Hallo Leute,
Der Frühling ist eine schöne Zeit, um Galaxien zu beobachten. Die Milchstraße liegt tief am Horizont
und man hat freie Sicht auf den extragalaktischen Raum und all die andere Welteninseln um uns.
Diese Zeit konnte ich gut nutzen, um die jahreszeit-typischen Objekte (meist Galaxien) aufs Korn zu nehmen.
Ein paar Ergebnisse (inkl. Zeichnungen) mit 10, 14 und 18 Zoll Teleskopen möchte ich hier präsentieren.
<font size="6">6. April (10 Zoll)</font id="size6">
Meine erste Beobachtungsnacht im Frühling, war in Jessnigk. Ein sehr kleines Dorf im dunklen Südbrandenburg,
das sich scheinbar jedesmal im Tiefschlaf befindet wenn ich dort aufkreuze. Perfekt für mich, nur vor den allzu hellen Straßenlampen musste
ich mich verstecken. Die Nacht sollte nur kurz sein, da ich am nächsten Morgen auf Arbeit erscheinen musste. Gegen 21:00 Uhr fuhr ich still
und leise die Hauptstraße des Dorfes entlang zu meinem gewohnten Platz. Leider waren die Wolken, die mir schon auf der Hinfahrt Sorgen machten,
noch nicht verschwunden. Laut Wettervorhersage sollte es längst klar sein. Erstmal ruhig bleiben, dachte ich mir und spulte mein Programm zur
Vorbereitung der Nacht wie gewohnt ab.
Es war nach 22:00 Uhr und noch immer keine Verbesserung des Himmels in Sicht. Zwar funkelten hier und da helle Sterne durch kleine Wolkenlücken,
aber das reichte nur zum Erraten des dazugehörigen Sternbildes. Der grelle Schein vom Jupiter war natürlich ständig präsent. Und so hockte
ich auf meinem Beobachtungsstuhl mit Blick in den Himmel und kam mir vor wie in einer schlechten Quizshow, mit Jupiter als Showmaster.
Was für ein behämmertes Spiel, dachte ich mir. Gegen 22:30 Uhr entschied sich die Regie dem ganzen ein Ende zu bereiten und schenkte mir
einen komplett aufgelösten Himmel mit all den dazugehörigen Sternbildern.
Endlich, wolkenlos und dazu noch eine wunderbare Transparenz. Ich war wieder voll und ganz in meinem Element.
<b>NGC 3115</b>
Meine erste Galaxie der Nacht war ein richtiger "Strahlemann" und brauchte deswegen sicher kein so dunklen Himmel wie ich ihn hatte.
NGC 3115 befindet sich in dem unscheinbaren Sternbild Sextant und war schon in der Übersichtsvergrößerung sehr auffällig. Bei 125-facher
Vergrößerung zeigte sie ein gut abgegrenztes und sehr helles spindelförmiges Zentrum, mit einem stellar bis flächig wirkenden Kern. Indirekt
wirkte die Spindel zu beiden Seiten verlängert. Der zarte Halo der Galaxie trat durch das helle Zentrum deutlich in den Hintergrund.
Vielleicht kein Objekt, um seine Dunkeladaption optimal aufrechtzuerhalten, aber sehr entspannend und schön zu betrachten.
<b>NGC 2420</b>
Zwar keine Galaxie, aber dafür ein kleiner schöner Sternhaufen im Zwilling. Meine letzte Beobachtung des Haufens machte ich unfairerweise bei
Halbmond, deswegen hatte ich ihn nochmal auf meiner Liste. NGC 2420 befindet sich nicht weit weg vom Eskimonebel und erschien schon im
31mm-Okular als glitzernder Haufen. Bei 125-facher Vergrößerung waren die äußeren Einzelsterne gut greifbar. Im Inneren der "Figur" war eine
körnig wirkende "Sternwolke". Bei höherer Vergrößerung wäre der Wolke sicherlich noch einiges zu entlocken gewesen.
Ein wirklich toller Sternhaufen mit sehr schönem Haufencharakter.
