4,5 " Spiegel nachbearbeiten?

  • Hi Freunde der Photonensammelei,
    ich hab ja nun mein Käutzchen fertig gestellt und es in Medebach schon schön testen können. Da ich den Spiegel (114/415) als Bastelstück mal von unserer Sternwarte geschenkt bekommen habe und ich zur Geschichte dieser Scherbe nichts weiß, konnte ich bis zum Firstlight auch keine Aussage über die optische Qualität des Ganzen machen.
    Da es sich aber definitiv um einen Kugelspiegel handelt, bringt dieser natürlich dann auch seine sphärischen Problemchen wegen der Bildfeldwölbung mit. Sprich: Jupiter hatte, wenn der scharf eingestellt war einen fetten "Heiligenschein". Zu Hause habe ich es dann mal mit abblenden versucht, und siehe da, das Bild wurde kontrastreicher, schärfer und die Halo war weg.
    Meine Frage ist nun, könnte man den Spiegel theoretisch nachträglich parabolisieren? Und würde mir das dann einen Spiegel bringen, den ich über die komplette Öffnung nutzen kann?
    Ich kann zwar auch mit 85-90 mm Spiegelfläche leben, aber es würde mich mal interessieren, wie hoch der Aufwand dafür wäre.


    Gruß und Clear Skys,
    Guido



  • Hallo Guido,


    vorweg die positive Nachricht: Natürlich kann man den Spiegel nachträglich parabolisieren. Jeder Parabolspiegel wird zuerst sphärisch auspoliert, danach parabolisiert.


    Jetzt das Aber: Bei deinem Öffnungsverhältnis von f/3.64 ist das Parabolisieren anspruchsvoll. Der kleine Durchmesser könnte das vereinfachen. Bedenke die Kosten einer Verspiegelung von ca. 100 Euro.


    Ich habe auch mit einem 114er als Einstiegsprojekt angefangen, siehe hier:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=205124
    Du kannst dir die ganze Schleiferei sparen und gleich mit dem Polieren beginnen, brauchst nur ein Tool mit passenden Krümmungsradius. Vielleicht reicht auch ein planes Tool und du drückst die Krümmung in das Pech rein. Des weiteren brauchst du zum Testen einen Foucault-Tester. Damit dürftest du gerüstet sein.


    Mal ganz ehrlich: Ich halte 415mm Brennweite bei dieser Öffnung als zu kurz. Für eine sinnvolle Ausleuchtung brauchst du einen Fangspiegel mit 35-40mm kleine Achse. Du erhältst eine Obstruktion von 30-35%.
    Andererseits: Du könntest einen unterdimensionierten Fangspiegel verwenden, z.B. 25mm kleine Achse. Damit würdest du auch nur ca. 90mm deines Hauptspiegels sehen und hättest eine akzeptable Öffnung für den Kugelspiegel.


    Viele Grüße,
    Andreas

  • Hallo Guido,


    prinzipiell ginge Dein Vorhaben. Ob sich der Aufwand aber lohnt?


    Meiner Meinung nach benötigst Du mindestens:


    1. Foucaulttester bzw I-Meter. Bei dem Öffnungsverhältnis weiß ich aber nicht ob das einfach zu realisierende PD-Interferometer noch geht.
    2. Poliermittel / Pech / Poliertools
    3. Wahrscheinlich viel Zeit und Geduld.
    4. Neue Verspiegelung


    Im Prinzip könntest Du den Spiegel dann auch so lassen und gleich einen neuen selber schleifen, da der schwierigste Part eigentlich das polieren und parabolisieren darstellt.



