Hallo.
Wieder saß ich in meinem Garten, ab jetzt hinter meinen neuen, feinen Lichtschutzplanen, die das Dorf endgültig hinter zwei schwarzen Rechtecken verschwinden lassen, aber den Blick freilassen in alle dunklen Richtungen, so dass meine von der schon reichen Milchstraße bekränzten Apfelbäume ihren terrestrischen Charme zur Nacht beitragen konnten.
Nun zur Nacht.
Das SQM ohne Linse zeigte an:
Ca. 23.00 Uhr:21,7+mag im Zenit bei 9°C.
Gegen Ende der Beobachtung um ca. 02:10 Uhr, kurz vor Mondaufgang 21,5+mag bei 3°C.
Im Bootes begann der Abend bei "Normans passing pair" bei 33x, einfacher und getrennter als erwartet.
Ein Schwenk brachte M 53 bei 33x, nicht auflösbar, ins Okular.
Es folgten Galaxien in und um die Markarjansche Kette, The Eyes, vieles einfach im 36mm Okular bei 33x, kurzes, launenhaftes Verweilen, spielerisches Herauskitzeln von Details, es bedurfte keiner echten Anstrengungen, um hier glücklich zu sein. Wattebäusche und kleine Fitzelchen waren zu bestaunen.
M 98 am T Asterismus (meine Wegmarke im Sucher) schaute ich mir eine
Weile an.
Natürlich durften die Himmelstester nicht fehlen. Die Nadelgalaxie mit Sternchen im scheinbaren Zenit war wirklich schön zu sehen, etwas ausdauernder betrachtete ich sie erst bei 33x, doch ging ich noch bis auf 150x und spielte viel mit dem indirekten Sehen. Nicht so einfach hier, weil die Galaxie so lang ist. Leichte Blickbewegungen zeigen das Ausmaß der namensgebenden Ausläufer der Galaxie.
Mangelnde Selbstbeherrschung klatschte mir daraufhin M 51 ins rechte Auge, drei Spiralarme pfefferten mir schon beim ersten Blick die Netzhaut. Wahnsinn, und wenigstens eine haloartige Aufhellung war um und zu der kleinen Begleitgalaxie zu erahnen. Schwer jedoch, weil die Hauptgalaxie so präsent ist. Der kleine Stern neben dem Zentrum der Haupt-Gx war einfach direkt zu halten. All dies präsentierte sich heute in traumhafter Leichtigkeit.
Eine offene Interesselage gab es noch in den Jagdhunden.
Mangels Disziplin fand ich zunächst entweder M 63 oder M 94. Ich habe wirklich nur ganz grob hingeschmatzt und dann bei 50x solange rumgeschwenkt, bis ich was fand. Weil es aber drei, vier mal so schien, als sähe ich eine Granulation und eine Ahnung der Drehrichtung der Galaxie, nehme ich an, dass es M 63 gewesen ist.
Der eigentliche Grund meines Verweilens hier war aber die Kokongalaxie. Deutlich zeichnete sich hier die Locke hin zu ihrem kleinen Begleiter ab, wennauch ohne Kontakt.
Hier verschlechterte sich auch zeitweise die Sicht, was sich als beschlagenes Okular herausstellte. Blasebalg half gut, aber vorsorglich wechselte ich für eine Weile das Okular und verstaute das Gekühlte in der Kiste, zwei Wärmekissen draufgepackt.
Kurz schaute ich zur Leier und ihrem markanten Doppelstern, bei 33x war an eine Trennung der vier Komponenten aber nicht zu denken. Wennauch eine etwas stämmigere Form verriet, dass da, anders als bei den feinen Nachbarsternen, noch etwas verborgen war.
Nordamerikanebel bei Deneb, keine Chance.
Zunehmend machte sich der herannahende Mond bemerkbar.
M 57 erschien mir blinkend im 36mm Okular, M57 war an seinem Fleck und M71 war der Punkt, wo Müdigkeit und zunehmende Kälte reinhauten.
Jupiter, der eitle Scheinwerfer, hatte einen kleinen schwarzen Punkt fast ganz am Rand stehen, der aber manches Mal irgendwie irritiert aussah, wie ein Sternchen. Ich kann das nur mit dem Effekt vergleichen, wenn sich sehr heisses Wasser kurz kalt anfühlt.
Später im Haus erkannte ich dann, was ich gesehen haben muss.
Der Mond Europa war kurz vor seinem Austritt vor der Planetenscheibe, dicht daneben, noch näher am Rand, sein kleiner schwarzer Schatten,
diese beiden Pünktchen haben mir den Sinnesstreich gespielt.
Schwer und unvollständig hing der dunkelgelbe Mond in den Bäumen, als ich diese kurzweilige Nacht beendete, 20 Minuten später fielen mir die Augen zu. Kommende Nacht verspricht noch bessere Bedingungen, daher:
CS,
Henning