Kosmologische Überlegungen

  • Haben sich die Planeten aus einzelnen um die Sonne kreisenden Ringen dunstförmiger Stoffe gebildet, so können die verschiedene Dicke, die ungleichmäßige Dichtigkeit, die Temperatur und die elektromagnetische Spannung dieser Ringe zu den verschiedensten Gestaltungen der geballten Materie, wie das Maß der Wurfgeschwindigkeit und kleine Änderungen in der Richtung des Wurfes zu den mannigfaltigsten Formen und Neigungen der elliptischen Bahnen Anlaß gegeben haben. Massenanziehung und Gravitationskräfte haben gewiß hier, wie in den geognostischen Verhältnissen der Kontinentalerhebungen, gewirkt; aber aus der gegenwärtigen der Dinge ist nicht auf die ganze Reihe der Zustände zu schließen, welche sie bis zu ihrer Entstehung durchlaufen haben. Selbst das sogenannte Gesetz der Abstände der Planeten von der Sonne, die Progression, aus deren fehlendem Gliede schon Kepler die Existenz eines die Lücke auffüllenden Planeten zwischen Mars und Jupiter ahnte, ist als numerisch ungenau für die Distanzen zwischen Merkur, Venus und Erde, und, wegen des supponierten ersten Gliedes, als gegen die Begriffe der Vernunft streitend gefunden worden.


    In:
    Alexander von Humboldt
    Kosmos


    (erschienen zwischen 1845 und 1862)



    Zit. Nach:
    Mathias Scholz
    Planetologie extrasolarer Planeten
    Berlin/ Heidelberg 2014
    S. 474.
    <font size="1"></font id="size1">

  • Moin Michael,
    möchtest du uns damit etwas sagen?
    Was sind eigentlich "geognostische Verhältnisse"?
    Und was ist ein "supponiertes erstes Glied"?
    Und....gibt es einen bestimmten Grund für dich, diesen Text hier hineinzustellen?
    So ganz ohne eigenen Kommentar wirkt dieser Text ein wenig zusammenhanglos.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">"Kosmische Überlegungen eines Wattwurms". Genau so ein schöner Titel wie "Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln". Fake-Science?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Hans,


    wieso denn Fake-Science? Michael hat doch nur Text von Humboldt gepostet, so wie er es drunter geschrieben hat.

  • Tja,
    das sind Gedankengänge A. von Humboldts, eines Naturforschers, der es damals nicht besser wusste. Vom Prinzip richtig, aber nicht zu Ende gedacht. Das Prinzip der Akkretionscheibe (Ausbildung einer Scheibe aufgrund innerer Reibung bei gravitativem Kollaps der Gas- und Staubwolke) wäre damals nur theoretisch möglich gewesen, aber wohl noch zu abstrakt, um darauf zu kommen. Immerhin beschreibt er die wesentlichen physikalische Kräfte wie Gravitation, Temperatur und damit die Vorstufe zur Reibung, Dichte, Massenträgheit (Wurfbahn) und Störungen in der Bahn (was ebenfalls zu Reibung führt) erkennt aber das Zusammenspiel dieser Kräfte nicht konsequent. Selbst magnetische/elektrostatische Felder hat er im Hinterkopf (vermutlich im Rückschluss, dass das Erdmagnetfeld ja irgendwoher stammen muss).


    Das mit dem geognostistischem Vergleich (Lehre vom Aufbau der Erdkruste) schreibe ich der Tatsache zu, dass man damals über Plattentektonik noch nichts wusste, wohl aber, dass sich in der Erde was tut. Immerhin beobachtete man damals schon die Gesteinsschichtbildung (insb. deren Erosion) und Fossilien in Gesteinen. Es dauerte halt noch, bis man die Lösung dazu hatte.


    Immerhin weitaus sachlicher, als was ich in einem Atlas aus den 70er Jahren fand, die im Vorspann über die Erdentstehung "laberten", inkl. einer Theorie, dass die Erde (bei unveränderter Masse) sich anfangs wie ein Luftballon ausgedehnt hätte und dies zum Zerreißen der ursprünglich festen Kruste geführt hätte und die Plattentektonik in Gang gesetzt hätte.


    Gruß

  • Hallo Kalle


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Vom Prinzip richtig, aber nicht zu Ende gedacht.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das klingt jetzt doch ein wenig harscher als es vermutlich von Dir gemeint war. So als hätte Humboldt mit ein wenig mehr logischen Bemühungen auch selbst mehr herausfinden können. Ich denke, dass viele Zusammenhänge, die uns heute bekannt sind, vor mehr als 150 Jahren eben noch nicht bekannt waren und damit meine ich nicht nur die Tatsachen an sich, sondern auch die Art und Weise wie wir gelernt haben, diese Tatsachen miteinander zu verknüpfen. Und dann ist es auch mit den konsequenten Schlussfolgerungen nicht mehr ganz so leicht. Wie sagte Newton so schön:
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">“If I have seen further it is by standing on ye shoulders of giants<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Und nicht zu vergessen, Humboldt war als Universalgelehrter auf mehreren Wissensgebieten bewandert. Alles in allem ein interessanter Beitrag, ich hätte nicht gedacht, dass es damals schon derartige Ideen zur Entstehung der Planeten gegeben hat.

  • Hallo Nico,


    der Ausdruck "Fake-Science" bezog sich nicht auf den von mir hochgeschätzten Alexander von Humboldt, sondern auf gewisse zeitgenössische Lektüre zur Physik.