<b>M 105 mit NGC3384/89</b>
Weiter ging es zu einem sehr hellen Galaxien-Triplett im Löwen. Zwar nicht so oft besucht wie das bekannte "Leo Triplett" und auch längst nicht
so spektakulär, aber dennoch eine Reise wert. M 105 und NGC 3384 haben eine ähnliche Morphologie, erst später fiel mir auf, dass NGC 3384 leicht
oval erschien. Sehr auffällig waren die sehr hellen Zentren, die geradezu herausstachen. Etwas schwächer ist NGC 3389, aber sofort auffällig
und zur Mitte hin heller.
Gegen 0:30 Uhr musste ich auch schon zusammenpacken. Was richtig Beeindruckendes wollte ich aber dennoch sehen, dafür suchte ich mir M 104 aus.
Ein Anblick wie ein Gedicht. Beide Schalen reichten bis weit in den Raum und dazu ein plastisch wirkendes Staubband. Mit diesem "Genießerblick"
im Okular fiel es mir schwer loszulassen, aber mein "Pflichtbewußtsein" übernahm dann doch die Oberhand.
<font size="6">10. April (18 Zoll)</font id="size6">
Nach Nächten mit relativ strukturlosen Galaxien, wollte ich nun mehr sehen. Mir fiel das Leo-Triplett wieder ein, dessen Einzelgalaxien
schon in der Übersichtsvergrößerung meines 10 Zoll Teleskopes Ansätze von Struktur zeigten. Ein paar Zoll wollte ich dann aber noch oben
drauf packen, sicher ist sicher [;)]. Außerdem hatte ich noch eine Rechnung mit NGC 5746 offen, genauer gesagt mit dem Staubband. Vor einem
Jahr (mit 14 Zoll) war ich daran kläglich gescheitert, und das trotz guter Bedingungen. Die Wettervorhersage für diese Nacht,
war (typisch für den April) recht unsicher. GFS und WRF waren sich uneinig, zumindest, was die Zirren angeht. Gespannt wartete ich den
abendlichen Sat-Film ab, speziell die Dämmerungsgrenze schaute ich mir kritisch an. Zirren können so dünn sein das sie nur bei tiefem
Sonnenstand zu erkennen sind. Ein leicht milchiger Schleier war zu sehen, der aber noch rechtzeitig abziehen sollte.
Grünes Licht also und ich packte mir die 18 Zoll ins Auto, um damit zu meinem Stammplatz in die Rhön zu fahren.
Gegen 22:00 Uhr auf dem Berg angekommen, zeigte mir die noch recht hohe Mondsichel an, das noch genug Zeit bis zur völligen Dunkelheit war,
Glück gehabt [;)]. Nach dem Aufbau merkte ich, dass sich deutlich mehr Feuchtigkeit niederließ als ich an diesem Platz gewohnt bin.
Das wirkte sich ein wenig negativ auf die Transparenz aus, die aber trotz alledem in dieser Nacht mehr als brauchbar war. Für eine
ordentliche Schrecksekunde sorgten zwei leuchtende Augen eines Fuchses (zumindest nehme ich mal an, dass es einer war), der mir aus nächster
Nähe entgegen bellte. Nach neugierigen Blicken entschied er sich dann aber doch, dem Hasen und nicht mir "Gute Nacht" zu sagen
und verschwand im Unterholz. Wenig später und nach Monduntergang ging es dann endlich los.
<b>NGC 3628</b>
Das Leo Triplett präsentierte mir ein breites Lächeln, dachte ich mir später. Aber zunächst schaute ich mir das Trio im 26 mm Okular an,
die zwei Messiers und "Augen" des Tripletts zeigten dann schon erste Details. M 65 mit einer harten Kante Richtung Osten, M 66 schon mit
deutlich Spiralstruktur und auch NGC 3628 bereits mit angedeuteten Staubband, was nach Vergrößerung auf 112-fach einfach zu erkennen war und
blickweise leicht schräg durch den Galaxiekörper verlief. Im Gegensatz zu meiner Erstbeobachtung fielen mir zu beiden Seiten Ausläufer auf,
die schwach aber gut auszumachen waren und nach außen breiter wurden. Beim Ausläufer in Richtung Westen, der auch länger war,
war dies ausgeprägter. Eine schöne Galaxie, die sich deutlich ausgedehnter präsentierte als von mir erwartet.
