Mach 1 oder G11

  • Hallo Liebe Astrogemeinde,


    Ich plane für die zweite Jahreshälfte die Anschaffung einer neuen Montierung. Aktuell habe ich eine Sphinxs SXW von Vixen, von der ich upgraden will.


    Ich habe meine Auswahl auf die Mach 1 und die G11 eingeschränkt. Jetzt brauche ich Infos von Leuten die mit einer der beiden oder mit beiden schon gearbeitet haben.


    Auf der Montierung soll ein C11 und ein APO sein Dienst tun, visuell und fotografisch. Das ganze kommt permanent auf meine Gartensäule.


    Über Erfahrungsberichte zu den Unterschieden, Vor- und Nachteilen freue ich mich.


    Grüße
    Jan

  • Hallo Jan,


    die Mach1 hatte ich auch mal - geplant war sie als Upgrade zu meiner Zeiss PaMont2 (=AP600). War ganz happy, dass ich eine inkl. dem schönen Lunar-Lander Stativ gebraucht bekommen habe - noch dazu in top Zustand.


    Die Montierung ist vor allen Dingen eines: schön! :)
    (...und vermutlich auch genau aber da ich nur visuelle Ambitionen hatte habe ich das nicht getestet)


    So rein von der Ästhetik für mich einfach DIE Montierung - trotzdem war ich enttäuscht von dem Setup was aber vermutlich hauptsächlich am Stativ lag. Mit einem größeren Refraktor war das eine sehr wacklige Angelegenheit. Die schon vorhandene PaMont2 auf stabilem Losmandy Stativ war da um einiges stabiler - was sich in ca. der halben Ausschwingdauer bemerkbar machte.


    Option wäre sicher gewesen, die Mach1 auf das Losmandy Stativ zu adaptieren - aber das wäre dann nicht mehr so "schön" gewesen ;) und außerdem störten mich auch noch andere Dinge.


    1. Die Motoren sind laut - vor allem im slew Modus - da freuen sich die Nachbarn.


    2. Die Achsenklemmung ist mit Hilfe vier fummeliger Klemmschrauben je Achse gelöst, die abgerundet sind - sehr nervig wenn man schnell mal umschwenken will - da bleiben dann nur die Motoren aber sh. 1.)


    3. Das Lunar-Lander Stativ ist beim Ein-/Ausklappen recht umständlich - das dicke Losmandy Stativ mit komplett abtrennbaren Beinen geht viel schneller zu handeln.


    Bzgl. Kapazität ist die Mach1 mit 30kg angegeben - die PaMont2/AP600 nur mit 11kg! Da kann man argumentieren wie man will für mich passen die Zahlen nicht zusammen. Schon als ich beide Montierungen nebeneinander stehen sah kamen mir da Zweifel.


    Ende vom Lied war, dass ich die Mach1 wieder verkauft habe und mir eine gebrauchte AP900 geholt habe - die war sogar eine ganze Ecke günstiger, trägt eine ganze Menge mehr und ist sehr leise! Außerdem lässt sie sich ganz einfach teilen so dass jedes Einzelteil leichter ist als eine Mach1 - diese kann man zwar auch teilen aber leider nicht so einfach wie die AP900.


    Wenn Du neu kaufst und auch knipsen willst - würde ich mir mal die 10micron 1000 oder 2000 anschauen. Wenn gebraucht kann ich die AP900 nur wärmstens empfehlen!


    Gruß
    Christoph

  • Hallo Christoph,


    Schon mal vielen Dank für die ausführliche Rückmeldung.
    Die lauten Motoren bei der Mach 1 sind natürlich nicht der Hit. Ich habe bei einem Kollegen die G11 schon in Aktion gesehen, Grund solide und mit einem 5“ APO super stabil. Auch mit einem 12“ Newton. Von daher tendiere ich zur G11. Auch ist die Ersatzteilversorgung gut und man bekommt auch größere Handgriffe als Zubehör. Wichtig im Winter.


    Grüße


    Jan

  • Hi Jan,


    ja die G11 ist sicher auch eine gute Wahl - hatte mal die G9 (G8) mit einem C9,25 - war eine tolle Kombi! und schon die ist für 5" Apos locker ausreichend - zumindest visuell ;) für die Fotofuzis kann´s ja nie stabil genug sein :D


