbrein!
    Die guten langen Refraktoren belasten aber die Stabilität der Montierungen oft schon erheblich bis an die Grenze!


    Das Argument mit dem zu kleinem Bildfeld wird überbewertet, da nur wenige Objekte damit nicht Ganzflächig gesehen werden können!
    Und die konnte ich mit einem 0,5 Reducer und und 32mm Plössl voll zu überblicken
    so z.B. die Plejaden oder M31 ; M32; und NGC 205 war in mondloser Nacht, mit der Hand nachgeführten 100/1000mm Russentonne auf New- Polaris &gt; EQ 3-2, an NGC 205 war das nach innen hellere werdende Zentrum und defuse Oval außen einwandfrei zuerkennen!




    Maksutovs, sind an Mond; Planeten und besonders Kugelsternhaufen damit wegen der sehr feinen Sternpunkte vor sehr dunklem Hintergrund sehrgut und sogar bessere als im 114/900mm Newton zu beobachten!


    Davon werden immer wieder viele, die sch Vergrößern wollen, mit Lob über die Optik gebraucht angeboten!


    https://www.ebay-kleinanzeigen…-jahre/986519934-187-3535


    https://www.ebay-kleinanzeigen…o-neu-/986520311-187-4843


    https://www.ebay-kleinanzeigen…00-mm-/949176049-245-9195 &lt; ist mit Helikalauszug als Okularhalter direkt im Zenitspiegel sehr feinfühlig fokussierbar, und zeigte bei meinem Test für ein Reise - Teleskop gegenüber dem C90 und dem 105mm MAK von Meade die bessere Sternbilder bis zum Rand!


    hier ein Beobachtungsbericht dazu
    &gt; http://www.g2-astronomie.de/phpbb2/viewtopic.php?t=16 &lt;
    &gt; http://www.g2-astronomie.de/phpbb2/viewtopic.php?p=50#50 &lt;

    Diese MAKs sind mit einer NEW EQ3 Montierung, die man später noch bis zum Goto ausbauen kann, auch ausreichend stabil montiert, was mit einer Selbstbau - Säule aus
    Holz, auch noch Platzsparender und näher zum Fester, verbessert werden kann!


    Auch eine gute AZ - Montierung wäre denkbar hat aber keine so weitreichenden Ausbaumölichkeiten!

    Gruß Günter


    GSO 12"+ 8" Skywatcher Dobson, Celestron 8" Schmidtkamera; C8 Orange + 5,5" Comet-Catcher; MAK 100/1000 + 127/1500; ED 80 PRO,

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