Serrurier-Truss, wie rechnen?

  • Guten Tag allerseits,


    Beim Serrurier 16 Stangen Truss ist der Trick der, dass sich gravitative Durchbiegungseffekte kompensieren, die optische Achse wird parallel verschoben , die Kollimation bleibt( im Prinzip ) erhalten. Das setzt voraus, dass die hauptspiegelseitigen Rohre einen anderen Durchmesser haben als die okularseitigen.
    Ich habe gelesen, dass man diesen Unterschied im Prinzip mit dem Rechenschieber berechnen kann, ich habe aber nirgends im Netz die zu Grunde liegende Mathematik ausfindig machen können.



    Kann mir jemand, der sich in Baustatik auskennt, für das folgende Beispiel den Unterschied im Stangendurchmesser vorrechnen.
    Spiegelgewicht 2kg, Hutgewicht 1kg, Stangenlängen 40cm und 80cm.Seitenlänge des Mittenquadrates sei ebenfalls 40cm.
    Wie gross ist die Stangendurchmesserdifferenz in Prozenten, damit es vom Prinzip her zur Kompensation der Durchbiegung kommt?




    Mir ist intuitiv nur klar, welche Parameter eine Rolle spielen: 1.Längenverhältnis der beiden Stangen 2. Die unterschiedlichen Dreieckswinkel 3. Das unterschiedliche Gewicht an den beiden Stangenenden.
    Einsehen kann man nur intuitiv, dass die okularseitigen Stangen dicker sein müssen als die hauptspiegelseitigen. Denn: die langen Stangen reagieren empfindlicher auf Stauchung/Dehnung und da das überproportional ist gegenüber dem proportionalen Gewichtsverhältnis an den Rohrenden braucht es unterschiedliche Rohrdurchmesser.
    Falls es mathematisch zu kompliziert oder langwierig ist, lassen wir es besser.
    Besten Dank im voraus
    Grüsse Emil

  • Hallo Emil


    Die Auslenkung eines Stangendreiecks haben Kai und ich schon mal beim Thema Stringdob gerechnet . Die Gewichtskraft läßt sich in eine Komponente längs und eine Komponente quer zur optischen Achse zerlegen . Die Längskomponente interessiert hier nicht nur die Querkomponente . Beim Serrurier soll die Querauslenkung beider Dreiecke gleich groß sein .


    Es sei a = Winkel zwischen optischer Achse und der Stange .
    F = Querkraft
    ls = Stangenlänge
    As = Querschnittsfläche Stange : As = phi/4*(da^2 -di^2)
    Es = Elastizitätsmodul Stange zB. Alu = 70 000 N/mm^2
    dq = Querauslenkung


    Ohne Herleitung : dq = F * ls / (2*sin^2(a) * As * Es)


    Mit Indize's 1 u. 2 für die beiden Stangendreiecke :
    F1 * ls1 /(sin^2(a1) * As1 * Es1) = F2 * ls2 /( sin^2(a2) * As2 * Es2)


    Für den Vergleich der benötigten Querschnittsflächen :


    As2 = As1 * F2/F1 * ls2/ls1 * sin^2(a1)/sin^2(a2) * Es1/Es2)


    Wie Du siehst kann man das gut mit dem Rechenschieber rechnen .


    Mit deinen Werten (Indice 1 = Spiegelseite): F2/F1 = 0,5 : ls2/ls1 = 2 : sin(a1)/sin(a2) = 2 : Es2=Es1 ergibt : As2 = 4 * As1


    Viele Grüße Rainer

  • Hallo Rainer,
    vielen Dank für die Rechnung. Beneidenswert, wenn man ein rechnerisches Problem so einfach aus dem Aermel herausschütteln kann!


    Das würde also heissen, in meinem Beispiel müssten die okularseitigen Stangen doppelt so dick gemacht werden. So auf Bildern bei professionellen Teleskopen sieht man diesen Unterschied aber nicht. Ist das wohl, weil die die Kompensation nicht über den Stangendurchmesser sondern über die Rohrwandung machen? Das ist bei dir ja auch berücksichtigt unter der Erklärung von As.


    Warum mich das interessiert: Ich habe bei meinem Reisedobs mit dem Laser nicht die geringste Kollimationsabweichung feststellen können, wenn man das Teleskop in die Horizontale neigt. Weil das Teleskop extrem filigran gebaut ist (7.6mm Stangendurchm.)dachte ich, es hänge zwar alles durch werde aber kompensiert. Jetzt weiss ich, dass das System von der Dimensionierung her noch Reserve hat.


