Moin,
ich fotografiere jetzt schon einige Jahre mit ganz verschiedenen Geräten. Alles im Rahmen, hatte ich schon die Zeit des Öffnungs-Wahns (aber nur bis 10") und später dann die massive Verkleinerungsphase. Letztere ergab sich zwingend, weil ich das Gefühl hatte, den heimischen Himmel weitestgehend "leergeknipst" zu haben und mich auf (Flug-) Reise-Astronomie beschränken wollte. Mit "leergeknipst" meine ich, dass ich bereits ca. 100 Objekte - teilweise bis zu 20 mal - fotografiert habe.
Also bin ich mit 420mm (65Q), 70-200mm (Canon L 2,8), einer kleinen Montierung (iOptron SmartEQ) und einer Kamera mit kleinen 4,54µm Pixeln (Trius 694) fröhlich 1x nach Namibia und mehrfach nach La Palma geflogen. Dann stand ich aber wieder am gleichen Punkt: Mit den Brennweiten - "leergeknipst"[:D]
Dann hatte ich großes Glück und die Möglichkeit eine EQ6 fest auf La Palma zu deponieren und somit kann ich jetzt auch etwas mehr Brennweite bewältigen. Also habe ich mir einen hervorragenden 100/700er Refraktor gekauft und damit losgelegt. Da ich mich aber zwangsläufig mehr auf die kleineren Objekte stürzen muss, war das auch nicht der riesige Durchbruch. Also nehme ich nächstes Mal halt meinen 8" RC mit. Aber Stop! Da war doch noch was von wegen Pixelgröße, Brennweite und Seeing...
Ich nehme die Formel (die ich irgendwo gefunden habe):
Pixelgröße p [µm] = f * tan( FWHM ["] / 3600) x 500
...und rechne mal nach (wobei ich von einem Seeing von 2" ausgehe):
- mit meinem heißgeliebten 70-200er (bei 200mm) komme ich auf 0,96µm. Die hat meine Kamera zwar nicht - aber quadratische Sterne (undersampling) habe ich trotzdem nicht. Alles prima...
- mit dem 65Q bei 420mm sind es 2µm - also 2fach undersampling. Super Bilder...
- mit dem Photoline 100/700 sind es 3,4µm also beinahe perfekt für die Kamera
Wenn ich jetzt aber den RC mit 1624mm Brennweite mitschleppe, komme ich auf 7,9µm - also schon massives oversampling. Einen Auflösungsgewinn bekomme ich also nur noch sehr bedingt. Ich könnte auch noch den 0,67x Reducer verwenden - dann komme ich auf 1088mm Brennweite und wünschenswerte 5,3µm Pixel. Das liegt schon wieder nah genug an meiner Kamera und das Seeing könnte ja im Einzelfall auch schonmal etwas besser sein...
Damit habe ich aber gerade mal 50% mehr Brennweite (zum 700er Refraktor), durch Obstruktion und Reflektions-Verluste vermutlich auch nicht mehr Lichstärke und schleppe dafür einen RC mit, der im Vergleich zum Refraktor sehr empfindlich beim Transport ist und den ich vermutlich erstmal 2 Nächte lang neu justieren muss [}:)]
Und jetzt tun wir mal so, als würde Geld und Transport-Gewicht keine Rolle spielen. Schließlich muss man sich seiner weltweiten Rolle als Westeuropäer bewußt sein: Ich der Konsument[:D]
Angenommen, ich würde mir jetzt irgendein Teleskop mit 2m Brennweite und die perfekt passende Kamera mit 9µm Pixeln zulegen. Wenn man mal davon absieht, dass diese Kamera eine bessere Full-Well-Capacity und somit eine höhere Dynamik hätte - echte Detail-Gewinne an kleinen Objekten hätte ich damit doch auch nicht?
Oder nehmen wir noch mehr Brennweite und treiben es auf die Spitze: Bei der letzten La Palma Tour haben wir das größte Teleskop auf dem Roque (und wohl auch weltweit) angeschaut: Grantecan. 10,4m Öffnung und 169m Brennweite. Die perfekte Kamera dafür müsste wohl eine Pixelgröße von 0,8mm haben - oder sagen wir 0,5mm bei dem Seeing auf dem Roque. Aber in Punkto Detail-Auflösung kommt dabei unterm Strich auch nicht mehr heraus - oder?
Habe ich da jetzt einen Denkfehler, oder muss ich meiner Rolle als Konsument entsagen und mich mit dem begnügen, was ich schon habe? Klar - es gibt noch Hyperstar, Rasa, etc. um kürzere Belichtungszeiten bzw. mehr Tiefe zu erreichen. Aber mehr Auflösung, feinere Details? Ende der Fahnenstange?
Gruß
Klaus