<b>M 66</b>
Nachdem ich mich von NGC 3628 losreißen konnte, war bis M 66 nur ein kurzer Schwenk nach Südost nötig.
Bei 158-fach und als ich mich "eingesehen" hatte entpuppte sich die Galaxie als ein wahres "Detail-Monster". Aus dem länglichen und hellen
Zentrum traten in alle möglichen Himmelrichtungen Spiralstrukturen hervor. Am auffälligsten war der weitgestreckte Arm in Richtung Süden der
auch in einem 10 Zoll-Teleskop gut zu erkennen ist. An dem nördlichen Ende des Zentrums blitze immer wieder ein helles Gebiet durch, weitere
Helligkeitssprünge speziell in den Armen waren angedeutet, aber nicht greifbar. Ein wunderschöne und komplexe Galaxie bei der es visuell
sicher noch Einiges zu entdecken gibt.
<b>NGC 2820 Gruppe</b>
Im Sternbild Ursa Major befindet sich diese spektakuläre Gruppe, die ich schon zum zweiten Mal besuchte. Diesmal wollte ich auch
NGC 2805 mit einbeziehen, eine große - und wie sich herausstellte - visuell relativ detaillose Spiralgalaxie. In der Aufsuchvergrößerung
waren NGC 2820 und NGC 2814 schon langgestreckt zu sehen. Bei 158-fach präsentierte sich NGC 2820 als eine feine Lichtnadel mit einem
Achsverhältnis von 1:8, die Richtung Nordost heller war. An einem Ende und fast zu übersehen (da eher indirekt) stand IC 2458,
die wie ein Anhängsel wirkte. Dazu gesellte sich NGC 2814, die an einem helleren Stern klebte. Überhaupt ist das Sternfeld um diese
Gruppe recht reizvoll. Südwestlich des Trios befindet sich NGC 2805, die schwach und sehr diffus erschien. Ein leicht helleres Zentrum
war auszumachen und die Galaxie wirkte in Richtung Osten schwächer ausgeleuchtet.
Ein schwacher Stern blitzte aus dem Halo hervor, aber leider keine Supernova, sondern nur ein Vordergrundstern.
Mittlerweile war es schon 3:00 Uhr und mein Teleskop klatschnass von der erhöhten Luftfeuchtigkeit,
die hellsten Sterne strahlten weniger hell als sonst. Altair, Deneb und Vega bildeten das Sommerdreieck.
Der prächtige Skorpion ragte mit seinen Scheren wie gewohnt nur knapp über den Horizont, umrahmt von den Planten Mars und Saturn.
<b>NGC 5746</b>
Auf diese Sichtung war ich besonders gespannt. Die Galaxie im Sternbild Jungfrau war einfach zu finden, denn sie befindet sich
in unmittelbarer Nähe des hellen Sternes 109 Vir, den ich beim Beobachten stehts außerhalb des Gesichtsfeldes halten musste.
Mit 26 mm erkannte ich das die Galaxie in Richtung Osten deutlich besser ausgeleuchtet schien, viel Platz also für das Staubband,
auf das ich es abgesehen hatte. Bei der letzten Beobachtung mit 14 Zoll war die Galaxie zu dieser Seite gerade abgegrenzt. Ich wechselte
das Okular um auf 112-fach zu kommen und das Staubband war indirekt gut zu sehen, bei 158-fach war es dann direkt greifbar. So einfach
kann es also sein [:)]. Diesen tollen Anblick nahm ich noch ein Weile mit, bis die einsetzende Dämmerung die Galaxie langsam verblassen ließ.
Damit war die schöne Nacht vorüber. Während über mir die Sterne verschwanden, packte ich gemütlich zusammen.
Zur eintretenden Morgenröte fuhr ich die Straße hinunter, die wie so oft von einigen Hasen aus allen möglichen
Richtungen überquert wurde, zurück in die "Zivilisation".
<font size="6">28. April (18 Zoll)</font id="size6">
<b>NGC 4438/35 und die Gezeitenschweife</b>
Ein sehr interessantes Objekt hatte ich in der Nacht vom 28. auf den 29. April auf der Hohen Geba (Rhön), was ich hier etwas genauer
beleuchten möchte. Die Ursache der Sichtung war eine Nacht, die über ein Jahr zurück liegt, damals am selben Platz, allerdings mit 14 Zoll.
