Auswirkung verkippter Optik

  • Hallo Freunde der Nacht,


    mal eine Frage an die Optik Experten hier im Forum. Ich beobachte ja nun schon einige Jahre mit stetig wachsender Begeisterung mit Refraktoren aller Art. Vor Kurzem habe ich mir einen Kollimator von Wolfgang Grzybowski zugelegt und mal so querbet alle vorhandenen Teleskope durchgecheckt.


    Dabei vielen mir überraschend viele mit mäßig bis stärker verkippten Optiken auf - bis zu diesem Zeitpunkt war mir das überhaupt nicht klar - die Geräte zeigten (und zeigen) einen perfekten Sterntest und lassen selbst bei Höchstvergrößerung keine Wünsche offen.


    Mit dem Kolimator habe ich nun einige perfekt ausgerichtet und warte gerade darauf, dass es dunkel wird um zu testen ob ich einen Unterschied sehe... ehrlich gesagt gehe ich allerdings nicht davon aus, da sie wie gesagt vorher schon hervorragend waren.


    Was ist denn nun also in der Theorie von einer Verkippung des Objektivs zu halten? Das Licht trifft in diesem Fall ja nicht mehr genau senkrecht auf die Glasflächen, sondern eben leicht schräg - wie wirkt sich das genau aus und ab wann ist es sichtbar?


    Gruß
    Christoph

  • Hallo Christoph, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Dabei vielen mir überraschend viele mit mäßig bis stärker verkippten Optiken auf - bis zu diesem Zeitpunkt war mir das überhaupt nicht klar...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Kann doch nicht sein- Refraktoren sind doch von Haus aus korrekt justiert und verstellen sich nicht. [:0]


    Wird jedenfalls von den Linsenliebhabern immer so geschrieben. [}:)]


    Beantwortet zwar nicht deine Frage, aber das konnte ich mir jetzt nicht verkneifen (duck_und_wech..) [:D]


    Gruß
    Stefan


    PS: aus dem Bauch raus würde ich sagen- der Farbfehler müsste zunehmen, dezentriert könnte auch zu leichter Koma führen und/oder einseitig nicht ganz korrekter Fokus

  • Hi Stefan, ja, ja endlich mal ein Haar in der Apo Suppe - was? ;)


    Immerhin - wenn man bedenkt, dass die Teile von denen ich hier spreche aus den End-80er / Anfang-90er stammen wie z.B. der Bresser FL102S liefern sie auch heute noch -ohne perfekt ausgerichtete Linse eine top Abbildung und einen ebensolchen Sterntest.


    Mit dem Grzybowski Kolimator war es ein Leichtes die Linsen auch wieder perfekt auszurichten und ich meine eine leichte Verbesserung zu sehen - aber das sind wirklich nur Nuancen...


    Mist! jetzt muss ich den Vergleich mit dem Vixen FL102S geradezu nochmal machen... der ist nämlich immer noch perfekt! :)


    Wäre aber interessant zu wissen welcher Fehler lt. Theorie hier am ehesten feststellbar wäre.


    Gruß
    Christoph

  • Hi Christoph,


    meiner Meinung nach handelt es sich i.d.R. nicht um Verkippung, sondern um Verschiebung. Es ist ja so, dass z.B. die dünneren Bikonvexlinsen auf den Abstandsplättchen oder -Ringen auf einer Kugelschale gleiten können (nehmen wir mal die dicke Konkavlinse als ortsfest an). Das bewirkt dann einen Keilfehler.


    Was das theoretisch bewirkt weiss ich nicht, aber in der Praxis hat es sich bei mir um eine Art komatöse Verzerrung gehandelt. Ausserdem fallen hinter dem Grün-Fokus der Blau- und der Rot-Fokus nicht zentrisch zum Grün-Scheibchen (habe einen Achro, also 2-Linser).


    Über diesen Effekt konnte ich dann auch zentrieren (am Stern).


    klare Grüße
    John

  • Hi John,


    hmm - bei meinem William/LZOS verkippt man mit den Zug/Druck-Schauben am Objektivrand mit dem auch die Fassung am Tubus verschraubt ist, die gesamte Fassung inkl. aller Linsen. Die Schrauben sind immer paarweise (Zug/Druck) und ermöglichen so das Kippen bzw. Ausrichten.


