Abbruch nicht möglich

  • Hallo,


    Nacht vom 17.04. auf den 18.04.2018, 01:15 Uhr


    In der Dämmerung stehen die sehr schmale Mondsichel und Venus,
    als ich die Lichtschutzplanen aufbaue.
    So viele Objekte in der Messierliste fehlen mir nun nicht mehr. Das bedeutet aber auch, dass wohl die allermeisten ganz leichten Dinger bereits abgehakt sind und nun die schwierigen, oft tief stehenden Objekte gelassen auf ihre Beobachtung warten.


    Noch im 9x50 Sucher sehe ich die nun rote Mondsichel hinter einzelnen Zweigen hergleiten, bevor sie untergeht.


    Aus irgendeinem Grund war mir M 78 bisher entgangen. Tief, die Gürtelsterne schon durch die Bäume streichend, steht der Orion. M 78 zeigt sich mir nicht, und vielleicht tut es dies in dieser Saison auch nicht mehr.
    M 41 versuche ich ebenfalls, der liegt ja noch tiefer als Sirius, und da fehlen mir Durchsicht und Heckenschere.


    Mehrmals an diesem Abend stossen leichte Windböen aus dem Nichts kommend in die Planen.


    Weil ich mir, inspiriert von einem anderen Beobachtungsbericht, Ngc 2903 anschauen möchte, nehme ich wenigstens den Sternhaufen M 67 mit, der sich mir gut, aber ein wenig unscharf präsentiert. Ganz hübsch stehen da ein paar gebogene Dreiersternketten drin und etwas aussen ein gelblicher Stern, der heller als die Haufensterne strahlt.


    NGC 2903 finde ich nach kurzer Unklarheit und gehe damit endgültig vom holprigen Start über in eine tolle Beobachtungsnacht mit wiederholten SQM Messungen über 21,70 mag bei 9°C.
    Viele Details sehe ich nicht, jedoch gelingt es mir, die benachbarte Galaxie NGC 2916 zu finden. Überhaupt finde ich heute immer wieder verschwindend kleine Nachbargalaxien neben den Objekten, was für wirklich gute Durchsicht spricht.
    Für einige Objekte ist es noch zu früh, so dass nochmal die Nadelgalaxie im Haar der Berenike besucht wird. Ein wenig unelegant, finde ich sie dann aber, genau wie eine Galaxie nahebei. Das müsste NGC 4494 gewesen sein. Ich versuche mich noch an "The mice" sowie "The box", nicht näher gekennzeichneten Objekten in meinem Sternatlas. Zumindest bei "The box" finde ich drei Galaxien, wenn mich meine nicht durch Notizen gestützte Erinnerung nicht trügt. Ich habe aber auch noch ein Bild von vier Sternen in Trapezstellung vor mir.
    Die Markarjansche Kette fahre ich aus reiner Genusssucht ab, heute ganz ohne angetackerte Messier- oder NGC-Nummern. Einfach nur so, sehr beeindruckend und nachdenklich machend.


    Die erste beschreibenswerte Galaxie ist die Blaues Auge Galaxie, M 64.
    Unübersehbar präsentiert sich hier das Veilchen, eine vorherige Beobachtung bestätigend, in Richtung eines nahen Sterns. Aber nicht zum hellen Stern zeigend, der dort auch noch in der Nähe ist.
    Der Rest der Gx ist neblig mit hellem Kern.


    Einen Ausflug in den Zenit kann ich mir nicht verkneifen. M 51, von wegen Standardobjekt, lässt mich einen seltenen Blick auf seine Spiralarme erhaschen, aber auch ich sehe die Materiebrücke zwischen den Gx nicht. M 101 ist unscheinbar, wird im Laufe der Nacht aber immer besser bis hin zu ziemlich ansehnlich.


    Eine helle Sternschnuppe, die einzige der heutigen Nacht, zieht durch den Großen Wagen.


    Ebenfalls aus dem Forum inspiriert besuche ich M 106, ebenfalls mit kleinem Begleiter in der Nähe. Die Galaxien sind fast allesamt kräftig und hell, jedoch alle recht strukturlos. Liegts an meiner zu geringen Öffnung?


    M 109, nur zur Sicherheit, ist auch noch an seinem Platz.