Ich hatte vor, die Markarians Galaxienkette zu dokumentieren. Besonders herausstechend, da sehr hell, ist das Galaxienpaar
NGC 4438/35 ("The Eyes"). Bis dahin für mich eine normales Pärchen ohne weitere Details, die es im Virgo-Haufen öfter zu sehen gibt.
In dieser Nacht, mit 14 Zoll und 124-facher Vergrößerung schienen beiden Galaxien indirekt durch einen "Schleier" verbunden zu sein.
Meine späteren Recherchen führten mich zu dem Objekt Arp 120 und die auf Fotos abgebildeten Gezeitenschweife. Ich dachte mir, bei so einer
schwachen Erscheinung sollte ich das mit mehr Öffnung noch einmal genauer verifizieren können und setzte das Galaxienpaar auf meine To-Do Liste.
Der spannende Moment kam ungefähr ein Jahr später. Mit deutlich mehr Öffnung sah die Sache dann schon definierter aus. Die Schweife waren
immer noch schwach, aber zu erkennen. Den besten Eindruck hatte ich bei leichtem Hin- und Herbewegen des Teleskopes, die Schweife waren aber
nicht ständig zu halten war. Der Südwest-Ausläufer wirkte nach Richtung Westen gebogen und auch etwas länger.
Es ist ungewöhnlich, dass ich anschließend bei der "Nachempfindung" (im Internet) keinerlei Information über die visuelle Sichtung dieser
Gezeitenschweife gefunden habe. Nur einige Zeilen eines erfahrenen Hobbyastronomen aus Kalifornien, der die Schweife mit 18" und 24"
beschrieben hat, stützten meine Beobachtung. Ich zweifelte schon an mir selbst, eventuell eine Sinnestäuschung? Inzwischen weiß ich aber,
das die visuelle Sichtung beider Ausläufer mit weniger Öffnung und auch mit deutlich unter 14 Zoll Öffnung machbar ist.
Vielleicht hat jemand an diesem Objekt ähnlich Eindrücke gehabt, nur raus mit der Sprache und am besten hier mitteilen. [:)]
<font size="6">2. Mai (10Zoll)</font id="size6">
Das schlechte Wetter führte dazu, dass ich in dieser Nacht in den Norden ausweichen musste. Genau gesagt an einen Platz nordwestlich
von Berlin. Die Stelle weit abgelegen und mitten im Naturpark Westhavelland bietet einen sehr dunklen Himmel. Das von Seen und Wäldern
durchzogene Gebiet bietet, je nach Jahreszeit, eine beeindruckende Geräuschkulisse der dort lebenden Tiere.
Es war bei meiner Ankunft bereits dunkel und so baute ich ohne viel Zeit zu verlieren mein 10 Zoll-Teleskop auf. Nachdem ich mich an die Dunkelheit
gewöhnt hatte, staunte ich über einen schönen transparenten Himmel und ging recht schnell ans Werk, drei Objekte des Messierkataloges
wollte ich mir vornehmen.
<b>M 99</b>
Der erste Anblick dieser Galaxie, die im Haar der Berenike zu finden ist, war recht unspektakulär. Ein unruhig und zerfetzt wirkender
Matschfleck mit einem leicht helleren Kern. Erst eine näheres Hinsehen offenbarte mir einen großen Spiralarm, der sich um das Zentrum
der Galaxie legte, einen schwachen Arm auf der gegenüberliegenden Seite konnte ich indirekt gerade noch erkennen. Vom Zentrum in Richtung
Osten verlief ein kurzer spitz zulaufender Ausläufer. Eine sehr schöne Spiralgalaxie, bei der sich ein genaues Hinschauen lohnt.
<b>M 108</b>
Den nächsten Halt machte ich im Großen Bären. Die Galaxie M 108 bildet zusammen mit M 97 (PN) ein interessantes Pärchen, das in meinem
10 Zöller und mit geringer Vergrößerung noch gut in einem Gesichtsfeld zu sehen war. Meine Hauptinteresse galt allerdings der Galaxie,
der ich mit 146-fach an den Kragen ging. Sofort fiel auf, dass sie nach Nordwest deutlich schwächer ausgeleuchtet war
(ein Hinweis auf die Dunkelstrukturen) und an einer Stelle wie "angebissen" wirkte. An den Enden der Galaxie blitzen schwach hellere
Gebiete hervor. Zwei Sternchen waren innerhalb der Galaxie zu erkennen, die allerdings zu unserer Milchstraße gehören.
