Frage zu Fangspiegel ausschneiden/bohren/schleifen

  • Hallo zusammen,


    ich habe momentan drei Scheiben für in Arbeit, von denen eine mittlerweile hoffen lässt, sie als Fangspiegel für einen Newton verwenden zu können (kleine Achse ca. 65 mm). Jetzt darf ich mich näher damit befassen, dem FS in spe die elliptische Form zu verpassen. Ein Lohnschneider für Wasserstrahlschneiden hat am Telefon Bedenken geäußert, dass die Oberfläche wegen des hohen Drucks auch bei Folienabdeckung beschädigt werden könnte. Also denke ich wieder mehr über das Ausbohren bzw Ausschleifen mittels Rohr und Karbo nach.


    Frage an die, die es schon mal gemacht haben: Wie funktionert der Wechsel des Karbos und wie oft muss das gemacht werden? Da habe ich den bisher gelesenen Beschreibungen noch nichts gefunden.


    Frage allgmein: Bezugsquelle für ein entsprechend dünnwandiges Rohr?
    Auspuffrohr mit 2 mm Wandstärke scheinen mir schon etwas zu dick zu sein.


    Viele Grüße


    Oskar

  • hi!
    ist nicht zu dick, eher zu dünn. am besten wäre es, den fs vor dem schleifen elliptisch auschneiden zu lassen, dann wieder einzukleben und rund zu schleifen. das problem sind muschelbrüche gegen ende des trepaniervorgangs. ansonsten: spiegel in zahnarztgips einbetten, fest carbo 80 reinschlämmen und ich habe für konstanten bohrdruck gesorgt, indem ich einen kübel mit gewichten an den arm der ständerbohrmaschine gehängt habe...


    lg
    wolfi

  • Oskar,
    Wasserstrahlschneiden ... da würde ich einfach eine 4mm-Fensterscheibe oder 2mm Acrylglas plan aufkleben und nicht nur eine Folie. Wichtig, so denke ich, dass sie unter dem Strahl nicht 'wegfliegt'. Keine Ahnung, was man am Besten als Kleber nimmt.
    Ich sprech' da aber nicht aus Erfahrung, da ich es selbst noch nie gemacht habe.


    Wenn Du - wie Birki es vorschlägt - schräg bohren möchtest, täte ich ebenfalls ein Sandwich aus 4mm Fensterglas davor und dahinter nehmen, und das in Gips einpacken.


    (==>)Wolfi
    Wenn man die Ellipse vor dem Polieren ausschneidet, dann gibt die Kante beim Polieren aber auch nach und wird nicht 'plan' und man hat allgemein den Nachteil, dass man sich nicht nachträglich die schönste Stelle aus dem Planglas herausschneiden kann.

  • hi!
    naja, man würde es ja wieder in den grösseren rundling einbetten. das hat bei meinen durchbohrten linsen schon funktioniert. aber beim bohren vom fangspiegel ist mir trotz aufgekitteter glasplatte was rausgebrochen. als kleber sollte man irgendwas lösliches verwenden, kanadabalsam ist sicher schon zuviel ... wachs??
    lg
    wolfi

  • Hallo


    ich hatte meine 15mm FS, gleich das Dreierpackentprechend versetzt mit Canadabalsam zusammengekittet, dann mit schnell härtenden Flisenkleber
    eingegossen.
    Canadabalsam ist kein Problem, die Scheiben einfach bei 80° in den Ofen, so gehen die auch wieder auseinander.


    einen kleinen Muschelbruch gab es an der untersten Scheibe, war zum g
    Glück nur Rückseite, noch 5mm Fensterglas hätte das verhindert


    man kann Karbo benutzen das noch hörbar knirscht
    vielleicht K120


    Gruß Frank

  • Hallo Oskar,


    Schräg gebohrt hab ich noch nicht, aber schon mehrmals gerade.