    Bereits nach Mitternacht, versuche ich mich an M 104. Kurze Zeit später kann ich ein weiteres Objekt aus der Liste streichen.
    Gerade so, ohne Gedanken an eine ästhetische Bewunderung, finde ich sogar M 68, einen Kugelsternhaufen unterhalb des Rabens. Mehr oder weniger durch eine Birke hindurch, hängt er flach und als Nebelchen erscheinend in der Dunstbank des Horizontes.


    M 83 ist eine Galaxie noch weiter südlich, daran ist nicht zu denken heute.


    Den Jupiter nehme ich dann auch noch mit, meine Dunkeladaption ist sowieso futsch, weil ich auf der Jagd nach M 68 die Lichtschutzplanen tiefer und tiefer geschoben habe, damit nicht nur der Sucher, sondern auch der Hauptspiegel was "sieht". Die volle Breitseite der Straßenlampen erspart mir nun den Polfilter/Graufilter. Ich lasse einfach beide Augen auf.
    Jupiter zeigt sich wabernd, es lassen sich die Wolkenbänder erkennen, auf einem ein rötlicher Fleck (den GRF habe ich größer in Erinnerung),
    auf dem anderen zwei kleine, dunkle, fast schwarze Flecken.
    Ich denke an einen der Monde inkl. Schatten, was sich später aber als unrealistisch herausstellt.


    Ein wenig Tau hat sich niedergeschlagen und hauptsächlich meine Papiere etwas angefeuchtet. Keine Probleme immerhin bei Okularen etc., das allein ist ja schon eine große Hilfe.
    Fazit, drei von sechs von neunzehn übrigen, macht sechzehn Übrige.


    Eine absolute Genussnacht, die Zeit vergessend, den folgenden Arbeitstag ausblendend, es hat sich voll gelohnt.


    M 41 Versuch
    M 67 beobachtet
    M 68 Beobachtet
    M 78 Versuch
    M 83 nicht versucht
    M 104 beobachtet


    NGC 2903 beobachtet
    NGC 2916 beobachtet
    NGC 4449 beobachtet


    Alles andere ungesichert oder wiederholt beobachtet.
    Fast alles bei 50x-150x, einiges bei 33x. Ich denke so bei ca. 100x kann ich die meisten Details an Galaxien erkennen. Genau kann ich es nicht sagen, weil ich immer noch mein Zoom Okular benutze. Die 2x Barlow war nicht gewinnbringend nutzbar und bleibt immer öfter im Koffer.
    Fernglas wurde heute nicht benutzt.


    CS,


    Henning

  • Hallo Henning,


    da hast du ja einiges durchgearbeitet. Einige Sternfreunde machen das ja fast olympisch (Messier-Marathon) oder sogar akademisch (Karkoschka-Diplom), andere dagegen zeichnen über mehrere Nächte sehr detailliert nur eine einzelne Region.<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich denke so bei ca. 100x kann ich die meisten Details an Galaxien erkennen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Ich gehe oft höher, auch weil mein Unter-der-Woche-Standort recht streulichtbehaftet ist. Wenn die Galaxie hell genug ist, habe ich meist bei V=150x oder sogar bei V=220x das schönste Bild.<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Galaxien sind fast allesamt kräftig und hell, jedoch alle recht strukturlos. Liegts an meiner zu geringen Öffnung?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Welche Öffnung hast du denn und was ist dein fst/NELM?<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ebenfalls aus dem Forum inspiriert besuche ich M 106 (...)<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Wenn ich dich auch mal inspirieren darf: Nahe ß CVn steht noch NGC 4490, unmittelbar daneben die schwächere Galaxie NGC 4485, zusammen ein herrliches Paar. Und, natürlich: Der Kohlenstoffstern Y CVn ("La Superba"), einer der rötlichsten Sterne am Himmel.


    Viele Grüße, Volker.

