Jupiter: Schneller geht es nicht!

  • Hallo!


    Nach langer Abstinenz möchte ich mich wieder gelegentlich mit Astronomie beschäftigen. Großes Anliegen war immer bei der Fotografie von Mond/Planeten mit möglichst einfachen Wegen zu ordentlichen Ergebnissen zu kommen (Link ganz unten).


    Kürzlich bekam ich eine hübsche kleine CMOS-Farbkamera DFK 72AUC02 von The Imaging Source (TIS) in die Hand. Leider mit Rolling Shutter, das Bild wird zeilenweise zeitversetzt ausgelesen, was zu Verzerrungen bei schnellen Bewegungen führt. Aber: Mit nur 2,2µ Pixelgröße ist sie ideal an die üblichen SC mit f10 angepasst. Man bekommt also die theoretisch höchste Auflösung bei f10 ohne Nutzung zusätzlicher Elemente (Barlow etc.). RGB und LRGB-Profis werden zwar die Nase rümpfen, aber für weniger professionelle Anwender ist eine solche Kamera der einfachste Weg zu schönen Resultaten an Planeten:



    Volle Auflösung


    Wochenlang schlechte Bedingungen, nur gelegentlich eine kurze nutzbare Periode vor Sonnenuntergang bei blauem Himmel. Das Einzelbild oben, und das Bild eines defokussierten Sterns dokumentieren das nicht optimale Seeing.


    Und nun der Hammer: Die Bildbearbeitung erfolgte auf einfachste Weise mit dem guten alten Giotto, letzten Feinschliff gab es mit Photoshop, Dauer lediglich 20 Minuten. Schneller kommt man kaum zu einem doch ganz "netten Bildchen". Voraussetzung ist eine gute, perfekt justierte Optik, ruhige Luft und ein wenig Übung mit der PC-Software für die Aufnahme (IC-Capture von TIS) sowie Giotto.


    Gruß, Peter


    P.S.: Falls noch nicht geschehen, schaut den Link unten an!

  • Hallo Peter,


    nee nix Nase ruempfen, die DFK72 ist ne ganz feine Kamera! Hab mal einen Vergleich zu einer SW-Kamera mit 5.6µ-Pixel zusammen gestellt, am selben Teleskop aufgenommen, nur mit der SW-Kamera bei ca. dreifacher Brennweite wegen der viel groesseren Pixel. Zudem hab ich mit SW auch etwa fuenf mal mehr Bilder aufgenommen als mit der DFK72, derotiert und und und ... hier also der Vergleich, links das Resultat eines DFK72-Films im Primaerfokus bei f/10:



    <center></center>



    [:)]


    Liebe Gruesse
    Jan

  • Hallo Dirk!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mit eine ADC bekommt man da sogar noch einen Tacken mehr schärfe rein.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ich habe leider mit einem ADC keine Erfahrung. Bisher habe ich immer mit Giotto die Farbkanäle verschoben. Ab welcher Horizonthöhe (grobe Schätzung reicht) würde denn ein ADC besser arbeiten? Wäre wichtig zu wissen, denn in den kommenden Jahren sieht das mit Planeten ja zunehmend miserabel aus.


    Gruß, Peter

  • Hallo Jan!


    Danke für die interessante Antwort. Ich habe dazu noch Einiges zu sagen, und arbeite an einem ausführlichen Beitrag. Bis demnächst!


    Gruß, Peter

  • Hallo Jan!


    Jetzt der avisierte Beitrag. Wie ich Deiner Antwort entnehme versuchst Du -genau wie ich- mit möglichst einfachen Mitteln schöne Bilder zu machen. Mit der 618er Kamera war der Aufwand ja wohl auch bei Dir deutlich größer als mit der DFK 72AUC02


    Ich habe bisher wegen der geringeren Schärfe und Empfindlichkeit der Farbkameras (Bayer-Maske) das schärfere und kürzer belichtete Bild der monochromen DMK 21AF618 mit der Farbinfo der unschärferen und unempfindlicheren DBK 21AF618 mit IR-Sperrfilter kombiniert. Zur Reduktion der Luftunruhe hatte die DMK ein IR-Passfilter vorgeschaltet. Das Ergebnis (IrRGB) sah bei meiner letzten, lange zurückliegenden Aktivität im optimalen Fall so aus:




    Natürlich geht das relativ schnell, erfordert aber zwei am PC angeschlossene Kameras. Daher habe ich es im Zuge der besser werdenden CMOS Kameras mal mit dem zuvor geposteten reinen Farbbild der DFK 72 versucht, mit gutem Erfolg. Für noch bessere Ergebnisse müsste ich aber deutlich mehr Frames im Video haben, damit ich bei der Addition nicht jeden Schrott verwerten muss. Ich komme mit meiner Optik nicht unter 1/50s Belichtung und habe daher maximal 50 fps. Ein Video mit 15000 Frames zur Selektion wäre also 300s lang.