    cs
    Christoph

  • Hallo Jan,


    ich nutze meine Mach1 nun schon seit knapp 10 Jahren ohne irgend welche Probleme. Montiert ist sie bei mir auf einem altem Baader Hartholzstativ.
    Dass die Motoren nicht die Leisesten sind, stimmt - aber man kann die Schwenkgeschwindigkeit beim GOTO auf 600x senken, dann passts auch mit den Nachbarn ;)
    Die 2x4 Klemmschrauben sind ebenfalls keine glorreiche Ingenieursidee - bei -14°C die Dinger zu lösen lässt einem manch Schimpfwort entfleuchen :D
    Wegen den ominösen 30kg Tragkraft, ich weiss nicht, woher die stammen, AP gibt die Tragkraft mit 20kg fotografisch an, bzw. 10" kurzer Spiegel (SC), oder 6" Refraktor - und das ist eine Angabe, bei der man auf der sicheren Seite ist (als Vgl.: meine kleine AP400 wurde seitens AP mit 8kg angegeben... die stemmt aber fast(!) das Gleiche wie die EQ6...).
    Die Steuerung ist simpel gehalten, keine endlosen Untermenüs. Durch verzicht auf eine LCD-Anzeige (stattdessen LED-Dot-Matrix) auch bei tiefen Temperaturen keine Einschränkungen + große handschuhtaugliche Silikontasten, Steuerungpanel hat eine Silikonhülle ... Dazu kommen noch schraubgesicherte und silikongemantelte, kältefeste Anschlusskabel.
    Was aber Pflicht ist, da die Steuerung nur rudimentäre Poljustagehilfe bietet: der (sehr gute, aber teure) Polsucher! Aber die Montierung ist damit innerhalb max. 15' aufgebaut und justiert.
    In unserer lockeren Beobachter/Fotografengruppe bin ich mit Auf- bzw. Abbau nicht langsamer als die Dobsonauten :)
    Ich habe mich seinerzeit bewusst gegen die G11 entschieden, da deren Motoren- und Steuerungkonzept mir absolut nicht gefallen hat (und auch noch tut): die Motorengondeln sind seitlich ausladend montiert - ein NOGO für mich, wenn man per PKW ins Feld muss und die Monti somit häufig getragen werden muss, die Standartsteuerung ist ohne jeden Komfort, keine synchronen Guidingimpulse möglich, kein schnelles GOTO - da ist ein Geminisystem angesagt, oder selber adaptieren.
    Betreffs Ersatzteilfrage: solange man eine in D offiziell erworbene Mach1 hat, ist Baader ein kompetenter Servicepartner, und auch AP bietet umfassenden Service (soft- und hardwaremäßig)...


    viele Grüße - Ronald

  • Hallo Ronald,


    die 30kg kommen direkt von der US Astro Physics Homepage - zu "Capacity" steht dort:


    <i>"Approximately 65 lb. (30 kg) of scope and accessories, depending on length. Recommended for: Astro-Physics and similar fast refractors up to our 160 mm f7.5 Starfire EDF, 8-12" SCTs and 8-10" Maks."</i>


    ...aber eine kleine Korrektur muss ich machen - die AP900 ist im Slew Modus auch nicht gerade leise - hatte ich mit der PaMontII verwechselt - die ist mit dem Motorupgrade wirklich leise :)


    cs
    Christoph

  • Hallo Christoph,


    ... Tatsache! - ich habe lange nicht mehr auf die Seiten geschaut, aber als ich mir meine Mach1 gegönnt habe (Anfang 2010), wurde sie mit 20kg (45 lbs., Refractors up to 160mm/f7.5 or similar, 8"-11"SCT or 6"-8"Mak.Cas. - Auszug aus originaler Bedienungsanleitung zur Mach1, 5.Feb.2010) fotografisch beworben! Ich glaube nicht, das die neue GTO-CP4-Steuerung für 10kg mehr Tragfähigkeit verantwortlich ist ;)
    Die Mach1 hat ja seinerzeit die AP400 und die AP600 (= Zeiss ParMountII) ersetzt - in Sachen Transportgewicht und Tragfähigkeit
    Schade, dass das Marketing von AP nun scheinbar auch auf den "Tragfähigkeits-Zug" aufgesprungen ist :(



    viele Grüße und Dank - Ronald

  • vor Jahren im schwarzen Nachbarforum wurde übrigens von einem Nutzer die AP600 tragfähiger als die G11 eingeschätzt (sowie komfortabler und transportabler)... Tragfähigkeitsangaben sind halt (in gewissem Rahmen) nur Schall und Rauch ;)



    PS.: bemängelt wurde meist immer das Hartholzstativ als limitierender Faktor - da ist das G11-Stativ eine andere Welt! (aber auch preislich und volumenmäßig)

  • Hallo Jan,


    auch ich bin Besitzer einer AP Mach 1, die ich vor ca. einem Jahr von Christoph gebraucht erworben habe und damit absolut glücklich bin. Hier und da stimme ich den Beiträgen von Christoph und Ronald zu, wobei Ronald es auf den Punkt bringt.