    Eine solide Glasplatte z.B. mit Wachs drunter kitten und das Ganze in Gips sollte funktionieren.
    Ich würde Karbo in 120er Körnung nehmen. Das 80er macht schon eine ziemlich raue Oberfläche und das 180er geht mir andererseits bereits zu langsam.
    Als "Bohrer" kannst Du auch Alurohr nehmen; ab 2mm Wandstärke sollte genügen und ich würde mit "Materialschwund" im Bereich 20-30% der Bohrtiefe rechnen. Bei dickerem Rohr musst Du mehr Glas zermahlen und die lokale Erwärmung nimmt zu.
    Für meine flachen Scheiben hatte ich 0,5mm VA-Blech genommen und rund um eine Holzscheibe geschraubt. Am Stoß wurde das Blech oberhalb des Glases mit 2 kleinen Löchern und Drahtschlaufe zusammen gerödelt. An der Unterkante kamen ein paar kleine Zähne mit der Blechschere rein.


    Meine Scheiben hatten nur maximal 14mm Dicke, da hat natürlich ein wenige cm breiter Blechstreifen um eine Multiplex-Holzscheibe genügt. Für einen 45° Fangspiegel ist ein geschlossenes Rohr sicher besser.


    Bitte berichte hier weiter von deiner Bohraktion!


    Gruß,
    Martin

  • Hallo zusammen,


    zunächst mal herzlichen dank für die vielen Rückmeldungen. Da Wandstärke 2 mm angeraten ist, macht es die Rohrbeschaffung leichter. Den Spiegel mit Wachs zwischen zwei Glasplatten zu packen, hatte ich bereit im Kopf. Wovon ich noch keine Vorstellung habe ist, wie der Austausch zwischen verbrauchtem Karbo und frischem Karbo vonstatten geht. Vielleicht mag mit das noch jemand schildern.


    Noch eine Frage zum Antrieb: meine Ständerbohrmachschine macht minimal 450 rpm. Ist das langsam genug?


    Viele Grüße



    Oskar

  • Oskar,
    der Austausch beim Bohrschlamm geht nur, wenn Du den Bohrrand dicker hast, als das Rohr dahinter; also einen Wulst. Im Wulst müssen dann Zähne hineingesägt sein, die bis dahinter reichen. Dann findet da ein Flüssigkeitsaustausch auch statt. Ansonsten muss man den Bohrer ständig anheben, damit die frische Emulsion in den Bohrspalt geraten kann.


    Bei 2mm Wanddicke könntest dies dadurch erreichen, in dem du die Zähne je 1mm nach links und rechts im Wechsel anbiegst. Dann ist der Bohrspalt 4mm und der Bohrschlamm kann wandern. Zuführung dann immer nur von innen und Entsorgung/Recycling des Schlamms, der außen hoch kommt. (Aufgrund der Fliehkräfte, wandert das Zeugs von innen nach außen)


    Das zumindest das Grundprinzip. Vielleicht kennt jemand die passende Maße (Millimeter) hierzu aus praktischen Erfahrungen. Ich habe jetzt einfach mal Werte genannt, ohne das ich die optimalen Werte kenne.

  • Hallo Kalle,


    dankefür die Erläuterung, das leuchtet ein. Die Folge wäre dann, dass die doppelte Menge Glas weggeschliffen werden muss. Auch der Nachschub von Karbo aus dem Inneren des Rohres wäre schwer zu kontrollieren. Werde noch darüber nachdenchen.


    Ich habe heute das erste Mal in meinem Leben Glas zugeschnitten, mit Erfolg. Ist ja Voraussetzung, um Glasplatten zum Schutz der Spiegeloberfläche zu erhalten, egal ob gestrahlt oder trepaniert. Damit werde ich das Aufpressen mit Wachs und das anschließende Lösen ausprobieren.


    Um einen Tipp zur angemessenen Rotationsgschwindigkeit der Ständerbohrmaschine wäre ich noch dankbar. Meine machts nicht unter 450 rpm.


    Viele Grüße


    Oskar

  • Hallo Oskar,


    Wenn Du Glasplatten mit Wachs zusammen kittest, solltest Du sie im Umluft-Backofen erwärmen, damit das Wachs darauf schmelzen kann. So ca. 80-100°C sollten passen.
    Ich würde dann ein altes Handtuch nehmen, die untere Glasplatte erwärmt drauf legen, ein paare Wachskrümeldrauf, dann die nächste Glasplatte drüber und das Ganze noch mal wiederholt für die obere Glasscheibe. Dann das Handtuch drum schlagen und langsam abkühlen lassen.


    450 U/min sind eigentlich schon zu schnell. Ich würde 100-150 U/min bevorzugen. Du kannst es aber probieren, vielleicht klappt's.


