Saturn mit Newton 14" La Palma 2018

  • Hallo Planetenfreunde,
    bin wegen schlechten Wetter gerade dazu gekommen, die ersten Saturnfilme aus Reise zusammen mit Torsten Hansen nach La Palma 25.07. bis 08.08.2018 ernsthaft zu bearbeiten.
    Hier Erstlingswerke von der ersten Nacht am Kraterrand des Roque de los Muchachos nahe dem Mirador de los Andenes bei teilweise excellentem seeing 9/10.



    Saturn 28.07.2018 UT 22:37 RGB (37° über Horizont auf La Palma)
    Newton 348/1580mm verlängert auf 6100 mm mit 3x Barlow
    Montierung EQ8 und Stativ gemietet von Athos
    ASI 290MM USB 3.0 s/w
    Baader RGB Filter
    Belichtungszeit Blaukanal 1/50 sec wegen schlechter Durchsicht und langer Brennweite
    Bearbeitung AutoStakkert3, winjupos, fitswork
    eher harte Schärfung, um Stürme und Hexagon zur Geltung zu bringen.


    In R und IR-lastigen Bildern sieht man Hexagon und Ministürme noch besser. Die meisten Bilder mit größeren Teleskopen sind L(R+IR)-Bilder. Das geht mit 14" auch, ist aber mit kleineren Teleskopen bei gutem seeing nicht zu empfehlen. Die Auflösung ist im IR schlechter (dafür das seeing besser).



    Saturn 28.07.2018 UT 22:28 L(R)-RGB (rotlastig)


    Erstaunlicherweise war das seeing um diese Uhrzeit so gut, dass die Blaukanäle kleinere Details zeigen als Rot- und insbesondere IR Kanäle. Aufgrund der guten Blaukanäle bringe ich hier ein L(B)-RGB, also einen eingefärbten Blaukanal. Insbesondere an den Ringen zeigt das Bild schöne Details. Sturm ist damit auch sehr sauber abgebildet. Hexagon fehlt, da im Blaukanal nicht sichtbar.



    Saturn 28.07.2018 UT 22:47 L(B)-RGB (blaulastig)


    Bei der visuellen Beobachtung mit 580x war Encke so sichtbar wie einige Tage später Cassini im 90 mm Refraktor bei schlechtem seeing.... [:p]. Die Farben hab ich anders in Erinnerung als hier in den Bildern gezeigt. Die Bänder waren sehr deutlich, Sturm und Hexagon dagegen visuell nicht sichtbar. Visuell war das mein "best Saturn ever", obwohl ich bei höherem Planetenstand mit 14" auch von meinen Standorten gut beobachten konnte u.a. den Sturm vom März 2011.


    Werde mich weiter durch die Datenberge fressen und hoffe, dass auch Torsten hier noch was zeigt. Er hat auch mit seiner Farbkamera aufgenommen. Ausarbeitung Farbkamera überlasse ich Ihm, da meine letzten Farbausarbeitungen nun doch schon fast 10 Jahre zurückliegen, damals noch mit DBK.




    N1:
    Bild vom Folgetag 29.07.2018 bei schlechterem seeing 6...7/10, deshalb kürzerer Brennweite und in Folge deutlich kürzerer Belichtungszeit:



    Saturn 29.07.2018 UT 22:37 RGB
    Newton 348/1580mm verlängert auf 4200 mm mit 2x Clave Barlow
    Belichtungszeiten um die 1/100sec


    N2:
    Bilder vom weiteren Folgetag 30.08.2018 bei besserem, aber nicht optimalem seeing 7...8/10:



    Saturn 30.07.2018 UT 23:24 RGB
    Newton 348/1580mm verlängert auf 6200 mm mit 3x Barlow
    Belichtungszeiten um die 1/50sec



    Saturn 30.07.2018 UT 23:26 L(R)-RGB


    N3: am 01.08.2018 ging es weiter bei sehr gutem seeing 8/10, Aufnahmedaten ähnlich Vortag:



    Saturn 01.08.2018 UT 23:51 L(R)-RGB


    N4: Bild vom 03.08.2018 ergänzt



    Saturn mit Sturm 03.08.2018 UT 22:24 L(R)RGB
    schlechteres seeing 6..7/10, Bild durch starke Selektion und Verwendung vieler Einzelfilme brauchbar



