Hallo liebe Beobachter,
nach langer Pause ist es wieder soweit mit einem Beobachtungsbericht, denn ich hatte wieder mal Lust gehabt, unter einem Sternenhimmel zu stehen. Das Wochenende 14./15. Oktober versprach ein sonniges zu werden. Beobachtet hatte ich an zwei Nächten.
Zeit: 19:00 Uhr bis 02:00 Uhr
Teleskop: 270mm/1440 Selbstbaudobson
Vergrößerungen: 48x (2“ 30mm Okular), 60x (1,25“ 24mm Okular), 90x (1,25“ 16mm Okular), 180x (1,25“ 8mm Okular)
verwendet Filter: 2“ Castell UHC, 2“ Astronomik O-III, 2“ Lumicon H-Beta
Als erstes hielt ich nach einem neuen Platz Ausschau und fand dementsprechend eins. Eine 30 min Fahrt musste mit eingeplant werden. Der erste Kontrollblick zeigte eine von Adler bis Perseus gut strukturierte Michstraße. Die Schildwolke sprang dabei förmlich ins Auge. Die Lichtverschmutzung im Osten und Westen waren nicht auffallend, bis 20° Höhe. Es gab allerdings einen kleinen O Ton: Schon bei der Ankunft bemerkte ich flachen Bodennebel… Entweder es wird schlimmer, oder es wird besser; dem Teich sei Dank. Zu Beginn verbrachte ich einige Zeit der Justierung des Dobsons im Dunkeln, bis es endlich passte. Die Sterne können kommen.
Als Kometenfan begann die Tour natürlich mit einem Kometen. Asassn1, oder auch C/2017 O1 genannt, war das erste Ziel. Von der östlichen Seite des Perseus startete ich mit Lambda Persei. Hier stoße ich auf zwei unterschiedliche offene Sternhaufen. NGC 1545 beherbergt recht wenige Sterne (etwas mehr als ein Duzend Sterne), die recht groß verteilt sind. Im Zentrum ein auffälliges Dreieck mit einem orangen Stern. Dagegen ist hier NGC 1528 deutlich sternenreicher, aber auch schön locker verteilt mit unterschiedlichen Helligkeitsstufen. Mittels Starhopping gelangte ich zu der Position des Kometen und fand… fand erstmal nichts. Ich suchte den Kometen entlang seines Weges auf der Aufsuchkarte. Mit 8 mag habe ich etwas Helleres erwartet. Ein Blick in meiner Umgebung zeigt einen stark fortgeschrittenen Bodennebel, hoch bis auf 40 Grad Höhe in allen Himmelsrichtungen. Sterne schwächer als 3 mag verschwinden so förmlich hin. Und mein Fangspiegel war komplett beschlagen. Kein Wunder, dass der PacMan-Nebel beim Kontrollcheck fast gar nicht zu sehen war im OIII Filter. Schade, heißt es wieder abbauen und ausweichen.
Probieren wir es mit einem Versuch Nr. 2 an einem Interimsplatz. Freiberg in Sichtweite und damit schlechtere Bedingungen im Westhimmel. Na gut, kann man nicht alles haben. Nach dem fertigen Aufbau versuchte ich es erneut mit dem Kometen bei besseren Bedingungen. Selbst im zweiten Anlauf musste die Suche abgebrochen werden. Die Zeit zum Beobachten will schließlich genutzt werden.
Im Zenit ging es auf der nordöstlichen Seite von Kassiopeia weiter. In 48x Vergrößerung war bei M52 ein schöner dichter Sternhaufen mit 100 Sterne zu sehen. In der Nachbarschaft ist NGC 7510 als eine Pfeilspitzenformation, ja fast schon die Miniaturversion vom Stier. Sah recht putzig aus. Zwischen diesen beiden Sternhaufen befindet sich der Bubble-Nebel NGC 7635. In der Aufsuchvergrößerung 48x war er mit OIII recht gut zu sehen. Bester Anblick bei 90x. Hier war deutlich ein länglicher ovaler Fleck zu sehen. Am Seitenrand auf Mitte der Höhe des länglichen Nebels ist ein heller Blop zu erkennen. Bleiben wir in der Kassiopeia. In der Umgebung von Gamma Cassiopeiae versuchte ich den Reflexionsnebel IC 59 und IC 63 zu finden. An einer Stelle war ich mir nicht sicher, etwas indirekt gesehen zu haben. Ich dachte, da hätte ich einen Nebelfleck gesehen. Bei Gelegenheit schaue ich hier später nochmal vorbei.