    <font color="red">Formel für maximal mögliche Videodauer:</font id="red"> Bei Jupiter Opposition gilt etwa: Entfernung R = 630.000.000km; Rotationsperiode T = 10h; Planetenradius r = 70.000km. Für die maximale Videodauer t in Sekunden im sichtbaren Licht (550nm) beim C11 (Öffnung D = 28cm) gilt die <font color="red"> Formel t = 0,0315TR/Dr </font id="red">. Einsetzen der Werte ergibt t = 101s, die für optimale Auflösung bei 28cm Öffnung des C11 nicht überschritten werden dürfen. Für 15.000 Frames müsste ich also drei Videos von maximal 100s machen, und die einzelnen Bilder nach "derotieren" addieren. Nach langer Pause bin ich natürlich nicht mehr auf dem neuesten Stand. Daher meine Frage: Lohnt sich die Einarbeitung in WinJUPOS? Wie gut funktioniert das? Wo gibt es direkte Vergleiche mit/ohne WinJUPOS- Derotation?



    Gruß, Peter


    P.S.: Info zur Herleitung obiger Formel im unten verlinkten Tutorial!

  • Hallo Peter,


    ja bei der Horizonthoehe in den naechsten Jahren wird das Planetenaufnehmen eine schwierige Angelegenheit. Trotzdem waere es natuerlich toll, mit einfachen Mitteln schoene Ergebnisse erreichen zu koennen. Und dass das geht haben vergangenen Fruehling einige Kollegen mit Kameras und darin verbauten modernsten CMOS-Sensoren zeigen koennen!


    Die DFK72 hat halt bereits einen etwas veralteten Sensor drin, der uns aber gezeigt hat welches die richtige Richtung ist. Schau Dir mal die ASI224 als Beispiel an:


    https://astronomy-imaging-came…roducts/usb-3-0/asi224mc/


    Unser Kollege Torsten Hansen macht damit an seinem, fuer gutes seeing beruehmt-beruechtigten Standort, wirklich erstaunliche Aufnahmen. Du kannst seine tollen Resultate finden unter


    http://aau.telebus.de/aau/default.php


    und dann Fotogalerie-oberster link (da ist er bereits namentlich erwaehnt). Schau Dir unbedingt die Ergebnisse vom 8.4.2017 an, aber auch viele weitere sind sehenswert. Nach seiner Meinung ist hier ein ADC entscheidend, was ich ansatzweise auch so sehen konnte.


    Ein ADC soll bis in mittlere Horizonthoehen (also 45 Grad) besonders beim immer schwierigen Blaukanal wirken. Ich hab beim derzeit tiefen Stand bemerkt, dass neben dem 'Zurechtruecken' mit ADC auch der Groessenunterschied in den einzelnen Farbkanelen geringer wird, egal ob mit SW- oder Farbkamera. Das ist natuerlich fuer eine Farbkamera von Vorteil.


    winjupos ist natuerlich heute fuer das Arbeiten mit SW-Kameras unabdingbar geworden. Man kann auch einen zu lange geratenen Film derotieren, was bestens funktioniert.


    Viele Gruesse
    Jan

  • Hallo Jan!


    Vielen Dank für Deine Antwort!


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die DFK72 hat halt bereits einen etwas veralteten Sensor drin, der uns aber gezeigt hat welches die richtige Richtung ist.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Abgesehen vom rolling shutter, was ist am Sensor veraltet? Ich schätze die 2,2µ Pixel, da ich dann keine Barlow brauche. Welcher Sensor ist bei so kleinen Pixel besser?
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> Schau Dir mal die ASI224 als Beispiel an:<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ja, eine schöne Kamera, aber angeblich für Windows 7 nicht nutzbar. Oder kann man die mit einer USB 3.0 Karte auch an Windows 7 verwenden? Die perfekten Bilder von Torsten schätze ich schon seit vielen Jahren, interessant, dass er nun auch mit Farbkamera arbeitet, das propagiere ich schon seit einer Ewigkeit.


