Komplette Anfängerfrage zum Skywatcher Mak90 EQ1

  • Hallo, mein Name ist Benjamin und ich wohne in Wien. Meine Freundin hat mir das Skywatcher Mak90 EQ1 geschenkt. Im Geschäft wurde sie beraten (wir haben beide 0 Ahnung von Astronomie), da hieß es: entweder Natur und Planeten oder Sterne. Sie meinte, dass uns Sterne eher interessieren würden (was stimmt).


    Jedenfalls habe ich jetzt gelesen, dass das genannte Teleskop eher für Planeten oder gar irdische (!) Beobachtungen gut sein soll-


    Daher unsere Frage: Was stimmt denn nun? Bzw. kann man mit dem Teleskop trotzdem etwas im Deepsky betrachten? Wir haben uns vor ein paar Tagen den Orion-Nebel angeschaut. War einerseits cool, weil wir ihn mit bloßem Auge gar nicht sehen konnten und mit Teleskop dann schon; andererseits war da auch nicht so besonders viel zu erkennen, ein Nebel eben.


    Was können wir mit dem Teleskop in Richtung Deepsky machen?

  • Hallo Benjamin.
    Herzlich willkommen bei uns im Astrotreff. Mh, ich nehme mal an, du/ihr habt noch nie von einem sogenannten Öffnungsverhältnis gehört. Hierzu findest du im netz jede Menge Info´s. Wenn die Beratung so abgelaufen ist, war sie echt Sch...e. Eben habe ich bei Skywatcher nach gesehen, und gelesen dein Teleskop hat ein Öffnungsverhältnis von 13,9 (Abkürzung f/13,9). In der Praxis bedeutet das, je höher die Zahl hinter dem f, um so kleiner ist der Himmelsauschnitt, den du im Teleskop siehst. Also ist so ein Mak (dies liegt in seiner Bauweise) oft eher für Planeten oder die Mondbeobachtung geeignet. Selbstverständlich, kannst du auch in deinem Fernrohr die sogenannte deepsky-Beobachtung (tiefe Raumbeobachtung)angehen. Nur siehst du mit deinem Teleskop einen recht kleinen Himmelsausschnitt, und kommst so gar nicht in den Genuss, den ganzen Nebel zu sehen. Du wirst hier bestimmt noch einige Antworten bekommen. Ich hoffe dir mit meinen einfachen Worten etwas geholfen zu haben. Schau aber bitte mal ins Netz. Dort sind jede Menge, wie schon geschrieben, Info´s. Auch unter Maksutov wirst du viele Antworten finden. Aber trotzdem ein schönes Fernrohr. Nicht gleich in die Ecke stellen.
    Gruss Alexander.

  • Hallo Benjamin,


    willkommen auf Astrotreff.


    Der kleine Mak mit der kleinen Montierung hat einen Vorteil, er ist nicht schwer und gut transportabel.


    Einen Nachteil hat Alexander schon erwähnt, die hohe Brennweite bei der relativ kleinen Öffnung. Die Brennweite verhilft zwar einfach zu hoher Vergrößerung, aber bedingt durch die nur 90mm Öffnung sollte man nicht höher als 180-fach vergrößern, mehr macht keinen Sinn.


    Die EQ1 als Montierung trägt den kurzen Mak halbwegs, aber so wirklich stabil und wackelfrei wird das nicht ausfallen. Bei Berührung (z.B. Fokus einstellen) wird das schon deutlich zittern und damit fällt das korrekte Einstellen des Fokus etwas schwerer.


    Welche Okulare hast du mitbekommen? Passend wären Okulare mit dem Steckmaß 1,25", für Übersicht ein 32mm Plössl, alternativ ein 40mm Plössl. Beide zeigen dir das größtmögliche Feld am Himmel, bei dem 40mm mit dem berühmten Blick durch die Klopaprierrolle, dafür mit etwas hellerem Abbild.


    Für hohe Vergrößerung würde ich maximal ein 9mm Okular empfehlen, das bringt dir knapp 140-fach, aber damit siehst du bereits annähernd alle möglichen Details. Noch höher vergrößern zeigt ein Objekt zwar etwas größer, das Bild wird aber dunkler und bringt vom Prinzip keinen weiteren Detailgewinn.


    Bei den Okularen mit kürzerer Brennweite solltest du dann welche mit einem größeren Eigengesichtsfeld nehmen. Ein Plössl hat nur 50°, wenn du dir ein Okular mit 9mm oder irgendwas zwischen 9mm und dem 32mm Plössl anschaffst dann sollte das eines mit größerem Eigengesichtsfeld sein (65° oder mehr).


    Gruß
    Stefan

  • Danke für eure Antworten!
    Eine Frage noch, die vielleicht einiges aufklärt: Kann das eine Preisfrage gewesen sein? Gibt es zu einem vergleichbaren Preis ein (transportables) Deepsky-Teleskop?