Bei einer kurzen Pause bemerkte ich immer wieder einige kleine Sternschnuppen. Ist grad ein Sternschnuppenstrom aktiv? Als kleine Aufmunterung schaute ich mir mal den Kugelsternhaufen M2 an, der mir auf der Messierliste in Karkoschka noch fehlt. Besser spät als nie. In 180x Vergrößerung, halb so groß wie M15, zeigt sich hier ein sehr schöner aufgelöster Kugelsternhaufen. Man merkt hier schon das Seeing. Zum Glück kam ich mit meinem neuen 8mm Okular mit 100° Feld noch in den Fokus. Mit dem DSRA versuchte ich als nächstes den PN Jones 1 im Pegasus-Nord zu finden. Mit OIII ausgestattet suchte ich bei 48x die Gegend ab, wo er sein sollte. Doch ich fand ihn nirgends. Im DSRA sind zu wenig Sterne in der Karte drin, die ich zum Starhopping vernünftig hätte verwenden können. Da schaue ich später mit passenden Kartenmaterial nochmal vorbei. Die Horizontsicht in Richtung Süden ist wirklich gut. Die wichtigsten Sterne für die Suche nach den Helixnebel sind vorhanden. Bingo, schon bei der Aufsuchvergrößerung sah ich eine 5 Bogenminuten großen Scheibe, der direkt gut gehalten werden kann. Ohne OIII Filter geht hier gar nix. Auffällig ist in 60x Vergrößerung die etwas hellere Westseite als die diffusere Ostseite. Generell wirkt es im Inneren nicht schwarz. Außerdem sind innerhalb des Helixnebels einige Sterne zu sehen. Wenn die Sicht passt, macht es Spaß.
Ein kleines Projekt, was schon ziemlich lange in gedruckter Papierform in mein DSRA drin verweilte, ist die Region Süd-Fuhrmanns. Nein, M 36 dient hier lediglich als Aufsuchhilfe zu dem NGC 1893 + IC 410, IC 405 Komplex. Hauptsächlich fahre ich jetzt mit meinem 30mm Okular die Gegend hierab. Um den Sternhaufen NGC 1893 mit einer länglichen Sternenkette lässt sich IC 410 indirekt mit OIII gut verfolgen. In der Nachbarschaft lässt sich von dem IC 405 nur einen schwachen länglichen Nebel zwischen den beiden Sternen HD34078 (~6m) und HD34030 (7m6) indirekt ausmachen. Zwischen diesen beiden IC –Nebeln gibt es den recht lockeren, offenen Sternhaufen Mel 31. Dieser enthält nur wenige 5mag bis 6mag Sterne, deren Hauptfigur wie ein Parallelogramm aufgebaut ist. Auch ein schöner Gegensatz zweier offenen Sternhaufen, die man in einem Gesichtsfeld sehen kann, ist das M38 / NGC 1907 Pärchen. Der offene Haufen NGC 1907 wirkt hier recht kompakt, aber komplett aufgelöst. Das bekannte Messierobjekt M38 steht im Kontrast dazu recht locker vielfältig im Raum. Ein schöner Anblick. Direkt neben den Pärchen versuchte ich es mit dem Sharpless SH230. Hier wechselte ich immer zwischen OIII und Hbeta Filter. Kann ich nur mutmaßen, etwas gesehen zu haben. Das ist mir zu unsicher. In der entgegengesetzten Richtung des M38 / NGC 1907 Pärchen versuchte ich es mit Sh235, einer der helleren Vertretern der Sharpless Objekt in dieser Region. Mittels Starhopping landete ich etwa 2,5 bis 3 Gesichtsfelder an der Stelle des Objektes. Hier meine ich mich zu erinnern, etwas indirekt im Hbeta gesehen zu haben. In den nächsten Monaten wird das Sternbild Fuhrmann sowieso höher stehen. Bei Gelegenheit schaue ich es mir nochmal an.