    Grüsse Emil

  • Hallo Emil


    Da die Stangen im Idealfall nur auf Zug/Druck beansprucht werden ist es zunächst mal egal wie die Querschnittfläche realisiert wird . Genügend knickstabil müßen die Stangen allerdings schon sein .
    Dann kommt es auch darauf an wie steif die Verbindung der Stangen mit den übrigen Konstruktionselementen ist . Weicher (federnder) bauen ist immer möglich .


    7,6 mm Stange hat fast den Querschnitt wie ein 15x1 Rohr . Ein 10x1 Rohr wird vom Querschnitt auch reichen und hat die 1,8 fache Knicksicherheit .
    Wenn Du die Knicksicherheit vergleichen willst geht das über das Flächenträgheitsmoment .
    Für eine Stange gilt : I = (pi/64) * d^4
    Für ein Rohr gilt : I = (pi/64) * (da^4 - di^4)


    Viele Grüße Rainer

  • Hallo Rainer,
    aber was ist der Grund, dass man nirgends auf der Welt einen Serrurier findet mit okularseitig dickeren Streben. Auch Palomar, wo Mark Serrurier seine Erfindung (mit dem Rechenschieber!)realisierte, scheint überall dieselbe Strebendicke zu haben? http://palomarskies.blogspot.ch/2009_07_01_archive.html
    Erreicht man den Kollimationserhalt auch problemlos mit einheitlichem Stangendurchmesser, dass der Kompensationseffekt gar nicht greifen muss. (Etwas stärkere Stangen machen ja auch das Fernrohr nicht gewichtslastig.)Käme nur zum Tragen, wenn man in Sachen Gewichtsoptimierung extrem ans Limit gehen wollte.



    Muss noch ergänzen, dass ich 7.6mm Rohre habe, habe das Wort Stange etwas zu umgangssprachlich verwendet, sorry.


    Grüsse Emil


    Und nochmals vielen Dank für die klar dokumentierte Rechnung. Hat mir viel gebracht.

  • Emil,
    unäbhängig von den Lastverformungen, die man mit einfacher Statik (sprich Federgesetz von Hooke und Zerlegung in Zug-/Druckdreiecke) recht gut berechnen kann, kommt es auch auf andere Größen an:


    Minimierung beteiligter Massen macht die Montierung leichter/billiger. Und unterschiedliche Dicken im Material machen vielleicht beim Hochhausbau Sinn(unten dicker, nach oben verjüngend), aber die Türme gehen auch nicht von der Waagrechten in die Senkrechte und zurück.[;)]


    Steifigkeit/Vibration, Wärmespeicherfähigkeit/ Wärmeleitfähigkeit (hinsichtlich Seeing) sowie einfacher Zugang zu den Instrumenten zwecks Wartung sind eingie weitere Sekundärziele. Zu jedem Instrument gibt es eine ganze Reihe von Überlegungen, warum so und nicht anders konstruiert wurde.

  • ==>Kalle
    ist schon klar, dass die Realität so komplex ist, dass die darin enthaltenen Prinzipien nicht immer evident sind.


    Was mich am Serrurier einfach fasziniert hat ist die geniale Ueberlegung, dass Durchbiegungseffekte neutralisiert werden können durch Parallelverschiebung der optischen Achse.


    In der Praxis sieht man häufig Beispiele, wo die beiden Dreiecke um 180° verkehrt angeordnet sind. Also Dreiecksspitzen zeigen zum Mittelteil hin. Damit geht der Serrurier-Effekt völlig verloren.
    Bild im unteren Drittel des Thread: http://www.astrotreff.de/topic…CHIVE=true&TOPIC_ID=78338


    Aber vermutlich spielt das in der Praxis leider keine Rolle, weil man mit nur wenig dickeren Streben den Kollimationserhalt leider trotzdem bekommt.