    Gruß,
    Martin

  • Hallo Martin,


    danke für die Vorschläge zum Wachs, hilft mir sicherlich weiter.



    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">450 U/min sind eigentlich schon zu schnell.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Habe ich befürchtet und vom Bauchgefühl her werde ich keine Versuche mit 450 rpm unternehmen. Wird dann wohl eher Handarbeit, wie von Norbert Loechel hier schon mal gezeigt.


    Jetzt werde ich erst mal den Spiegel genauer testen, und dann auch noch einen weiteren hoffnungsvollen Kandidaten auspolieren und dann schaun mer mal.


    Viele Grüße


    Oskar

  • Hallo Oskar,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Frage allgmein: Bezugsquelle für ein entsprechend dünnwandiges Rohr?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich habe bisher 2 Fangspiegel ausgeschnitten und dafür Fallrohre für Dachrinnen verwendet - einfach mal googeln... Ich glaube, meine waren aus Titanzink und sehr dünnwandig. Das hat den Vorteil, dass die Auflagefläche auf dem Glas klein ist und damit auch das zu entfernende Glasvolumen. Die Rohre habe ich am Ende mit ein paar Schlitzen versehen. Ich war überrascht, wie wenig sich die abgenutzt haben. Eventuell haben sich die harten Karbokörner in das weiche Metall eingepresst und sind von diesem mitgeführt worden?


    Das Ausbohren hat mit 180er Karbo ca. 2 Stunden gedauert. Die Dauer der einzelnen Chargen? Hm, nach Gefühl... Ich habe schätzungsweise nach jeweils 5 Min. das Rohr hochgezogen und mit den Fingern Karboschlamm in den Ringspalt geschoben.




    Der Antrieb ging über die Schnur, an deren Enden ich abwechselnd gezogen habe.


    Auf beide Seiten der Planscheiben habe ich Glasplatten aus Bilderrahmen mit Polierpech aufgekittet: Im Backofen vorwärmen auf ca. 70°, Pechkrümel aufstreuen und schmelzen lassen, dann das Sandwich mit 2 Brettern und Schraubzwingen pressen. Damit Glas nicht auf Glas reiben kann, habe ich vorher ein paar Stücke von diesen selbstklebenden Haftnotizzetteln als Abstandshalter aufgeklebt.



    Der Stapel wurde in einer Kiste eingegipst - gewöhnlicher Gips aus dem Baumarkt. Die Maße der Kiste und der rechteckigen, aufgekitteten Glasscheibe waren so dimensioniert, dass sich der richtige Winkel beim Hineinlegen des Sandwichs zwangsläufig ergab, ebenso die Lage bezüglich des Rohres.


    So sah die Vorrichtung nach dem Bohren aus:



    Und so der Spiegel:


    Der abschließende Test nach dem Bohren:


    Fazit: Nur Mut, ist alles halb so wild! Ich hatte weder Muschelbrüche, noch andere unangenehme Zwischenfälle.


    Viel Glück
    Norbert

  • Hallo Norbert,


    danke für Deinen beitrag. Ich habe Deinen Thread über das Auschneiden des Fangspiegels ausgiebig studiert, die Zeitangabe für den Wechsel der Chargen ergänzt das noch.


    Viele Grüße


    Oskar

  • Hallo Oskar,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich habe Deinen Thread über das Auschneiden des Fangspiegels ausgiebig studiert<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    ich war mir nicht sicher, ob Du den gefunden hattest... Wenn Du noch Fragen hast, kannst Du mir gern eine Mail schreiben.