    Deep Sky visuell, Mond und Sonne im Weißlicht mit 10" f/5 Dobson auf Selbstbau Birke-Multiplex  :dizzy:

  • Hi,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Galaxien sind fast allesamt kräftig und hell, jedoch alle recht strukturlos. Liegts an meiner zu geringen Öffnung?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    mir hat es (neben guter Dunkeladaption) geholfen, einige Galaxien mit stark ausgeprägten Strukturen anzusehen und dabei das indirekte Sehen zu üben. Bei Objekten wie M51, NGC 4565, M64, M104 und auch NGC 891 lernt man relativ schnell, wie man wo hinschauen muss, um Strukturen zu erkennen.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich gehe oft höher, auch weil mein Unter-der-Woche-Standort recht streulichtbehaftet ist. Wenn die Galaxie hell genug ist, habe ich meist bei V=150x oder sogar bei V=220x das schönste Bild.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    220x für das schönste Bild ist schon krass - ich bin da eher bei den von Henning genannten 100x zu Hause, weil mir für schwächere Galaxien 220x schon zu dunkel ist. [:I]


    Viele Grüße


    Dominik

  • Hallo Volker und Dominik,


    Ich schufte mich genüsslich durch die Messierliste durch.


    Mein Teleskop ist ein 8", f/6 Dobson von Sky-Watcher, den ich
    innen und aussen geschwärzt und mit diversen Blenden, Taukappe etc.
    verunstaltet habe.


    Leider beherrsche ich die Kunst der fst/NELM Beurteilung nicht.
    Mein Sky Quality Meter ohne Linse gibt mir aber oft ziemlich gute Werte an, in der betreffenden Nacht allesamt über 21,70mag im Hauptbeobachtungszeitraum.


    Dominik, ich lerne ganz langsam das indirekte Sehen. Gerade bei der letzten Nacht wurde mir schemenhaft klar, dass es einen bestimmten Blick gibt, wo ich am meisten erkenne. Da muss ich weiter ansetzen.
    Gerade M51 ist da meine Spielwiese. Es ist noch ein weiter Weg.


    Volker, danke für Deine Beobachtungstips. Ich gehe gleich noch raus, sobald der Mond etwas gesunken ist. Dann nehme ich mir mal die Jagdhunde vor.
    Ich werde berichten, vielleicht.


    CS,


    Henning

  • Nach kurzer Nacht, was den Schlaf angeht, hier nun meine Erlebnisse und Erkenntnisse.


    &gt;=21,70mag auf dem SQM korrespondiert mit 6,5mag Grenzgröße freiäugig.
    Edit: Die Wikipedia Bortle Skala gibt etwas optimistischere Werte an.
    NELM wäre demnach 7,5 bis 7,6.,zwischen Bortle 2 und 1.
    Das halte ich aber für zu gut für meinen Standort.

    Dies ist mein normaler Himmel hinten auf der Wiese.
    Dark Sky Map gibt noch etwas dunklere Gebiete wenige Kilometer weg an.
    Lohnt es sich, da mal hinzufahren und die Bequemlichkeit zuhause zu verlassen?


    Letzte Nacht, als denn mal der Mond untergegangen war, beobachtete ich vergleichend M 51, M 63 mit den NGCs 4490 und 4485.
    Angesichts des Granatsterns fand ich "La Superba" eher "La Ngweilig".


    Vom Hocker rissen mich allerdings NGC 4490, die Kokongalaxie und ihr kleiner Begleiter, NGC 4485. Danke für die Anregung!
    Beide kannte ich noch nicht und ich verbrachte viel Zeit damit, mit auf sie einzusehen. NGC 4490 erschien mir als ein grob rechteckiges Objekt, Seitenverhältnisse etwa denen eines Ziegelsteines von der Seite gesehen ähnlich. Immer wieder waberte ein kurzer grauer Schweif aus einer der Ecken hinaus. Den Blick ruhig zu halten fällt mir schwer. Ihr kleiner Begleiter steht fast genau nebenan, ich würde behaupten, dass beide im gleichen grauen Fleck hängen.
    Ein Problem ist meiner Meinung nach, dass ich schon bei ca. 150x sie Sterne nicht mehr so richtig perfekt knackig in den Fokus bekomme. Dann müssten Details in den Galaxien doch auch aufgebläht und verschmiert sein, oder?


    M 51 im Vergleich stellt sich ähnlich, aber ein klein wenig detailreicher dar. Ich sehe immer wieder drei dunkle Bereiche spiralförmig um den Kern laufen, weiter aussen zwei oder drei hellere, gebogene Kipferl. Eine Brücke zur kleinen Galaxie daneben besteht auch heute wieder nicht.