    Mit etwas Probieren und Gefühl lies sich das Abbild im Grzybowski Kolimator damit absolut symmetrisch einstellen. Ich würde mich hüten eine einzelne Linse zu verkippen - was hier schon kleinste Abweichungen bewirken habe ich an eben diesem Gerät auch schon erfahen dürfen. Da hat man ganz schnell massive Koma... und die lässt sich nicht ganz so einfach wegjustieren ;)


    Gruß
    Christoph

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: donadani</i>
    <br />Hi John,


    hmm - bei meinem William/LZOS verkippt man mit den Zug/Druck-Schauben am Objektivrand mit dem auch die Fassung am Tubus verschraubt ist, die gesamte Fassung inkl. aller Linsen. Die Schrauben sind immer paarweise (Zug/Druck) und ermöglichen so das Kippen bzw. Ausrichten.


    Mit etwas Probieren und Gefühl lies sich das Abbild im Grzybowski Kolimator damit absolut symmetrisch einstellen. Ich würde mich hüten eine einzelne Linse zu verkippen - was hier schon kleinste Abweichungen bewirken habe ich an eben diesem Gerät auch schon erfahen dürfen. Da hat man ganz schnell massive Koma... und die lässt sich nicht ganz so einfach wegjustieren ;)


    Gruß
    Christoph



    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Christoph,


    da stimme ich vollständig zu, wenn das Bild visuell sehr gut aussieht, würde ich auf gar keinen Fall an der Justierung der Linsen zueinander etwas verändern. Es ist immer die Frage, wie stark die Optik verkippt ist. Refraktoren reagieren hier recht gutmütig:


    http://www.teleskop-express.de…ftspalt---Justierbar.html


    Eine Verkippung von 0,25 Grad - bei 1000 mm Brennweite entspricht dies ca. 8 mm - ist nicht so einfach sichtbar. Der Kollimator von Grzybowski ist recht praktisch, doch es ist nicht so klar, wie groß denn eine Verkippung ist, das muss man selbst kalibrieren. Bin gespannt, ob du eine Verbesserung siehst


    beste Grüße


    Thomas

  • Hallo Thomas,


    habe den LZOS Sonntag nach der Justage noch getestet - ein perfektes Bild - gefühlt würde ich sagen vielleicht einen kleinen Ticken besser als vorher aber wirklich nur gefühlt... der war auch vorher schon top!


    Als ich ihn bekam waren ja die Linsen zueinander verkippt, da war bereits bei 100fach Schluss aufgrund der massiven Koma. Da es eine der ersten LZOS Optiken überhaupt ist, war die Fassung sehr bescheiden ausgeführt (einfach nur ein Zylinder aus Alu, die Linsen mit Aluringen voneinander getrennt - keine Möglichkeit der Justage, noch dazu war die Fassung viel zu eng). Wolfgang Grzybowski hat diese dann ausgeschliffen und Bohrungen gesetzt um eine Justage zu ermöglichen. Diese erfolgt dergestalt, dass man von außen mit kleinen Madenschrauben auf die Aluringe (nicht die Linsen!) drückt und hierdurch die ersten beiden Linsen minimal zueinander verkippen kann. Ich war selbst bei Wolfgang und habe auf der optischen Bank gesehen wie groß der Einfluss bereits bei kleinsten Fehlstellungen ist - das ist wirklich Feinarbeit die Schrauben richtig einzustellen - geht zu zweit aber recht gut - einer guckt, einer schraubt ;) Jedoch einen Ticken zu weit oder zu kurz gedreht und man hat wieder schönste Koma.