    Gruß
    Norbert

  • Hallo Schleifergemeinde,


    ich melde mich mal wieder zu diesem Projekt. Ich hatte nochmal einen Rückschlag, letztendlich nun aber eine der drei Scheiben in Form gebracht. Ich hatte damit zu tunn, dass beim Polieren sich grundsätzlich eine konkave Kurve entwickelte. Letzendlich hat es sich herausgestellt, dass dieser mit einem in die Pechhaut eingepressten Stern am besten beizukommen war. Ein paar Mall bin ich bei der Korrektur immer wieder übers Ziel hinausgeschossen, also von konkav zu konvex, bis ich mich schließlich mit Poliereinheiten von höchstens 30 Sekunden an gerade Interfereznsstreifen herangepischt habe.
    Während dder Korrigierens habe ich mit einem Probeglas gearbeitet. Die indirekte Arbeitsfeldbeleuchtung der Küche brachte diffuses Licht an die Decke, das ausreichende Interferenzstreifen erzeugte. Diese habe ich aus größerer Höhe (ca. 2m) fotografiert und die Grün-Bilder mit OF ausgewertet. Dabei habe ich den Prüfling auch um 90 Grad gedreht und die Bilder zurückrotiert. Vier gemittelte I-Gramme ergaben dann einen Strehl-Wert von ca. 0,98. Ausgewertet wurde ein Durchmesser von ca. 100 mm, ensprechend einer kleinen Achse des FS ca. 70 mm.
    Im RC-Modus 45 Grad dann ein Foucault-Test gegen meine Referenzsphäre, die ich mit dem PDI auf Strehl 0,99 gemessen habe. Knall-sphärisch, wie Stathis zu sagen pflegt, erschien der Prüflich dann im Test. Ich habe hier zu eine Maske vor den Spiegel gestellt, die nur den Bereich frei lies, der künftig als FS verwendet wird. Der Spiegel sah deshalb im Test rund aus mit D = 70 mm.
    Der künstliche Stern-Test zeigte Asti nur ohne Maske, weil der Rand deutlich abfällt. Mit Maske vor dem Spiegel konnte ich keinen Asti feststellen.


    Dann wurde es spannend: Konnte ich einen Test mit meinem PDI-machen? Im Sucher konnte ich kein Bild eines Interfereogramms erkennen, mangels Licht. Ich habe dann zahlreiche Aufnahmen im Blindflug gemacht, mit langer Belichtungszeit. Eine davon konnte ich verwenden. Damit war es nicht möglich, zwei Artefakte auszumitteln, insbesondere das Artefakt, das sich um den inneren Kringel ergibt. Die Auswertung mit OF ergab dann einen Strehl von ca. 0.95. Dann fiel mir noch ein, den Haken bei Double-Pass zu setzen:



    Deutlich sieht man noch den Einfluss der Artefakte. Für weitere Projekte dieser Art kann ich dann dem Probeglas allein vertrauen.


    Jetzt geht es dann ans trepanieren.


    Viele Grüße



    Oskar

  • Da ist er nun.





    Ich habe mich von Norbert Loechel motivieren lassen und seine Vorrichtung nachgebaut. Auf eigene Bilder verzichte ich, sieht ganz ähnlich aus wie bei Norbert, nur aus Schalungsplatten gefertigt. Aber ich habe ein Filmchen, damit man den Vorgang mal in Aktion sieht. Ich habe die Zeit nicht gestoppt, schätze es waren um die drei Stunden mit vielen Pausen (Der Muskel wäscht in der Pause!)


    https://youtu.be/lmyCZz_0wVk


    Verwendet habe ich ein Auspuffrohr mit 76 mm Außendurchmesser und Wandstärke 2 mm, was Dünneres habe ich nicht aufgetrieben. Kleine Achse ist nun 71 mm abzüglich Fase. Auf der Rückseite zwei kleine Muschelbrüche. Schönheitfehler, aber otpisch unwirksam. Als ich druch war, gab es ein kurzes, einem dumpfen Glockenschlag ähnliches Geräusch. Beim Herausnehmen sah ich, dass sich die untere Schutzplatte aus Glas gelöst hatte. Vielleicht war das der Grund für die Abplatzer. Der optische Test ergab, das sich der Rand an den Ansen etwas verändert hat, das wirkt sich allenfalls bei großen Gesichtfeldern und dementsprechend niedrigen Vergrößerungen aus. Ich plane ein Teleskop für die Mond- und Planetenfilmerei mit effektiven Brennweiten jenseits der 4 m, da werden maximal 40 mm kleine Achse verwendet.


    Viele Grüße


    Oskar

  • Hallo Andreas und Norbert,


    danke für Euren Zuspruch und Dir lieber Norbert ach für die Tipps per PN. Ich habe übrigens Karbo 120 verwendet und zu dem Rohr, das bereits ein beträchtliches Eigengewicht aufweist, auch kein zusätzliches Gewicht verwendet. Karbowechsel hatte ich so nach 300 Hin- und Herbewegungen.


    Viele Grüße


    Oskar

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