    Grüsse Emil

  • Hallo Emil


    8 Stangen ergeben immer 8 Dreiecke , 4 Spitzen zeigen jeweils auf eine Seite .
    Was sich ändert ist der Winkel unter dem die Basis der Stangenpaare zur Fernrohrachse liegen .
    Bei einer äquatorialen Montierung ändert sich dieser Winkel allerdings beim Schwenken .
    Es kommt auch auf die Steifigkeit der Basis an . Dies ist in meiner Rechnung noch nicht berücksichtigt . Ein weicher Hutring ist keine steife Basis . Du bleibst am besten bei deiner bewährten Konstruktion , das paßt gut zusammen .
    Es macht keinen Sinn die Durchbiegung der Stangendreiecke auf 1/100mm zu rechnen , die Verschiebung des Spiegels mit (in) der Aufhängung aber nicht zu berücksichtigen . Zusätzlich zu den Statischen Problemchen gibt es auch noch Schwingungen . Wenn Du noch weiter Gewicht reduzieren willst , wirst Du ausprobieren müßen was geht .


    Viele Grüße Rainer

  • Hallo Rainer,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Es kommt auch auf die Steifigkeit der Basis an . Dies ist in meiner Rechnung noch nicht berücksichtigt . Ein weicher Hutring ist keine steife Basis . Du bleibst am besten bei deiner bewährten Konstruktion , das paßt gut zusammen .
    Es macht keinen Sinn die Durchbiegung der Stangendreiecke auf 1/100mm zu rechnen , die Verschiebung des Spiegels mit (in) der Aufhängung aber nicht zu berücksichtigen . Zusätzlich zu den Statischen Problemchen gibt es auch noch Schwingungen . Wenn Du noch weiter Gewicht reduzieren willst , wirst Du ausprobieren müßen was geht .


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ich habe mich bei meiner Konstruktion zu sehr auf die Wirkung der Gravitation bei azimutaler Lagerung versteift, dass aber die Aussenringe ebenfalls Basis von Dreiecken sind und Steifigkeit haben müssen deshalb ausser Betracht gezogen. Die Quittung habe ich jetzt gestern beim First-light bekommen:


    Es herrschte gutes seeing, saubere Sternbildchen in jeder Fernrohrposition dank dem Erhalt der Kollimation, sanfte Nachführung alles sehr gut, aber Schwingungen!


    Ich habe bereits ein zweites Set von 8 okularseitigen Rohrstangen mit 10mm statt 7.6mm Stärke ausprobiert. Also mehr als doppelte Steifigkeit. Das hat nichts gebracht in Sachen Schwingungen. Es liegt also vermutlich an den Endringen und dem Mitten-Quadrat. Letzteres ist nicht steif gegen Verzerrung in Richtung Rhombus. Könnte auch Schwingungen machen.


    Im Prinzip muss man bei der Planung eines azimutal gelagerten Serrurier auch so vorgehen wie bei einem aequatorialen, wegen der Schwingungen. Das ist jetzt mein zu spät kommendes Fazit.


    Grüsse Emil

  • Hallo Emil


    In welcher Ebene schwingt das Teleskop hauptsächlich ?
    Ich vermute in der Azimutachse .
    Zeig doch mal ein Bild von den Höhenrädern und ihrer Befestigung .
    Wenn das Mittequadrat zu weich ist kannst Du das Profil ev. noch mit einem Blech schließen .


    Viele Grüße Rainer

  • Hallo Rainer,
    ich habe eben 2 Wohnsitze und das macht die Kommunikation etwas langsam wie in der Kosmologie!


    Werde nächste Woche genau sagen können, in welcher Ebene es schwingt. Weiss nur noch, dass der Stern genau in einer Ebene tanzt, von welcher Richtung her man auch immer das Fernrohr berührt. Das deutet zum Glück auf einen lokalisierbaren Fehler hin und nicht auf eine generelle Fehldimensionierung.

    Habe auch bereits mittels mit Halteklammern fixierten Verstärkungsstreben versucht, den Schwachpunkt ausfindig zu machen, hat aber noch nichts gebracht.


    Ein Bild, wie von Dir angesprochen, hätte ich, kann es aber nicht hochladen (Fehler 401!Pfad nicht gefunden, hmmm).


    besten Dank für dein Interesse und viele
    Grüsse Emil

  • Hallo Rainer,






    Ich kann jetzt etwas detailliertere Auskunft zum Schwingungsverhalten machen:


    Generell:
    1.) In Zenitlage schwingt es vertikal, in Horizontlage azimutal und bei ca.45° beschreibt der tanzende Stern eine 8.
    2.) Es sind hohe Frequenzen mit langer Schwingungsdauer.








    Im Detail:
    Um den Einfluss des Rockers zu eliminieren, (ist ja meistens der Hauptsünder) habe ich das Scope auf Zementbacksteine gelegt und das Schwingungsverhalten bei unterschiedlicher Auflagedistanz angeschaut. Leider konnte ich das nicht am Stern machen. Deshalb unsicherer.