<b>M5</b>
Den Rest der Nacht verbrachte ich mit dem Kugelsternhaufen M 5, dem Highlight im Sternbild Schlange. Visuell, wie ich finde fast
schöner als M13. Die vielen Sternketten, die sehr weit in den Raum reichen, dürften ein Grund dafür sein. Beobachtet habe ich mit 156-fach,
was die Anzahl der greifbaren Sterne im und um den Haufen noch in Grenzen hielt. Der Halo und das Zentrum des Kugelsternhaufens
wirkten deutlich granuliert.
Bis ca. 3:30 Uhr versuchte ich so viel wie möglich Einzelsterne zu erfassen, dann wurde es zunehmend heller, was mich überrascht hat,
aber ich war auch höher im Norden als gewohnt. Ich packte alles zusammen und fuhr die Feldstraße entlang. Neben mir verliefen
Bewässerungsgräben, die voll mit Nebel waren und die Strasse unter mir mit einem Bodennebel überflutet hatten.
Ein kurze aber sehr schöne Nacht.
<font size="6">7. Mai (10Zoll)</font id="size6">
<b>Abell 1656</b>
Die ersten Nächte im Mai waren nur der Start in eine mehr als eine Woche anhaltende Schönwetterphase, die uns das Hoch Peter bescherte.
Viele weitere Objekte, hauptsächlich Galaxien, konnte ich beobachten. Ein Objekt davon hatte ich schon länger auf meiner Wunschliste.
Um Abell 1656 ("Coma Galaxiehaufen") zu erfassen, benötigte ich fast eine halbe Nacht, bei der hohen Anzahl genutzter Nächte im Mai sicherlich
keine Verschwendung. Die Bedingungen dafür waren nahezu perfekt. Für eine Nacht am 7. Mai machte ich Halt auf der Wasserkuppe, der mit 950 m
höchste Berg der Rhön. Die Transparenz war sehr gut und das Seeing gut, dabei hatte ich mein 10 Zoll Teleskop. Bewaffnet mit einer genauen Karte
über die Position der erreichbaren Galaxie machte ich mich ans Werk. Bei 156-fach erkannte ich 36 Mitglieder, dessen Zentrum die zwei hellen
Riesengalaxien darstellten. Die meisten Galaxien des Haufens waren eher schwach und nur indirekt aufblitzend. Markant ist eine geschwungene
Galaxienkette, die sich in Richtung Osten bewegte. Im Haufen befinden sich einige blendend helle Sterne die mich beim Beobachten etwas
gestört hatten. Am Ende hatte ich einen Eindruck eines dichten Schwarms an Galaxien. Mit einem größeren Teleskop - wenn die Mitglieder wie
ausgestanzt zu sehen sind - sicherlich ein genialer Anblick.
<font size="6">29.Mai- 1.Juni (14 Zoll)</font id="size6">
Am Abend des 28. Mai machte ich mich auf eine lange Reise, ich tauschte mein übliches Astromobil gegen einen Airbus A330. Als Passagier und mit
meinem eigenen 14 Zoll Teleskop im Frachtraum, ging es fast 9.000 km Richtung Süden nach Namibia. 14 Nächte auf einer Farm am Rande der Kalahari
hatte ich eingeplant. Während meiner Flugreise passierte über mir am Himmel wirklich Sonderbares. Der aufgehende Halbmond kippte zur Seite und
der Skorpion im Osten schoss empor in Richtung Zenit. Nur um sich später, bei meiner Ankunft, kopfüber zum Horizont im Westen zu stürzen.
Am Morgen gleich nach dem Verlassen des Flugzeuges schaute ich nach oben. Mein Kopf musste ich mehr als nur überstrecken um einen Blick
auf den Mond zu erhaschen. Ich befand mich nun unübersehbar am -23. Breitengrad. Und damit war ich auch wieder zurück im Winter. Das bewies
eindrucksvoll meine Kleidung, z.B. meine Daunenjacke, Kälteschutzanzug oder dick gefütterte Stiefel, die ich mit übers Rollfeld schleifte.