    Eventuell finde ich 3 brauchbare Jupitervideos mit geringem Zeitabstand, um Winjupos mal zu testen. Ist alles ein Problem der verfügbaren Zeit, aber wenn die Einarbeitung in das Programm einfach ist, probiere ich es bei Gelegenheit. Nach 6 Jahren Pause hat sich doch einiges verändert....


    Gruß, Peter

  • Hallo Peter,


    Die DFK72 ist sicher auch nach heutigem Maßstab noch eine gute Kamera. In den letzten Jahren gabs bei den CMOS-Sensoren allerdings eine rasante Entwicklung und aktuelle Sensoren wie z.B. der IMX174 oder IMX224 haben mit knapp 80% nochmal eine ca. 15% höhere Quanteneffizienz als der MT9P031 (DFK72). Auch die USB2 Schnittstelle wäre für mich ein Kriterium, da man über USB3 in der gleichen Zeit natürlich viel mehr Daten sammeln kann. Nur als Vergleich: mit der ASI224 sind am C9 bei Jupiter Frameraten im Bereich von knapp 200fps möglich. Da ist USB3 natürlich unverzichtbar.


    Unter Win7 laufen nach meinen Erfahrungen USB3 Kameras ohne Probleme.


    Gruß
    Torsten

  • Hallo Peter,


    also USB3.0 an Win7 geht.


    Hab mein altes Notebook sogar mit einer PCMCIA Express auf USB3.0 nachgerüstet und damit immerhin so 100fps mit der ASI224 rausgeholt.


    Voraussetzung sind natürlich immer passende Treiber für USB3.0.


    Grüße
    Volker

  • Hallo Peter,


    Torsten Edelmann hat es auf den Punkt gebracht: Erst mit den neusten CMOS-Sensoren sind die fps moeglich die wir uns wuenschen! Man muss bei der DFK72 auf gute Histogrammausnutzung achten, damit keine Zwiebelringe entstehen. Hab mal bei der gleichen Belichtungszeit zuerst bei 50 fps und dann bei 60fps aufgenommen; die Filme mit 60fps konnte ich alle loeschen ... ansonsten hab ich nichts an der DFK72 auszusetzen [:)].


    Mit winjupos hat es bei mir ziemlich schnell geklappt. Am besten ist es die geschaerften stacks auf 200% vergroessern und auf korrekte N/S-E/W Ausrichtung zu achten. Ich war jeweils erstaunt wie stark die Drehung sich auswirkte, obwohl mur wenige Minuten zwischen erstem und drittem Film liegen.


    Viele Gruesse
    Jan

  • Vielen Dank für die Antworten! Leider leidet mein von Alois Ortner geprüftes und als sehr gut befundenes C11 EHD an einer massiven Dekollimation bei Lageänderung. Ursache ist eine lockere Korrektorlinse im Blendrohr. Das kann nicht bei Baader repariert werden, das Teleskop muss in die USA, ob da nach Monaten Wartezeit eine nahezu ideale Optik auch so zurückkommt ist völlig offen. Ich habe also erst einmal Ende der Saison, oder muss eine alte Optik hervorkramen.



    (==&gt;) Torsten:


    Mein Problem ist, dass ich am C11 EHD neben dem eingebauten Korrektor keine zusätzliche Linse haben möchte. Ich suche also Kameras mit 2,2 bis 2,6µ Pixel. Bei Planeten geht das wohl auch mit rolling Shutter, also wären bei TIS die 33UX 178 Kameras mit 2,4µ Pixel ideal, die haben aber einen für Planeten unnötig großen (und daher teuren) Sensor. Ich hoffe auf Versionen mit weniger Pixel, oder gibt es da schon eine aktuelle andere 2-3µ Lösung?


    Für Mond geht es ja wohl nur mit Global Shutter, ich kann eine DMK 33UX 252 mit 3,1MP und 120fps bekommen, die hat 3,45µ Pixel, damit sind dann wenigsten mittlere Auflösungen ohne Barlow möglich. Das ist wohl eine sehr gute Kamera.



    (==&gt;) Volker:


    Ich habe inzwischen eine USB 3.0 Karte eingebaut, die funktioniert im Gegensatz zu den schon vorhandenen USB 3.0 Anschlüssen mit einer kleinen USB 3.0 Kamera von TIS einwandfrei. Ich warte nun noch auf ein Repeater-Kabel, da mein Teleskop 6m vom PC entfernt steht. Ich werde berichten, wenn das problemlos läuft....