    Grüße,
    Robert

  • Hallo Robert,


    Schaut toll aus der Ringplanet [8D].
    Die Ringe sind sehr fein aufgelöst. Da hattet ihr wohl sehr gutes Seeing.
    Laut Adam Riese ist 1580mm * 3 = 4740mm [:D]

  • Hallo Roger,
    Adam Riese versagt hier[;)]. Die 2x (Clave) und die 3x Barlow (Televue) sind altmodische Zweilinser mit langer negativer Brennweite und lassen sich durch größeren Abstand vom Chip bis 4,5x verlängern.In unserem Aufbau befand sich Barlowelement im Okularauszug, dann kommt Filterrad und dann noch etliche Verlängerungshülsen M42. Brennweite läßt sich damit sowohl durch Verschieben des Barlowelements im OAZ als auch durch Beifügen weiterer M42 Hülsen verlängern.


    In den Bilder vom 28.07.2018 hatte Saturnscheibe 185 Pixel auf Chip entsprechend 6100 mm Brennweite bei 18,1" Durchmesser. Diese lange Brennweite war eigentlich für Mars vorgesehen, wo Licht weniger eine Rolle spielt. Da kommt man auch mit Überbrennweite auf < 1ms (1/1000sec) und das ist o.k. zum Einfrieren der Luftruhe - noch kürzere Belichtungszeit bringt nichts, da auch USB auf 660 fps eingeschränkt ist.


    Bei Saturn macht kürzere Brennweite Sinn, f15 (5200mm) würde ich als optimal einschätzen für die ASI290MM. Zuhause hat sich 4200 mm gut bewährt bei schlechterem seeing, um auf kurze Belichtungszeit zu kommen. Die Abbildung der Planetenscheibe hat dann 125 Pixel, Abbildung von Encke wird schwierig.


    Bild vom Folgetag bei schlechterem seeing, deshalb kürzerer Brennweite und in Folge halb so langer Belichtungszeit:



    Saturn 29.07.2018 UT 22:37 RGB (37° über Horizont auf La Palma)
    Newton 348/1580mm verlängert auf 4200 mm mit 2x Clave Barlow
    Belichtungszeiten um die 1/100sec


    Ergebnis etwas schlechter, aber auch noch o.k..


    LG
    Robert

  • Hallo Thomas,
    ja, La Palma hat sich gelohnt, obwohl dort die Planeten auch nicht extrem hoch am Himmel standen und unter 30° dann auch seeing deutlich schlechter wurde. Dein 20" hätte da sicher nochmal was gebracht[:p]. Du warst aber auch auswärts?


    LG
    Robert

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: RobertR</i>
    Ergebnis etwas schlechter, aber auch noch o.k..<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich muss mal mein erstes Buch raus suchen über Astronomie aus ca. 1975.
    Da waren Jupiter und Saturnbilder drin aufgenommen mit einem 6m Teleskop analog.


    Die waren nicht ansatzweise so gut [:D]

  • Hallo Robert,
    Glückwunsch zu Deinen sehr schönen Saturnbilder. Die sind echt klass [:)].
    Vor kurzem haben wir noch über die Encke Teilung diskutiert. Im 14" hast Du sie tatsächlich sehen können. Super, besonders bei dem tiefen Stand!
    Servus,
    Roland

  • Hallo Kollegen,
    am 28.07.2018 herrschte wirklich traumhaftes seeing, welches dann gegen Mitternacht zusammenbrach. Der 14" konnte am Saturn vollkommen ausgereizt werden, auch im Blaukanal. Besser geht es mit 14" Teleskop wohl kaum. Encke ist mit sehr gutem 14" dann auch kein wirkliches Thema (bei diesen extrem guten Bedingungen und 580x Vergrößerung).

    Die ersten Marsfilme waren auch noch sehr gut, die beste Zeit war die Saturnbeobachtung, die eigentlich nur nebenbei [;)] erfolgen sollte.


    Auch am 30.08.2018 waren Bedingungen wirklich nicht schlecht, wenn auch schlechter als am 28.07.2018. Zudem waren Bedingungen wechselhafter, so dass nicht genügend gutes Material für Decon Schärfung vorlag. Hab also zur konventienollen Giotto Mex Hat Schärfung gegriffen, was auch gut funktioniert:


    Bilder vom 30.07.2018 bei besserem, aber nicht optimalem seeing:



    Saturn 30.07.2018 UT 23:24 RGB
    Newton 348/1580mm verlängert auf 6200 mm mit 3x Barlow
    Belichtungszeiten um die 1/50sec
    Ausarbeitung mit AutoStakkert3, Giotto, winjupos, fitswork



    Saturn 30.07.2018 UT 23:26 L(R)-RGB


    Eindrucksvoller wieder die L(R)-RGB Sequenz, da Rotkanäle richtig gut.