    Stefan, die Okulare sind mit dem Teleskop gerade bei meinen Eltern außerhalb der Stadt, ich werde demnächst nachschauen. Aber sehe ich das richtig: je geringer die Brennweite desto stärker die Vergrößerung und desto kleiner der sichtbare Ausschnitt, wobei letzterer wieder durch ein größeres Gesichtsfeld vergrößert werden kann (ich vermute, geringe Brennweite und großes Gesichtsfeld kosten demnach mehr)?

  • Hallo Benjamin,


    die Vergrößerung ergibt sich aus Teleskopbrennweite geteilt durch die Okularbrennweite. Schau mal auf diesen Link drauf- da habe ich mal einige Abkürzungen und Begriffe zusammengefasst und beschrieben, hilft vielleicht ab und an.


    Deepskyteleskop- der Begriff ist etwas irreführend. Du kannst ja auch mit deinem Mak Deepsky beobachten, nur ist es halt nicht optimal.


    Für Deepsky wünscht man sich normalerweise möglichst viel Öffnung. Das führt dann bei nicht so großem Budget häufig zu dem 200/1200 Newton als Dobson montiert.


    Damit hast du ein Teleskop mit einem 200mm Spiegel für den finanziell kleinsten Einsatz. Bekommt man so ab ca. 350€ bis 600€, je nach Ausstattung und Zubehör.


    Transportabel ist so ein Dobson auch noch, aber schon etwa größer und schwerer, also passt noch ins Auto oder kann mit einem Bollerwagen oder Fahrradanhänger transportiert werden.


    Versionen wie dein Set, also mit einer parallaktischen Montierung samt Teleskop im Einsteigerbereich leiden meist unter dem Preis. Das Set soll günstig sein, also kommen nur kleine Optiken und meist viel zu schwache Montierungen in Frage.


    Als Rechenbeispiel- um den 200/1200 Newton halbwegs stabil und wackelfrei parallaktisch zu montieren wäre mindestens eine Montierung HEQ-5 nötig, die kostet allein schon über 1000€, der 200/1200 Newton als nur-Tubus gekauft, kostet dich kaum weniger, als du für die Version als Dobson ausgeben musst.


    Gruß
    Stefan

  • Hi Benjamin,


    diesen 90er Mak hab ich auch, eine EQ-1 hatte ich mal. Mit einer maximalen AP von 2,3mm und einem maximalen Feld von nichtmal 1,3° ist das nunmal kein Deepskyspezialist.
    Trotzdem kann er auch da einiges - theoretisch jedes Messierobjekt, das noch nicht unterm Horizont verschwunden ist oder eben zu nah am Horizont steht. Doppelsterne trennen und das intrasolare Programm geht natürlich ebenso.


    Praktisch kommen aber 2 Probleme hinzu:


    1. Erwartungshaltung
    Strukturen muss man sich visuell erarbeiten - durch Beobachtung, eigentlich indirekte Beobachtung. Mal kurz draufgeschaut wirkt selbst ein Leuchtfeuer wie der Orionnebel nur wie ein blasser grauer Fleck - ab 8" ist da unter guten Bedingungen ein Hauch von Grün wahrnehmbar, mehr aber auch nicht. Zwischen visuell und fotografisch liegen Welten, also nicht von irgendwelchen kunterbunten Bildern blenden lassen, selbst wenn die mit dem verkauften Setup aufgenommen wurden.
    2. Beobachtungsplatz
    Aus einer Metropole geht nunmal nicht gerade viel. Entweder man wird vom lokalen seeing oder vom Streulicht erschlagen, meistens von beidem.


    Lösungsansätze:
    Bzgl. Erwartungshaltung:
    schau dir mal binoviewer.at an, auch den weiterführenden Link zum 114/900. Oder schau dir hier die Zeichnungen mit ähnlicher Optik/Öffnung an.


    Bzgl. Beobachtungsplatz:
    Wien ist...suboptimal. Dein Mak dagegen optimal, um auch mal unter wirklich guten Himmel zu kommen. Bei einigen Nebeln kann man mit Filtern noch einiges herausholen, bzw. die erst sehen - aber mehr als ein UHC oder nur UHC-S geht damit nicht wirklich.


    Zur Beobachtungspraxis:
    Das hängt von Interessen, Erwartungshaltung und Beobachtungsplatz ab - und natürlich der Erfahrung. Ist aber kein Problem an sich.
    Pauschal würd ich da M42 empfehlen - aber wenn das schon'nur so ein Nebelfleck' war wird es schwierig.
    M31 wäre damit auch schon recht eindrucksvoll - wenn auch nur der Kern und ein paar 'Nebel' drumherum sichtbar sind. Einige Kugelsternhaufen fangen an, sich am Rand aufzulösen, gefühlt schon fast bis in die Mitte. Aber alles hängt mehr oder minder von deinem Himmel ab.
    Falls wir dir helfen sollen, deine Beobachtungsbedingungen vor Ort abzuschätzen, gib kurz Bescheid. Falls Du das lieber selbst hinbekommen willst, frag google mal nach 'fst abschätzen'.
    Btw: Welche Literatur etc. verwendest Du zur Beobachtungsplanung? Für kleine Optiken und Stadtbeobachter gibt es da durchaus einzwei Bücher. Oder fang mal damit an: https://www.freunde-der-nacht.net/projekt-bafk/ Die nicht zu sehr ausgedenhten Fernglasobjekte gehn, einige der 4"-Objekte ebenfalls. Ein kurzer Beobachtungsbericht steht jeweils auch dabei.