    (==&gt;) Jan:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Man muss bei der DFK72 auf gute Histogrammausnutzung achten, damit keine Zwiebelringe entstehen. Hab mal bei der gleichen Belichtungszeit zuerst bei 50 fps und dann bei 60fps aufgenommen; die Filme mit 60fps konnte ich alle loeschen ... ansonsten hab ich nichts an der DFK72 auszusetzen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ich kämpfe auch mit den berühmten Ringen. Das mit dem Histogramm werde ich mal genauer beachten. Kann das wirklich Ursache der Zwiebelringe sein? Was ich nicht verstehe ist die Sache mit den 50/60 fps. Bei gleicher Belichtungszeit kann doch die Framrate eigentlich das Video nicht verderben? Oder hattest Du längere Belichtung als 1/50 Sekunde eingestellt?


    Gruß, Peter

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">[i]
    Für Mond geht es ja wohl nur mit Global Shutter...
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Peter,
    Ich glaube im astronomischen Einsatzbereich ist es irrelevant ob global oder rolling shutter. Zumindest ist mir bisher noch kein Beispiel bekannt, wo ein rolling shutter bei astronomischen Aufnahmen irgendwelche Artefakte erzeugt hat.
    Gruß, Torsten

  • Hallo Peter,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Für Mond geht es ja wohl nur mit Global Shutter<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Doch, geht auch. Anschauungsmaterial unter:



    http://mondundmehr.astronomie-im-chiemgau.de/


    Seit 2016 mit der Skyris 132 M mit Rolling Shutter.


    Viele Grüße


    Oskar

  • Hallo Torsten!
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    Zumindest ist mir bisher noch kein Beispiel bekannt, wo ein rolling shutter bei astronomischen Aufnahmen irgendwelche Artefakte erzeugt hat. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Bei ruhiger Luft und/oder bei reiner statistischer Luftunruhe ist das wohl richtig. Ich arbeite aber mit einer alten Montierung, die im Wind seitlich schwingt. Bei Aufnahme von Videos muss ich zudem mit der Handbox ständig das Bild mit teilweise ruckartigen seitlichen Bewegungen zentriert halten. Dabei wird das ganze Bild extrem seitlich geschert (wie eine senkrechte Stange bei schnellem Kameraschwenk total schief wird).


    Diese Komponente ist mit Avistack wohl kaum ohne rigide Auswahl der nutzbaren Frames zu eliminieren, schon gar nicht, wenn man gute Auflösung anstrebt, und zudem einen großen Sensor verwendet. Ich möchte nach mühsamem Aufbau des Teleskops sicher gehen, und würde (zumindest mit der alten Montierung) es lieber nicht mit rolling Shutter versuchen. Ich suche für den folgenden Beitrag mal ein Bild raus, das man vermutlich nicht mit rolling Shutter hätte machen können, obwohl es nur mittlere Auflösung zeigt.


    Gruß, Peter

  • Hallo Oskar!


    Vielen Dank für die verlinkten Bilder!


    Ja, das sind schöne Bilder. Bei ruhiger Luft, relativ kleinem Sensor und einer guten Montierung ist das schon möglich mit rolling Shutter.


    Ich habe aber eine schlechte wackelnde Montierung, und muss ständig mit der Handbox korrigieren (s. den Post zuvor), und habe damit trotzdem mit Global Shutter ordentliche Bilder machen können. Das hier verlinkte Bild mittlerer Auflösung hätte ich mit rolling Shutter an meinen Teleskop nicht aufnehmen können.


    Gruß, Peter

  • Hallo Peter,


    auch meine Montierung ist nicht fehlerfrei und erfordert Korrekturen des periodsichen Schneckenfehlers. Auch ist mir nicht ersichtlich, warum die Größe des Sensors - gleicher Abbildungsmaßstab pro Pixel vorausgesetzt - einen Einfluss haben soll. Ich hatte mehrere Jahre eine DMK 41 im Einsatz und kann nicht wirklich feststellen, dass sich der globale Shutter bei schlechten Bedingungen merkbar auuswirkt. Was sich geändert hat: Mit der Skyris nehme ich mit deutlich kürzeren Belichtungszeiten auf als mit der DMK und dank USB 3.0 auch mit 60 fps im Vollformat. Letzeres erlaubt mir, in angemessener Zeit pro AVI 4000 Bilder aufzunehmen, die Auswahl an guten Bildern, bzw. Bildern mit guten Bereichen in den Bildern nimmt damit zu. Dass moderne Stacking-Software nur die besseren Teile von Bildern verwendet, halte bei Rolling Shutter für hilfreich.


