Liebe Sternfreunde,
nach Galaxien und Planetarischen Nebeln in den ersten Monaten ist es an der Zeit, eine Lanze für Sternhaufen und Sternmuster zu brechen.
Da die aktuelle Deep Sky-Phase sich wieder nicht an den Kalender hält, erfolgt die Vorstellung wie im Vormonat ein paar Tage früher.
<b><font color="orange">Messier 11</font id="orange"></b> / Sternbild Schild / R.A. 18h51m05s / Dekl. -06°16'12" / Größe 14' x 14'
<b><font color="orange">Leiter 15</font id="orange"></b> / Sternbild Schild / R.A. 18h51m52s / Dekl. -05°43'35" / Größe 3' x 1'
Fangen wir an mit einem der schönsten und sternreichsten Offenen Sternhaufen aus dem Messierkatalog:
<font color="orange">Messier 11</font id="orange"> wurde 1681 von Gottfried Kirch entdeckt und zwar aus der schönen Stadt Leipzig heraus. Bis zur Auflösung erster Sterne dauerte es aber noch bis 1733 durch William Dernham. Zur Zeit der Entdecker war der Sternhaufen ein vielbeobachtetes Objekt. Einige Beobachter - u.a. auch Messier - sahen ein Leuchten oder etwas Nebliges in dem Haufen. Wilhelm Herschel entdeckte als erster, dass der Haufen auch mit bloßem Auge sichtbar ist.
Seinen Beinamen "Wildentenhaufen" verdankt M 11 William Smyth, der diesem Haufen mit viel Begeisterung und der Beschreibung, dass der Haufen durch seine vielen Sternketten in gewisser Weise einer Gruppe von Wildenten im Flug ähnelt, zu seinem Spitznamen verhalf. Ich selbst konnte den Eindruck leider nicht nachvollziehen, hatte dafür aber beispielsweise mit 8" das Gefühl, dass der Haufen wie eine "Krause Glucke" (dieser schwammartige Pilz) ausschaut.
Mit einem Alter von 230 Mio. Jahren ist der Sternhaufen nicht mehr ganz jung, er hat sich dafür aber recht gut in Form gehalten. Ihm werden unterschiedliche Mitgliederzahlen zwischen 500 und 3.000 Sternen zugesprochen, sternreich ist er aber allemal und er erinnert ein wenig an einen schwach konzentrierten Kugelsternhaufen.
Ein 8 mag heller Stern hebt sich deutlich vom Rest der Mitgliedssterne ab, die maximal Helligkeiten bis zur 10. Größenklasse erreichen. Dieser hellere Stern ist kein Vordergrundstern, sondern gehört zu den gut 30 Roten Riesen, die sich bereits in dem Haufen gebildet haben.
Messier 11 steht mitten in der Schildwolke in Richtung galaktischer Ebene und wird gern als Ausgangspunkt für die Suche nach vielen anderen Objekten genutzt … naja, zumindest von mir.
Bei der Bildersuche im Netz ist mir aufgefallen, dass der Haufen fotografisch eher unbeliebt zu sein scheint. Vermutlich liegt es an dem reichen Sternumfeld, in dem er sich befindet.
Seine Stärken spielt der Haufen ganz klar bei der visuellen Beobachtung aus und ist mit jeder Öffnung ein lohnendes Ziel. In kleinen Öffnungen wirkt er eher dreieckig, er gewinnt mit steigender Öffnung an Ausdehnung und seine Form wird unregelmäßiger.
Für all jene, die sich schon an Messier 11 satt gesehen haben sollten, gibt es ein kleines feines Add-on:
<font color="orange">Leiter 15</font id="orange"> liegt nur knapp ein halbes Grad nördlich vom Wildentenhaufen. Die Entdeckung dieses Sternmusters ist so neu, dass das Objekt in noch keinem Kartenwerk zu finden ist.
Das Sternmuster ist eine fotografische Entdeckung von Frank Leiter aus dem Jahr 2013, die erst 2015 visuell durch unabhängige Beobachtungen mit Öffnungen zwischen 8" und 18" bestätigt und für gut befunden wurde. Dieses Muster erinnert sehr stark an den echten Sternhaufen Teutsch 8 (im Sternbild Cygnus). Vier Sterne 12. und 13. Größenklasse bilden ein kompaktes Viereck und fünf weitere leicht schwächere Sterne ziehen sich wie an einer Perlenschnur nach Südosten. Das Ganze schaut dem Entdecker nach aus wie ein Winddrachen.
Das Objekt ist recht einfach zu finden. Zwar kann ein Blick auf den DSS-Ausschnitt in der Region abschreckend wirken (gleicher Ausschnitt wie oben)…
… aber visuell ergibt sich wie bei M 11 ein völlig anderes Bild und das Muster zeigt sich sehr gut abgesetzt vom Sternumfeld. Auffällig ist eine von M 11 ausgehende schnurgerade recht auffällige Sternkette von 5 Sternen, die genau in Richtung von Leiter 15 zeigt und die Hälfte des Weges bis zu diesem Sternmuster markiert. Zur Sicherheit ist <u>hier</u> eine Aufsuchkarte hinterlegt, dann sollte nichts mehr schief gehen.
Als Mindestöffnung für die Sichtbarkeit und das Erkennen der 4 helleren Kastensterne sind 8" anzusetzen. Vielleicht schafft es jemand mit weniger Öffnung. Richtig spannend wird es ab 12", dann kommt der Winddrachen seiner Bestimmung am nächsten.
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Allseits klaren Nachthimmel