    Gruß Rudi

  • Sorry, Andreas,
    hatte deinen Beitrag übersehn. Ich denke auch, das das Öffnungsverhältnis ganz schön ambitioniert ist. Die Scherbe lag halt so rum. Und ja, ist ein 40 mm Spiegel drin. Bevor ich aber als Vollahnungsloser nun anfange mir Schleiftools bastle, lass ich das glaube ich erstmal so und mach da noch ein paar Tests mit unterschiedlichen Blenden. Falls mir auf dem ATT in Essen noch nen kleinerer FS zulaufen sollte, könnte das auch noch zu der ein oder anderen Überlegung führen.
    Gruß Guido

  • Hallo Guido,
    ich hab das auch mal gemacht, aber nicht als ersten Spiegel, sondern als zweiten oder dritten (weiß ich nicht mehr genau). Geht, ist aber mühsam und nix für's erste Mal. Bei mir war der Spiegel auch aus normalem Fensterglas und es war dann langwieriger als gedacht. Viel gespart im Vergleich zu einem "Komplettspiegelschliff" habe ich mir also nicht, eher im Gegenteil.


    VG Reiner

  • Hallo Guido,


    eine bessere Idee wäre, den fertigen Kugelspiegel so zu belassen und die SA mit einem kleinen Ross-Korrektor zu beseitigen.
    Der Korrektor besteht aus 2 kleinen Linsen ( bei deinem Spiegel ca. 25 mm Durchmesser) die nicht schwer zu realisieren sind. Der Spiegel bleibt so intakt und du kannst in aller Ruhe deine Schleiferfahrungen sammeln.
    Kurt Wenske beschreibt so ein System und gibt auch praktische Hinweise zur Linsenherstellung. Falls Interesse, sende ich dir gerne eine Kopie zu.


    Gruß,
    Tim

  • Hallo Guido,


    ein schickes Teleskop hast du gebaut! So viel Aufwand für einen unbekannten Spiegel? Ok, der Weg ist das Ziel.


    Ich sehe es ähnlich wie Rudi und Reiner. Wer so einen schnuckeligen Dobson hinbekommt, der kann auch einen Spiegel von Grund auf selbst schleifen. Das ist erprobt und führt sicherer zum Ziel als mittendrin mit dem Parabolisieren eines unbekannten Glassubstrates anzufangen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: DL4JM</i>
    <br />eine bessere Idee wäre, den fertigen Kugelspiegel so zu belassen und die SA mit einem kleinen Ross-Korrektor zu beseitigen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Tim,
    mir liegt das Kurt Wenske Buch nicht vor und kann nicht direkt nachschauen.
    Ich kenne den Ross- Korrektor als Koma Korrektor für einen bereits parabolischen Spiegel.
    Ein Korrektor, der die sphärische Aberration eines Kugelspiegels korrigiert, wäre z.B. ein Jones, Brixner oder Jones-Bird Korrektor. Meinst du so was? Dieser funktioniert meines Wissens aber nur, wenn er deutlich vor dem Fokus platziert wird (z.B. noch vor dem Fangspiegel). Die "Katadiopter" mit dem Korrektor im OAZ nahe am Fokus verlängern die Brennweite und sind für ihre miserable Leistung berüchtigt.


    Ich habe mich mit solchen Korrektoren aber nie richtig beschäftigt, vielleicht liege ich auch falsch.
    Details im Buch Telescope Optics von H. Rutten S. 128ff oder hier:
    http://www.telescope-optics.ne…ture_corrector.htm#bottom


    Auch wenn es funktioniert, müsste man optische Gläser mit genau bekanntem Brechungsindizes besorgen, das System rechnen, 2 Linsen = 4 Oberflächen schleifen und polieren und eine Fassung dafür drehen. Die eigentlich nötige Anti Reflex- Vergütung der Linsen lassen mir mal außen vor. Das soll ein Anfänger hinbekommen?

  • Hallo Stathis,


    es ist ein Jones-Korrektor aus einfachem BK7 und SF2, also als Rohmaterial kann man fast alle kleinen Achromaten "missbrauchen". Kleine Linsen mit bekannten Kugelradien zu schleifen ist wirklich einfacher als kurzbrennweitige Spiegel zu parabolisieren.

    Aber auch wenn es nicht gelingt, bleibt der vorhandene, fertige Spiegel wenigstens erhalten.


    Gruß,
    Tim

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