    M101 versuche ich, finde sie aber voll im Zenit stehend nicht.


    M 63 ist leicht unscharfe Details erahnend nördlich eines markanten Asterismus, ich verwende weniger Zeit auf sie, meine aber, eine Art Granulation gegen den Kernbereich zu erkennen.


    Das konzentrierte Sehen ist sehr anstrengend. Ich habe meistens meine mit Velours geschwärzte Skibrille auf, die eine Öffnung fürs Okular hat. So lasse ich meist beide Augen offen.


    Ich sitze hinter einer Lichtschutzplane gegen die Lichter der Dorfstraße.


    Im Prinzip möchte ich gerne noch mehr Details rauskitzeln.


    Was sollte ich ändern?


    -Standort
    -Öffnung
    -Erfahrung
    ...



    Was meint Ihr?


    CS,


    Henning

  • Hallo Henning,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Was sollte ich ändern?


    -Standort
    -Öffnung
    -Erfahrung
    ...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    ich will mich mal kurz halten und von SQM- oder Bortle-Werten absehen: Siehst du M44 mit bloßem Auge? Wenn nicht, dann für Galaxien den Standort wechseln. Aber wenn du gestern Strukturen in M51 gesehen hast, sollte das eigentlich drin sein.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich habe meistens meine mit Velours geschwärzte Skibrille auf, die eine Öffnung fürs Okular hat.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das ist gar keine schlechte Idee, danke für die Anregung. Sowas könnte ich mir auch mal bauen ... Sehen darf mich damit zwar keiner, aber es ist ja schließlich dunkel. [:)]


    Viele Grüße


    Dominik

  • Hallo Dominik,


    Die Krippe, M 44, sehe ich locker freiäugig als nebligen Fleck, teilweise auch als Sternhaufen.


    Ja, die peinliche, aber funktionale Skibrille. Ich dachte erst daran, meine Veloursunterhose über den Kopf zu ziehen, aber
    die habe ich in kalten Nächten immer schon unten an.
    Kleiner Scherz, aber was macht man nicht alles, wenns hilft.


    Henning

  • Moin Henning,


    dankeschön für Deine beiden schönen Berichte.


    zu Deiner Frage: mehr Details... Ich bin ja nun wirklich nicht der Beobachtungsexperte. Aber was ich für mich entdeckt habe (und was natürlich auch schon überall zigfach geschrieben steht... muß man ja nur befolgen...) ist
    - an einem Objekt länger gucken. Und noch länger. Und nun noch ein Weilchen.
    - Lichtschutz gegen Umgebungshelligkeit. Deine Idee mit der Skibrille ist pfiffig, ich stülpe mir mittlerweile immer ein altes dunkelblaues T-Shirt wie ein Kapuze über den Kopf und über das Okular. Die Ärmel habe ich mittlerweile zugenäht, da schien zuviel LIcht durch. Damit kann ich auch mit Brille beobachten und auch das Nichtguckauge offen lassen.
    - wenn irgend möglich, im Sitzen beobachten. Habe ich lange nicht gemacht. Neulich auf dem Acker an M51 und heute Nacht an Jupiter habe ich aber bemerkt, was das für ein Riesenunterschied ist, wenn ich sitze. Der Detailzugewinn ist bei mir gigantisch, weil ich den Kopf ruhiger halte.
    - Üben. Ich sehe an der Grenze des für mich Erkennbaren nicht immer alle Details gleichzeitig. Einige Einzelheiten immer wieder nur blickweise oder auch bei veränderter Vergrößerung. Ich versuche, mir alle diese Details zu merken und die dann im Hirn zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen und dann am Objekt wiederzufinden und die Beobachtung zu bestätigen.
    - Nach meinen bisherigen Erfahrungen kommt in der Bedeutung erst dann irgendwann eine besseres (?) Lieblingsokular. An der Grenze des Erkennbaren lohnt sich sowas für mich aber merklich.


    (Hmm, liest sich etwas oberschlau, ist aber nicht so gemeint.)