    Abstand / Zenitlage / Horizontal
    28cm / Extreme vert.Schw. / Extreme azimutale Schwingung
    32cm* / Vertikale Schwingung / Azimutale Schwingung
    36cm / Vertikale Schwingung / Azimutale Schwingung
    42cm / Kaum Schwingung / Kaum Schwingung

    * entspricht dem realen Pad-Abstand und ist gleichzeitig die Distanz der Höhenräder.


    (sorry für unübersichtliche Darstellung,word-Tabelle wurde nicht akzeptiert)


    Ich sehe generell 3 mögliche Schwingungsursachen:


    1. Zu geringe Hubarbeit ( Verhältnis Höhe zu Basis und Gewicht)
    2. Ursache liegt in der Serrurier-Konstruktion (Mittenquadrat, dünne
    Ringe, Stangendurchmesser)
    3. Höhenräder und deren Fixierung sind der Schwachpunkt.


    Mit der Tabelle kann man 1 und 2 ausschliessen und kommt zu den Höhenrädern denn:
    Bei zu geringer Hubarbeit (an sich ein gefährliches Problem bei Leichtlingen) würde er bei 42cm Abstand in Zenitlage horizontal schwingen, bei 32cm würde er in Zenitlage in beiden Richtungen schaukeln. An der Serrurier_Konstruktion liegt es auch nicht, sonst müsste er bei Abstand 42cm schwingen, und wie das unterschiedliche Verhalten horizontal und in Zenitlage bei 32cm erklären?
    Ich vermute, dass an den Höhenrädern ein paar Speichen fehlen, das erklärt die vertikale Schwingung und es fehlen Querverstrebungen unter den Höhenrädern, das erklärt die horizontale Schwingung.


    Warum er aber dann bei 42cm vertikal nicht schwingt, ist mir unklar!??



    Zum Schluss möchte ich noch anmerken, dass das Problem nicht so gravierend ist. Wenn man mit einer Hand das Teleskop hält, verschwinden die Schwingungen vollständig, man kann dann ruhig nachführen oder mit der andern Hand präzis fokussieren. Die Schwingungen treten nur auf, im Moment, wo man das Teleskop anfasst, dann aber unangenehm heftig.
    Ich wäre froh, wenn ich noch andere Meinung hätte, denn ohne klare Kenntnis der Ursachen wird die Fehlerbehebung zu einem blöden „blinde Kuhspiel“.


    Grüsse Emil

  • ==&gt; Kalle
    habe testweise eine Diagonale angeklemmt, hat nichts gebracht.
    Erkenne aber gerade, dass ich nicht mehr sicher bin, ob ich die Wirkung auch in Horizontlage überprüft habe. (Kaum Sterne sichtbar im Dunst, wie ich mich erinnere) Wird nachgeholt! Sehr wichtig.



    Gruss Emil

  • Hallo Emil


    Das ist eine sehr informative Darstellung deiner Prombleme und sehr sinnvolle Versuche zur Ursache .
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Generell:
    1.) In Zenitlage schwingt es vertikal, in Horizontlage azimutal und bei ca.45° beschreibt der tanzende Stern eine 8.
    2.) Es sind hohe Frequenzen mit langer Schwingungsdauer.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Wenn eine Figur wie eine 8 entsteht sind die beiden Schwingebenen verkoppelt . Wahrscheinlich ist es das gleiche Bauelement , zB. die Höhenräder .
    Trotz hoher Frequenz lange Schwingungsdauer heißt wenig Dämpfung .
    Das ist bei Aluminiumprofilen statt Holzkästen schon möglich . Die Versuche mit den Steinauflagern zeigen , wie Du richtig schreibst , das die Höhenräder bzw. deren Fixierung verbesserungsfähig sind .


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Warum er aber dann bei 42cm vertikal nicht schwingt, ist mir unklar!?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hier gehen die vertikalen Kräfte als Zug/Druckkräfte von dem Mittenquadrat über die kurzen Rechteckstangen und zusätzlich über die unteren Dreieckspitzen auf die Auflager . In Azimut ist der Hebel für die Anregung klein und das Massenträgheitsmoment ebenfalls klein .


