First Light mit 8" Klevtsov-Cassegrain

  • Hallo,


    vor Kurzem hat mir jemand ein TAL200K zu einem Preis angeboten, bei dem ich als TAL-Fan einfach nicht widerstehen konnte.
    Ich möchte das Teleskop hier ein wenig vorstellen, weil es sich doch um ein etwas ungewöhnlicheres Modell handelt.
    Nach Erhalt hat es noch einige Wochen gedauert, bis ich einen Adapter auftreiben konnte, um das TAL-Schwalbenschwanzsystem
    (irgendwas um 3") auf die EQ6 zu bringen. Herzlichen Dank an Jogi für die Herstellung des Adapters!


    Das TAL200K ist ein 8" Klevtsov-Cassegrain (andere Schreibweisen sind Klevzov oder Klewzow) mit 2000mm Brennweite (f/10). Bei diesem
    System gibt es keine Schmidtplatte, der Sekundärspiegel wird also wie beim Newton von Fangspiegelstreben gehalten. Der Hauptspiegel ist
    sphärisch. Der Fangspiegel ist ein Manginspiegel (rückseitig verspiegelte Meniskuslinse), davor sitzt ein Korrektorelement. Der Sucher ist ein
    8x50 mit 7° Gesichtsfeld, wie man ihn vom TAL2 kennt. Ein echtes Prachtstück von Finder. Der Tubus ist TAL-typisch dick (Alu),
    dementsprechend stabil und schwer.



    Hier ist das gute Stück:


    Meines Wissens nach wurden diese Geräte ab 2001 gebaut und aus diesem Jahr stammt auch mein Exemplar. Die späteren TAL200K hatten
    dann eine gebogene Spinne mit drei Streben. Bisher konnte ich nicht herausfinden, ab welcher Seriennummer dies der Fall war. Die
    Streben sind bei beiden Versionen sehr dick. Dies scheint nötig zu sein, um den recht schweren Fangspiegel auch wirklich zu halten.
    Auch die KCs von Vixen haben sehr dicke Streben.



    Das TAL hat wie gesagt einen (umgedrehten) 3" Schwalbenschwanz für die Verbindung zur Montierung. Jogi hat mir einen Adapter hergestellt:

    Hier sieht man, daß man bei TAL nichts davon hält, eine Schiene über die ganze Länge des Teleskops anzubringen, wie das bei
    anderen Cassegrains oft der Fall ist. 10 mal 10 cm Verbindung zum Tubus müssen reichen - und bei dem dicken Tubus funktioniert
    das auch.
    Die Aluplatte darunter ist der von Jogi hergestellte Adapter, darunter eine Intes-Schiene (Hauptsache russisch ... [;)]),
    die in die EQ6 passt.


    Achja, wie bei TAL üblich wird das Teleskop in einer Birkenholzkiste mit stabilen Beschlägen geliefert. Nicht billig
    zusammengeschraubt, sondern mit Zinken:



    Natürlich ist die Truhe schon etwas angeschlagen, sie hat auch schon einiges hinter sich. Das Teleskop kam von privat aus England.
    Es wurde laut Vorbesitzer noch nie kollimiert, worüber ich ganz froh bin. Mit einem GMK habe ich die Kollimation mal überprüft - sie
    ist absolut perfekt. Also, nicht nur "sehr gut", wie "perfekt kollimierte Apos" auf Teleskoptreffen, sondern schlicht perfekt. Und
    das nach den Reisen von Novosibirsk nach London nach Augsburg!


    Gleich am zweiten Abend nach der ersten Montage auf der Montierung gab es klaren Himmel. Wie jedes Jahr habe ich mich erstmal so
    richtig erkältet - ich will die erste kalte Nacht im Jahr einfach nie glauben - aber so wie noch vor wenigen Wochen kann man Nachts
    einfach nicht mehr herumlaufen.


    Der Mond war leider schon ziemlich voll, außerdem hatte ich Probleme mit zugetauten Filtern. Im Netz wird oft behauptet, daß das
    TAL200K keine Tauprobleme hat und ich kann das bestätigen. Der Tubus hat ohne Übertreibung vor sich hingetropft, Filter, egal ob
    angewärmt oder nicht, sind beim Einsetzen sofort zugetaut, aber Tau im Teleskop? Fehlanzeige. Ohne Heizung, ohne Taukappe. Ich
    werde das Teleskop zum BTM mitbringen als ultimativen Tautest [:D]


    Die Aufnahmen mit 4m Brennweite habe ich nicht weiter bearbeitet, dafür war die Luft in der Nacht leider zu unruhig. Vielleicht
    versuche ich mich nochmal dran, wenn ich wieder auf dem Damm bin. Daher hier nur zwei Aufnahmen, bei f/10 mit 2m Brennweite
    aufgenommen. Einmal das Mare Humorum:

    RG610 und DMK31. Mit den Tonwerten bin ich noch nicht zufrieden, ich habe wahrscheinlich die Terminatornähe zu weit angehoben, der
    Übergang ins Dunkel ist ein wenig arg abrupt. Außerdem finde ich die Schärfe etwas komisch, sie wirkt fast übertrieben, obwohl ich
    nur wenig reingelangt habe (iirc 1,4|4|105 iterativer Gauss in Fitswork)


    Und einmal Jupiter samt Monden:

    Monde vlnr: Kallisto, Io, Ganymed, Europa. Auf Jupiter ist noch der Schatten von Io zu sehen.
    Soweit ich mich erinnern kann mit IR-Block aufgenommen. Die Monde sind mir eindeutig zu groß, aber wenn man sich das wüste Video
    dazu anschaut, wird klar, weshalb das so Riesenflatschen sind.


    Nun werde ich mich wohl doch mal genauer mit Okularprojektion beschäftigen müssen. Mit den gängigen Barlows kommt man bei
    dem System gleich auf Brennweiten, die aus meinem Garten heraus wohl nie Sinn machen werden (4 Meter aufwärts).



    Verschnuppte Grüße aus dem schweinegrippegefährdeten Augsburg :)
    Michael

  • Moin Michael,
    schon allein die Holzkiste ist ein Kommentar wert.
    Voll die Schatztruhe.


    Das Mondbild habe ich mir gestern daheim angeschaut.
    Obwohl es scharf ist, hat man den Eindruck,dass es irgendeine Art unschärfe besitzt.


    Hier in der Arbeit schaut das Bild um einiges besser aus.
    Komisch?


    Ich bin gespannt,was du noch so aus deinem Klevtsov rausholen wirst.


    Die Jupitermonde schauen in der Tat etwas groß aus.
    Macht aber nichts.
    Für die ersten Bilder sehr gelungen.
    Vielleicht kann man noch etwas mehr auf der Jupiteroberfläche sichtbar machen.


    Gruß


    Ingmar

  • Hallo,


    meine Gratulation. Solche Kisten kenne ich, die Russen machen`s eben auf Brutal. Mein Intes MN68 ruht in einem Kindersarg, anders kann man diese Riesenkiste nicht benennen....
    Die Mondaufnahme ist luftverschliert und hat eine Art Doppelkontur. Denkt man sie sich weg, dann scheinst Du eine sehr gute und extrem scharfe Optik zu haben, das kann man auch schon so sehen.


    Viel Erfolg damit
    wünscht
    Winfried

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