Wie FLATS erstellen und mit SharpCap 3.1 benutzen?

  • Hallo Leuto,



    da ich vor kurzem eine ZWO ASI 294 MCP erworben habe und mir schon paar gute Bilder gelungen sind, ist mir aber bedingt durch den grossen Chip, die Vignettierung und auch das eine oder andere Staubkörnchen aufgefallen.


    Ich fotografiere mit 3 verschiedenen Takahashi Teleskopen (ohne MGEN, da ich bisher nur im EAA-Bereich fotografierte)


    FS 60 VB + 0,72 Reducer
    Epsilon 130 ED
    TOA 130 NS + 0,7 Reducer


    Für den Epsilon habe ich mir diese Woche im Teleskop-Shop in Linz die passende dimmbare Flatfieldbox gekauft


    Als Software verwende ich die nicht PRO-Version von SharpCap 3.1



    Ich konnte nur wenige Berichte im Netz finden, die das Erstellen von Flats erklären und keiner war mir schlüssig (wohl auch, weil alle in Englisch waren ;) )



    Meine Fragen:


    Wie erstellt man ein Flat?


    Wieviel Belichtungszeit bzw Gain benötige das Bild?


    Mache ich ein einzelnes Bild oder stacke ich auch hier ein Summenbild?


    Wie importiere ich das Flat-Bild in SharpCap 3.1, es scheint 2 Möglichkeiten zu geben


    1. Apply Flat unter Pre-Processing
    oder
    2. unter Capture - Capture Flat


    Das einzige was ich bisher weiss ist, dass man nach erstellen des Bildes, den Kamerarotator nicht mehr drehen darf


    Ich würde mich sehr auf eure Meinungen und Erfahrungen freuen


    lg


    Markus

  • Hallo Markus,


    gute Flats sind eigentlich noch sehr viel wichtiger als die Darks. Mit einer Flatfieldbox hast du aber schon die allerbesten Voraussetzungen.
    Flats machst du mit einer Belichtungszeit, dass das Histogramm etwa bei 40 - 50 Prozent steht (die "Spitzen" stehen also ungefähr in der Mitte des Histogramms). Genau wie bei den Lights und Darks machst du eine ganze Serie (so ungefähr 16 bis 32); diese werden beim Stacken mit DSS zu einem Masterflat verrechnet. Das Masterflat kannst du z.B. in Fitswork auch selbst erstellen.
    Äußerst wichtig ist beim Erstellen der Flats, daß die Kamera- und Fokusposition zwischen den Aufnahmen der Lights und der Flats unter keinen Umständen mehr verändert werden darf (schon geringste Änderungen wirken sich u.a. durch eine andere Vignettierung aus).


    Die zwei von dir erwähnten Funktionen in SC sind zwei ganz unterschiedliche Paar Schuhe:


    Apply Flat - Hier trägst du ein bereits vorhandenes Masterflat ein. Dieses wird dann automatisch vom erzeugten Light dividiert.


    Capture Flat dient der Aufnahme der Flats. Allerdings würde ich diese Funktion nicht nutzen, weil die erzeugten Flats nur temporär zwischengespeichert werden und im Ergebnis nur das Masterflat gespeichert wird. Das funktioniert dann bspw. mit DSS nicht, weil das Programm kein einzelnes Flat (oder auch Dark) akzeptiert.


    Gruß und CS


    Thomas

  • hallo thomas


    herzlichen dan, das klingt schon einleuchtend


    meine frage: wenn du schreibst: Äußerst wichtig ist beim Erstellen der Flats, daß die Kamera- und Fokusposition zwischen den Aufnahmen der Lights und der Flats unter keinen Umständen mehr verändert werden darf


    das ich den kamerarotator, also die kameraposition nicht mehr verdrehen darf wusst ich bereits, das mit dem fokus hatte ich nicht gewusst


    soll das heissen, dass ich vorher das zu fotografierende objekt scharf stelle und danach erst die dimmbare flatfieldbox auf den epsilon stecke und mit dieser fokuseinstellung die flats erstelle?


    lg


    markus


    p.s.: was bedeutet DSS?