    Der weichste Teil deiner Konstruktion ist (wahrscheinlich) die Übertragung der seitlichen Kräfte auf die Höhenräder . Dies ist bei einer kistenkonstruktion einfach , beim Serrurier mit riesigen Höhenrädern aber aufwendiger . Bei Dir werden die seitlichen Kräfte nur von einer seitlichen Dreieckspitze (pro Höhenrad) übertragen . Die Dreieckspitze selber ist aber nur biegeweich (unterer Ring) mit den Dreieckspitzen die die seitlichen Kräfte aufnehmen können verbunden .
    Versuchsweise würde ich jeweils zwei (insgesamt also 4) kurze Stangen von den "richtigen" unteren Dreieckspitzen zu den Höhenrädern ziehen .
    Ob danach die Höhenräder selbst noch Speichen benötigen , oder deren vorderer Teil (für horizontnahe Beobachtung) noch verstrebt werden muß ist offen .


    Weiter viel Erfolg wünscht Rainer

  • Hallo Rainer,
    Danke für die Replik.
    Dass der untere Ring das Weichteil ist, wusste ich irgendwie. Wollte ursprünglich stattdessen eine dünne Karbonscheibe machen, verwarf aber diese Idee aus Kosten-, Arbeits- und Gesundheitsgründen.


    Ich mache nun folgendes versuchsweise:


    1. Mittenquadrat wie von Kalle vorgeschlagen gegen Verzug sichern.
    2. 4 Streben von den beiden Dreiecksspitzen zu den Höhenrädern .
    3. Es fehlen 2 Speichen: Das Bild 1 zeigt deutlich, dass die beiden rechten Teflon-Pads das dünne Höhenradrechteckrohr zum Federn bringen müssen, weil der Hebel gross ist, wenn das Teleskop in der Deklination geneigt wird.


    Grüsse Emil

  • Hallo Emil,


    ich bin erst gerade auf dieses Thema aufmerksam geworden, daher der vielleicht etwas verspaetete Input.


    Ich habe mich seinerzeit auch mit der Berechnung von Serrurier Truss Tuben beschaeftigt fuer den Bau meines 10 Zoll Reisedobsons (http://www.duda-derwahl.de/basic_considerations_d.htm), und hab dazu ein FEM Programm eines Bauingenieurs benutzt (ProStab von Dr.-Ing. Ernst Sauer: http://www.prostab.de/), und war damals zu dem Schluss gekommen, dass in den Abmessungen meines Reisedobsons die gravitativen Stabwerk-Durchbiegungen vernachlaessigbar sind und keiner Anpassung der Wandstaerke oder des Durchmessers beduerfen. Das damalige Resultat war, bei Alu-Rundrohr oben (15 mm Durchmesser, 2 mm Wandstaerke) und Alu-Rundrohr unten (10 mm Durchmesser, 1 mm Wandstaerke) ergeben sich etwa 0.03 mm Durchbiegung - oben wie unten - bei Horizontausrichtung des Teleskopes. Das Ganze war in etwa unabhaengig von der Ausrichtung des Rotationstubus. Ich habe dann letztenendes Alfer Profile aus dem Baumarkt mit 15 mm Durchmesser und 1 mm Wandstaerke genommen, was in den Rechnungen eine Dejustage von 0.04 mm beim Schwenk von Zenit zu Horizont ergab (Durchbiegung oben 0.05 mm, unten 0.01 mm), was sich als vernachlaessigbar herausstellte.


    Zu deiner Konstruktion habe ich eine Frage: es sieht so aus als ob der untere Ring mit Spiegel mit den Hoehenraedern (als Versteifung?) verbunden ist, ist das richtig? Falls dem so ist wuerde das meiner Meinung nach dem Serrurier Prinzip widersprechen, das davon ausgeht dass die untere und obere Last alleine von der Aufhaengung in der Mitte getragen werden und frei durchsacken koennen.
    Die ganze Konstruktion sieht sehr filigran aus, da wuerde ich schon rein gefuehlsmaessig Schwingungen erwarten. Wie Rainer und Kalle schon erwaehnen, die duennen Hoehenraeder mit den ungestuetzten Enden muessen weiter versteift werden, das hat sich schon bei vielen aehnlichen Konstruktionen hier im Forum aus Holz mit mehr "Fleisch", d.h. dickeren Materialquerschnitten ergeben. Ebenso benoetigst Du meiner Meinung nach einen verwindungssteiferen Mittelring / -quadrat, Ringe haben den Vorteil sich nicht so leicht rhombisch durch Querkraefte zu verziehen, erfordern aber eine komplexer herzustellende Anbindung an die Hoehenraeder.