    Viele Grüße



    Oskar

  • Hallo Oskar!


    Ich versuche mal zu präzisieren was ich meine:


    <font color="limegreen">Rolling Shutter:</font id="limegreen"> Eine senkrecht Stange wird bei feststehender Kamera als senkrechte Linie abgebildet. Bei einer konstant nach rechts bewegten Kamera wird die Stange als eine schräg von links oben nach rechts unten verlaufende gerade Linie abgebildet. Das untere Ende der Linie liegt um so weiter nach rechts verschoben je größer die Bildhöhe (in Zeilen) ist, je schneller die Bewegung ist, und je größer der Zeitversatz zwischen zwei Zeilen ist. Im Video ergibt sich von Frame zu Frame eine konstant schräg verlaufende Linie, die sich von rechts nach links bewegt.


    Lässt man ein solches Video durch eine Stacking Software laufen, so ergibt sich das Bild einer schief sehenden Stange, weil die Schrägstellung auf allen Frames identisch vorliegt, kann die Stacking Software ja nicht "wissen", dass das Original eine senkrechte Stange ist. Diesen "Rolling Shutter Effekt" kann eine übliche Stacking Software also nicht voll ausgleichen, das geht selbst mit entsprechender Spezialsoftware nur unvollständig. Aus diesem Grund arbeiten inzwischen alle hochwertigen Industrie-Kameras für bewegte Bilder mit Global Shutter, vermutlich wird der Rolling Shutter in diesem Bereich sukzessive ganz vom Markt verschwinden.


    <font color="limegreen">Fazit:</font id="limegreen"> Für Bilder mit geringer Zeilenzahl (Planeten) bei gutem Seeing und einer gut nachführenden Montierung ist der Rolling Shutter gut geeignet. Für großflächige Mondbilder bei häufigen starken manuell durchgeführten Korrekturbewegungen wegen schlechter Montierung und/oder Bewegung durch starken Wind ist der Global Shutter besser geeignet. Du musst dennoch keine Sorge haben, bei deinen Parametern und deinem Equipment scheint der Rolling Shutter ja recht gut zu funktionieren, unter meinen Bedingungen leider nicht.


    Gruß, Peter

  • Hallo Peter,


    ich möchte mal mit folgenden Überlegungen die besonderen Umstände bei der hochauflösenden Mond- und Planetenfotografie näher betrachten.


    Ich denke, dass grundsätzlich die Bewegung des Objekts im Bild, sei es, dass das Objekt sich selbst bewegt oder es sich durch Bewegung des Teleskops scheinbar im Bild bewegt (ich nenne das mal die Drift) vom Seeing zu trennen ist. Dazu ein Versuch, das für unseren astronomischen Einsatzzweck u qunatifizieren. Bei stillstehendem Teleskop wandert ein Objekt am Himmelsäquator mit einer Winkelgeschwindigkeit von 15 Bogensekunden pro Zeitsekunde durch das Bildfeld. Setzt man nun bei eingeschalteter Nachführung eine maximale Drift von 10 % der exakten Nachführgeschwindigkeit an, dann beträgt die Winkelgeschwindigkeit 1,5 Bogensekunde pro Zeitsekunde. Nun kommt es auf die Auslesegeschwindigkeit der Kamera an, also wann das Auslesen der 960 Zeilen für ein Bild beendet ist. Diese konnte ich dem Datenblattt des Aptina AR0132 Sensors meiner SW-Kamera nicht entnehmen. Ich unterstelle mal, dass bei einer Framerate von 60 fps das auslesen nicht länger als 1/60 sec betragen kann, lasse mich da aber gerne eines Besseren belehren. Unterstellt also 1/60 Auslesedauer, bedeutet das eine Drift von 0,025 Bogensekunden pro Bild, das wäre dann ein Mehrfaches weniger als der Abbildungsmaßstab von 0,18 Bogensekunden pro Pixel, was bei mir so der Usus ist. Damit wäre ein senkrechter Strich, der mit einer Winkelgeschwindigkeit von 0,025 Bogensekunden durch das Bildfeld bewegt in der ersten und in der letzten Zeile in der selben Reihe abgebildet (jedenfalls in den allermeisten Fällen).