    cs
    Jürgen

  • Hallo Benjam.
    Ist mir gestern entfallen. Selbstverständlich bekommst du ein recht gutes Teleskop (für deepsky) zum Preis deines Skywatchers. Diese Teleskopart nennt sich Dobson (dies ist ein Spiegelteleskop in einer besonderen Montierung, genannt "Rockerbox"). Schau, ich mach einfach mal Werbung, bei Teleskop-Service, oder Astroshop nach. Selbstverständlich gibt es noch viele andere Anbieter. Oder besser unter Dobson-Teleskop. Deine Okularfragen sind ja soweit beantwortet. Ich hatte übrigens auch mal einen 90mm MAK. Allerdings von Meade.
    Gruss und k.H., Alexander

  • Vielen Dank für eure Tipps! Sorry für meine späte Reaktion, aber ich bin vor drei Wochen Vater geworden und nicht dazu gekommen, mich mit dem Thema zu befassen.


    Ich werde mein Glück wohl mal mit Planeten versuchen. Gibts da vielleicht eine gute Anleitung, wie man die wann am Himmel findet?


    Und noch eine Frage: Uns wurde geraten, das Teleskop immer am Polarstern auszurichten, damit man die Himmelsbewegung möglichst einfach ausgleichen kann. Was ich dabei aber nicht verstanden habe ist, wie man dann andere Objekte beobachten kann, die nicht in einem bestimmten Winkel zur Erdoberfläche stehen, sondern beispielsweise fast senkrecht über einem. Als wir letztes Mal beobachtet haben, war der Polarstern verdeckt, so dass wir ohnehin nicht ausrichten konnten. Wir haben uns dann einfach so den Orion gesucht, schien auch kein Nachteil zu sein.

  • Hallo Benjamin,


    Ja hallo! Dann gratuliere ich ganz herzlich dem frischgebackenen Vater ! Ob Du da Zeit hast für den Himmel ;-)?! Aber wenn doch dann sind hier ein paar Tips.


    Zunächst zr Ausrichtung der parallaktischen Montierung. Ich nehme an Du hast eine Anleitung? Die ist meistens schwer zu lesen, das geb ich zu. "Sven Wienstein" oder die "Deepsky Brothers" und andere haben es auch in ihren Worten in ihren Blogs versucht. Ich verlinke daher mal zwei YT Videos von zwei Shops:


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    Wenn Du die "parallaktische Montierung eingerichtet hast, dann löst Du die Klemmschrauben und richtest das Teleskop (per Sucher) auf das gewünschte Objekt beliebig aus, auch zum Zenith. Dann festklemmen und mit den Rändelschrauben feineinstellen und wenn DuimOkular schaust dann nur noch die Rektaszensionsverstellungskurbel.


    Wo steht wann welcher Planet? Da gibt es einschlägige Webseiten, oder Freeware Programme wie Stellarium. (Naja und für Smarthones gibts Apps aber da kenn ich mich nicht aus.)




    Eine Infoseite wäre zum Beispiel vom Bayerischen Rundfunk:
    http://www.br.de/sternenhimmel…s-jupiter-merkur-100.html
    Naja und ein Blick zum Nachbarforum sollte auch nicht verboten sein ;)
    https://www.astronomie.de/der-himmel-aktuell/




    Eigentlich sind sie nicht zu übersehen:
    Venus in der Abenddämmerung im Südwesten, seehr hell.
    Der MArs ist 3 Finger breit links/oben von der Venus, schon deutlich dunkler aber deutlich
    zu sehen..
    Morgens um 6:00 steht Jupiter im Süden recht hoch überm Horizont. Auch er ist das hellste Gestirn am Himmel.
    Saturn ist noch nicht zu sehen, da zu nahe an der Sonne. Im Mai ist Saturn Zeit.


    Viel Freude mit dem Baby!
    und dem himmel


    Grüße,
    Walter

  • Glückwunsch zum gebackenen Papa! [;)]


    Mit dem Programm "Stellarum" für den PC kannst Du Dir den Sternenhimmel simulieren am Ort. Da kannst Du mal "abschrecken" was so abgeht aktuell. Das Ganze ist Freeware.


    Ansonsten wirst Du an Mond, Planeten und Sonne (nur mit geeigneten Sonnenfilter!) und helleren Objekten die meiste Freude haben. Jedes Gerät hat seinen Himmel sagt man. Mond und Co warten bereits ;)


    Wenn die Polhöhe mal so Pie mal Daumen eingestellt wurde, reicht es das Gerät einigermaßen gerade hinzustellen und in Richtung Norden auszurichten (Kompass hilfreich, reicht sogar Handy App).
    LG Andi

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