    Grüße,
    Robert

  • Hallo Erwin,
    hab inzwischen alle Saturn-Filme mal grob durchgesehen. In der ersten Nacht am Berg hatten wir bei Saturn wohl glücklichen Kompromiss aus Höchststand und sehr, sehr gutem seeing. Wenig Wind erlaubte dazu entspannten Einblick im Okular, kleinen ROI bei Aufnahme und daraus entsprechend excellenten Filmergebnissen. Spätere Ergebnisse halten im Rotkanal mit. Blaukanäle vom 28.07. sind aber unschlagbar.


    Wenn man so was zum ersten Mal sieht, kann man nicht einschätzen, ob das am Standort Dauerzustand und normal ist. Zum Trost für alle: Solche Bedingungen sind wohl auch auf La Palma nicht Standard. Interessanter Weise haben die Profiastronomen diese Nacht als "Average Seeing" eingestuft - wohl weil das seeing in der zweiten Nachthälfte auf "normale" Werte abfiel.


    Die Nacht vom 01./02.07.2018, die bei Mars besser war, war bei Saturn in jedem Fall schlechter. Für Beifang[:o)] sind die Ergebnisse jedenfalls nicht zum Schämen[:I], an allen 4 brauchbaren Tagen.


    LG
    Robert

  • Hallo Robert,


    diese Aufnahmen sind sehr beeindruckend, Details wie von Raumsonden her bekannt.


    Sehr gut gefallen mir die Aufnahmen, bei denen es neben dem Schatten des Planeten auf dem Ring keine hellen Streifen gibt. Diese sind sicherlich nicht real und ein Nebenprodukt des Schärfens.


    Den C-Ring sieht man auf einigen Bildern recht gut, ich hätte angenommen, das er kontrastreicher ist.


    In den polnahen Regionen sieht man eine "Aufhellung". Diese finde ich sehr gut gelungen, zwischen dem 29. und 30. Juli hat sich auch nach fast 25 Stunden die Position merklich geändert geändert. In diesen hohen Breiten ist die Rotationszeit sicherlich nicht bekannt, so kann man auch keine Längen zuordnen.


    Meine teilweisen kritischen Bemerkungen sollen auf keinem Fall die erfolgreichen Bilder beeindrächtigen.

  • Hallo Robert,


    vielen Dank fuer die Saturnorgie [8D]! Gell es ist schon ein ueberraschendes Ereignis wenn mal der Blaukanal am besten wird. Kann mich erinnern dass ich 2009 beim Aufnehmen den Eindruck hatte, im Blaukanal die feinste Cassiniteilung erkennen zu koennen - im stack war das dann natuerlich nicht mehr so. Anyway, macht einfach nur Riesenfreude mit so gutem Aufnahmematerial arbeiten zu duerfen.


    Ein Tip: Optimieren kannst wohl nur noch, indem Ring und Planet separat bearbeitest. Die brauchen einfach unterschiedliche Schaerfung ...


    Nachtrag:
    &gt; Vor kurzem haben wir noch über die Encke Teilung diskutiert. Im 14" hast Du sie tatsächlich sehen können.


    Encke-Teilung kann schon bei besten Bedingungen (und hohem Stand) ab ca. 400x mit 8" ausgemacht werden!


    Viele Gruesse
    Jan

  • Hallo Karl-Heinz,
    gerechtfertigte Kritik ist immer willkommen, jedenfalls bei mir! Kritik ermöglicht Optimierung und nur darin liegt Fortschritt. Was ich hier zeigen darf, hätte ich vor 30 Jahren mit bezahlbarer Ausrüstung für nicht möglich gehalten. Die Zukunft wird sicher noch bessere Ergebnisse erlauben, da bin ich optimistisch! Werde ich ständig dazulernen dürfen.