    Problematisch wird es natürlich bei heftigem Wind.



    Ganz klar wird, dass senkrechte Strich bei einem Rolling Shutter und starker Drift in der ersten Zeile in einer anderen Reihe abgebildet wird, als in der letzten Zeile. Da ich zu den Zeiten, als mein 10-zöller noch durch eine Äquatrioalplattform mit Gleichstommotor nachgeführt und ebenfalls heftigen Nachführfehlern wurde, die DMK 41 im Einsatz hatte, darf ich mich wohl nachträglich über deren Global Shutter glücklich schätzen.



    Jedoch meine ich, dass der Strich auch in diesem Fall scharf abgebildet wird, außer die Bewegung ist so schnell, dass er bereits während der Belichtungszeit über mehrere Pixel abgebildet, oder anders ausgedrückt: über mehrere Pixel verschmiert wird. Da hilft dann auch ein Global Shutter nichts mehr. Den gleichen Effekt haben wir auch beim Seeing. Es gibt da dieses hochfrequente Seeing, bei dem ich 30 Minuten vor dem Monitor sitze und kein scharfes Bild bekomme. Da hilft auch der Global Shutter nichts.


    Dann gibt es dieses Seeing, bei dem das Bild auf dem Monitor an sich recht scharf ist, aber in verschiedenen Bildbereichen sich bewegt. Ich nenne das ein wallendes Bild. Hier mag es sein, dass in diesen Bildbereichen eine "Drift" auftritt, die für den Rolling Shutter relevant werden, wobei sich die Effekte nur auf den jeweiligen abgegrenzten Bildbereich auswirken.. Auch findet die Drift nicht linear in eine Richtung statt, sonder chaotisch, was micht hoffen lässt, dass bei ausreichender Zahl gestackter Bilder der Fehler gemittelt wird und sich dadurch der Unterschied zwischen Rolling Shutter und Global Shutter relativiert. Ich nehme also mal an, dass sich bei diesem Seeing sowohl mit beiden Varianten scharfe Bilder erzielen lassen und sich eventuelle Verzerrungen durch den Rolling Shutter kaum feststellbar sein werden. Zumal man beim Stacking ohnehin immer wieder darauf angewiesen ist, welche seeingbedingte Verzerrung im Referenzbild gegeben ist - wobei auch dies bereits dadurch ausgeglichen sein dürfte, dass das Referenzbild wie bei Avistack (bei Autostakkert weis ich es nicht) aus mehreren Bildern gemittelt wird.


    Und dann gibt es auch viel zu wenig oft das Seeing wie bei meiner ersten Clavius-Aufnahme mit der DMK 41, bei der ich nur 25 Bilder zu stacken brauchte und mit verlgeichsweise homöopathischer Schärfung ein äußerst scharfes Bild zuwege brachte.





    Viele Grüße



    Oskar

  • Hallo Peter,


    Sind das eher theoretische Überlegungen oder hast Du reale Vergleichsaufnahmen, die unter gleichen Bedingungen mit jeweils Rolling/Global Shutter entstanden sind und die Artefakte bei Rolling Shutter zeigen? Ich frage, weil mich das wirklich interessiert, denn ein solcher Nachweis hätte natürlich auch Konsequenzen für die diversen Astrokamera-Hersteller.


    Wie bereits angemerkt habe ich in den letzten Jahren schon mit diversen Rolling Shutter Kameras Sonne, Mond und Planeten aufgenommen (ASI120, ASI224, ASI1600, Skyris236, QHY290, Altair-178) und noch kein einziges Mal irgendwelche Artefakte bemerkt, die auf einen Rolling Shutter hindeuten könnten.


    Bei den prinzipiellen Nachführpoblemen mit Deiner Montierung wird aber wahrscheinlich auch ein Global Shutter nicht wirklich helfen: wenn Du heftigste Korrekturbewegungen machen musst, dann werden diese Frames auch mit Global Shutter nicht unbedingt scharf sein. Die Montierung wäre für mich in einem solchen Fall der erste Ansatzpunkt für eine Optimierung, nicht die Kamera.


    Noch meine Meinung zum Thema Wind: wenn dieser so stark ist, dass man Probleme hat das Objekt halbwegs zentriert auf dem Sensor zu halten, dann lohnt sich nach meiner Erfahrung auch die Bearbeitung nicht, weil das Endergebnis dann sowieso meistens Schrott ist. Zumindest hab ich in den vielen Jahren noch keine Nacht mit starken Böen und perfektem Seeing erlebt. Unter solchen Bedingungen würde ich gar nicht aufnehmen.