    Gerne teile ich hier meine Erfahrungen mit Montierungen mit: Wie bei einigen hier im Forum war eine erste Montierung eine Super Polaris DX. Dann wechselte ich auf eine AP 600E Goto (Achsenkreuz 12 kg), die ganz viele Jahre mein Arbeitspferd war. Aber man schaut nach oben, schließlich will man sich verbessern, also erwarb ich mir eine 10micron 1000 HPS. Von der war und bin ich so begeistert, dass ich die Montierungen von 10micron als "Eierlegendewollmichsau" ansah. Klasse verarbeitet, mechanisch super und vom Steuerungskonzept nichts zu bemängeln. Eines Tages hat mich eine Krankheit erwischt, so dass ich diese Montierung mit ihren ca. 20 kg Achsenkreuz nicht mehr tragen konnte. Ergo: Ich verkaufte diese wieder - leider. Meine AP 600 E Goto war weg und ich begab mich auf die Suche. Eine Anfrage bei Baader ergab, dass es keine kleinere Montierung als die 10micron 1000 HPS geben werde, auch keine teilbare Variate davon. Als Fernrohr muss bei mir die Montierung einen AP 130 EDF / f6 mit Zubehör tragen. Also alles gewichtmäßig im Rahmen. Nach einiger Wartezeit hatte ich Glück, die Mach 1von Christoph erwerben zu können. Ein Entscheidungsmerkmal für mich war die Teilbarkeit der Montierung, wie sie ihre größeren Brüder auch bieten, auch wenn man ein paar Handgriffe mehr benötigt. Eine teilbare AP 900 oder gar AP 1200 war erfahrungsgemäß gewichtsbedingt für mich ausgeschlossen.
    Kurzum: Die Mach 1 ist bei voll eingestellter Geschwindigkeit "laut". Aber wie es Ronald schrieb, ist das Geräusch bei einer neuen Positionierung wesentlich angenehmer, wenn mann nicht "Vollspeed" fährt. Und die AP Mach 1 ist dann immer noch schnell genug. Das AP Steuerungskonzept ist eindeutig selbsterklärend und für den Feldbetrieb ausgelegt.


    Natürlich baut Losmandy auch recht gute Montierungen. Die G11 ist eine davon. In meinem Umfeld haben zwei eine G11. Ist ein tolles Arbeitspferd. doch mir gefällt das Design und die Steuerung nicht. Das Design deshalb nicht, weil alles so "angebaut" wirkt. Früher hatten die Motoren der G11 einen Überzug aus Gummi/Plastik, welches mich störte. Aber letztendlich ist es eine Geschmacksfrage und ein jeder findet seine Montierung.


    Zu Stativ: Zusammen mit der AP Mach 1 erwarb ich das AP Eagle 6 Stativ. Hier muss ich noch erwähnen, dass ich meine alte AP-Montierung auf einem Losmandy_Stativ hatte und in Zusammenhang in der Tat sehr stabil war. Doch habe ich bisher noch keinen Nachteil beim Eagle 6 gefunden, welches sich im Übrigen bedingt durch seine Bauart im Vergleich zu einem älteren Losmandy-Stativ hervorragend tragen lässt.


    Meiner Erfahrung ist eine Variante der älteren Losmandy-Stative gegenüber der neuen Version wegen ihre besonderen Stabilität zu bevorzugen. Auf das Mittelteil, wir nennen es Rakete, werden die drei Stativbeine aufgesteckt und geklemmt. Durch diese Art der Ausführung ist diese Stativ jedem klappbaren Mechanismus überlegen. Der Schwachpunkt eine jeden klappbaren Statives ist an der Verbindung der Stativbeine zum Mittelteil. Schade, dass Lommandy an dem alt bewährten Prinzip nicht mehr festhält. Wenn ich nach einem Stativ Ausschau halten würde, dann nur nach eine älteren Variante.


    Viele Grüße


    Wolfgang

  • Hallo Jan,


    noch als Ergänzung hier noch eine weitere Erfahrung mit Montierungen. Zusätzlich besitze ich auch eine Avalon M-Zero für meinen Baader APO. Das Konzept von Avalon Instruments (Italy) ist ganz anders als bei den sogenannten "Deutschen Montierungen". Dadurch, dass Avalon im Antriebsstrang komplett auf Riemenantrieb setzt ist die Art von Montierungen für Astrofotografen sehr interessant. Warum? Ganz einfach, es gibt kein totes Spiel (Backslash) hierbei. Des Weiteren sind die Gewichte der Montierungen geringer, man benötigt keine so schweren Gegengewichte mehr, als bei paralytischen Montierungen. Ein sogenannter Medirianflip entfällt.


