Neptun und Uranus in kleinen Teleskopen

  • Liebe Planetenjäger,
    wer auf detaillierte Fotos hofft, den muss ich leider enttäuschen.
    Ich habe an mehreren Abenden versucht, Neptun zu finden.
    Mit Hilfe der schönen Konstellation um Alpha Aquarii oder dem Dreifachstern Psi Aquarii kann man sich prima nach Lambda Aquarii
    hoppen. Von dort sollte es nur eine Kleinigkeit bis Neptun sein.
    Ich habe Ihn dennoch nicht finden können.


    Letzte Nacht hatte ich bei Uranus mehr Glück.
    Ausgehend von My Pisces bilden "zwei Zwischensterne" mit Uranus eine nette Kette, die in meinem 8x50Sucher prima zu beobachten war.
    Bei 180facher Vergrößerung war auch zu sehen, dass "mit diesem Stern etwas nicht stimmt".
    Uranus hatte eine winzige leicht diffuse Ausdehnung. Als Scheibchen konnte ich das noch nicht bezeichnen.
    Ich hatte eine grünliche Farbe erwarte. Wurde aber eher durch eine "dreckigweisse" Färbung etwas enttäuscht.
    Wie sind eure Erfahrungen mit diesen Planeten?


    CS Werner

  • Hallo Werner,


    ich nehme mal meinen 4" Refraktor als Vergleich. Leider aus dem Kopf, zuletzt habe ich Uranus und Neptun anfang August mit dem 8" Newton aufgestöbert.


    Also: Uranus ist sehr leicht als Planet unter den Sternen auszumachen, sobald man die Vergrößerung ab 50x nimmt. Das wäre bei mir das 25mm Okular. Hier wirkt er schon dicker als vergleichbare Sterne und ist weißlich (ohne Schmutz ;-). Wenn man auf 200x hoch geht, das muss man bei Uranus, dann wird es grünlich/gräulich weil langsam das Licht knapp wird. Außerdem wirkt er nur bei bestem Seeing ruhig, sonst schwammig.


    Neptun ist schwierieger als Planet auszumachen. Es hilft etwas auf die Farbe zu achten und auf das etwas ruhigere Verhalten gegenüber Sternen. Aber er ist eher unter den schwächeren Sternen zu finden, bei meinem hellem Himmel schon fast an der Grenze. Erst ab 90x (12mm Oku) ist er ein winziges leicht bläuliches Scheibchen.
    Wenn man auf 200x geht, ist er so schwammig und dunkel, daß fast die Scheibchengestalt wieder verloren geht. Man hat das Gefühl man hat übervergrößert und das Licht ght ihm völlig aus. Ich habe fast den Eindruck eines sehr kleinen schwachen planetarischen Nebels, der auch eher indirekt zu betrachten ist.


    Auch im 8" gehe ich beim Neptun nicht höher als 200x, hier hat er aber genug Licht um als sauberes bläulich-türkises Kügelchen dazustehen. Uranus kann ich dann auf 300-400x bringen. Details gibts aber nicht.


    Gruß,
    Walter

  • Moin,
    also Neptun und Uranus sind als "Sternpunkte" schon in jedem Sucher sichtbar, wenn man sie zur Oppositionszeit aufsucht. Hell genug sind sie ja.
    Um Sie als Scheibchen zu sehen braucht man allerdings eine hohe Vergrößerung (so 100-fach oder mehr) und ordentliches Seeing.


    Etwas anderes ist es, sie sauber zu identifizieren. Bei niedrigen Vergrößerungen kann man sich nur an der Farbe orientieren und dann gezielt hineinvergrößern.


    Starhopping ist ohne Goto die einzige Methode. Man sollte aber an die Orientierung des Teleskops denken, wenn das Bild nicht der normalen Sternkarte entspricht. Notfalls die Karte auf Folie ausdrucken und auf ein weißes Blatt legen, zum Spiegeln die Folie umdrehen. Wenn man unsicher ist, einfach an einer bekannten Sternformation üben, um Abstände und Helligkeiten im Teleskop sicher einschätzen zu können. Ich über manchmal an der Leier, seien es die Epsilons (plus Umgebung) oder die Sterne um M57, wenn ich mich vergewissern will, was ich sehe.


    Wichtig ist, dass man sein Gesichtfeld kennt (vom Teleskop mit bestimmten Okularen und vom Sucher) und auf der Karte vergleichen kann. Dazu notfalls einen vergleichbaren Kreis auf Papier/Folienstreifen malen und als Lesezeichen in die Karte legen.


    Gruß

  • Vielen Dank für die Antworten,
    ich dachte am Planeten hilft viel Vergrößerung.
    Bei Uranus ist das nicht so (mit kleiner Optik).
    Mit 76facher Vergrößerung konnte ich ein sauberes Kügelchen sehen.
    Mit höherer Vergrößerung geht die Kontur verloren.
    Bei 180facher Vergrößerung kann ich Uranus nicht vom Eskimonebel unterscheiden.