  • Hallo Markus,


    wie Thomas schon schreibt, Kamera- und Fokusposition nicht verändern. Rangehensweise folgerichtig:
    Objekt fokussieren, Lights aufnehmen und am Ende der Session oder am nächsten Morgen die Flats machen.


    Hintergrund: durch das Flat soll einerseits die Vignettierung erfasst werden, aber auch Staubpartikel und die (leichten) Abweichungen in der Empfindlichkeit von Pixel zu Pixel (es gibt keine Kamera wo alle Pixel 100% gleich empfindlich sind) um diese Abweichungen dann aus dem Light herauszurechen. Damit das sauber gelingt, müssen die Bedingungen gleich wie bei der Aufnahme der lights sein in Bezug auf Position und Fokus.


    Wie lange die Flats belichtet werden müssen wurde ja schon geschrieben. Nimm etwa 20-30 (umso mehr so besser) Flats auf.
    Biasaufnahmen, wenn du nicht schon hast, brauchst du dann auch. Anschließend ein Masterbias erstellen (alle einzelnen Biasaufnahmen gemittelt) und das Masterbias von jedem Flatframe abziehen. Anschließend die biaskorrigierten Flatframes zu einem Masterflat mitteln. Klingt nach Arbeit :) machen aber alle gängigen Bearbeitungs- bzw. Astrokalibrierungsprogramme automatisch. Da musst du nur die richtigen Frames an der richtigen Stelle "rein kippen".


    Grüße,
    Alex

  • hallo alex,


    danke für deinen beitrag, schön langsam blicke ich durch, aber:


    wie erstelle ich eine biasaufnahme?


    und


    kann ich flat und bias und das zusammenbringen beider in fitswork4 erledigen?


    und da ich mit sharpcap 3.1 fotografiere, sollte ich die flats vorher machen, oder?


    da ich ja die flats in das bild importieren sollte (Apply Flat)?


    lg


    markus

  • Hi Markus,


    Bias-Frames erfassen das elektronische Grund- bzw, Ausleserauschen der Kamera, dass bei jeder Betätigung anfällt.


    Teleskop bzw. Kamera lichtdicht verschließen, wie bei einem Dark, die kürzestmögliche Belichtungszeit einstellen, welche die Kamera zulässt und 50-100 Bilder machen.
    Diese anschließend alle zusammen in Fitworks oder sonstigem Astroprogramm zu einem Masterdark verrechnen/mitteln.


    Das brauchst du nur einmal machen, da du das so gewonnene Masterbias wie aus (Master)darks wieder verwenden kannst, vorausgestzt alle anderen Kameraeinstellungen (Gain, Offset) sind gleich. Alternativ kannst du dir natürlich mehrere Masterbias und Masterdark anlegen für deine am häufigsten verwendeten Gain und Offset Einstellungen.


    Ich kenne deinen Kenntnisstand nicht, Hintergrund bei den ganzen "Übungen" ist halt immer möglichst viele Aufnahmen zu mitteln, damit unvermeidliche Ausreißer (Rauschen, etc.) weitestgehend herausgerechnet werden können bzw. nicht ins Gewicht fallen.


    Das gilt für Lights sowie für alle Kalibrierungsframes (Darks, Bias, Flats).


    SharpCap ist meiner Meinung/Kenntnis in erster Linie ein Planeten-Aufnahmeprogramm. Gut möglich das es sich auch für Deepsky einsetzten lässt (ich gehe mal davon aus, dass du auf Deepsky abzielst, deiner lichtstarken Gerätschaften wegen) :)


    Einfach "apply flat" geht vielleicht, ist aber in dem Sinne nicht richtig.


    "Normaler" Ablauf:
    - Lights aufnehmen, möglichst viele, möglichst lange (zwischendurch nachfokussieren, wenn nötig)
    - Flats aufnehmen


    dann geht's quasi zuhause weiter:
    - aus den schon irgendwann an einem verregneten Abend oder nachts im Keller (eine Kamera braucht keine Aufsicht) gewonnenen Darks und Bias-Aufnahmen jeweils ein Masterdark und Masterbias generieren
    - von den einzelnen Flats das Masterbias abziehen. Anschließend die biaskorrigierten Flats zu einem Masterflat verrechnen.


