Montierung mit geklemmten Achsen bewegen

  • Hallo,


    ich bin seit kurzem stolzer Besitzer einer Skywatcher EQ6R, auf welche dann mein 10" Meade SC soll. Wenn man sich so etwas gönnt, gibt es natürlich mal nur schlechtes Wetter und da macht man Trockentests. Also habe ich heute testweise das SC auf die Montierung gehoben und alles schön ausbalanciert. Da brauchte ich 15kg Gegengewicht fast ganz außen an der Stange. Beim Herunternehmen brachte ich das Teleskop in eine angenehme Position, um es ohne viel Kraft abzubauen und da war die RA-Achse nicht so positioniert, dass die Gegengewichte am tiefsten Punkt sind. Das habe ich einfach übersehen. Also hat sich die Montierung sobald das Teleskop weg war trotz Achsklemmung und dank des Hebels der Gegengewichte ein bisschen bewegt.


    Nun ja, diese Montierung ist aktuell mein ganzer Stolz. Es leuchtet mir ein, dass man das nicht allzuoft machten sollte. Aber möglicherweise ist ja euch das ja auch schon mal passiert und ihr könnt mir berichten, ob das für die Montierung jetzt ganz schlimm war oder ob sie das aushält. Mit der Mechanik im Inneren kenne ich mich ja nicht so aus. Da weiß ich nicht, was wie stark gemacht ist.


    Ich freue mich auf eure Langzeiterfahrungen!


    cs
    Markus

  • Hi Markus,


    der Umstand, dass die Montierung sich bewegte, zeigte, dass die Klemmungen nicht 100% wirkten. Dieser Rutschkupplungseffekt hat Dein Schneckengetriebe geschuetzt.


    Es ist besser, die Montierung "schwereneutral" auszurichten, wenn man auf- oder abbaut. Ich setzte die Gegengewichte zuerst an, wobei die Gegengewichtsachse nach unten / Norden zeigt. Gegengewichte drauf, Sicherungsschraube drauf. Dann das Teleskop in den Schwalbenschwanz.


    Und beim Abbau in umgekehrter Reihenfolge.


    Es ist sinnvoll, die Klemmungen bei diesem Vorgang nicht sehr fest anzuziehen. Auch sollten die Klemmungen beim Transport der Montierung nur sehr locker angezogen oder besser ganz offen sein.


    Was kann passieren?


    Das Drehmoment einer geklemmten Montierung wird vom Schneckengetriebe abgefangen, und im Extremfall koennen Zaehne beschaedigt werden oder die Schnecke kann sich an der Eingriffsstelle deformieren. Beides hat katastrophale Konsequenzen auf die Nachfuehrgenauigkeit.


    Ich gehe davon aus, dass Du Glueck hattest, weil die Klemmungen nachgaben.

  • Hallo Markus,


    ich hatte mir zu dem Zweck in der Sternhütte eine Seilschlaufe gemacht, womit ich die Gegengewichtsstange fangen konnte für genau den Moment, wenn die Teleskoplast auf der anderen Seite weg ist. Kann man aber auch mit einer Holzlatte machen, die man unter die GG-Stange stellt, denn für solche einseitigen Lasten sind die Bremsen der Monti einfach nicht gebaut und verschleißen unnötig schnell. Zudem will man ja eigentlich keine unkontrollierten Bewegungen an der Monti haben, wenn man eh gerade mit allen Händen mit dem Teleskop beschäftigt ist.

  • Hallo Markus
    ich habe auch eine EQ6R und mir ist auch schon das Teleskop durchgerutscht, weil ich die Gegengewichte vergessen hatte [xx(]. Sozusagen der umgekehrte Fall.


    Der Montierung schaden tut das grundsätzlich nicht (schlimmstenfalls nudelt die Klemmung irgendwann aus, wenn man das jeden Tag zweimal macht). Aber ich ziehe die Klemmung auch nie bis kurz vor dem Reißen an.


    Beim An- und Abbauen sind bei mir aber die Gegengewichte (wenn ich sie nicht vergessen habe [:)]) an der tiefsten Position und das Teleskop liegt dann waagerecht (mit den Drehknöpfen für die Halterung der Prismenschiene unten). Wenn ich die dann drehe, liegt mir das Teleskop direkt in den Armen und der Schwerpunkt der beweglichen Teile verlagert sich auch nicht.

  • Hallo zusammen,


    ist es bei Eurer EQ6-R auch so, dass man die Klemmhebel richtig (!) fest anziehen muss, damit nichts durchrutscht?
    Bei meiner EQ-5 muss ich die nicht so fest anziehen, wie bei meiner EQ6-R...

