Visueller Vergleich 8"SC und 10"Newton

    Hallo Sternfreunde,


    der Betreff bezeichnet ja eigentlich schon die Kernfrage dieses Threads.
    Wie groß ist der Unterschied bei der Auflösung und beim Erkennen von Strukturen zwischen einem 8"SC und einem 10"Newton?
    Vielleicht kann ja der eine oder andere visuelle Beobachter seine Erfahrungen und Eindrücke mitteilen. Eventuell schaffe ich es auch mal, auf ein TT zu fahren und mir dort eigene Eindrücke zu holen.
    Das Thema "visuelle DS-Beobachtung" interessiert und reizt mich neben der Fotografie schon eine ganze Weile.
    Daher habe ich in den letzten klaren Nächten mit meinem EdgeHD 8" aufm Acker gesessen und mich mal komplett dem Beobachten hingegeben, um zu schauen, ob das auch wirklich was für mich ist. Und was soll ich sagen? Es macht einfach riesigen Spaß!
    Das SC war auf einer AZ-EQ5 montiert. Das Aufsuchen der Objekte erfolgte selbstverständlich manuell mittels InterstellarumDeepSkyAtlas. Das Suchen und Finden via Starhopping ist für sich allein schon eine Sache, die mir Spaß macht. Außerdem waren mit an Bord: EHD-Beipack Plössl 40mm, Morpheus 14mm und TS XWA 9mm. Als Sucher diente ein 60/240 mit 32mmPlössl.
    Sehr bequem bei meinen "Probe-Nächten" war allerdings die automatische Nachführung der Monti, sodass man minutenlang am Okular kleben konnte ohne nachführen zu müssen. So ein Luxus muss aber nicht unbedingt sein.
    Nun kam die Idee auf, mit einem 10"er Dobson weiter zu machen, falls sich das lohnt. Als sehr vorteilig empfinde ich hier den schnellen Aufbau und das bequeme Einblickverhalten.


    Viele Grüße und CS
    Kai

    Hallo Kai,
    vor einigen Jahren stand ich vor der gleichen Entscheidung wie du. Ich nutzte damals ein Meade LX—10. Die Gründe weshalb ich über einen Systemwechselnachdachte waren:
    1. Ein 10“ Newton biete mehr Öffnung.
    2. Ein f/5 Newton hat im Vergleich zum f/10 SC ein erheblich größeres Gesichtsfeld, was beim Aufsuchen mittels Starhopping ein großer Zugewinn ist.
    3. Die Obstruktion eines Newtons ist im Vergleich zum SC wesentlich kleiner, was sich positiv auf die Schärfe auswirkt.
    4. Beim Newton wird im Bild lediglich oben und unten vertauscht. Es wird aber nichts gespiegelt. Beim SC ist leider alles spiegelVERKEHRT! Beim Starhopping ist das ein RIesenproblem.
    5. Die Montierung eines Dobsons ist viel intuitiver als eine, die auf Achsen beschränkt ist. Mit dem Dobson kann man am Himmel richtig rumrühren und muss keine Rädchen drehen.


    Meine Entscheidung liegt nun mehr als 5 Jahre zurück und ich muss sagen, dass ich nichts bereue. Erst gestern habe ich mit meinem 10er Dobson HCG 62 und 67 beobachtet und den Virgohaufen durchstöbert und mich über dieses Wahnsinnsgerät gefreut.


    Ich empfehle dir zusätzlich einen Telrad, falls du noch keinen hast.


    Viele Grüße
    Thomas

    Hallo Thomas,


    vielen Dank für deine Antwort! Das hört sich super an. Genau solche Erfahrungen suche ich.
    Etwas Negatives habe ich auch nicht wirklich erwartet (und ehrlich gesagt auch nicht erhofft).



    Dann wird sich mein Fuhrpark bis zum Herbst wahrscheinlich ein wenig vergrößern.



    Viele Grüße
    Kai

    Hallo Kai,


    Ich hab meinen 10er GSO Deluxe Dobson seit etwa 7 Jahren und würde ihn sofort wiederkaufen!


    Die Box hab ich letztes Jahr um gute 4kg erleichtert indem ich zur Stichsäge gegriffen hab. Jetzt passt sie ohne rumzirkeln durch die Türe und ist noch leichter zu transportieren.


    Das 10er Rohr ist zwar schon etwas schwer (glaube etwa 17kg?) aber durch die Alu-Höhenlagerung kann man das Teil hier super an den Rädern anfassen, ein- und aushängen.


    Das Teil ist wirklich in 2 Minuten auf und abgebaut. Durch das manuelle freihandführen ist man viel besser/schneller am Ziel als wenn man durch die beiden Achsen einer EQ Montierung eingeschränkt wird.


    mfg.
    Thomas

    Hallo Kai,


    freut mich, dass ich dir helfen konnte. Einen kleinen Wermutstropfen hat die Sache leider. Wenn im Frühjahr die Pollen extrem fliegen, dann kann der Spiegel etwas vom Pollenflug abbekommen. Das ist aber meines Erachtens ein psychologisches Problem. Der Optik ist es glaub ich ziemlich egal. Man muss einfach lernen den Anblick eines nicht perfekt lupenreinen Spiegels zu ertragen. Als Alternative gäbe da eine Spezialfolie von Bäder (eine unbedampfte Sonnenfilterfolie). Diese schließt die Optik und schützt vor Pollen.


    Ansonsten ist die Entscheidung in jedem Fall eine richtige. Zu bedenken wäre natürlich auch die Anschaffung eines 12er Dobsons. Hier müsste aber der Zugewinn an Öffnung gegen ein kleineres Gesichtsfeld und eine eingeschränkte Transportabilität abgewogen werden. Ich habe sowohl 10 als auch 16 Zoll und ich muss sagen, dass ich beide gleich gerne hernehme. Vor allem der Cirrus, M81\82, der Virgo-Haufen oder das Leo Triplett sind bei einem großen Gesichtsfeld, wie im 10er, eine Wucht.


    Viele Grüße
    Thomas

    Hallo zusammen,


    vielen Dank für die weiteren Einschätzungen!


    -->Thomas (Tom81): Steht das ganze Geschoss dann auch noch einigermaßen stabil, nachdem die Rockerbox gut ein Drittel an Gewicht verloren hat? Dann wäre das für mich eine Inspiration zum Basteln.


    -->Gerhard: Die Erfahrung konnte ich auch machen. Das manuelle Verfolgen eines Satelliten mit einer elektronischen Nachführung ist alles andere als erholsam.


    -->Thomas (skytom85): Das stimmt. Der Staub auf dem Spiegel sieht eigentlich schlimmer aus als er letztendlich ist. Eine Reinigung ist oft erst nach Jahren nötig. Von der Folie höre ich zum ersten Mal. Kenne sowas nur als Lackschutz und temporäre "Lackierung" bei Autos. Wie wirkt sich das auf die Reflexion aus?
    Auf mehr als 10" möchte ich erstmal nicht gehen. Für einen Einstieg halte ich 8" bis 10" für die beste Wahl. Das Öffnungsfieber wird zwar bestimmt irgendwann auftreten, aber bis dahin reicht das. Ab 12" würde ich auch keinen Volltubus mehr nehmen, da ich zum Beobachten immer rausfahren muss und der 10"-Tubus schon ordentlich was auf die Waage bringt und für mich die "obere Schleppgrenze" definiert.


    Viele Grüße
    Kai

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