    Viele Grüße,
    Torsten

  • Hallo,


    da bin ich ganz bei Torsten,
    bei Nachführproblemen oder Wind, ist auch der Shutter egal.
    Zum großen Teil sind Sonne, Planeten und Deepsky eher im statischen Bereich.
    Veränderungen im Bild sind nur langsam im Minutenbereich wahrzunehmen.


    Anders sieht es sicher bei langbrennweitigen ISS Aufnahmen aus, wenn manuell nachgeführt wird.
    Da wird der Rolling-Shutter-Effekt gnadenlos zuschlagen.


    Interessant sind ja die Bildverzerrungen mit Rolling-Shutter schon, wenn man eine Suchmaschine bemüht.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Rolling-Shutter-Effekt


    Gruß Eric

  • Moin,


    klar, wenn Peters Montierung so grottig bei korrigieren oder Wind verreißt hilft zum fangen des Bildes die kurze Belichtung nix, wenn quasi unter der Belichtung mit Rolling Shutter die Montierung verreißt und er einen so großen Anteil stufig versetzter Bilder hat, dass das beim Kombinieren durchschlägt. Das sind für ein Photosetup aber auch die wüstest schlechten Voraussetzungen die man sich denken kann, vergleichbar mit einem 800er Tele auf nem Jahrmarktstativ. Bei ruckartigen Bewegungen nutzt weder kurze Verschlußzeit noch Bildstabi ...


    Ich würde da auch eher die therapeutische Lösung der Optimierung der Montierung wählen als die symptomatische an der Kamera zu schrauben, denn wie die meisten Forenten schreiben, das RS-Problem tritt bei rasch bewegten Motiven ein, ansonsten kenne ich es nicht.
    Ich mache gelegentlich mit den IS-Kameras im technischen Bereich Untersuchungen an Fahrzeugen (Laufwerk, Stromabnehmer), da gab es schon verschiedentlich Überraschungen damit, wenn die aufgezeichneten Bewegungen in einem Frame zu schnell waren, was mit GS nicht auftritt.


    Jörg

  • Hallo!


    Zunächst einmal ganz herzlichen Dank für die Diskussionsbeiträge. Damit das nicht zu unübersichtlich wird, versuche ich mal eine pauschale Antwort an alle Beteiligten, auch wenn das nicht immer ganz vollständig ist. Zunächst ein Zitat von Torsten:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"> 1. Sind das eher theoretische Überlegungen oder hast Du reale Vergleichsaufnahmen, die unter gleichen Bedingungen mit jeweils Rolling/Global Shutter entstanden sind und die Artefakte bei Rolling Shutter zeigen? Ich frage, weil mich das wirklich interessiert, denn ein solcher Nachweis hätte natürlich auch Konsequenzen für die diversen Astrokamera-Hersteller.


    2. Wie bereits angemerkt habe ich in den letzten Jahren schon mit diversen Rolling Shutter Kameras Sonne, Mond und Planeten aufgenommen (ASI120, ASI224, ASI1600, Skyris236, QHY290, Altair-178) und noch kein einziges Mal irgendwelche Artefakte bemerkt, die auf einen Rolling Shutter hindeuten könnten. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Zu 1: Ich versuche gerade die ersten Aufnahmen mit Rolling Shutter, und habe damit den oben gezeigten Jupiter aufgenommen, bei dem der Shuttertyp wegen der winzigen Bildfläche allerdings keine große Rolle spielt. Beim Mond sind mir bisher mit Rolling Shutter noch keine großflächigen und verwertbaren Videos gelungen. Terrestrische Versuche mit Belichtungen von 0,2-0,01s und 120-5fps zeigen einen nur von der Framerate abhängigen Rolling Shutter Effekt.


    Zu 2: Prima, dass Bilder vom Mond mit Rolling Shutter vorliegen. Es wäre ungemein interessant, wenn jemand ein Bild einer 10-12" Optik (möglichst einem SC) verlinken würde. Damit wäre ein Vergleich mit einem <font color="red"> Global Shutter Bild bei 4m Brennweite</font id="red"> aufgenommen mit meiner miesen Montierung möglich, und das Problem mit eventuellen Konsequenzen für diverse Astrokameras würde sich gegebenenfalls sehr schnell relativieren.