    Den C-Ring hab ich nicht durch Histogramm Manipulation abgeschnitten oder verändert. Der ist auf den Bildern relativ blau und zeigt Strukturen, die auch auf Bildern von Chilescope zu sehen sind. Selbstverständlich kann man den C-Ring im Histogramm "frisieren". Du hast allerdings recht, er scheint schwach. Ich hab den C-Ring von den Alpen heraus auch schon deutlicher aufgenommen. Eventuell hat das mit dem hellen Mond zu tun oder auch mit der eher staubigen Atmosphäre an den Beobachtungstagen. Einen klaren Horizont hatten wir auf La Palma nie. Da bin ich aus den Alpen anderes gewöhnt [8D].


    Bezüglich der Lage der kleineren Stürme in Äquatornähe und dem größeren polnahen Gebiet muss ich erst mit winjupos herausfahren, was da Sache ist - soweit bin ich noch nicht. Bin mal froh, dass ich wohl nun die besten Tage und Filmabschnitte bearbeitet habe und ein Gefühl dafür entwickelt habe, wie ich in etwa bearbeiten muss.


    Die Ringe sind überschärft in den Aufnahmen oben, da gibt es keine Diskussion. Leider hat wohl Jan recht, dass man eigentlich Ringe anders Schärfen muss als Scheibe. Das ist dann klarer Fall für Photoshop und dort wohl gut machbar. Da muss Torsten ran [:I]. Ich hab selbst schon eine völlig ungeschärfte Version aus wenigen Bildern für mich erzeugt, die auch schon Encke zeigt... Allerdings hat die Anwendung von AutoStakkert3 auch schon deutliche schärfende Wirkung.


    Hier mal zwei Vorschläge zum selben Bild:



    Saturn 01.08.2018 UT 23:51 L(R)-RGB (weich geschärft)



    Saturn 01.08.2018 UT 23:51 L(R)-RGB (hart geschärft)


    LG
    Robert

  • Hallo Robert,
    für mich schaut das weich geschärfte Saturnbild auch noch schöner aus.
    Traumhaft! Mehr würd ich auch auf der Saturnkugel nicht schärfen. Man kann alle Details erkennen und es schaut natürlich aus.
    Servus,
    Roland


    Nachtrag:
    Ich hab grad bei der Nasa gespickt. Die haben bei ihren neuesten Hubble Space Teleskopaunahmen die Saturnkugel auch dezent geschärft. Die Kontraste wirken auch da natürlich:
    https://www.nasa.gov/sites/def…-h-p1829b-m-2000x1230.png
    Komischerweise ist da der C Ring sehr prominent. Bei meinen Aufnahmen ist der C Ring auch nur schwach zu sehen. Vermutlich macht die Erdatmospäre den Unterschied.

  • Ich hab schon noch Ideen, wie ich optimieren könnte. Aber wartet mal ab, was Torsten daraus macht[:)]. Was in dem Material steckt, konnte ich ja vorab zeigen. Für ein Spitzenbild gehört das nun künstlerisch ausgewogen dargestellt, da hab ich meine Schwächen[B)] und zudem kein Photoshop...


    LG
    Robert

  • Hallo Jan,
    das mag sein, dass es schon ab etwa 8" möglich ist. Allerdings scheiden sich da die Geister. Herr Encke hatte damals einen 9,4" Refraktor.
    Dazu in der Wikipedia:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Rings_of_Saturn#Encke_Gap
    Die Englische Wiki geht davon aus, dass erstder Herr Keeler mit deutlich mehr Öffnung diese "Encker Lücke" also Encker Teilung sehe konnte.
    In der Deutschen Wiki hat es der Herr Encke gesehen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Encke-Teilung


    Es ist die Frage ob Du in 8" die Engeteilung neben dem Enckeminimum sehen kannst, alsi beide dunklen Linien. Auszuschließen ist es nicht, auch wenn die Auflösung von 8" schon grenzwertig ist.
    Hier Aufnahmen mit meinem 6"
    https://www.astrobin.com/191783/?nc=user
    Das scheint das Enckeminimum zu sein.
    Auf
    https://www.astrobin.com/200567/?nc=user
    wirkt die Linie weiter außen. Ich vermute aber, dass da beide Linien zusammenfallen. Und je nachdem wirkt es weiter außen oder weiter innen. Der 6" kann nach meinen Tests die letzten Jahren nicht zwischen Enckeminimum und Encketeilung getrennt auflösen. Einen ganz hohen Stand hab ich noch nicht erwischt.
    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland,


    ja da geb ich Dir recht, da muss man genau beschreiben was man gesehen hat. Robert und ich haben uns auch schon darueber unterhalten, was in den stacks vielleicht wirklich Encke (die Teilung und nicht das Minimum) oder eher ein Schaerfungsartefakt ist. Visuell war das aber was ganz anderes, das kann nur die Teilung gewesen sein. Uebrigens war ich nicht alleine, wir waren zu dritt und jeder konnte die Sichtung bestaetigen.