    Viele Grüße von


    Marcus

  • Hallo Marcus,


    Deine, oder meinetwegen auch die von Dir zitierten Tips waren Gold wert. Im Prinzip habe ich ja bereits alles getan, was an meinem Standort mit meinem Equipment vorbereitbar ist.
    Vergangene Nacht war ich wieder draussen, der Mond wollte ewig nicht weggehen.
    Dann, weit nach Mitternacht, so ab reichlich 02:00 Uhr konnte ich meine
    Tests weiterführen. SQM sagt mir um die 21,66mag bei 3°C, da habe ich schon Angst, mir die Dunkeladaption am roten Display zu versauen.


    Um es kurz zu machen:
    Es war alles getan, die Bedingungen stimmten.
    M 51 war meine Übungswiese, mit viel, viel Geduld ging dann doch einiges und ich denke, besser wirds nur noch mit mehr Erfahrung. Ich konnte Drehrichtung, Ausdehnung, sogar manchmal den Spiralarm, der sich wieder so anlegt, erkennen. Neben dem sehr hellen Kern blitzte auf und hielt sich öfters ein Sternchen.
    An M82, die ich auch schon ausgiebig beobachtet habe und die recht hell ist, habe ich glaube ich auch das Maximum herausgeholt. Diesen schrägen, dunklen Schmiss neben der Mitte und ein paar kleinere Dunkelbereiche, den hellen, blockartigen Zentralbereich und die auslaufenden Enden.
    M 101, dieses scheue Reh. Ich konnte die Drehrichtung der ätherartigen Spiralarme bestimmen.
    NGC 6946, sogar hier gelang mir das Spiel mit der Drehrichtung.
    Die Milchstraße zog bereits weit über den Himmel, so dass ich mir zuletzt noch den Blinking Planetary vornahm.
    Hier war der Effekt interessanterweise umgekehrt. Ich musste intensiv hinstieren, damit der Nebel verschwand und der Zentralstern erschien.
    Es sah zeitweise so aus, als wäre da ein zweiter, winziger Stern drin.


    Den Rest lasse ich hier mal unerwähnt. Es handelt sich ja um eine Analyse zum indirekten Sehen.


    Es ist ein weiter, reizvoller Weg. Sehr anstrengend, immer wieder lehnte ich mich zurück und nickte für Sekunden ein, konnte aber jeweils die Objekte einfach wieder ins Gesichtsfeld ziehen. Mein linkes Auge kneife ich trotz der Veloursbrille manchmal zu, die besten Eindrücke bekam ich beim aktiven Beobachten. Linkes Auge manchmal schliessen, mal etwas oberhalb, mal neben dem Objekt beobachten. Objekt nachführen, mal wieder Fokus optimieren etc.


    Jetzt ist erstmal der Mond da und die Wolken kommen und ich freue mich auf die nächste Episode. Jede Nacht ist besonders.


    Clear skies, adapted eyes,


    Henning

  • Moin Henning,


    schick, für mich lesen sich Deine schönen Detailbeschreibungen so, als kämst Du mit dem Sehen mächtig voran (und so, als ob ich meinen alten Spiegel mal reaktivieren müßte...). Aber nochmal: ich bin nicht der Beobachtungsguru und meine das alles nicht oberschlau.