    Ich wuensche Dir weiterhin viel Erfolg bei deinen Versuchen,
    Andreas

  • Hallo Emil , hallo Andreas


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Andreas ==&gt; Zu deiner Konstruktion habe ich eine Frage: es sieht so aus als ob der untere Ring mit Spiegel mit den Hoehenraedern (als Versteifung?) verbunden ist, ist das richtig? Falls dem so ist wuerde das meiner Meinung nach dem Serrurier Prinzip widersprechen, das davon ausgeht dass die untere und obere Last alleine von der Aufhaengung in der Mitte getragen werden und frei durchsacken koennen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Da hat Andreas recht , das haben "Wir" gar nicht bemerkt . Aber anderseits , wenn die Kollimation erhalten bleibt schadet es auch nicht und für die Anbindung der Höhenräder werden diese Punkte dringend benötigt .


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Andreas ==&gt; Ebenso benoetigst Du meiner Meinung nach einen verwindungssteiferen Mittelring / -quadrat, Ringe haben den Vorteil sich nicht so leicht rhombisch durch Querkraefte zu verziehen, erfordern aber eine komplexer herzustellende Anbindung an die Hoehenraeder.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Ein Ring wird auf Biegung beansprucht und ist damit keine leichte und steife Seite eines Dreiecks . 4 kurze gerade Steifen (außerhalb des opt. Pfads) in die Ecken des Mittenquadrats und die rombische Verformung wird stark reduziert . Sollte das nicht ausreichen kann man das offene Profil zwischen diesen kurzen Steifen (wird auf Biegung beansprucht) mit einem Blech (aufkleben) schließen .


    Viele Grüße Rainer

  • Guten Tag Andreas,

    Zitat: Zu deiner Konstruktion habe ich eine Frage: es sieht so aus als ob der untere Ring mit Spiegel mit den Hoehenraedern (als Versteifung?) verbunden ist, ist das richtig? Falls dem so ist wuerde das meiner Meinung nach dem Serrurier Prinzip widersprechen, das davon ausgeht dass die untere und obere Last alleine von der Aufhaengung in der Mitte getragen werden und frei durchsacken koennen.



    Das ist richtig. Mir geht es nicht darum das Serrurier-Prinzip zu verwirklichen. Das eigentliche Projekt habe ich unter "mein Chile-Dobi (S.3 Technikforum) dargelegt und zu Fragen zum Truss diesen seperaten Thread gemacht.


    Das Serrurier Prinzip wurde vermutlich nie rein verwirklicht, dient nur der Unterstützung einer funktionierenden Statik. Die Legende ist ja die, dass die Astronomen auf Mount Wilson über Striche auf den Fotoplatten klagten bei langen Belichtungszeiten, infolge massiver Durchbiegungseffekte mit diesen tonnenschweren Spiegeln. Mount Wilson war nach dem Baukran-Prinzip gebaut. Marc Serruriers Antwort war dann das 16-Stangen Prinzip beim Hale-Teleskop auf Palomar. Man sieht aber nirgends auf Fotos, dass die unteren Streben wesentich schwächer sind. Ueberhaupt bei keinem Teleskop sieht man das ausser bei dir und mir!! Deshalb ist es eine Legende.




    Auf die Seiten des Mittenquadrates wirken im Prinzip nur Stauchkräfte, ein Verzug zum Rhombus ist nicht so das Problem, es sei denn man hängt das Teleskop an eine deutsche Montierung. Rotiert man den Tubus auf der optischen Achse um 45°, (was nach 3h Belichtungszeit passiert), so verändert sich die statische Situation. Es werden nicht mehr 50% der Stangen belastet, sondern alle ein wenig. Die Kräfte wirken nun diagonal auf das Mittenquadrat, werden folglich wieder nur als Stauchkräfte abgeleitet auf die Seiten des Quadrates. Weil immer nur Stauchkräfte einwirken , ist ein Mitten-Ring eben ungünstig, weil er infolge der Stauchkräfte zur Ellipse pervertieren muss, das Quadrat ist da viel resistenter.


    Das sind alle Ueberlegungen eines Laien, der vor seinem Modell sitzt und Pause macht, wenn es ihm gerade stinkt, zu bohren, sägen, lochen, feilen, schrauben, nieten ...etc.


    Grüsse Emil

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