  • Arne,
    Die Theorie war seinerzeit sicher etwas "abgedreht", die nicht zu beweisen war, Und er sagt ja ausdrücklich, dass man nichts genaues weiß. Zitat: "aber aus der gegenwärtigen der Dinge ist nicht auf die ganze Reihe der Zustände zu schließen, welche sie bis zu ihrer Entstehung durchlaufen haben."


    Ihm schwante also, dass die Dinge doch komplexer sind. Ein Geistesblitz waren sie aber nicht, denn sie entsprach einer Minderheitenmeinung der Wissenschaft; nicht ganz widerspruchsfrei, den eine evolutionäre Erdentstehung aus Staub stand im Widerspruch zur Bibel. Wer sowas propagiert, kommt schnell auf Zeiträume, die ohne Kernenergie (Sonnenstrahlung, denn keine Keplerbahn ohne Sonne) auch im Widerspruch zur sonstigen Physik steht. Insoweit sehr spekulativ für seine Zeit.


    Ein Problem war sicher, dass das Alter des Sonnensystems (bzw. der Erde) nicht bekannt war. Wie rechnete einer aufgrund des Strahlungsgesetzes: Wenn die Sonne aus Kohle besteht, dann verbrennt die in wenigen Tausend Jahren. Darwin schätzte aufgrund von Erosionsbeobachtungen die Erde auf 300 Mio. Jahre. Und Helmholtz berechnete, dass allein durch Gravitationsenergie die Sonne max. 100 Mio. Jahre ihre Strahlungsenergie aufbringen könne. Die Erde wäre somit älter als die Sonne.
    Alles zu der Zeit, in der das Statement von A. von Humboldt auch zu verorten ist.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Erde wäre somit älter als die Sonne.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Kalle,


    ebenfalls in den 1860er Jahren spielte sich ähnliches auch um Darwin und Kelvin ab. Der Physiker Kelvin hielt 100 Millionen Jahre für das wahrscheinlichste Alter der Erde, der Geologe und Zoologe Darwin brauchte für seine Evolution/Erdgeschichte jedoch mehr als 300 Millionen Jahre. Für das Alter der Sonne berechnete Kelvin eine ähnliche Größenordnung. Daraufhin entfernte Darwin in einer späteren Auflage seines berühmten Buches die Zeitangaben und sprach in Briefen von der "schlimmsten Sorge" und vom "Schreckgespenst" Kelvin. Damit die Erde tatsächlich älter als das Leben sein konnte, sprach im Jahr 1871 Kelvin als Gegner des Darwinismus davon, dass das Leben von einer anderen Welt via Meteorit zur Erde gebracht wurde. Im selben Jahr fand der Physiker deutliche Worte gegen die Evolutionstheorie: "Der Einfluß einer stetig leitenden und kontrollierenden Intelligenz wird nicht entsprechend berücksichtigt. [...] Rund um uns gibt es überwältigende Beweise eines intelligenten und gütigen Weltplans, der uns die Abhängigkeit aller lebenden Geschöpfe von einem ewigen Schöpfer und Lenker lehrt."


    Die Debatte zwischen Geologen und Physikern um das Alter der Erde sollte ebenfalls noch einige Jahrzehnte andauern. 1897 gab Kelvin seine beste Schätzung zum Erdalter ab: 24 Millionen Jahre. Auch als ab 1900 die Radioaktivität zeigte, dass die Erde sogar wesentlich älter sein sollte, überzeugte Kelvin nicht. Er veröffentlichte keine Revidierung seines Erdalters und lehnte die Radioaktivität als Ursache für Erdwärme ab.

  • Planck hat einmal gesagt, dass sich eine neue Theorie nicht durchsetzt, weil man ihre anfänglichen Gegner überzeugt, sondern weil diese aussterben. [;)]
    Sind wir also wieder bei: Darwin hatte doch Recht [:D]

  • Hans


    Dazu möchte ich etwas sagen. Mir behagt die Polemik dabei nicht! Ich habe den Text hier reingestellt, weil ich das interessant finde, wie man sich u.A. Mitte des 19. Jhds mit Kosmologie beschäftigt hat. Kalle und Nico haben dazu ja schon Vernünftiges genug gesagt. Ich handhabe das bei Texten, wo ich nicht alles verstehe jedenfalls erstmal so, daß ich z.B. versuche, mir die ungebräuchlichen Begriffe zu erschließen. Um dann die Gedankengänge aus der Zeit heraus zu verstehen.. Schließlich kann ich ( als Historiker) nicht erwarten, daß die Altvorderen für mich mundgerecht formulieren. Ich hätte vielleicht einige erklärende Zeilen vorausschicken sollen, aber ob Verweise auf Laplace und das Kant´sche Modell hilfreich gewesen wären ? Und Romane wollte ich nicht verfassen- der Humboldt- Text sollte im Vordergrund bleiben.
    Ich war davon ausgegangen, daß jeder Humboldt kennt! Das Buch übrigens über die " Planetologie extrasolarer Planeten" ist positiv rezensiert worden und hat m.E. nichts mit Fake zu tun, sondern ist ausgesprochen fordernd.


    Michael

  • Hans,
    Deine
    <i>"Kosmische Überlegungen eines Wattwurms". Genau so ein schöner Titel wie "Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln". Fake-Science?</i>
    sortiere ich unter "Humor auf Kosten anderer" ein. Schade, wenn man so uneinsichtig ist.

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