    Was mir aber noch dazu einfällt:
    - ... einnicken... Wenn ich müde bin, dann sehe ich nicht mehr wirklich gut und erkenne Details nicht mehr. Entweder gehe ich dann ins Bett oder gucke nur noch einfache Sachen an.
    - ... Dunkeladaption am roten Display... Vielleicht ist das ja zu orange oder auch zu hell. Meine Rotlichtlampe ist zwar nett und bequem zum Atlaslesen, aber auch dafür eigentlich doch zu hell (da muß ich mal bei...). Nach dem Blättern im Atlas brauche ich bestimmt wieder so fünf Minuten, bis das Auge (bewußt) wieder in Bestform ist.
    - ... nicht knackig scharfe Sterne bei 150fach (20.4.2018)... liest sich für mich für 8 Zoll irgendwie komisch. Vielleicht könnte es lohnen, der Sache auf den Grund zu gehen? Vielleicht wissen dazu die Optikkundigen mehr.
    - ... Auge zukneifen... ist bei mir ziemlich ungünstig, ohne daß ich das "weniger", was ich dann erkennen kann, bewußt merke. Bei mir ist das nicht wie "Bild umschalten", eher subtil schlechter.
    - ganz was Anderes (ich weiß nicht, ob das Blödsinn ist!): in Mikroskopie-Kreisen wurde gelegentlich so eine Höhlenmenschengeschichte beschrieben:
    früher wackelte der Höhlenmensch durch die Landschaft und suchte nach Beute. Bei aufrechter Kopfhaltung und Blick in die Horizontale (= Weite) war das Auge dann auf unendlich fokussiert, um Beute oder Säbelzahntiger rechtzeitig zu erkennen. Bei gesenktem Kopf fokussierte das Auge mehr in den Nahbereich, damit der Höhlenmensch nicht über Baumwurzeln stolperte. Daraus ergibt sich laut der Story, daß bei gesenktem Kopf das Auge bei Einblick in eine Optik (die ja aber paralleles Licht ausgibt) gegen die natürliche Höhlenmenschen-Fokuslage anfokussieren muß und daß das das Auge und/oder das Hirn anstrengt.
    Bei der Mikroskopie hat man mit der Einblickposition ja in der Regel nicht die Wahl. Am Teleskop kann man aber mal versuchen, den Okularauzug so zurechtzuruckeln, daß man den Kopf möglichst aufrecht hält. Muß ich gelegentlich mal ausprobieren. Kann ja nichts Schlimmes bei passieren.



    Viele Grüße von


    Marcus

  • Hallo Henning,<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mein linkes Auge kneife ich trotz der Veloursbrille manchmal zu (...)<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Hast du es mal mit einer Augenklappe auf dem anderen Auge probiert? Das ist sehr entspannend, aber nicht jeder mag es. Noch zum indirekten Sehen: Bei mir ist der Effekt am stärksten, wenn ich mit dem rechten (Beobachtungs-)Auge etwas rechts am Objekt vorbeischaue. Noch zum fst/NELM: Die Bestimmung des "faintest stars" oder der "naked eye limiting magnitude" scheint nun nach Jahrzehnten doch so langsam aus der Mode zu kommen (obwohl ich es immer noch für die anschaulichste Methode halte). Viele alte Hasen machen es heute immer noch so, auch in der Deep-Sky-Liste der VdS wird es noch verwendet. Falls es dich interessieren sollte, wird hier einiges dazu gesagt. Bequemerweise machen es viele am "Kleinen Wagen", der Wert sollte aber eigentlich möglichst nahe am Objekt bestimmt werden, damit andere Beobachtungen gut miteinander verglichen werden können. Karten hierzu finden sich z.B. im "Praxishandbuch Deep-Sky" der VdS-Fachgruppe "Visuelle Deep-Sky-Beobachtung". Ich halte dieses Buch auch generell für eine echt gute Einführung über alle Objektklassen und Themenbereiche der Deep-Sky-Beobachtung.

    salut, volker.

    Deep Sky visuell, Mond und Sonne im Weißlicht mit 10" f/5 Dobson auf Selbstbau Birke-Multiplex  :dizzy:

  • Hallo Marcus und Volker,


    Ersteinmal danke, dass Ihr Euch hier mit meinem Werdegang auseinandersetzt. Auch ich habe das Gefühl, hier wirklich voranzukommen.
    Vielleicht hilfts ja auch dem Einen oder Anderen.


    Marcus, Deine Hinweise sind alles andere als oberschlau, also ich meine damit nicht, dass sie naiv sind, oje, da komme ich nicht mehr raus.
    Ich schätze Deine Hinweise sehr und sie wurden durch die Praxis bestätigt.
    Es war eindeutig ein wenig extrem mit der Müdigkeit. Aber glaube mir, ich habe durch die kurzen Nickerchen immer wieder Energie getankt und dann echt noch feine Sachen gesehen.
    Was die Dunkeladaption trotz rotem Display betrifft, da wollte ich eher sagen, dass man vielleicht auch zu panisch wegen jeder kleinen Lichtquelle reagieren kann. Wie ist das denn mit Jupiter freiäugig, zieht der bereits die Dunkeladaption runter? Die Frage meine ich ernst, der Mond tut dies ja.
    Die aufgeblähten Sterne waren gestern nicht da. Es kann sein, dass ich das Okular leicht verkippt eingesetzt hatte oder es einfach etwas diesiger war. Gestern kam ich im Rahmen der Qualität des Okulars in den Fokus, ging aber auch nur bis max. 150x, eher 100x.
    Ich kann am Okulareinblick nichts ändern, ich habe einen Dobson, der Tubus ist in Längsachse nicht drehbar. Also keine Steinzeittests.