  • Hallo Peter
    Ich kann das jetzt nur mit der NEQ3-2 vergleichen und da muss man in der Tat bei der EQ6-R etwas fester anziehen. Irgendwie ist auch der - ich nenne es mal Klemmweg - ein andere. Ist mir aber erst nach Deinem Hinweis aufgefallen, vorher kam mir das gar nicht ungewöhnlich vor.

  • Guten Abend,


    euch mal vielen Dank für eure Berichte und Erfahrungen. Da bin ich jetzt dann doch etwas beruhigt, dass die Klemmungen mit Rutschkupplungseffekt ausgeführt sind (das konnte ich mittlerweile auch in einem Test zur EQ6R lesen). Auch habe ich in der Tat die Klemmung nicht richtig festgeknallt, sondern mit Gefühl geklemmt. Für die Zukunft werde ich natürlich aus meinen Fehlern lernen und die Gegengewichtsachse immer schön nach Norden zeigen lassen, bevor ich das Teleskop herunternehme. [:)]


    Zwecks der Klemmung kenne ich den Vergleich nur zur AZ-EQ5. Da muss man ähnlich fest anziehen, wenn man wirklich eine ordentliche Klemmung haben will. Aber eine Art Rutschkupplungseffekt gibt es wohl auch da.


    cs
    Markus

  • Uebrigens tritt dieses Problem auch bei den Profis auf.


    Ich kenne ein 1.9m-Teleskop auf englischer Achsmontierung, an das einmal ein Spektrograf montiert werden sollte. Dazu wurde das Teleskop in den Zenit gefahren, und eine Stange wurde an das Gegengewicht geschraubt, die dieses mit dem Kuppelboden verband. So konnte der schwere Spektrograf per Hebebuehne an den Cassegrainflansch gefahren und dort montiert werden. Danach wurde das Gegengewicht rausgefahren und alles tariert, und die Stange entfernt. Es zeigte sich jedoch, dass ein Schutzdeckel vergessen wurde zu entfernen. Also wurde die Hebebuehne wieder hochgefahren und der Spektrograf abgeflanscht. Ploetzlich setzte sich das Teleskop in Bewegung und krachte in eine Bruecke, die in der zylindrischen Kuppel angebracht war, um den Newtonfokus zu erreichen. Doch das war nicht der einzige Schaden, denn seitdem ist das Instrument nicht mehr auf dieser Seite des Meridians einsetzbar, da das Schneckenrad beschaedigt wurde. Es wurde schlichtweg vergessen, die Sicherungsstange zu montieren, bevor der Spektrograf abgeflanscht wurde. Und bei Teleskopen der Groesse sind Massen und Momente involviert, die sehr schnell zu grossen Schaeden fuehren koennen!

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ploetzlich setzte sich das Teleskop in Bewegung und krachte in eine Brücke, ...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    für solche Fälle wäre ein Zeitumkehrer schon praktisch

  • Ajaja, die Geschichte vom 1,9m Teleskop tut echt weh. Allerdings muss es ja auch furchtbar klingen, wenns dir in der Montierung das Getriebe zerlegt, weil sich das Teleskop selbstständig macht. Das tat es zumindest bei mir nicht, da ging alles geräuschlos vonstatten. [:)]


    cs
    Markus

  • Hallo,
    mir ist da schon mit der EQ8 passiert, nachdem ich den 8" RC abgenommen hatte und trotz Arbeits-Klemmung die Montierung ganz nach unten geschlagen und mit einem richtigen Schlag zum Stillstand gekommen ist. Die Montierung hat keinen Schaden genommen. Sie ist in einer Dachsternwarte auf einer ausfahrbaren Säule fest montiert. Nach Scheinern hält sie einen Stern im Süden 15 Minuten auf dem Strich.
    Also viel Spaß mit der EQ6. Die Klemmung ist eine Sache für sich: Klemmt man zu schwach, fährt sie auf einmal nicht mehr. Klemmt man zu stark, kann man sie nicht von der Hand bewegen. Ich habe den Klemmhebel in RA mit einer Aluhülse verlängert, damit man sie besser greifen kann. Die Klemmung war bei der Saturn-Montierung von Vixen bombenfest.
    cs
    Helmut

  • Hallo Markus,
    dass die Klemmungen der EQ6-R eher Rutschkupplungen sind, ist mir auch gleich aufgefallen.
    Aber da man eh' ausbalanciert, muss die Klemmung ja auch nicht angeknallt werden.
    Ich klemme nie mehr als nötig und bin so vor Schäden sicher.
    Vorgestern Nacht rutschte die Kupplung z.B. von 3:30 bis 5:30 durch, weil ich vergass, vor dem zu Bett gehen die Monti umzuschlagen (war bisher aber der este derartige Lapsus).



    Gruss
    Günter

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