Einige Fluggäste glaubten sicher mehr an eine Weiterreise zum Südpol als an ein Urlaub im sonnigen Afrika. [:D]
Wenig später, in der Gepäckhalle schnappte ich mir den Rest, einen Hartschalenkoffer mit eingelagertem Teleskop und eine Angelruten-Tasche
mit den Verbindungsstangen. Gottseidank, alles beisammen, erste Erleichterung machte sich breit. Dann ging alles recht schnell. Mit einem
allradbetriebenen Fahrzeug ging es dann zunächst über eine sehr lange und geteerte Straße und da gerade Rushhour in Windhoek war,
kamen auch einige Autos entgegen (aber nicht mehr als 10 [:D]). Nach vielen Kilometern ging es weiter auf Sand- und Schotterpisten, mitten
hinein ins Namibische Farmland. Zu beiden Seiten ein weites vertrocknetes Land ohne irgendwelche Zivilisation. Ja, es war dunkel, sehr dunkel.
Dazu das trockene Wüstenklima, das nachts für eine sehr klare Durchsicht sorgte. Das Seeing würde ich zusammenfassend als gut bezeichnen,
soviel zu den Bedingungen.
Später auf der Farm, suchte ich mir ein geeignete Stelle, um mir mein "Observatorium" für die nächsten 2 Wochen herzurichten. Zu den absoluten
Luxusgegenständen zählte ich Unmengen an Strohballen (als Windschutz), ein großer Tisch (der Nachts für Ordnung sorgen sollte) und ein
Liegestuhl (für Gemütlichkeiten).
Am Abend dann der großartige Moment, mein Teleskop war fertig aufgebaut und einsatzbereit. Das beeindruckende Dämmerungsspiel konnte beginnen.
Am Ende stand ich unter einem traumhaften Himmel und trotz einer gewissen "Routine" aus dem letzten Jahr, konnte ich mich diesem gewaltigen
Anblick nicht entziehen. Wie jeden Abend kündigte sich das Milchenstraßenzentrum zunächst im Osten an, um dann in Richtung Zenit zu wandern.
"NGC 891 stürzt erdwärts", dachte ich mir jedesmal. [:D]
Auf meiner Beobachtungsliste für die nächsten 4 Nächte hatte ich unter den vielen Südhimmelobjekten auch einige Frühlingsgalaxien,
die ich nun einzeln beschreiben möchte. Mit dem Vorteil, dass sie von diesen Standort aus höher über dem Horizont waren,
dadurch war ein deutlicher Gewinn an sichtbaren Details zu erwarten.
<b>NGC 4027</b>
Diese Galaxie im Raben befindet sich nur 40 Bogenminuten entfernt von der bekannten Antennen Galaxie. Schon bei Aufsuchsvergrößerung eine
interessante Erscheinung, da bereits ein große gebogener Spirale angedeutet war. Bei 283-facher Vergrößerung war in Richtung Süden ein weiterer
aber viel kleinerer Arm indirekt gut zu erkennen. Nordöstlich vom Zentrum etwas abgelegen und getrennt von der Galaxie war blickweise eine
schwaches diffuse runde Aufhellung zu sehen. Ein wirklich schöne und niedliche Galaxie, die sich hinter der berühmteren NGC 4038/39 nicht
verstecken braucht. Sie ist auch der 22. Eintrag im Arp-Katalog. Nicht weit entfernt von NGC 4027 in Richtung Süden befindet sich noch NGC 4027A,
eine schwache rund-ovale Galaxie die teilweise direkt haltbar war.
<b>M 83</b>
Das "Südliche Feuerrad" ist von der Nordhalbkugel aus ein undankbares Objekt. Grund ist die geringe Höhe von nur maximal 10° über dem Horizont.
So kann man froh sein, überhaupt etwas von der Galaxie zu sehen. Mit 10 Zoll sah ich von Deutschland aus einen matschigen runden Fleck mit
einem helleren Balken, in dessen Zentrum der helle Kern zu erkennen war. Ganz anders auf der Südhalbkugel, wo sie eine Höhe von über 80°
erreicht und dann auch ihrem Spitznamen gerecht wird, ein unfassbar faszinierender Anblick.