    Nach dieser Feinarbeit hat das Objektiv nun einen perfekten Sterntest und zeigt bei Höchstvergrößerung im Fokus ein schönes Airyscheibchen und ersten Beugungsring - so muss das sein. Das die gesamte Fassung dabei die ganze Zeit leicht verkippt war hat überhaupt keine Rolle gespielt - totzdem schön wenn man nun mit dem Grzybowski-Kolimator auch ein absolut symmetrisches Bild sieht und weiß, dass die Fassung nun genau achsparallel zum Tubus sitzt :)


    Den Einfluss einer leicht verkippten Fassung schätze ich somit als vernachlässigbar und kaum wahrnehmbar ein. Vermutlich kommt es ab einem bestimmten Winkel aber zu stärkeren Effekten - werde ich jetzt nicht testen! aber würde mich interessieren was zu erwarten ist... ;)


    Gruß
    Christoph

  • Hallo Christoph,
    ich gehe auch davon aus, dass die Linsen gut zentriert sind. Du hast das Problem ja mit den Zug- und Druckschrauben korrigieren können, also passt es.
    Ich habe so ein Cheshire Okular um die Verkippung beim Newton und beim Refraktor zu korrigieren. Einmal korrigiert passt es.
    Die Verkippung einzelner Linsen (Keilfehler) und Zentrierung von Linsen ist schwieriger zu beheben. Beim Zweilinser geht das noch. Beim 3 Linser würd ich die Finger davon lassen und das je nach Garantie vom Hersteller machen lassen.
    Zu Deiner Frage: Eine Verkippung des Objektivs sollte ähnlich wie eine Verkippung des Hauptspiegels beim Sterntest zu sehen sein. Vermutlich ist der Kollimator vom Herrn Grzybowski recht "pingelig" so dass schon kleine Dejustagen gezeigt wird. Hast Du auch ein Cheshire Okular. Wie hat es da ausgeschaut?
    Servus,
    Roland

  • bin zufällig auf euren artikel gestoßen.
    auch mein objektiv zeigt ein gequetschtes beugungsscheibchen, vermutlich astigmatismus.
    bekomme ich das mit einem justierokular für refraktoren 1.25" TS Cheshire hin wenn ich die 3 schraubebn (120 grad versetzt ) an der objektivfassung verdrehe ?


    danke
    n50

  • Mit Hilfe des Cheshire kann Astigmatismus oder ein gequetschtes Beugungsscheibchen des Objektivs nicht weg justiert werden. Es hilft sinnvoll nur die Ausrichtung des Objektivs zum Tubus oder Okularauszugs zu korrigieren.
    Die Linsen selbst justiert man besser am Kollimator oder Stern oder mit der Grzybowski Justierhilfe.


    Gruß
    Oliver

  • Hallo Günter,
    es gibt viele Schrauben am Objektiv. Einmal gibt es die Zug- und Druckschrauben ähnlich beim Newton. Das müssten dann aber normalerweise mindestens 6 Schrauben sein. Manche Objektive haben auch die Möglichkeit mindestens eine der Linsen zu zentrieren. Damit kann man Koma oder Keilfehler wegbekommen (oder wenn es dumm läuft dazu bekommen)
    Du kannst an Polaris oder anderen Sternen die Verkippung über die 3 Zug und 3 Druckschrauben einstellen. Die Schrauben sollten ähnlich wie auf folgenden Foto aussehen:
    https://astro-foren.de/wcf/ind…ttachment/7045-meade-jpg/
    Manchmal können auch 6 Zug- und 3 Druckschrauben sein:
    https://www.astro-theke.de/sit…t_105_objektiv.1200x0.jpg


    Wenn die 3 Schrauben seitlich in der Fassung sind, dann sind es normalerweise Zentrierschrauben.
    https://www.teleskop-express.d…ptics-rft152-objektiv.jpg
    Da würd ich in Deinem Fall aber die Finger davon lassen. Am End kommt zum Astigmatismus dann noch Koma dazu...
    Am Besten Du stellst ein Foto von Deinem Objektiv ein.
    Servus,
    Roland


    Nachtrag: Theoretisch können zu streng angezogene Zentrierschrauben Astigmatismus erzeugen. Astigmatismus ist meist ein Zeihen von verspannter Optik. Oft ist der Spannring zu fest angezogen. Ich kann dazu noch mehr schreiben, aber ich warte erst auf ein Bild des Objektivs.

  • Hallo Nancy,
    das freut mich.:)
    Könntest Du kurz schreiben wie Du Deine Optik richten konntest? Das wäre vor allem für Leser mit ähnlichen Problemen interessant.
    Servus,
    Roland

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!