    Neptun konnte ich noch nicht identifizieren. Zwar kann ich jetzt schnell
    Lambda Aquarii finden und die Umsetzung der Abstandes auf der Sternenkarte
    im Sucher klappt bei mir auch ganz gut, aber dort, wo Neptun sein müsste, ist eine
    Vielzahl gleich heller Sterne und Unterschiede erkenne ich nicht.
    Vielleicht ist Neptun nächstes Jahr besser zu finden.


    CS Werner

  • Hallo Werner,


    ich nehme die Karten vom Astronomischen Verein Basel:
    http://www.astronomie-basel.ch/almanach.html
    (ganz nach unten scrollen)


    Es hilft darauf zu achten welche Größe (magnituden der Planet hat und das als ebensolches Kügelchen einzuzeichnen (ach nee haben die Baseler Karten schon selbst richtig gemacht :-)). Dann kann man ihn besser den Hintergrundsternen zuordnen. Wie gesagt gehört er im 25mm Okular bei mir eher zu den schwächeren Sternen die ich sehe. Es hilf nur anhand der Konstellation im Übersichtsokular (oder im 8x50 Sucher ihn auszumachen. Erst mit etwas Erfahrung kann man ihn auch so identifizieren. Und mit 2" Größe verschwimmt er wegen Seeing oft mit den Sternen die ebenso klecksig sind. Such Dir daher ein Tag mit ziemlich gutem Seeing.


    Eine Schwierigkeit ist die Richtige Orientierung zu finden. Beim schräg gestellten Newton weiss man ja nie (im Okular) wo eigentlich die Vertikale (wie auf der Karte) verläuft. Mir hilft es da enorm, daß ich parallaktische Montierung habe, ein Deklinations-schwenk und alles ist klar.


    Du kannst auch warten (sieh Kärtchen) wenn Neptun bei einem helleren Stern vorbeiwandert oder eine klare Konstellation zu auffälligen Sternen im Feld hat. Vielleicht im nächsten Jahr, wenn es dieses Mal nicht klappt.


    CS,
    Walter (ich hab auch ca. 3 Versuche gebraucht 2013)

  • Hi Werner,


    ich habe Neptun einmal mit meinem 8" F4 Newton und 8mm/27mm Okular gesehen. Mitten in Sternen kann man ihn ganz gut an der Farbe erkennen. Das ist ein im Vergleich zu blauen Sternen ein anderes, dunkleres Blau, eher wie blauer Himmel. Ich habe allerdings eine GoTo Montierung und konnte mich darauf verlassen, dass Neptun nach dem Anfahren im Blickfeld ist. Ich persönlich konnte den anhand der Farbe eigentlich recht flugs in den Sternen finden.


    Gruß,
    Michael

  • Hallo Werner,
    ich hab Uranus und Neptun letztes Jahr in einem Sternwartenfernrohr ca. 20" angeschaut. Ja, die Farbe war in meiner Erinnerung keine saubere Farbe sondern etwas zwischen fahl grünlich und fahl bläulich. Man könnte es auch als dreckig wirkedes fahles Scheiblein bezeichnen ;)
    An dem Abend war das Seeing leider nicht so besonders. Trotz der 20" oder waren es 25" konnte ich keine Details erkennen. Die Scheibchenform war natürlich zu sehen.
    Lustigerweise war Neptun viel besser agregrenzt zu sehen und die blaue Farbe war sehr deutlich erkennbar. Subjektiv war für mich im großen Fernrohr Neptun schöner zu sehen und auch besser abgrenzt zu sehen.
    Ich hab vor Jahren mit meinem 114/900 Newton Uranus angeschaut. Uranus war dort aber sehr unspektakulär. Ich müßte es mal wieder im 4" f/9 APO Refraktor oder im 4,5" Newton oder 6" Newton probieren.
    Servus,
    Roland

  • Hi,


    ich habe beide am Wochenende mit dem 8" angefahren.


    Neptun zu finden war relativ leicht. Und zwar im Sucher (6x30!) war die charakteristische Sternenkonstellation in der Nähe von Lamda Aqr für den 1.OKT schnell hergestellt.
    Dann war auch im Übersichtsokular der Neptun schnell auszumachen, es war doch einer der helleren Sterne im Feld. Der 8"er sammelte genug Licht, das es als "seltsam bläulicher" Punkt auffiel, nicht so gleißend hellblau wie sonstige bläuliche Sterne. Mit 200x wurde die Scheibengestalt klar, verschwamm aber etwas im Seeing. Dabei wirkte er schon deutlich abgedunkelt im Vergleich mit der Übersichtsvergrößerung. Bei mittlerer Vergrößerung wirkt er heller und wie ein etwas zu dick geratener Stern. Es fällt aber nur auf, weil man den "Verdacht" eh schon hat.


    Mit Uranus hab ich mich seltsamerweise schwer getan den zu finden, auch mit der tollen Karte. Es gibt halt keinen charakteristischen Erststern zum Starhoppen. In den Fischen sind viele Sterne verwechselbar. Nachdem es mit dem Teleskopsucher und Rigel zunächst nicht geklappt hat, habe ich die Gegend mal mit dem Fernglas studiert und mit der Karte verglichen. Irgendwann sah ich dann den Baum im Walde. Danach war es leicht, ich hab ihn sogar nachträglich frei Auge identifizieren können.


    Gruß,
    Walter

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!