    Es ist zwar schon einige Jahre her, aber solche magischen Momente vergisst man nicht. Es war bereits nach 3 Uhr, Saturn stand relativ hoch und die lokalen Winde hatten sich komplett beruhigt. Der 8" f8.5-Newton mit perfektem Spiegel und 18% Obstruktion war zu dieser Zeit natuerlich bestens temperiert.


    Weil ich Encke bereits ein paar Naechte zuvor schon mal sehen konnte, wollte ich das den anwesenden zwei Kollegen zeigen. Et voila, bei 400x war sie wieder da! Und zwar als feine dunkle Linie schoen nahe der Ringkante, wo sie damals Raumsonden-Aufnahmen zeigten und die Verarbeitungen von Robert natuerlich auch.


    Sehr schoen zu sehen war auch das feine Flimmern der hoeheren Atmosphaerenschichten. Wir probierten dann mit 300x und konnten sie nicht mehr ausmachen. Bei gegen 500x fiel der Kontrast zusammen weil der Ring zu dunkel wurde. Das war nun wirklich eine Beobachtung an der Leistungsgrenze einer sehr guten 8"-Optik.


    Find ich toll, dass Robert und Torsten sich auch die Zeit fuer visuelles Beobachten genommen haben! Das habe ich leider zuwenig gemacht bei meinem letzten Besuch auf La Palma ... Gratulation nochmal zu den hervorragenden Ergebnissen!


    Liebe Gruesse
    Jan

  • Grüß Dich Jan,
    es könnten auch Beugungseffekte oder eben tatsächlich die Encketeilung. Ausschließen möchte ich es nicht.
    Komisch ist dann allerdings warum die Englische Wiki vermutet, dass der Herr Encke mit seinem 9,4" Refraktor die Encketeilung nicht gesehen hat. Möglicherweise stinkt den "Amis" dass ein Deutscher mit einem kleineren Teleskop die Teilung schon lang vor dem Herrn Keeler gesehen hat ... ? ;)
    Wie auch immer. Es muss eine tolle Beobachtung gewesen sein und die vom Robert natürlich auch.
    Servus,
    Roland

  • Guten Morgen allerseits,
    die Darstellungen in der deutschen Wikipedia (Encke hat 1837 die Teilung entdeckt) und der wesentlich ausführlicheren englischen Version (Keeler hat sie 1888 entdeckt und zu Ehren von Encke nach diesem benannt) Wikipedia sind tatsächlich nicht auf einen Nenner zu bringen.
    Was Encke gesehen hat sollte man am besten der älteren originalen Literatur entnehmen können, nur auf die Schnelle ist im Netz nichts zu finden.
    In dem Buch "Diesterwegs populäre Himmelskunde und mathematische Geographie" habe ich in der 26. Auflage von 1941 erstmal nur das hier gesehen:



    Es ist unklar was man davon halten soll: Die "Trennung" oder "Bleistiftlinie" ist mittig im A-Ring eingezeichnet, wo die (echte) Encke-Teilung nicht hingehört. Diese liegt ja etwa 1/4 der Breite des A-Rings von dessen Außenkante entfernt. Wenn man die Cassini-Aufnahmen als Referenz heranzieht, ist in der Mitte des A-Rings aber auch kein ähnlich deutliches "Minimum" erkennbar, so daß es auch ein falsche Positionierung in der Zeichnung sein könnte.


    Von Keeler ist hier nichts ausgeführt, aber das muss nichts heißen. Der Text in der 26. Auflage ist gegenüber der 20. Auflage von 1904 nur unwesentlich geändert, und schon 1904 findet sich kein Hinweis auf Keeler.