Nun Verweilen wir noch ein Weilchen in den Herbststernbilder. Mittels einer Haftnotiz habe ich die Position im Uranus vermerkt. Nach einem holprigen Starhopping fand ich doch schlussendlich den Uranus. Schön, in der Übersicht unterschied er sich deutlich von den anderen Sternen. In 90x Vergrößerung hatte ich eine matte blauweiße Planetenfläche sehen können. Von #959; Pegasi hoch zu Eta Pegasi (Matar) ging es zur Galaxie M74. Jetzt ist eine kurze Galaxienspritztour fällig. Hier ist in allen Vergrößerungen ein heller Galaxienkern mit einem schönen Halo drum herum zu sehen. Nicht weit vom Sternbild Fische befindet sich das Sternbild Dreieck. Richtig, Trangulumgalaxie war der nächste kurze Stop. WOW, so einfach hab ich die M33 noch nie gesehen. Ein richtig fetter Klecks in 48x Vergrößerung. Am Ende des Galaxienarms war NGC 604 ohne Probleme und ohne Filter zu erkennen. Auf dem Weg zur M31 war die NGC 404 (Mirach Galaxie) als einfache strukturlose runde Galaxie zu erkennen. Der Stern Mirach stört hier gar nicht. Vielen sagen ja immer, die M31 ist immer eine Enttäuschung wert. Wenn der Himmel passt, kann man einiges von der M31 sehen. Zum ersten Mal habe ich jetzt bewusst die beiden Staubbänder der Andromedagalaxie in 48x Vergrößerung gesehen. So deutlich hatte ich es nicht erwartet, bzw. sprangen ja förmlich ins Auge. Schade, dass ich mir hier nicht mehr Zeit genommen hatte. Zum Abschluss statte ich einen Besuch bei den Galaxien NGC 891 (problemlos direkt gesehen mit Staubband) sowie M81/M82.
Da ich das Gefühl hatte, etwas verpasst zu haben, ging ich nochmal am Sonntag von 20 Uhr bis ca. 23 Uhr raus. Hier folgte der dritte Anlauf zur Sichtung des Kometen C/2017 O1 „Asassn1“. Wie in der Nacht zuvor starte ich die Suche von NGC 1528 und NGC 1545 aus, wanderte von Stern zu Stern mit Hilfe der ausgedruckten Aufsuchkarte zu Ziel. Hier suchte ich mit 2 verschiedenen Vergrößerungen (48x bzw. 60x) die Gegend ab. Irgendwann fand ich einen runden Nebel… Das könnte er sein. Mal schauen, ob UHC Filter hier förderlich ist. Und das ist er. Jetzt wurde es etwas seltsam. Bei 90x Vergrößerung (was der beste Anblick war) merkte ich im Zentrum plötzlich 3 Sterne. Oder 3x false nucleus? BigGrin Wie es sich rausstellte, hatte ich hier NGC 1624 durch Zufall gefunden. Ein sehr hübsches Objekt. Es handelt sich um einen jungen Sternhaufen mit wenigen Sternen, dazu umgeben mit einem Emissionsnebel. OIII hatte ich hier nicht probiert, könnte aber wahrscheinlich auch helfen. Zurück zur Übersichtsvergrößerung fand ich nach einigen hin und her Schwenken doch noch den Kometen. Mindestens 10 Bogenminuten groß, aber recht flächenschwach. Kein Wunder, dass ich ihn so leicht übersehen hatte.
Noch einmal wollte ich es mit Jones 1 probieren und dieses Mal mit dem Ausschnitt vom Deep Sky Hunter Atlas, wo ich genügend Feldsterne für eine genaue Lokalisation finde. Im Moment konnte ich ihn nur durch Fiels sweeping indirekt die zwei länglichen Ohren sehen. Einmal hatte ich gedacht, den PN als gesamte Fläche indirekt wahrgenommen zu haben. Nicht sicher bin ich mir mit der Verbindung der beiden Ohren. Beste Vergrößerung war für mich 60x. Je länger ich beobachtete, umso schwächer wurde Jones 1. Wie es sich rausstellte, war der Fangspiegel beschlagen. Ich bekam ihn nur mit meiner Handwärme auf der Rückseite wieder frei. Wenigstens für eine Zeichnung hatte es gereicht.
Zum Abschluss gibt es noch den Hantelnebel mit Filtereinsatz von OIII und Hbeta. In Hbeta ist M27 deutlich schwächer und man sieht nur die typische Hantelform ohne die schwache äußere Nebelschale. Interessant.
So, jetzt habe ich aber genug geschrieben und übergebe Euch den Tastaturwechsel. Ich hoffe, Euch hat mein wenn (wenn auch etwas lang geratener) Bericht gefallen. Mir hatte es nach langer Zeit wieder Spaß gemacht, unter den Sternenhimmel zu stehen.
Viele Grüße
Christian