    Bedenkenswert:


    Bewegung macht jedes Bild unscharf, dem kann man mit kurzer Belichtung entgegenwirken. Lokale Verzerrungen lassen sich mit einem guten Stacking und genügend vielen Frames zur Auswahl beseitigen. Beim Rolling Shutter kommt aber noch der Rolling Shutter Effekt zusätzlich(!) ins Bild, und der lässt sich nicht(!) durch kurze Belichtung beseitigen, weil er von der Framrate abhängt. Je mehr fps, desto weniger RS-Effekt. Der <font color="red"> Global Shutter Effekt (Wikipedia) </font id="red"> (siehe auch den Link von Eric) verzerrt z.B. eine runde Abbildung zu einem seitlich gescherten "Ei", und eine solche sich systematisch über das ganze Bild erstreckende Verzerrung kann ein übliches Stack-Verfahren nicht beseitigen.


    Eine gute Montierung, die keine häufigen manuellen Korrekturen erfordert, wird -wie Oskar gezeigt hat- bei genügender Framerate keinen nennenswerten RS-Effekt erzeugen. Ich fürchte jedoch, das schon eine RS-Effekt bedingte Verzerrung des totalen Bildfelds von nur wenigen Pixel, die stecknadelfeinen Krater meiner oben verlinkten Mondaufnahme verschwinden lassen würde. Sehr beruhigend wäre daher ein schönes Vergleichsbild einer RS-Kamera, das vergleichbar feine Details zeigt. Zudem wäre das für die Auswahl der idealen Mondkamera mit 2,4µ Pixel (bei f/10 keine Barlow mehr erforderlich) sehr hilfreich. Im Moment tendiere ich noch zu einer Kamera mit Global Schutter, aber leider zu großen 3,45µ Pixel.


    Fazit: Eine RS-Kamera zeigt die selben Probleme wie eine Kamera mit Global Shutter, aber mit Sicherheit zusätzlich(!) noch den RS-Effekt. Wie stark dieser Effekt unter bestimmten Bedingungen die Bildqualität beeinträchtigt wäre noch genauer zu untersuchen. Sicher hat Jörg recht, wenn er mir eine neue Montierung empfiehlt, aber bisher (siehe Bild oben) hat die alte Gurke ja gut funktioniert, zumindest mit Global Shutter. <font color="red">Dafür noch ein Beispiel</font id="red"> auf dem sogar das berühmte kleine Vulkangebiet Ina zu sehen ist.


    Gruß, Peter

  • Hallo Peter,
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ich kämpfe auch mit den berühmten Ringen. Das mit dem Histogramm werde ich mal genauer beachten. Kann das wirklich Ursache der Zwiebelringe sein? Was ich nicht verstehe ist die Sache mit den 50/60 fps. Bei gleicher Belichtungszeit kann doch die Framrate eigentlich das Video nicht verderben? Oder hattest Du längere Belichtung als 1/50 Sekunde eingestellt?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Ist ja schon wieder eine Weile her, aber ich gehe bei der DFK72 folgendermassen vor: Gain setze ich nicht ueber ca. 2/3, ich glaube das sind Werte zwischen 21 und 23 von 32 oder 33. Bei hoeheren Einstellungen entstehen immer Zwiebelringe. Dann schaue ich mit welchen fps ich auf ca. 75% Histogrammausnutzung komme. IC capture lasse ich die benoetigte Belichtungszeit waehlen.


    In der tollen Nacht vom 8. auf den 9. April hatte ich zuerst laengere Zeit mit 50fps gefilmt. Bei Hoechststand waren dann auch die Bedingungen noch etwas besser, jedenfalls sah es auf dem Bildschirm hervorragend aus bei 60fps. Histogrammausnutzung war nur etwas geringer, deshalb dachte ich mir nichts weiter dabei. Ich war dann schockiert ab den Zwiebelringen ... ich kann nicht mehr sagen ob ich auch den gain etwas erhoeht habe. Zur Sicherheit werde ich in Zukunft jedenfalls immer mit max. 50fps filmen.


    In jener Nacht hatte ich uebrigens zum ersten mal eine Celestron CGX (mit Riemenantrieb) im Einsatz und war ueberrascht wieviel ruhiger der Planet da stand als mit meiner bisherigen Montierung. Ich denke eine ruhiger laufende Monti macht wirklich sehr viel aus, mit einer unruhigeren verschenkt man wohl einiges, auch bei besten Bedingungen ...


    Viele Gruesse
    Jan

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