<b>PGC 28909 (IC 2531)</b>
Von den Edge-On-Galaxien, die ich im Programm hatte, hat mir PGC 28909 am besten gefallen und ist im Sternbild Antlia (Luftpumpe) zu finden.
Da sie recht groß und langgestreckt ist, hatte ich sie schnell im Okular. Bei allen Vergrößerungen zeigte sie eine beidseitige hellere
Ausbuchtung im Zentrum (Bulge) und zu beiden Seiten spitz zulaufenden Enden. Den besten Anblick hatte ich bei 142-facher Vergrößerung.
Bei meiner Vorbereitung stieß ich auf den Namen "Little NGC 891", das dazugehörige Staubband konnte ich nicht sehen.
Insgesamt keine brüllend helle Galaxie, aber dennoch schön anzusehen.
<b>NGC 5247</b>
Fasziniert hat mich auch die Spiralgalaxie NGC 5247, die in der Südlichen Jungfrau zu finden ist. Zwei Arme die aus einem hellen
ovalen Zentrum hervorgingen, waren einfach zu sehen, bei 283-fache Vergrößerung blitzen darin indirekt helle Gebiete auf. Bei guten
Horizontbedingungen und genügend Öffnung sicher auch von Deutschland aus ein lohnendes Ziel.
<b>NGC 4038/39</b>
Die Antennen-Galaxien, sind ein stark miteinander wechselwirkendes Galaxienpaar im Sternbild Rabe. Die Verschmelzung hatte intensive
Sternentstehungsgebiete und die dazugehörigen Emissionsnebel zur Folge. Visuell am heimischen Platz war ich froh, beide trennen zu können.
Die Höhe von 20° ist dabei nicht gerade förderlich und so machte spätestens das schlechte Seeing alle Detailbetrachtungen zunichte.
Nicht so bei meiner Nachbeobachtung am Südhimmel, wo ich meine Beobachtung bei einer Höhe von 85° begann. Das Seeing während der
Sichtung würde ich als gut bis sehr gut bezeichnen, was an dem noch frühen Abend keine Selbstverständlichkeit war.
Was ich dann (mit 283-facher Vergrößerung) von den Galaxien sah, ließ mich erstaunen, die Galaxien zerfielen förmlich vor meinen Augen.
NGC 4038 zeigte ein dunkles Inneres und an den Rändern hellere Knoten. Ein kurzer heller "Verbindungssteg" führte zu NGC 4039,
die etwas abgesetzt und weniger strukturiert wirkte. Ein sich innig liebendes Galaxienpärchen, eine wirklich sehr beeindruckende Sichtung.
<b>NGC 6822</b>
Die irreguläre "Barnards Galaxie" befindet sich im Sternbild Schütze und gehört zu unseren unmittelbaren Nachbarn,
deswegen zeigte sie sich am Himmel auch ziemlich groß und flächenschwach. Die Aufsuchsvergrößerung von 66-fach erschien mir optimal
und zeigte einen rechteckig diffusen Nebel mit einem helleren Balken. Der Anblick erinnerte mich an die Große Magellansche Wolke,
wie man sie mit bloßem Augen sehen konnte. Aber das eigentlich Interessante waren für mich die HII-Gebiete, die Edwin Hubble um 1925
entdeckt hat. Um diese sichtbar zu machen, war eine Vergrößerung von 146-fach nötig, die Galaxie selbst verblasste dabei etwas,
war aber immernoch gut zu sehen. Hubble X und V waren als kleine Nebelbälle zu sehen und zur Mitte hin heller. Als deutlich schwieriger
stellten sich Hubble III und I heraus, die indirekt als ein schwacher ovaler Nebel zu erkennen waren, ohne ihn trennen zu können.
Ein Filter für die HII-Gebiete benötigte ich nicht. Vordergrundsterne in der Galaxie selbst konnte ich nicht entdecken, zumindest nicht
bei 146-fach, weitere Vergrößerung wäre evtl. nötig gewesen.