    Volker,


    Zur Augenklappe. Die mit Velours ausgekleidete Skibrille ist ja quasi meine bessere Augenklappe. Ich kann meine Brille aufbehalten, sie deckt sogar das Streulicht am rechten (Okular-) Auge ab, weil das Okular ziemlich genau in die Brillenöffnung passt. Ich kann beide Augen offen halten, Links ist es pechschwarz. Augenklappe wollte ich nicht immer unter die Brille fummeln müssen.
    Ja, etwas rechts oben vom Objekt war das indirekte Sehen ganz gut.
    Wie erwähnt, ging es gefühlt am besten, wenn ich trotzdem manchmal leicht woanders hinsah.
    Mein Sky Quality Meter ist unbestechlich, hoffe ich. Es hat keine Linse, misst also einen 60° Bereich. Ich halte es immer in den Zenit.
    Den kleinen Stern in M 51 konnte ich gestern indirekt halten (im Okular), der hat laut Stellarium 13,60mag. Es ist mir ein Rätsel, wie man visuell auf Nachkommastellen die Grenzgröße bestimmen soll, ohne ein Beispielobjekt mit bekannter Helligkeit, wie ich es hier anführe. Und angesichts eines Meßgerätes stelle ich einfach mal die ketzerische Frage in den Raum, wozu man da noch ein so beobachterabhängiges System nutzen sollte. Auch hier lasse ich mich gerne überzeugen, denn ich finde erlernbare Lowtech sehr reizvoll. Vielleicht gehts irgendwann ohne SQM.


    Einen schönen Abend wünscht


    Henning

  • Hi Henning,


    das was du da berichtest, ist ja ein starkes Stück. Das zeigt mal, wie viel es ausmachen kann, wenn man sich für ein Objekt Zeit nimmt und es mit Geduld beobachtet. Super, dass du sogar bei NGC 6946 die Drehrichtung erkannt hast. Außerdem gefällt mir, dass du in den letzten Tagen so oft beobachten warst: Kein Mondgejammer, keine Arbeitstag-Ausreden - einfach beobachtet. [:)]


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Sehr anstrengend, immer wieder lehnte ich mich zurück und nickte für Sekunden ein, konnte aber jeweils die Objekte einfach wieder ins Gesichtsfeld ziehen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das klingt nun doch relativ heftig. Würde ich bei einer Beobachtung einschlafen, würde es mich im wahrsten Sinne des Wortes vom Hocker hauen ...


    (==&gt;)Marcus: Die Höhlenmensch-Theorie hört sich zwar interessant an, aber wären dann die Refraktor- und Katadiopter-Benutzer mit Zenitspiegel nicht dauerhaft im Nachteil? [B)]


    Viele Grüße


    Dominik

  • Hallo Dominik,


    Die Nacht auf Mittwoch und dann Freitag Abend waren schon heftig mitten in der Arbeitswoche. Ich merke aber auch immer die Folgenacht nach einer Beobachtungssession. Samstag Abend ging ja nichts wegen dem Mond und ich musste bis gut nach 02:00 Uhr warten. Hat sich trotzdem oder erst recht gelohnt. Ich wollte eigentlich garnicht wissen, dass die Bedingungen weit nach Mitternacht noch mal so viel besser werden.
    Bei NGC 6946 war aber wirklich Ende der Fahnenstange (8"), da habe ich nun wirklich nur noch die Richtung erahnt. Es war aber der richtige Eindruck, der sich beim Nachprüfen am Computer dann bestätigte.
    Oft ist es dann ein "Hab'ichs doch richtig gesehen" beim späteren Bildabgleich.
    2017 bei der Supernova SN2017eaw habe ich glaube ich so ziemlich gar keine Galaxie gesehen, hab die Stelle fast nur anhand der Sterne erkannt. Müsste ich aber nochmal nachlesen.


    CS,


    Henning

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