    Mein Rat an der Stelle ist, befasse dich auch mal hiermit!


    Viele Grüße


    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    freut mich, dass Du mit der Montierung immer noch zufrieden bist :) die PaMont2 von der ich oben schrieb - war ja von Dir und mit der bin ich auch noch absolut zufrieden aber für manches scope reicht sie dann einfach doch nicht mehr ;)


    Hast Du den 130er also immer noch? :) ist ja auch die perfekte Kombi!


    cs
    Christoph


    P.S. ich geb´s zu manches Mal hab ich die Mach1 auch schon ein Bisschen vermisst...

  • Hallo Christoph,


    natürlich bin ich mit der AP Mach 1 absolut zufrieden, das sollte aus meinen Beschreibungen zu entnehmen sein. Und den AP 130/f6 besitze ich auch noch und das wird so bleiben. Optisch wie auch mechanisch gesehen gibt es nur wenige Hersteller, die uns das Amateurastronomen bieten können. Und diese Hersteller kann man an einer Hand abzählen.
    Ich guide mit PHD2 üblicherweise. Im Vergleich zu anderen Montierungen, liefert die AP Mach 1 eine extrem kleine Kurve.


    Hier noch ein Bild von deiner erwähnten Traumkombi. Sieht nicht nur bei Tag klasse aus;-)



    Viele Grüße


    Wolfgang

  • einen Hinweis noch zur Mach1: ein großer Vorteil, besonders bei mobilem Einsatz mit kurzen Optiken - die Montierung macht im normalen(!) Nachführbetrieb KEINEN Meridianflip - solange du Platz zw. optik und Stativ/Säule hast, bzw. keinen Kabelsalat, kannst du durchbelichten! Nur beim Goto wird ein Flip durchgeführt. Auch funktioniert das nachträgliche Synchronisieren nicht, wenn dein Objekt auf der "falschen" Seite des Meridians steht!


    vieleGrüße - Ronald

  • Hallo Jan,


    ich nutze eine G-11 von Losmandy. Diese Montierung konnte ich 2014 gebraucht und modifiziert von einem österreichischen Sternfreund erwerben. Angetrieben wird sie von ESCAP 530 - Motoren und gesteuert wird sie von einer FS-2. Sie trägt zur Zeit einen 8" RC mit Sucher, Telrad und STT 1603 mit Filterrad und AO-8T. Insgesamt gut 16 kg, dafür ist das Setup recht kurzbauend. Über ASCOM kann man die Montierung mit FS-2 (trotz FS-2 :) ) sowohl mit Guide 7/8/9 und MaximDL steuern. Problem, und das wurde schon beschrieben, sind die außenstehenden Motoren. Egal ob ESCAP oder die Standard-Motore, sie sind sperrig und nicht so elegant verbaut wie bei der Mach1 oder anderen GTOs von Astrophysics. Die jetzt bspw. bei TS erhältlichen Losmandy G-11 sind qualitativ nochmal verbessert worden. Es jetzt auch bessere Schnecken und Servomotore verbaut, wodurch die Modifikation m. E. auf andere Antriebe nicht mehr nötig ist, wie noch bei meinem Exemplar. Die G-11 ist ein Arbeitspferd, robust und stabil. Vielleicht nicht so schön. Auch gebraucht eine Option.
    Die Mach1 von Astrophysics und auch die größere GTO 1200 konnte ich dieses Jahr in Namibia in Aktion erleben und auch selbst bedienen. Das ist dann aus meiner Sicht noch mal ein Sprung. Die Steuerung mittels Handbox finde ich genial, die Anbindung über ASCOM an MaximDL, The Sky... funktioniert sicher. Schon die Mach1 wirkt sehr stabil, ist easy aufzustellen und läuft, dank der starken Motoren wie ein Bienchen, vor allem genau!. Zudem aufgrund ihres Gewichtes sogar "Flugreisetauglich". Die beschriebenen Klemmungen der Achsen sind fummelig aber man stellt sich darauf ein. Die Lautstärke beim schnellen Schwenken war dort egal, aber wenn man die Geschwindigkeit verringert, wirds deutlich leiser. Im Grunde jetzt für Dich auch eine Preisfrage. Da ist die G-11 mit Gemini II deutlich günstiger.

  • Zu eigenen Erfahrungen in diesem Bereich kann ich leider (noch) nichts beitragen, bin aber mit ähnlichen Gedanken beschäftigt. Hat schon jemand Erste Erfahrungen mit der neuen Vixen AXJ, die bewegt sich wohl in einem ähnlichen Bereich (Kosten, mechanische Leistung, Nachführung, ...) wie die hier angesprochenen Mach1 oder G11?

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