    Jetzt geht's an die Lights:
    - von jedem Light das Masterdark abziehen
    - von jedem darkkorrigerten Light das Masterflat dividieren


    jetzt sind die Lights erstmal alle kalibriert, also von den ungewünschten Signalen befreit (auf ein paar Dinge wie Dark-Skalierung gehe ich jetzt der Einfachheit halber nicht ein)

    jetzt die kalibrierten Lightframes per Sterne-Alignment zu einander ausrichten und dann die einzelnen Lightframes mit einander verrechnen sozusagen ein Masterlight daraus machen.


    Wenn das alles geklappt hat und du genügend lightframes verrechnet hast, hast du jetzt ein gutes lineares Bild als Basis zur Weiterbearbeitung.


    geht alles in Fitworks, wenn auch mit ein bisschen mehr manuellem Aufwand.
    Automatisierter ist DeepSkyStacker und einige andere Programme (CCDsoft, Nebulosity, etc.) und mein persönlicher Favorit Pixinsight (aber für den Einstieg nicht empfehlenswert).


    Jetzt braucht man natürlich nicht päpstlicher als der Papst zu sein.
    Man bekommt auch ohne die ganzen Kalibierungsframes ein durchaus ansehnliches Bild zustande.
    Bei deinen schnellen Optiken sind flats defintiv am wichtigsten.


    Der korrekte Weg ist halt oben genannter ob und wie muss jeder für sich selber wissen.
    Ich finde es halt persönlich im Ungleichgewicht, wenn man tausende Euro und wertvolle Zeit investiert um Lightframes aufzunehmen und es dann an ein paar mickrigen Darks, Flats und Bias scheitern lässt.

    Jedoch muss man dazusagen macht es teils z.B. bei einer ungekühlten Spiegelreflex wenig Sinn unterschiedlich temperierte Darks aufzunehmen, etc.


    Wie gesagt, muss jeder für sich wissen.


    Viel Erfolg jedenfalls,
    Alex

  • hallo alex


    entschuldige bitte meine späte antwort, ich war einige tage beruflich verhindert


    herzlichen dank für deine ausführliche beschreibung, damit habe ich genug lernstoff für das erarbeiten von bias und flats


    frage noch gleich dazu, ich fotografiere mit einer ZWO ASI 290 MM und einer ZWO ASI 294 MCP!


    zum erstellen des bias genügt das erstellen des fotos wie du es beschrieben hast mit aufgesetzten staubdeckel?


    das muss doch genügen (also am teleskop anbringen, wie beim flat erstellen notwendig, ist nicht notwendig)?


    mercimercimerci, ich bin schon gespannt wie es mir dabei geht und ob das verständnis dafür wächst ;)


    lg


    markus

  • Hallo Markus,


    ...da hast Du schon viel richtigen Input bekommen von den Vorrednern. Mal in Kürze, BIAS würde ich nicht separat aufnehen, denn die sind Bestandteil Deiner Darks. Voraussetzung, Du musst kühlen, und wenn die kühlst, dass Du die Darks in der selben Belichtungszeit, Gain und Temperatur aufnimmst wie die Lights und entsptrechend im Rahmen der Bildbearbeitung abziehst.


    Flats kannst Du mit SharpCap gewinnen, in dem Du einfach die Dämmerung nutzt und versuchst, mit Deiner angeflanschten Ausrüstung Sättigungen > 60 % zu erreichen. Wenn Du akribisch arbeitest, kann Du auch hier entsprechende Darks für die Flats anfertigen, das mache ich z.B. nicht.
    Alternativ hängst Du vor die Teleskopöffnung Deines Setups ein weisses T-Shirt, beleuchtest es nach Möglichkeit gleichmäßig, und belichtest mit Sättigungen > 60 % (als Daumenwert).

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