In den nächsten Nächten beobachtete ich noch Kugelsternhaufen, die zur Galaxie gehörten. SC 7 war mit 14 Zoll indirekt gut zu erkennen
und stellar. Mit einem 25 Zoll Teleskop erschien dieser bei hoher Vergrößerung dann flächig. Mit dem gleichen Instrument sah ich auch SC 6,
der indirekt schwach aber sicher zu erkennen war.
<font size="6">9.Juni -12.Juni (14 Zoll)</font id="size6">
Nach 8 Nächten, die ich am Stück nutzen konnte, kamen 2 Nächte mit Wolken. Auch Regen und Gewitter waren mit dabei, was in dieser Gegend
und um die Zeit eher selten ist. Bei nächtlichen Spaziergängen faszinierte mich die helle Milchstraße, die durch aufgelockerte Bewölkung
durchschimmerte und die tiefschwarze Dunkelheit bei bedecktem Himmel, wo ohne das Licht der Sterne keine Orientierung mehr möglich wäre
und sich meine Taschenlampe als ein unverzichtbares Utensil herausstellte.
Nach Wetterbesserung mussten die letzten 4 Nächte noch gefüllt werden, da mein Plan bereits fast erfüllt war, brauchte ich noch
ein paar schöne "Augenöffner". Ausgesucht hatte ich mir wieder drei Objekte, die in dieser Zeit auch von der Heimat aus zu sehen sind,
Und so beobachtete ich in Winterbekleidung typische Sommerobjekte, Heimweh bekam ich deswegen aber nicht. [;)]
<b>M 11</b>
Der "Wildentenhaufen" ist wohl einer der schönsten Offenen Haufen am ganzen Himmel und mit allen Öffnungen ein Paradeobjekt.
Mit 10 Zoll schon oft beobachtet zeigte er je nach Vergrößerung ein anderes Erscheinungsbild. Die Beobachtung am Südhimmel machte ich
mit 142-facher Vergrößerung und mir zeigten sich die hellsten Einzelsterne. Das Ergebnis nehme ich als Grundlage, um auf späteren Reisen
(bei höherer Vergrößerung) auf die Jagd nach den restlichen visuell erreichbaren Mitgliedern des Haufens zu gehen.
<b>M 17</b>
Der "Schwanennebel" auf dem Kopf stehend, so zeigte er sich beim Blick durchs Okular, ein zunächst gewöhnungsbedürftiger Anblick.
Bei geringer Vergrößerung und mit OIII-Filter sah ich eine strahlend helle Schwanenform eingehüllt in weitläufige strukturierte
Nebelschleier, allein das sah schon sehr beeindruckend aus. Doch das eigentliche "Deep Sky-Erlebnis" begann bei weiterer Vergrößerung.
Während die Nebelschleier bei 142-fach schwächer wurden, zerfiel der Schwan in seine "Einzelteile". Ein atemberaubender Anblick.
<b>M 55</b>
Der im Sternbild Schütze liegende M 55 ist neben M 4 und M 22 der wohl am leichtesten aufzulösende Kugelsternhaufen, was durch die tiefe Lage
von Deutschland aus nur schwer nachvollziehbar ist. Bei einer Vergrößerung von 142-fach sah ich einige helle und gut greifbare Haufensterne,
die gleichmäßig vor einem granuliert wirkenden Hintergrund standen. In der Mitte befand sich ein hellerer Bereich, ein helles kompaktes Zentrum
wie viele andere Vertreter seiner Art hatte er nicht. Er wirkte eher wie ein dichter Offener Sternhaufen, wirklich sehr schön anzusehen.
Am 12. Juni war die "Schlacht am Südhimmel" geschlagen. Glücklich baute ich mein Teleskop auseinander und verstaute es wieder im Koffer.
Am Nachmittag ging es mit hohem Tempo und einem "Staubschweif" im Rückspiegel, zurück nach Windhoek, wo das Flugzeug bereits fertig zum Abflug war.
Später an Board, und während sich der Skorpion wieder in seinen Bau verkroch, versuchte ich zu schlafen. Was aber erfolglos blieb, die vielen
Erinnerungen, die tolle Eindrücke und Erlebnisse zusammen mit sehr netten Menschen bestimmten mein Kopfkino und versüßte mir diese
schlaflose Nacht, die mich am Ende zurück in ein hoffentlich schönen Sommer brachte. [:)]
Liebe Grüße
Mathias