    Gruss Lars

  • Hallo Lars und hallo Jan,
    ja, das ist ein schwieriges Thema. Auf den Bildern vom Robert sieht man meiner Meinung nach beide "Linien", das Enckeminimum und die Encketeilung. Das Enckeminimum ist sogar umlaufend erkennbar.
    Auf der Hubblespaceaufnahme sieht man, dass da keine echte Lücke ist, aber eine dunklere Zone.
    Jan, wie war das bei Deiner Sichtung der Encketeilung. Hast Du da beide "Linien" gesehen, also die Ecketeilung und das Enckeminimum?


    Bei der Saturnzeichnung fehlt mir auch das Enckeminimum oder eigentlich richtiger gesagt, fehlt außerhalb des Enckemminimums die Encketeilung.
    Ich vermute aber eher, dass der Zeichner nicht unbedingt der Beobachter war und daher diese Details fehlen.


    Hallo Robert,
    wie ist Deine Erfahrung. Du hast ja Newtons von 8" bis 13" und hast mit jedem Deiner Teleskope wubderschöne Aufnahmen und vermutlich auch Beobachtungen gemacht. Wie ist Deine Erfahrung mit der Encketeilung mit Bildbearbeitung und visuell mit den verschiedenen Öffnungen?
    Servus,
    Roland

  • Hallo Roland,


    bei dem Begriff "Encke-Minimum" ist mir bis heute nicht klar, was damit genau gemeint sein soll.
    Wenn ich mich an frühere Diskussionen dazu erinnere meinte ich das so verstanden zu haben, daß man damit bei visuelle Beobachtung die Sichtung der Encke-Teilung meinte, weil eben klar ist, daß eine echte "Auflösung" der 0,05" breiten Teilung mit 8 oder 10 Zoll Öffnung nicht möglich ist. Daß trotzdem ein Helligkeitsminimum sichtbar ist wird ja allgemein akzeptiert. Wir wissen auch von der Cassini-Teilung, daß ein 63mm-Refraktor eine dunkle "Linie" zeigt, obwohl ein echter schwarzer Zwischenraum im Ring von 1" Breite von diesem Gerät nicht abgebildet werden kann, sondern nur eben ein Minimum im Helligkeitsverlauf.
    Die Hubble- und Cassini-Aufnahmen wiederum zeigen in der Mitte des A-Rings durchaus einen dezenten Helligkeitsabfall, aber kein ausgeprägtes Minimum im Sinne eines "Einbruchs" der Helligkeit, die Helligkeit nimmt im Abstandsverlauf eher stetig ab und wieder zu. Bei der Bildbearbeitung besteht natürlich immer die Gefahr, daß die subtilen Kontraste bzw. Helligkeitsverläufe durch die Schärfung stark überhöht werden und Details vortäuschen.


    Das beste Beispiel sind die beiden Varianten die Robert weiter oben dankenswerterweise eingestellt hat (11.09., 20:04 Uhr):
    In der stärker geschärften Version hat der Schatten der Kugel auf dem Ring links einen hellen Saum, der nicht real sein kann und es nicht ist - siehe die schwächer geschärfte Version. Der Detailvergleich beider Bilder zeigt sehr schön, wie sich die Helligkeitsverteilungen mit dem Schärfungsgrad verändern, z.B. die Außenkante des B-Rings wird übertrieben hell. Auch wird die Encke-Teilung bzw. das sie repäsentierende Helligkeitsminimum zu breit - sie hat doch real nur 1/20 der Breite der Cassini-Teilung.


    Von daher würde ich einen überdeutliches "Minimum" in der Mitte des A-Rings immer der Schärfung zuschreiben und nicht als wirklich abgebildetes Detail ansehen. Man erkennt auch an dem schwächer geschärften Bild von Robert, daß der Helligkeitsabfall in der Mitte des A-Rings viel geringer ist als die Encke-Teilung selbst.


    Bei der Zeichnung oben spricht die Darstellung und Beschreibung als Linie schon dafür, daß es die echte Encke-Teilung ist und nur die Lage im Ring ungenau wiedergegeben ist.
    Es wäre schön, dazu einen originalen Bericht von Encke zu lesen. Vielleicht kennt jemand eine Quelle ?


    Gruß Lars

  • Hallo Lars,
    ein dünnes Haar mitten auf weißem Papier ist auch dann noch zu erkennen, wenn es unter der Auflösung des Auges breit ist.
    legt man das Haar aber am Rand des Blattes hin, so dass der Abstand unterhalb der Auflöungsgrenze ist, dann verschwindet das Haar. Mal man daneben einen dunkelgrauen Bereich hin, der vom Kontrast schwächer ist aber den nötigen Abstand hat, dann wird diese dunkelgraue oder graue Linie ähnlich dem Encheminimum sichtbar sein.
    So ist es meiner Ansicht nach auch mit der Encketeilung. Die Breite der Encketeilung ist nicht so sehr das Problem sie sehen zu können, sondern der Abstand zum Rand. Wenn der gut aufgelöst wird ist diese klarer zu sehen wie das Enckeminimum.
    So meine Erklärung. Übrigens hab ich meine Bilder bewußt so geschärft, dass sie in etwa dem visuellen Kontrast entsprechen.
    Nochmal zurück zu den Bildern. Wenn man die echte Enketeilung auf Robert seinen Bildern anschaut, dann kann diese nur in den äßeren Bereichen links und rechts aufgelöst werden. Weiter innen reicht die Auflösung nicht auf und da ist wieder nur das Enckeminimum zu sehen, das umlaufend sichtbar ist. Das passt zu meiner Theorie.
    Servus,
    Roland

  • Hallo,


    wenn man nicht zu stark schärft, bekommt man Encketeilung resp. Encke-Minimum ja auch von Deutschland aus zu sehen (unten mit 28cm Öffnung). Dies ist übrigens unabhängig vom verwendeten Bildbearbeitungsprogramm! [;)]




    Ich war bisher davon ausgegangen, dass das Encke-Minimum eine photo- bzw. videobasierte, bildliche Darstellung der durch Beugung verbreiterten Encke-Teilung ist.


    Da die oben ziteirte amerikaniche Quelle aus dem cloudynights-Forum zwischen Encketeilung und -minimum unterscheiden muss, liegt nach meiner Einschätzung an der Überschärfung der Bilder. Ich vermute, dass der dunkle Bereich weiter Richtung Zentrum des A-Rings (in der cloudynights-Quelle als Encke-Minimum bezeichnet) durch einen Überschwingereffekt erzeugt wird ähnlich der Doppelkanten bei Mondkratern oder Planetenrand, etwa Mars. Das dieses Enckeminimum dann mal besser, mal schlechter definiert erscheint, könnte an der Qualität des Ausgangsmaterials liegen.



    Grüße
    Torsten

  • Hallo Leute,


    die Auflösung der Verwirrung findet sich in dieser schönen Arbeit, die eine Zeichnung von Encke aus dem Jahr 1837 wiedergibt:


    http://www.astrosurf.com/re/en…ision_saturn_2017_PRe.pdf


    Zitat:
    "In 1837 Johann Franz Encke, director of the Berlin observatory, using a 246 mm refractor observed a dark “minimum” of intensity on the northern face of ring A and obtained micrometre measures of its position (Figure 6).
    William Lassel and William Dawes (1843) observed the Encke minima with a 9-inch refractor and another division near the edge of ring A (Figure 7). Dawes described these observations:
    Having obtained a fine adjustment of the focus, I presently perceived the outer ring to be divided into two. This coincided with the impression Mr. Lassell had previously received (...) With 400x the secondary division was perceptible during occasional best views of the planet. occasionally, for several seconds together,I had by far the finest view of Saturn that I was ever favoured with. Theoutlineof the planet was very hard and sharply defined with power 450x and the primary (Cassini’s) division very black and steadily seen all round the southern side. When this was most satisfactorily observed, a dark line was pretty obvious on the outer ring. I was not only perfectly satisfied of its existence, but had time during the best views carefully to estimate its breadth, in comparison with that of the division ordinarily seen (...) It is certainly rather outside the middle of the outer ring, and is broadest at the major axis, being in this respect precisely similar to the primary division. It was equally visible at both ends of the ring. "


    Also ist das historische Encke-Minimum - von Encke selbst beobachtet - das Intensitätsminimum in der Mitte des A-Rings.
    Die Encke-Teilung dagegen wurde erstmals 1843 von Lassel und Dawes gesichtet.


    Gruß Lars


    PS: Habe mir gerade in Stellarium die Situation von 1837 angeschaut. Saturn war Anfang Mai in Opposition bei einer Deklination von -13,5 Grad. Das bedeutet, der gute Encke in Berlin hatte kaum Chancen, die später nach ihm benannte Teilung selbst zu entdecken....

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